Job kündigen wegen Unfähigkeit des Abteilungsleiters

  • Hallo,


    Ich arbeite seit 14 Jahren in einem kleinen Betrieb. Jeder kennt sich usw. Ich arbeite da gerne und liebe meinen Job. Mein großer Chef hat eine befreundete Ein-Mann Firma aufgekauft. Der ehemalige Geschäftsführer ist seit 2 Jahren mein Abteilungsleiter. Durch Corona und 8-Monate Elternzeit bin ich nicht wirklich in Kontakt mit ihm gewesen. Seit ich wieder arbeite gibt es viele Probleme. Ich ärgere mich so ziemlich jeden Tag, wenn ich auf Arbeit bin.

    • Es werden wichtige Unterlagen (Elternzeitanträge, Stundenliste, Krankenscheine teilweise auch Rechnungen) nicht an die Buchhaltung weitergegeben. Nach mehrfacher Aufforderung kommt nur ein "ich habe wichtigeres zu tun"
    • Ich werde auf Arbeit bestellt (habe eigentlich Homeoffice) weil angeblich viel zu tun ist, was ich nur in der Firma machen kann, sitze dann aber fast dann ganzen Tag rum, weil eben nichts da ist. Nachhause fahren lohnt nicht bei fast 90 Minuten Fahrzeit.
    • Auf Hinweise wird nicht reagiert, in Meetings werde ich wie ein Kind behandelt, oftmals subtile beleidigt (es ist bekannt, dass er Frauen nicht positiv gegenübersteht) "Das kannst du eh nicht" war noch der netteste Ausdruck.
    • Er stellt seine Arbeit nach oben als perfekt und Fehlerfrei hin. Wenn dann aber was an Problemen durchsickert waren die anderen schuld. Er will auch, dass alle Themen über seinen Tisch gehen, damit auch ja nichts zum Chef vordringt.
    • Was für mich das schlimmste ist: als Normenbeauftragte bin ich mit für die Einhaltung von Richtlinien (EMV, CE, Risikobeurteilung usw.) zuständig. Mein Fachwissen ist ihm egal. Produkthaftung ist ihm egal. Er macht es so, wie in seiner alten Firma. Es ist ihm auch egal, dass es nicht gesetzeskonform (illegal und strafbar) ist.
    • Er droht mir auch regelmäßig damit, keine Gehaltserhöhung zu bekommen oder gekündigt zu werden, weil ich einen hohen Krankenstand hätte. Offiziell sind es 29 Tage (11 Tage ich Krank / 18 Kita zu wegen Corona), da ich aber in der Elternzeit nur an Montag und Freitag gearbeitet habe, man jedoch gleich die ganze Woche krankgeschrieben wird, sind es eigentlich nur 5 Tage.

    4 Personen haben, seit er die Abteilung hat, wegen ihm gekündigt. Zwei weiter, die nicht mal zur Abteilung gehören, aber mit ihm zusammenarbeiten, haben es vor - und das bei knapp 25 Personen im Betrieb. Alles Top Leute. Nach oben hin hat er gesagt, sie wären wegen dem Gehalt gegangen. Intern haben die Leute aber gesagt, sie sind wegen ihm weg und sind einfach nicht mehr mit ihm klar gekommen.


    Ich bin seit einigen Tagen gesundheitlich angeschlagen, mir wird richtig schlecht und ich bekomme Herzrasen, wenn ich nur an meinen Arbeitsplatz und den Abteilungsleiter denke.

    Eine Beraterin der ARGE hatte gesagt, ich solle mich Krankschreiben lassen und ein Attest vom Arzt vorlegen, in dem mir die Kündigung empfohlen wird.

    Ich finde es nicht richtig wegen Krankheit zu kündigen, da so ja nie der wahre Grund rauskommt. (Ich fühle mich schon verpflichtet dem Geschäftsführer und meinen Kollegen zu sagen, was so alles in der Abteilung schief läuft. Und da ich nicht mit ihm reden soll/darf ist diese der einzige Weg. Inoffiziell kennen meine Kollegen die "Schwachstellen" aber verständlicherweise redet niemand darüber.

