Systemschlau

  • Da mein Beitrag irgendwie nirgendwo richtig reinpasst, versuche ich es mal hier in dieser Kategorie.


    Was beim Vermögensaufbau ein großer Stolperstein ist finde ich ist die Intransparenz des Systems.


    Ähnlich wie es Steuerfallen gibt, ist das System so komplex und ich weiß auch gar nicht wie ich mir dieses Wissen aneignen kann.

    Wikipedia hilft da nicht weiter oder ist zu Zäh und es gibt auch so kein gutes Buch etc.


    Alles hängt irgendwie zusammen

    Rentenversicherung Punkt

    Krankenversicherung (Beiträge)

    ARLG 1 2 (Dauer, Höhe)

    Steuern allgemein,

    Sozialgesetzbücher

    Usw.



    Nehmen wir mal an, man wäre verheiratet.

    Der Mann und die Frau arbeiten beide viel im Angestelltenverhältnis, dennoch kommt letztendlich nicht so effektiv viel mehr dabei raus. Gut man hat zwar schon ein 2 oder 3 Hundert Euro pro Monat mehr, aber letztendlich haben beiden dann auch größeren Stress und Opfern ihre Gesundheit etc. Besser ist es minimalistischer zu leben und weniger zu konsumieren dafür die freie Zeit mehr zu genießen. Sprich nicht das maximale Geld rauszuholen, sondern der beste Kompromiss zwischen Einkommen, Freiheit.


    Wenn der Mann viel arbeitet, dann lohnt es sich z. B. gar nicht wirklich, wenn seine Frau zu viel arbeitet. Dann müsste das hohe Einkommen nur versteuert werden und netto bleibt auch nicht so viel mehr übrig, als wenn der Mann arbeiten würde und die Frau zu Hause bleibt und sie Ehegattensplitting betreiben. Dann haben sie zwar weniger Geld, dafür aber hat die Frau auch mehr Freizeit und ist z. B. besser gelaunt und kann gesund einkaufen, gesund kochen (keine Fertiggerichte) etc. und den Mann immer gut verwöhnen.

    Kann natürlich auch umgekehrt der Fall sein, dass die Frau arbeitet und der Mann putzt.



    Auch wenn beide Arbeiten.

    Gerade beim Ehegattensplitting ist es ja auch enorm wichtig, was man für eine Steuerklasse wählt, wenigen Nachzahlung. Oder wenn es sich erahnen lässt, dass ein Ehepartner bald arbeitslos wird. Dann hat das auch eine Auswirkung auf die Höhe des ARLG1.


    Oder wenn er in Elternzeit geht…. Der Einfachheit halber mal alles angenommen ohne Kinder, einfach nur mit dem Ehepartner.




    Oder wenn der Mann voll angestellt arbeite, dann die Frau 450 Euro verdient, dann bleibt mehr relativ betrachtet zwar weniger Geld am Monat übrig, aber dennoch ist das Aufwands Ertragsverhältnis besser als wenn der Mann voll Arbeit und die Frau z.B. 800€ verdienen würde. Denn dann wird auch der Krankenversicherungsbeitrag teurer und letztendlich zahlen sie mehr ins System ein und haben prozentual weniger ganzheitlich relativ betrachtet an Zeit und Geld zur Verfügung.



    Das war mal ein Beispiel, wo ich erkannt habe, dass sich mit etwas weniger Geld zufriedenzugeben, dafür aber weniger ins System einzahlen zu müssen eigentlich schlauer ist als dann mit 40 ein Herzinfarkt oder Burnout zu haben für vielleicht 300 Euro netto als Paar mehr pro Monat.



    Oder man arbeitet hat, zahlt 42 % Steuern und hohe Krankenkassenversicherungsbeiträge und spart viel Vermögen an. Dann wird man arbeitslos, ist unter 55 und nach 1 Jahr bekommt man kein Arlg1 mehr und auch kein Arlg2, da man all die Jahre des Verzichtes zu viel Vermögen angespart anstatt verkonsumiert hat.



