Zwei kombinierte BU-Versicherungen sinnvoll?

  • Hallo zusammen,

    ich (Anfang 30, ledig, Ingenieur) beschäftige mich gerade mit dem Thema BU-Versicherungen. In diesem Zuge würde mir vorgeschlagen anstatt einer BU-Versicherung (Rente 2500) besser zwei BU-Versicherungen mit Renten von etwa 1000€ und 1500€ abzuschließen. Der Hintergedanke soll sein, durch die Kombination zweier Versicherungen die Nachteile der einzelnen Versicherungen zu kompensieren. So soll bspw. eine höhere Flexibilität hinsichtlich der Nachversicherungsoptionen bestehen. Außerdem könnte nur eine der Versicherungen mit einem AU-Baustein ausgestattet und so kosten gespart werden. Weitere unterschiedliche Gestaltungspunkte könnten die Laufzeit, die Leistungsdauer oder die Dynamik sein...In Summe sollen beide Tarife minimal teurer sein als ein einzelner (da doppelte "Grundkosten" dafür jedoch eine bessere "Absicherung" und "Flexibilität" bieten. Je nach Entwicklung könnte bei zukünftig gegebener Absicherung beide gekürzt oder eine einzelne abgestoßen werden....

    Persönlich war meine solche Strategie bislang nicht bekannt, jedoch wirken die Argumente auf den ersten Blick durchaus sinnvoll/interessant. Mich würde daher interessieren, ob euch solch kombinierte Lösungen bekannt sind oder ob es eher eine Masche ist möglichst viel Provision zu kassieren. Ich würde mich über eure Meinungen diesbezüglich freuen. Was dürfte aus eurer Sicht eine Lösung mit 2500 Rente kosten? oder sollte man die Rente in jungen Jahren eher noch niedriger halten und diese zukünftig hochschrauben wenn eine Immobilie und ähnliches ansteht? Ich freue mich auf eure Feedback!

  • Axel Fouly

    Hat den Titel des Themas von „Zwei kombinierte BU-Versicherungen sinnvolle?“ zu „Zwei kombinierte BU-Versicherungen sinnvoll?“ geändert.
  • Ich halte das Vorgehen definitiv für sinnvoll. Ich würde dir auch empfehlen, eine Dynamik von zwei bis drei Prozent einzubauen und evtl. die Option der Höherversicherung.


    Je älter du wirst desto wahrscheinlicher ist es, dass du die BU brauchst. Und in 20 Jahren haben 2.500 Euro ja nicht mehr die Kaufkraft wie heute.

  • Hallo Axel Fouly (schönes Pseudonym übrigens, Beverly Hills Cop Axel Foley lässt grüßen :) ), Ihre Frage ist nicht so einfach im Sinn von "besser zwei Versicherungen" oder "besser ein Vertrag" zu beantworten. Ausführlich wird das Thema auf unserer Website beschrieben, einfach dort mal nach "Antrag Berufsunfähigkeit – Aufteilung auf zwei Gesellschaften?" suchen. Ich kann darauf nicht verlinken, andere schon.


    Hier eine kurze Zusammenfassung der generellen Vor- und Nachteile:


    Vorteile Aufteilung BU auf zwei oder mehr Gesellschaften

    • Doppelte bzw. mehrfache Aufstockungs- bzw. Nachversicherungsmöglichkeiten ohne Gesundheitsprüfung. Allerdings sind spätere Erhöhungen aufgrund des dann höheren Eintrittsalters immer teurer, als ein höherer Abschluss direkt zu Beginn.
    • Ggf. gezielte Vermeidung einer ärztlichen Untersuchung (ab 2.500 EUR), die wiederum Vor- und Nachteile hat.