    Hier im Forum lese ich immer wieder, dass der Arbeitgeber wegen Vertrauensbruch, Mobbing, Krankheit, Unfähigkeit usw. einen Arbeitnehmer kündigen kann. Aber ist die Unfähigkeit des Abteilungsleiter und mein fehlendes Vertrauen in seine Tätigkeiten (und ihn als Mensch) für mich als Arbeitnehmer auch ein ebenso legitimer Kündigungsgrund? Ich weis, man muss die Kündigung beim Arbeitgeber nicht begründen, aber wie sieht es bei den Punkten mit einer Sperrzeit aus? Oder kann ich bei der ARGE das Attest vom Arzt vorlegen und lasse meinen Arbeitgeber unfairerweise im Unklaren?

    Ich bin jetzt in der Zwickmühle, da meine Kinder auch gerade in den kommenden Monaten in die Grippe bzw. Kita wechseln. Ich weis gar nicht ob ich genau in der Eingewöhnung der Kinder einen neuen Job mit der gleichen Power beginnen könnte. Durchhalten und Arbeitssuchend oder Kraft tanken und Arbeitslos?


    p.s. Mein alter Chef, wird den Abteilungsleiter nicht versetzen bzw. kündigen, oder anderweitig auf ihn einwirken. Er braucht sein Fachknowhow. Ich kann auch nicht in eine andere Abteilung wegen meinem Knowhow.


    Danke, dass ihr euch mein Geseier anhört. Vielleicht hat ja jemand ein Tipp für mich.

  • Ich hatte auch mal einen Job im Normenbereich. Ich weiss wovon du sprichst. (EMV, CE, Konformitätsbewertungen usw)

    Weise schriftlich per Mail auf alles hin, was nicht gesetzeskonform ist. Dann ist er informiert und kann sich nicht herausreden.
    Unterscheibe nichts, was du nicht verantworten kannst.
    Erstelle die Konformitätsunterlagen und lass sie vom Entwicklungsleiter, vom Geschäftsführer usw. unterschreiben.
    Wenn kein Budget da ist, können Prüfungen hat nicht gemacht werden. Weise darauf hin usw..
    Dann hast du alles getan.
    Habe keine Angst, du bist nur angestellt. Wenn da was schiefgeht, rollen anderen Köpfe, die dafür verantwortlicher sind als du.


    Ich war damals dumm und bin selbst gegangen und neue Alternative. Ich hatte Schlafstörungen.
    Das würde ich heute nicht mehr so machen. Ich war feige und wollte keine Konfrontation.


    Ich würde mir mal Hörbücher bzw. Bücher bezüglich provokative Rhetorik, Schlagfertigkeit usw. zulegen und dem Vorgesetzten ordentlich kontra geben.

    Damals habe ich mich leicht mobben lassen und mir alles zu Herzen genommen. Würde mir das heute passieren wie damals, würde ich noch fieser zurückmobben und würde vermutlich vom Opfer zum Täter werden. Gefallen lassen würde ich mir nichts mehr.
    Lies mal etwas über passive Aggressivität

    Kündige doch mental und schau mal wie weit du den Boden spannen kannst.
    Mehr als gekündigt werden kannst du nicht. Gegen ein schlechtes Arbeitszeugnis kannst du auch klagen und auch da total penetrant vorgehen. Dann ändern sie es auch so. Kostet Zeit und Energie, wenn du dich immer beschwerst.

    Vielleicht geht es ja so weit, dass dein Vorgesetzter deine Schlagfertigkeit und provokative Rhetorik und passive Aggressivität nicht aushält ;)
    Ich bin für Friede, Freude, Eierkuchen, aber wenn mich jemand ankackt, dann kacke ich nun richtig zurück. Das musste ich erst erlenen.