    Es gibt da durchweg viele „dumme Regelungen im System“ in die fleißigen Menschen, die das Maximale an Geld herausholen wollen „hereinfallen“. Der fleißige wird in Deutschland sowieso tendenziell bestraft, habe ich so das Gefühl.


    Schlauer wäre es da, die jeweiligen Grenzen des Systems zu kennen und es sich dann dort gemütlich einzurichten, wo man als Ehepaar oder Single dann das vorgegebene Ziel mit den minimalsten Mitteln erreichen kann.



    Ich habe immer mehr das Gefühl, dass das ganze System so komplex und intransparent bewusst gemacht wurde und so viele Nebelkerzen wie möglich beinhaltet, damit die ganzen „Lemminge“ einfach nur laufen und am Ende prozentual mehr bezahlen aber nur verhältnismäßig weniger relativ betratet erwirtschaften.


    Das bezieht sich nur nicht nur rein auf die Steuer, die Fehler, die ich begangen habe. Ich war halt "systemdoof" und habe die ganzen Zusammenhänge nicht verstanden.



    Es ist mir schon mehrfach passiert, dass ich aus Unwissenheit etwas nicht beantragt habe, oder zu spät gehandelt habe oder falsch gehandelt habe. So habe ich mir schon einiges Geld, Weiterbildung, Vorteile auf der Arbeit usw. welches mir rechtlich zustehen würde, aus Unkenntnis entgehen haben lasse.


    Auch habe ich aus Unwissenheit die Art des Geldes falsch eingeschätzt. Da hätte es Freibeträge gegeben, die nicht angerechnet werden, oder in einer anderen Höhe angerechnet werden usw.


    So bin ich von total falschen Tatsachen ausgegangen und habe nichts beantragt, eingesprochen bzw. nichts oder zu spät unternommen.



    Die erste Kunst ist das System zu erkennen, den Zusammenhang zwischen den ganzen Gesetzen etc. zu erkennen und dann alles kritisch zu hinterfragen, wann und wo und wie lohnt es sich zu sprinten und wo verzichtet man lieber etwas, um dann letztendlich zwar niemals den großen Diamanten einzusammeln, aber auf dem Weg darin ganz bequem viele kleine Edelsteine eingesammelt zu haben und seinen Körper nicht „verheizt“ zu haben.



    Deswegen eine allgemeine Frage. Wie hängt das“ ganze System zusammen“ und welche „Fallen“ fallen dir sonst noch so ein, in die man stolpern könnte.
    Das Ziel soll wie gesagt nicht sein, das Maximale an Euro herauszuholen, sondern das Maximale an Geld im Verhältnis an Zeit als Ehepaar.



    Die ganzen Gesetze, Reglungen usw. zu lesen, bringt halt auch nicht wirklich etwas. Da wäre man ja das halbe Leben mit Lesen dran und hätte es dann wohl wieder vergessen.


    Mir ist bewusst, dass man im Forum hier nur kurz auf die wichtigsten Zusammenhänge und Stolpersteine eingehen kann.

    Gibt es einen Ort, Studiengang etc., damit das Ganzheitlich das System versteht?


    Wo kann man die wichtigsten Zusammenhänge des Systems erlernen?


    Falls du eine Idee hast, mit welcher Vorgehensweise man die „Systemschlauheit“ erlernen kann, wäre ich dir sehr dankbar.





    Danke für eure Antwort

  • Hallo natama1,


    beim ersten Lesen dachte ich, ach der Arme. Aber natürlich stellen Sie sich wichtige Fragen.