    Vermeintliche Vorteile, die ich so nicht bestätigen kann

    • „Der Rückversicherer macht bei BUs über 2.500 EUR immer Probleme“
    • „Kleinere BUs werden einfacher / schneller bewilligt"
    • „Risikostreuung – einer wird dann schon zahlen, wenn einer nicht leistet, leistet vielleicht der andere Anbieter“

    Nachteile einer Aufteilung der Berufsunfähigkeitsversicherung auf zwei Gesellschaften

    • Im Leistungsfall doppelter Stress mit mit Antragsformularen, Gutachtern etc. von zwei Gesellschaften.
    • ggf. keine ärztliche Untersuchung (die eine BU ggf. "belastbarer" macht).
    • Manchmal gibt es einen Anbieter, der zu den Anforderungen des Kunden und vom Preis-/Leistungsverhältnis besonders gut passt („Mercedes zum VW Preis“). Diese Vorteile werden verwässert, wenn man die BU splittet.

    Was sich mir aus Ihrer Fragestellung nicht erschließt, ist welchen Vorteil es haben soll, wenn nur eine der beiden BUs mit einer Arbeitsunfähigkeitsklausel abgeschlossen wird. Wenn man durch eine AU Klausel schneller Geld bekommen möchte, wieso dann nur die Hälfte?


    Bei Laufzeit, Leistungsdauer und Dynamik (Leistungsdynamik oder Beitragsdynamik?) sehe ich ebenfalls keinen Sinn darin, beide Verträge unterschiedlich zu konfigurieren. Eine BU über 2.500 EUR kann man später auch durch eine Teilkündigung auf 1.250 EUR reduzieren, das Argument höherer Flexibilität kann ich deshalb nicht nachvollziehen.


    Die Kosten unterscheiden sich nicht, egal ob man eine BU über 2.500 oder zwei BUs über je 1.250 EUR abschließt. Beitrag und BU Rente bilden eine lineare Funktion, 1.250 EUR kosten also ziemlich genau die Hälfte des Beitrags einer BU über 2.500 EUR. Deshalb dürfte das auch keine "Masche, um möglichst viel Provision zu kassieren" sein - die Vergütung des Vermittlers wird durch zwei Verträge normalerweise nicht mehr.


    "Rente in jungen Jahren eher noch niedriger halten und diese zukünftig hochschrauben wenn eine Immobilie und ähnliches ansteht" macht die Sache für Sie unnötig teurer. Schließt man z.B. 1.000 EUR BU Rente erst in 5 Jahren ab, dann kostet diese zusätzliche BU bis 67 aufgrund des dann höheren Eintrittsalters genau so viel, wie wenn man direkt von Anfang an 1.000 EUR mehr abgesichert hätte. Sie verlieren in dem Beispiel also 5 Jahre Schutz ohne einen wirklichen Vorteil. Siehe dazu ausführlich "BU wann abschließen?" auf unserer Website mit Rechenbeispielen und "Ich warte, bis ich ein Haus und Kinder habe" bei unseren "BU Mythen".


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  • Vielen Dank für die Rückmeldung und Ihren Input. Es beruhigt grundsätzlich zu hören, dass eine kombinierte BU-Lösung durchaus üblich und auch zweckdienlich sein kann, und nicht zwingend eine "Abzocke" ist. Ob eine kombinierte Lösung für mich konkret geeignet ist und welche Parameter zu wählen bzw. zu variieren sind, werde ich für mich noch näher hinterfragen müssen. Gibt es grundsätzliche Faktoren, anhand deren man als "Laie" beurteilen/einschätzen kann, wann eine einzelne und wann eine kombinierte Lösung besser zu einem passt?

  • Wichtiger als die Frage eine oder zwei Versicherungen wäre für mich die "richtige" Konfiguration (Nettoeinkommen bis 67, 3% Leistungsdynamik, ggf. AU Klausel) und ein (oder zwei) passende Anbieter mit hoher Leistungswahrscheinlichkeit und einem für Ihren konkreten Beruf guten Preis-/Leistungsverhältnis.

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