  • Um bei einer eigenen Kündigung möglichst keine Sperrzeit zu erhalten:

    Bei der Agentur für Arbeit persönlich arbeitssuchend melden.

    Dort die Problematik ausführlich erklären.

    Rantasten, ob eine eigene Kündigung zu einer Sperrzeit führt, oder nicht.

  • Ich finde du solltest sehr genau in dich hineinhorchen und "rechtzeitig" reagieren. Wann der richtige Zeitpunkt ist das Unternehmen zu verlassen, kannst nur du beantworten.

    Ich war einmal in einer ähnlichen Situation und habe mir dadurch einige Zeit meine Gesundheit ruiniert. Ich hätte im Nachgang vermutlich früher reagieren sollen..

    Finde den Beitrag von Natama im Prinzip auch sehr gut, aber jeder Mensch ist anders.

    Wenn du die Kraft hierzu hast, kannst du es natürlich so probieren.


    Ich drücke dir die Daumen, die für dich richtige Entscheidung zu treffen.

  • Ich würde dir empfehlen, dich „wegzubewerben“.


    Bei Fragen im Vorstellungsgespräch des potenziell neuen Arbeitgebers kannst du dann sagen, dass du nach 14 Jahren eine neue Herausforderung suchst.


    Die Eigenkündigung zieht eine Sperre beim Arbeitslosengeld nach sich. Außerdem bist du dann beim potenziell neuen Arbeitgeber in einer schlechteren Verhandlungsposition.


    Hast du mal überlegt, dich bei Xing oder LinkedIn anzumelden? Dort kannst du auch von Headhuntern auf eine neue Position angesprochen werden.


    Bzgl. deiner Arbeitsbelastung und Gesundheit würde ich mit deinem Hausarzt sprechen. Vielleicht schreibt er dich krank. Dagegen kann dein Chef auch nichts machen.


    Ansonsten noch ein Tip für die Zukunft: Wenn du kündigst wirst du sehr wahrscheinlich ein Gegenangebot bekommen. Das findet in sehr angenehmer Gesprächsatmosphäre mit dem Chef statt und er fragt dich was du ändern solltest, damit du bei ihm bleibst. Die Beweggründe dafür solltest du im Vorfeld mal googlen. Ein Gegenangebot ist eine ziemlich Ver******e und nach dessen Annahme wird es eher schlimmer als besser.

  • Hallo negotialis,


    dass ist der entscheidende Satz:

    p.s. Mein alter Chef, wird den Abteilungsleiter nicht versetzen bzw. kündigen, oder anderweitig auf ihn einwirken. Er braucht sein Fachknowhow.

    Der Inhaber darf seine Firma vor die Wand fahren. Als Mitarbeiter bleibt einem in so einer Situation nur, schnell weg. Bleibt die Frage, wie realisieren. Der Königsweg ist sicherlich, sich aus einer ungekündigten Stellung mit bestem Zeugnis wo anders bewerben. Manchmal hilft schon für die psychische Gesundheit der Schritt, den Bewerbungsprozess zu starten und parallel in der alten Firma nur noch Dienst nach Vorschrift zu machen. Alles andere wie Krankschreibung oder Eigenkündigung hinterlässt Spuren in der Biographie und sollte nur der letzte Ausweg sein.


    Ich drücke die Daumen


    Pumphut

  • Hallo,

    Danke für eure Antworten. Ich werde einige der Vorschläge mal ausprobieren.

    Persönlich merke ich jedoch schon, dass die ganze Geschichte mir eine recht kurze "Zündschnur" verpasst hat. Ich hoffe ich komm da rechtzeitig raus, bevor meine Familie was abbekommt.


    Danke.

  • Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist im großen und ganzen immoment hervorragend. Wie es in deiner konkreten Branche ist kann ich natürlich nicht sagen aber es hört sich nach einer anspruchsvollen und verantwortungsvollen Aufgabe an, da findest du bestimmt ganz schnell was. Informier dich und schlag locker ca 20% mehr Gehalt bei einem anderen AG für dich raus. Wenn dein AG trotz der wenigen Mitarbeiter in solch einer Arbeitsmarktsituation nicht mit euch kommuniziert und ein Leistungsträger-Rindviech einfach schalten und walten lässt fällt die Kündigung doch leicht! Du kannst im übrigen gar nicht so einfach gekündigt werden, also einfach wärend der Jobsuche beim AG bleiben, runterschalten und erst mit dem neuen Job kündigen. Hört sich teilweise fast nach strafbarem Verhalten an, wenn du die Kraft hast lass dich beraten ob man da was erreichen kann aber ist sicher schwer vorallem wenn die anderen klugen Leute schon gegangen sind.

  • Beitrag 5: Sperre durch die Agentur für Arbeit.


    Nein, diese Aussage ist nicht korrekt.

    Eine eigene Kündigung zieht nicht automatisch eine Sperre mit sich.

    Deshalb nochmals: Arbeitssuchend melden, persönliches Gespräch, sein Leid klagen,

    und offen fragen wie eine Sperre vermieden werden kann.

  • Hallo negotialis,



    Als Mitarbeiter bleibt einem in so einer Situation nur, schnell weg.

    Das Problem ist halt nur, dass es irgendwo anders auch nicht garantiert besser, sondern anderes ist.

    Die gebratenen Tauben gibt es nirgend. Vielleicht wird es besser und falls ja, wie lange.
    Neue Stelle, bedeutet neue Einarbeitung. Man will sich von der besten Seite zeigen und leistet automatisch mehr und es kostet auch mehr Energie. Außerdem bedeutet neue Stelle auch neue Probezeit.

    Ich habe wie gesagt, den Fehler gemacht und bin gegangen.
    Ich war kurz gefühlt kurz vorm Burnout, habe mich aber nie krankschreiben lassen. Ich war zu eitel, hatte keine Berufsunfähigkeitsversicherung und hatte gedacht, wenn ich mich jetzt krankschreiben lasse wegen Burnout, bekomme ich auch sicher keine.
    Ich hatte alles ertragen. Auch, dass mit der Boss als unfähig von den andern in der Gruppe dargestellt hatte. Dabei war ich nicht unfähig. Ich konnte nicht arbeiten, weil mir keiner die gute Zuarbeit geleistet hatte und ich deshalb keine Resultate liefern konnte. Ich war zu freundlich und ich habe an das Gute in der Firme geglaubt und an das Teamwork der Mitarbeiter. Die wollten und konnte aber auch nicht richtig arbeiten und haben sich gedrückt. Alles in allem war es grausam und ich habe mich als looser betrachtet.
    Ich habe alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann. Ich habe Dinge persönlich genommen, ich hatte Angst vor Kündigung, ich hatte Angst Fehler zu machen. Ich war immer freundlich und zuvorkommend. Richtig wäre es gewesen, genau so ein "Drückeberger" wie die anderen zu sein und zu begreifen, dass 60 % der Arbeitskollegen einem auflaufen lässt. Diese 60% hätte ich auflaufen lassen sollen und hätte mich mit den 20-30 % gemeinsam verbünden sollten, die nett waren und gemeinsam hätten wir in der Gruppe dann unsere "Ziele duchgeboxt" bzw. uns gemeinsam auch gedrückt und die unsinnige Arbeit den anderen Mitarbeitern aufgelastet und uns für michts zuständig fühlen sollten.