    Und zum Anfang einmal eine aufbauende Antwort: Sie sind für sehr viele Menschen dieser Welt auf der glücklichen Seite des Lebens, dass Sie sich diese Fragen überhaupt stellen können. Wenn Sie mit hungrigem Magen ins Bett gehen und nicht wissen, ob es morgen etwas zu essen gibt, oder ob es die Nacht einen Bombenangriff gibt oder nicht, kommen Sie garantiert nicht auf diese Fragen. Seien Sie sich Ihrer Privilegien immer bewusst. Das gibt schon einmal eine Grundzufriedenheit.

    Deswegen eine allgemeine Frage. Wie hängt das“ ganze System zusammen“

    Mögliche Antworten auf diese Frage füllen Bibliotheken und eine endgültige Antwort wird es nie geben. Das „System“ hat nämlich noch die Perfidie, sich laufend zu verändern.

    Wo kann man die wichtigsten Zusammenhänge des Systems erlernen?

    Im täglichen Leben – meine ich ernst. Und wenn eine Frage aufkommt, versuchen, eine Antwort zu finden.

    Falls du eine Idee hast, mit welcher Vorgehensweise man die „Systemschlauheit“ erlernen kann, wäre ich dir sehr dankbar.

    Das „System“ ist nicht schlau, nur einzelne Menschen in ihm sind schlauer als andere.

    Als Rat kann ich nur Horaz zitieren: carpe diem. (https://de.wikipedia.org/wiki/Carpe_diem)


    Gruß Pumphut

  • Da hilft nur lesen lesen lesen.

    Ich habe mir ziemlich viel Wissen über die genannten Bereiche angeeignet. Es hängt alles zusammen und man kann wenn man sich geschickt anstellt wirklich ohne großen Aufwand an Steuern und Sozialversicherung jede Menge Geld verdienen, dazu muss man aber auch einen gewissen Grundstock an Kapital haben und seine Einkünfte steuern (in die Zukunft verlagern) und vertragliche Angelegenheiten korrekt regeln.


    Man kommt deshalb nicht daran vorbei die Gesetze zu lesen.

    Die Sozialversicherungen haben auch teilweise Erklärungsseiten für die Mitarbeiter, da sind manche Dinge besser zu verstehen.


    z.B. Rentenversicherung

    https://rvrecht.deutsche-rente…I%2Fpp_0001_25&nn=1505748

  • Zitat

    Beim ersten Lesen dachte ich, ach der Arme. Aber natürlich stellen Sie sich wichtige Fragen.

    Und zum Anfang einmal eine aufbauende Antwort: Sie sind für sehr viele Menschen dieser Welt auf der glücklichen Seite des Lebens, dass Sie sich diese Fragen überhaupt stellen können....

    Seien Sie sich Ihrer Privilegien immer bewusst. Das gibt schon einmal eine Grundzufriedenheit.

    Danke Vielmals. Das sind weise Worte. So habe ich das nicht wirklich betrachtet. Ich hatte mich tendenziell fälschlicherweise in der Opferrolle der Systemkomplexität gesehen. Das teure Lehrgeld, was ich direkt und indirekt bezahlt habe, ist natürlich immer noch weniger schlecht als alternativlos "System gefangen" zu sein.


    Das könnte eigentlich viel mehr Menschen in D erreichen, die Privilegien zu haben.
    Ich halt nichts von übertriebenem Frugalismus. Aber ich lebe sehr minimalistisch, weit unter meinen Verhältnissen. Unnötiger "Konsumgruppenzwang" nur weil etwas der Nachbar hat und teure Statussymbole brauche ich nicht wirklich.
    Deshalb brauche ich von Grund aus weniger und bin nicht in einer "Zwangslage" das Maximale an Geld verdienen zu müssen, damit maximale Steuern bzw. Abgaben bezahlen zu müssen usw....
    Somit bleibt mehr Zeit über das System nachzudenken und sich darin so gut es geht eben zu positionieren.
    Vielleicht noch ein allgemeiner Tipp an andere. Anstatt eine Werbung anzuschauen, sich besser etwas in der Richtung "systemschlau" durchzulesen. Auch wenn es nicht direkt hilft, immerhin wird man dann nicht vom Konsum gelenkt.
    Wenn man mal versteht, dass das "konsumgelenkte Wirtschats -und Marketingsystem in unseren Breiten über dem eigentlichen System" einen auch permanent zum unnötigen Konsum und in dessen Abhängigkeit lenken will, dann macht man sich freier.
    Man muss akzeptieren, dass man nie alles haben kann und auch vor allem gar nicht braucht!
    Permanent kritisch zu hinterfragen, was man wirklich braucht, ohne geizig zu sein, dann ist man schon mal weniger abhängig und hat mehr Zeit über das System nachzudenken und systemschlau zu werden.

