Der "richtige" ACWI ETF

  • Liebes Forum,


    ich würde gerne eine größere Summe für die Altersvorsorge in einen ACWI-ETF über die DKB investieren. Der ETF-Rechner bei Finanztip schlägt mir folgenden ETF vor: LU1829220216 (https://www.justetf.com/de/etf…sin=LU1829220216#overview). Ich habe gemerkt, dass der ETF eine TER von 0,45% hat. Nach einer kurzen Recherche habe ich diesen hier gefunden: IE00B6R52259 (https://www.justetf.com/de/etf…jPgaAkfqEALw_wcB#overview) der eine Gesamtkostenquote von 0,2% hat. Im direkten Vergleich fallen mir sonst keine Unterschiede zwischen den beiden Fonds auf.


    Frage 1: Aus welchem Grund hat Finanztip ersteren ETF empfehlen? Seht ihr ein Risiko, den zweiten als Standbein der Altersvorsorge zu wählen?


    Frage 2: Würdet ihr aktuell einen größeren Betrag als Einmalinvest tätigen oder würdet ihr aktuell eher in beispielsweise 4 Tranchen im Abstand von 2-3 Wochen investieren (ich bin aktuell 28 Jahre alt und habe somit noch einen langen Anlagehorizont)?


    Besten Dank für die Hilfe! Und einen wunderschönen, sonnigen Tag euch! :)

  • Warum nicht den Vanguard FTSE All World (IE00BK5BQT80)?

    Ist etwas breiter aufgestellt als ein MSCI ACWI ETF und hat eine TER von 0,22.

    Auch den iShares MSCI ACWI ETF würde ich bedenkenlos für ein Langzeitinvest empfehlen.


    Rein statistisch ist ein Einmalinvest besser:

    500.000 Euro investieren / All-In oder auf Raten? - Finanzen? Erklärt! (finanzen-erklaert.de)


    Ich bin als Neueinsteiger gestaffelt eingestiegen (und habe dabei Rendite liegen lassen!). War aber für meinen Seelenfrieden besser. ;)


    PS: Irgendwann bist Du voll investiert und dann kommt die nächste Krise um die Ecke.

    Bei einem Anlagehorizont von 30 Jahren wird es wohl letztlich egal sein, ob 'All-In' oder auf 6 Monate verteilt.

  • Der von Lyxor ist synthetisch. Ich habe selbst den IShares, würde also defintiv den empfehlen, zumal dieser physisch ist.

    Warum FT den Lyxor empfiehlt weiß ich nicht.


    Ich würde alles in eins investieren. Ist statistisch gesehen die bessere Wahl. Aber wenn du dich wohler mit Tranchen fühlst, nimm die Tranchen. Bei deinem Anlagezeitraum ist es ziemlich egal

  • Das Thema "Seelenfrieden" würde ich nicht unterbewerten und daher verteilt investieren.


    Ich würde alles in eins investieren. Ist statistisch gesehen die bessere Wahl.

    Die Regel "Sell in may and go away" lässt sich auch statistisch klar beweisen. Demnach besser bis September warten.

    Die Mathematik macht immer nur wenn-dann-Aussagen, also muss man auf die Annahmen gut achten.


    Physisch oder synthetisch ist mir weniger wichtig. Das ist Geschmackssache.

  • Die Regel "Sell in may and go away" lässt sich auch statistisch klar beweisen. Demnach besser bis September warten.

    Bitte solche Aussagen mit entsprechenden Untersuchungen belegen. Sollte ja kein Problem sein, wenn es, wie Du schreibst 'statistisch klar bewiesen' ist. ;)

    In den letzten Jahren wäre 'sell in may...' auf jedem Fall eine sehr blöde Idee gewesen!

  • Der wichtigere Satz war der Satz danach, der sinngemäß "Glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast" bestätigt. So wie sich die Regel klar beweisen lässt, lässt sie sich eben auch klar widerlegen. Je nach Zeitraum, Index etc.


    Grundproblem ist der kurze Zeitraum, für den Daten vorhanden sind. 100 Jahre ergeben1200 Datensätze. Da fängt kein ernsthafter Statistiker an.


    Und selbst wenn Du es rechnerisch zeigst, kommt danach die Interpretation. Früher habe ich meine Position auch über die Sommerferien glatt gestellt, da ich im Urlaub keine Möglichkeit hatte, zu handeln. Heute geht das von Strand aus. Ist das die Ursache, dass diese Regel in den letzten Jahren weniger funktioniert hat? Oder ist es nur Zufall, weil einige negative Ausreißer alle Durchschnitte verzerren? ...

  • Hornie

    Sorry, aber Du hattest geschrieben: "Die Regel "Sell in may and go away" lässt sich auch statistisch klar beweisen."

    Entweder läßt sich etwas klar beweisen, oder eben nicht! ;)


    Zumindest auf Basis des S&P 500 Index (zurückgerechnet bis 1872) gibt es über diese 150 Jahre keinen Beleg dafür, dass sich 'Sell in in may and go away, but remeber to come back in september' positiv auf die Rendite gegenüber einem konsequenten 'Buy-and-hold' ausgewirkt hätte.


    Fazit: "Am besten wäre es allerdings gewesen, gar nicht zu verkaufen. Über den gesamten Zeitraum seit dem Jahr 1872 lag die Wertentwicklung bei 9,2 Prozent"


    Quelle: Börsenweisheit im Check Sell in May? Neue Studie mit Langzeitbetrachtung (fondsdiscount.de)

    Früher habe ich meine Position auch über die Sommerferien glatt gestellt, da ich im Urlaub keine Möglichkeit hatte, zu handeln.