    Wollte ich was von anderen, ware sie falsch freundlich und meinte. Ich helfe dir gerne. Damit ich dir aber helfen kann, brauche ich noch diese Info.... Letzendlich immer wenn ich etwas von ihren wollte, habe sie geschickt den Ball zurückgespielt und mir mehr Aufgaben aufgeladen.
    Kaum einer hat "sinnvoll" gearbeitet. Die Mehrheit hat sich gedrückt in dem sie falsch freundich die anderne ausgelastet hat mit sinnlosen Aufgaben. Mann wollte ja helfen, arbeiten, aber dafür benötigt man dann noch ersten zweiten drittens.....
    Oder es kamen immer Frage wie. Wie soll ich die Aufgabe genau erledigen. Dann war ich mehr beschäftigt zu beschreiben, wie die Aufgabe erledigt wird anstatt dass ich ein Resulat an Zuarbeit erhalten habe.
    Das war ein tolles "Drückebergerspielchen", das ich damals nicht durchschaut hatte.
    Ich hätte heute betrachtet ein super Gehalt bekommen für sehr wenig Arbeit.
    Ich hätte es einfach gehabt, wenn ich damals mental damit klargekommen wäre und geblieben wäre.
    Das wollte ich damals aber nicht, da ich dachte, das bringt langfristig nichts.
    Heute existiert die Firma immer noch und laut Xing sind auch noch 50% der Mitarbeiter da. Finanziell scheint das in der alten Firma gut zu funktionieren, obwohl eigentlich keine Produktivität entsteht und vieles auch im Graubereich lief. Die Produkte gibt es immer noch auf dem Markt und sie haben sogar einen sehr guten Ruf, was mir unerklärlich ist. Da ich ja weiss, dass nie nicht so viel taugen können. Sie entstehen unter kranken Bedingungen und der Qualitätsmanager, der immer noch auf der Position ist, der schläft den ganzen Tag vermutlich weiter und winkt alles durch.
    Was ich lernen musste, dass eine Firma, bei der 80% falsch läuft, dennoch wirtschaftlich irgendwie erfolgreich sein kann. Wie genau, verstehe ich nicht.

    Ich war jedoch sehr doof.
    Ich hatte so Angst, dass ich mich nicht krankschreiben lassen wollte, weil ich entdeckt hatte, dass ich keine Berufsunfähigkeitsversicherung hatte. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt und der Mehrfachagent, der Berufsunfähigkeitsversicherungen von vielen Gesellschaften vermittelt, hatte auch gut mich manipuliert, dass ich unbedingt eine brauche.
    Weil ich da gedacht habe, ich gehe lieber so lange ich offiziell gesund bin und lasse mich auf keinen Fall krankschreiben, damit ich dann eine neue Stelle finde und eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen kann bin ich unter anderen auch gegangen.
    Ich wollte bei der neuen Stelle nach der Probezeit eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen.
    Dumm nur, dass ich bei der neuen Stelle während der Probezeit - meiner Meinung nach unverschuldet - gekündigt wurde.
    So kam es, dass ich nie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen habe, da ich dann einige Zeit ja keinen Beruf hatte es keine Sinn gab eine abzuschließen.
    Heute würde ich keine Berufsunfähigkeitsversicherung mehr abschließen, weil ich sie nicht mehr brauche. Ehr eine schwere Krankheiten-Versicherung, die ist günstiger.
    Man kann es nie 100% sicher sagen, aber Berufsunfähig wegen einem Burnout würde ich vermutlich nie mehr wegen, das ich an meiner Resilienz gearbeitet habe.
    Ich bin damals mental durch die "Hölle" gegangen und habe erkannt, dass ich mir den ganzen Stress selbst mache. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wieso ich so „doof“ war und wegen der Firma nachts nicht schlafen kann. Ich schlafe sehr gut, egal was passiert. Ich bin ja nicht der Geschäftsführer der Firma und ich habe auch keine Aktien in der Firma. Wieso nervlich aufregen.
    Damals war ich so doof und wusste gar nicht, wie das mit der ARLG 1 funktioniert und hatte auch Angst verhungern zu müssen und dass ich aus der Wohnung geworfen werden, da ich die Miete nicht mehr bezahlen kann.
    Ich war echt nariv und hatte keine Gesetze gekannt.
    Heute bin ich belesener, aber leider immer noch nicht schlau genug. Aber ich kenne einige Gesetze und weiß, was meine Rechte sind und lasse mich nicht mehr einschüchtern, wenn mir jemand mit einer Kündigung droht. Dann ist es halt so.
    Finanziell bin ich auch besser aufgestellt. Damals viel unnötiger Konsum.
    Wenn ich heute gekündigt würde, käme ich mit 60 % des Lohnes zurecht.
    Ich habe mich grundlegend verändert. Diese scheiss negative Erfahrung und die unnötigen Ängste haben mich stark gemacht.