  • Nun wird das "Ehegattensplitting" inzwischen sehr kritisch gesehen. Und wenn die "Ehefrau" nicht arbeitet, weil es sich finanziell nicht lohnt, steht sie bei Trennung ohne oder mit wenig Rente da. Alternativ kann sie vereinbaren, dass monatlich ein bestimmter Betrag für ihre Altersvorsorge verwendet wird, wenn sie zuhause bleibt. Die 300 Euro "mehr" würden dann in einen ETF-Sparplan für die Frau eingezahlt werden.


    Ich finde es völlig legitim, wenn jemand sich bewusst entscheidet, auf Geld zu verzichten, um mehr Freizeit zu haben. Er sollte dann aber das ganze Bild im Kopf haben. Wie wirkt sich das auf seine Rente aus? Kann er auch mit weniger Geld so Prioritäten setzen, dass noch Geld da ist, um es für eine zusätzliche Altervorsorge anzusparen? Wenn man sehr minimalistisch lebt, ist das sicherlich ein großer Vorteil, weil dann auch die Ansprüche im Alter nicht so groß sind.

  • Nun wird das "Ehegattensplitting" inzwischen sehr kritisch gesehen. Und wenn die "Ehefrau" nicht arbeitet, weil es sich finanziell nicht lohnt, steht sie bei Trennung ohne oder mit wenig Rente da. Alternativ kann sie vereinbaren, dass monatlich ein bestimmter Betrag für ihre Altersvorsorge verwendet wird, wenn sie zuhause bleibt. Die 300 Euro "mehr" würden dann in einen ETF-Sparplan für die Frau eingezahlt werden.


    Ich finde es völlig legitim, wenn jemand sich bewusst entscheidet, auf Geld zu verzichten, um mehr Freizeit zu haben. Er sollte dann aber das ganze Bild im Kopf haben. Wie wirkt sich das auf seine Rente aus? Kann er auch mit weniger Geld so Prioritäten setzen, dass noch Geld da ist, um es für eine zusätzliche Altervorsorge anzusparen? Wenn man sehr minimalistisch lebt, ist das sicherlich ein großer Vorteil, weil dann auch die Ansprüche im Alter nicht so groß sind.

    Mit Verlaub, die entstehende Rentenlücke bei Unterbrechungen im Erwerbsleben durch den Ehegatten auffüllen zu lassen, geht am eigentlichen Problem arg vorbei. Durch den Versorgungsausgleich werden im Falle der Scheidung beide Ehegatten (rententechnisch) so gestellt, als hätten sie während der Ehezeit gleich verdient und eingezahlt. Also könnte der eine Ehegatte genauso gut für sich vorsorgen und man wäre im Scheidungsfall ebensoweit.


    Der springende Punkt ist, dass sich ggf. ein Ehegatte zeitweise aus dem Erwerbsleben zurückzieht. Damit können Karriere etc. entfallen. Dann den Weg zurück ins Arbeitsleben zu finden, da liegt die Schwierigkeit.


    Der Vorschlag mit der privaten Vorsorge für den Partner schafft in der Regel Beratungsbedarf und führt zu Provisionen/Honoraren.