    Ja, und genau das haben auch viele andere Anleger getan und damit selbst dafür gesorgt, dass diese Börsenregel einst funktioniert hat! ;)

    Es bringt aber nix, in den Rückspiegel zu schauen. Seit über 20 Jahren tritt der Effekt nachweißbar nicht mehr auf.

  • Statistisch war die Einmalinvestition erfolgreicher, weil die Aktien statistisch langfristig gestiegen sind. Die schönste Statistik hilft dem anlegenden Individuum aber nix, wenn ausgerechnet in seinem Fall der nächste Mini-Crash nächste Woche kommt. Daher ist der Einstieg in Tranchen eine vernünftige Methode, um Chance und Risiko zu reduzieren. Man darf aber natürlich auch zocken, nur empfehle ich das nicht bei ernsthaften Beträgen für die Altersvorsorge. ;)

  • Nicht nur aus statistischen Gründen. Grundsätzlich investieren wir am Aktienmarkt weil wir glauben, dass die Kurse steigen. Wenn das langfristig gilt, muss es grundsätzlich auch für kürzere Zeiträume meistens gelten. (Ganz wilde Renditeverteilungen in denen das anders wäre, sind aus statischen Gründe als unwahrscheinlich einzustufen)


    Ich würde auch aus psychologischen Gründen tendenziell zum Einmaleinstieg raten. Klingt erst einmal paradox weil mit der Begründung häufig das Gegenteil empfohlen wird. Der Punkt ist aber, dass man den Einstieg auch tatsächlich durchziehen muss. Wenn der Plan ist alle 3 Monate 100 000€ zu investieren und jedes Mal stehen die Kurse noch tiefer...Hand aufs Herz, wer ist sich wirklich sicher dass er das durchzieht? Mit der Einmalanlage muss man nur ein einziges Mal kaufen und dann nur noch den Verkauf vermeiden.

  • Ja, und eine Einmalanlage ist auch nicht das ungünstigste mögliche Szenario. Du kannst auch über mehrere Monate verteilt in den Markt einsteigen und just in dem Moment, in dem Du zu 100% investierst bist, laufen die Kurse gen Süden.

    Wer ab Frühjahr 2021 über ein paar Monate verteilt eingestiegen ist, weiß sicher was ich meine! :)

    Dann aber bitte auch nicht argumentieren, dass eine Einmalinvestition statistisch besser wäre.

    Da stimme ich Dir zu. Rein rational betrachtet ist die Einmalinvestition besser. LebenimSueden bringt es ja auf den Punkt.

    Nur, braucht es auch an der Börse eine 'Eingewöhnungsphase'. Das schlimmste wäre ja, voll zu investieren und dann nach einem kräftigen Kursrutsch die Nerven zu verlieren und auszusteigen. Ich weiß nicht, ob ich nach meinem Einstieg 2019 nach dem Corona-Crash so entspannt geblieben wäre, wenn ich mein gesamtes freies Kapital zu diesem Zeitpunkt investiert gehabt hätte.

    So konnte ich mich erstmal daran gewöhnen, was es in mir auslöst, wenn das Depot 30% im Minus steht.

    Inzwischen juckt es mich gar nicht mehr, obwohl der absolute Betrag, den ich in den letzten 6 Monaten wieder 'verloren' habe, größer ist, als meine gesamte Investition von 2019.

    Ich freue mich sogar darüber, dass ich aktuell für jede Sparplanausführung mehr Anteile erhalte.

    Ich kann es eh nicht ändern, was an den Märkten passiert.

  • Ich möchte nicht zu weit vom Thema abdriften, aber wer die Einmalanlage als optimal propagiert, muss dies konsequenterweise auch beim Ausstieg anwenden, oder? Falls jemand am 31.12.2022 alle seine Ersparnisse braucht, weil er z.B. auf eine einsame Insel auswandern will, auf der nur Bargeld akzeptiert wird: Dann soll er bis zum letzten Tag warten mit dem Verkauf seines Welt-ETF? Und nicht vorher Gewinne sichern und Risiko reduzieren?

  • Ich erkläre das immer so, dass die Märkte langfristig steigen. Insofern nimmt man sich diese Chance bei der Staffelung.


    Abseits von der Statistik muss dann halt jeder selbst wissen, wie er mit z.B. mit einem potenziellen 20%-Rückgang wie in diesem Jahr umgeht.

  • Ich möchte nicht zu weit vom Thema abdriften, aber wer die Einmalanlage als optimal propagiert, muss dies konsequenterweise auch beim Ausstieg anwenden, oder?

    Je länger jeder € investiert ist ums so mehr näher sich die Rendite dieses € der langfristigen 'Marktrendite' an. Die Frage ist halt, was langfristig wirklich bedeutet. Für Manche bedeutet das 10-15 Jahre. :/

    Ich für meinen Teil, sehe mein ETF-Depot als Investition auf Lebenszeit. Im Optimalfall, läuft das Depot bis zu meinem Tod. Möglicherweise ziehe ich dann in 30 Jahren Geld aus meinem Depot, dass diesen Monat investiert habe.

    An der Börse gewinnt langfristig der, der auch langfristig dabei bleibt. Und ja, man kann auch kurzfristig Gewinne machen. Das hat dann aber nichts mit passiven 'Buy-and-Hold' zu tun.