    Einen Burnout würde ich nicht mehr bekommen, nur weil ich die Arbeit verlieren und "nur" weil mich Arbeitskollegen versuchen zu mobben.

    Früher habe ich wohl Schwäche ausgestrahlt und war ein leichtes Opfer.
    Heute lasse ich nicht mehr den Reibach mit mir machen. Ich bin sehr friedlich und bemühe mich steht kollegial zu sein und zu helfen. Aber ich schaue zu gleich, dass ich wenn ich mir helfe nicht eine Last auftrage. Das hatte ich früher auch nicht begriffen. Ich helfe mit Tipps aber nicht mit Aktionen so dass ich für andere die Mehrabeit mache.
    Wenn es Arbeitskollegen geben sollte oder einen Vorgesetzten, der mich mobbt, dann verhalte ich mich passiv aggressiv, bin schlagfertig und auch so verwende ich eine Rhetorik, die auch den Vorgesetzten in die Schranken weisst.
    Würde mich nochmals ein Vorgesetzter so vor allen anderen und sogar den Kunden in einer Gruppe bloßstellen und auf meine Unfähigkeit verweisen, würde ich mir das nicht gefallen lassen.
    Dann würde ich süffisant grinsen und sagen, ich habe einen guten Vorgesetzten, der hat mich eingestellt und für gut empfunden - falls er es war. Oder ich würde sagen, bei meinem guten Vorgesetzten, der das Peter-Prinzip gut verstanden hat, da ist es selbstverständlich nur solch eine Performance abgezugeben. Oder ich würde dann mit Zahlen Daten Fakten vor dem Kunden auch belegen, wieso er unkompent ist.
    Auf jeden Fall würde ich es eskalieren lassen und mich nicht mehr zum Opfer machen lassen und mich still und leiste einfach aus der Firma entfernen und somit viele finanzielle Nachteile des "Frieden" Willens in Kauf nehmen.
    Ich hätte mir damals die Abfindung holen sollen. Aber nein, ich wollte ja keinen Stress machen. Nicht, dass es ein schlechtes Arbeitszeugnis gibt und ich dann keinen besseren Job bekomme.
    Ich war damals finanziell so richtig naiv auf allen Ebenen.
    Deshalb bin ich heute stolz auf mich, dass ich es jetzt gelernt habe, wie man es richtig macht, wenn man in so einer ungünstigen Situation ist. Weglaufen würde ich auf keinen Fall mehr und zu Herzen nehmen würde ich mir die Arbeit auch nicht mehr. Es ist „nur“ die Arbeit als Angestellter in einer Firma. So lange ich körperlich gesund bin, habe ich keine anderen Probleme. Schlimmer wäre es einen Tumor zu haben. Das wäre „richtige“ Probleme.


    Ich hoffe, dass ich dich etwas motivieren konnte mit meiner Geschichte.
    Wenn ich es geschafft habe, dann kannst auch du es schaffen, mehr Resilienz aufzubauen.
    Ich wünsche dir viel Erfolg.

  • Hallo,


    Ich arbeite seit 14 Jahren in einem kleinen Betrieb..

    Bitte machen ich den gleichen Fehler wie ich und verschenke bitte nicht deine Abfindung.
    Bei 14 Jahren kommt schon etwas zusammen, das dir gut tut, auch wenn es ein kleiner Betrieb ist.
    Wegbewerben oder selbst zu kündigen, bedeutet auf die Abfindung zu verzichten.
    Besser gekündigt werden. z.B. betriebsbedingt.
    Dann bekommst du eine Abfindung und es „verkauft“ sich auch gut in nächsten Vorstellungsgespräch. Du kannst ja nicht wirklich etwas dafür, dass du betriebsbedingt gekündigt wurdest.

  • Hallo.


    Schwierig, das ganze Bild zu erfassen. Noch schwieriger, hilfreiche Hinweise zu geben.


    Sich Unterstützung zu holen (im privaten Umfeld, Coaching, rechtliche Beratung, ...) ist unumgänglich. Auch würde ich versuchen, Vorfälle zu dokumentieren, damit im Falle einer Konfrontation (die unausweichlich erscheint), nicht einfach Wort gegen Wort steht.

  • Du bist schon sehr lange in einem Betrieb, in dem Du Dich ja auch lange wohlgefühlt hast. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Also musst Du etwas verändern.

    Du kannst versuchen, Deinen Chef oder die Firma zu verändern. Das wäre aber ein harter Kampf, der Dich viel Energie kostet und den Du letztlich vermutlich verlierst.


    Also stecke die Energie besser in die Suche nach einem anderen Arbeitsplatz. Denke dabei nur an Dich. Ich weiß, dass es schwer ist, nach einer so langen Zeit eine Firma zu wechseln, es wird Änderungen geben. Meist sind die aber positiver, als man befürchtet. (Falls nicht, muss man halt erneut wechseln. Beim zweiten Mal geht's einfacher).


    Aus einer festen Stelle heraus ist es deutlich einfacher, als aus der Arbeitslosigkeit! Also schalte auf "Dienst nach Vorschrift" und dokumentiere, wie in #2 erwähnt.


    Besinne Dich auf Deine Stärken, habe Mut und bewerbe Dich! Auch die Hinweise in #5 (Xing, LinkedIn) halte ich für sehr wichtig. Heute geht viel online, dort solltest Du Dich professionell präsentieren. Gleichzeitig kannst Du dort auch leicht Kontakte zu möglichen zukünftigen Chefs finden. Ebenso sind selbstbewusste Forderungen wichtig, als langjähriger MA in einer kleinen Firma wirst Du vermutlich unterdurchschnittlich bezahlt.


    Wenn Du eine Alternative hast, kündige ebenso selbstbewusst. Dann kannst Du gerne Deinem Ex-Chef die Gründe in einem persönlichen Gespräch erläutern. Prinzipiell sollte Dir aber egal sein, wer welche Hintergründe kennt, wenn Du weg bist!


    Denke an Dich, Dein Gefühlsleben und Deine Gesundheit. Das ist m.E. erheblich mehr wert, als eine eventuelle Abfindung!

  • Ich habe von der Arge schon die Zusage, selber kündigen zu dürfen ohne eine Sperre zu bekommen. Entweder mit ärztlichem Attest, oder wegen dem langen Arbeitsweg und der somit unmöglichen Kinderbetreuung.

    Arbeitssuchend darf/soll ich mich noch nicht melden, dafür brauche ich erst einen festen Termin zu dem ich kündige. Ist irgendwie dämlich, aber so ist es. Mein Arbeitgeber hat bei mir im Arbeitsvertrag keine Klausel, dass die verlängerte gesetzliche Kündigungsfrist wegen der Betriebszugehörigkeit auch bei Kündigung durch mich gilt. Ich soll laut der Betreuerin erstmal auf die Rechtsberatung warten, damit alles rechtlich klar ist. Bei mir gehst um "4 Wochen zum Monatsende" oder "5 Monate zum Ende des Kalendermonats". Ist schon ein großer Unterschied.

  • Denke an Dich, Dein Gefühlsleben und Deine Gesundheit. Das ist m.E. erheblich mehr wert, als eine eventuelle Abfindung!

    Das stimmt natürlich. Gesundheit geht über alles. Ohne Gesundheit ist alles Geld nur noch sehr wenig bis gar nichts mehr wert.


    Alles Schlechte hat aber auch etwas Gutes. Versuche es mal bitte so zu sehen.

    Hier gibt es die Chance Schlagfertigkeit, Resilienz, Frustrationstoleranz, Schlagfertigkeit, provokative Rhetorik zu erlernen und praktisch in der Anwendung zu trainieren und persönlich daran zu wachsen.
    Da es in der Firma eh nicht mehr gut läuft und man sich nicht wohlfühlt, kann auch nichts mehr kaputtgehen und mit der richtigen Einstellung kann man eigentlich viel lernen.

    Wie kann man sich vor einem Menschen blamieren, von dem man eh nichts hält. Man kann da schon mal richtig seine Grenzen austesten und mit der Person experimentieren und mal spielerisch schauen, wie die Person so auf verschiedene Verhaltensmuster von einem selbst reagiert. Es ist dein persönliches "Spiel" in dem dein Vorgesetzter nun auch ein Mitspieler wird.
    Vielleicht gefällt ihm das ja gar nicht dein Spiel und auch das Spiel von anderen Mitarbeitern gefällt ihm nicht und er will kündigen.

    Sicherlich wäre es besser, Du müsstest Dir diese Fähigkeiten nicht aneignen und alles würde gut laufen. Dem ist aber leider aktuell nicht so und so wie Du schreibst, wird es vermutlich auch so schnell nicht wieder so sein.

    Es gibt keine Garantie, dass es langfristig in einer anderen Firma nicht wieder schlecht läuft.
    Vorgesetzte kommen und gehen. Da kann sich vieles Mal zum Guten und Schlechten verändern. Deswegen immer zu wechseln macht nur bedingt Sinn.


    Die Kirschen am Nachbars Baum sind immer schöner. Sind sie das wirklich oder meint man das nur? Es gibt sicherlich viele Firmen, da will man von außen gerne arbeiten, wenn man mal darin ist, bedauerlicherweise man und sieht wie schlecht es doch läuft.

    Ich war feige und bin der Konfrontation entflohen und bedauere es heute. Und nicht nur wegen des Geldes. Ich habe mir die Chance entgehen lassen, die Herausforderung zu erlernen, mentale Stärke zu erlangen.

    In Nachhinein hat mich das viel an Selbstbewusstsein gekostet. Hätte ich früher „gekämpft“, wäre ich schneller mental stark und selbstbewusster geworden und nicht erst heute.
    Vermutlich hätte ich es damals nicht alleine geschafft.
    Mittels Psychologen, mittels arbeitsrechtlicher Unterstützung wäre ich selbst vertrauter gewesen.


    Mal nüchtern betrachtet was kann denn schon passiert. Nicht gekündigt bist du schon und mehr als eine Kündigung kann es nicht geben. Das ist leider oftmals emotional schwer zu begreifen. Ging mir auch lange Zeit so. Und da wurden meine ganzen Sorgen auf Grund meiner Einstellung zur selbst erfüllten Prophezeiung. Dass es schlimmer wurde, daran war ich in Nachhinen betrachtet selbst schuld. Ich hätte es nicht so weit kommen lassen sollen.
    Das hätte ich erlernen müssen. Und das hätte ich auch schon damals lernen können.
    Du kannst das auch erlernen, wen du es willst und zulässt und bereit bist aus deiner Konfortzone zu kommen.

  • Bitte machen ich den gleichen Fehler wie ich und verschenke bitte nicht deine Abfindung.
    Bei 14 Jahren kommt schon etwas zusammen, das dir gut tut, auch wenn es ein kleiner Betrieb ist.
    Wegbewerben oder selbst zu kündigen, bedeutet auf die Abfindung zu verzichten.
    Besser gekündigt werden. z.B. betriebsbedingt.
    Dann bekommst du eine Abfindung und es „verkauft“ sich auch gut in nächsten Vorstellungsgespräch. Du kannst ja nicht wirklich etwas dafür, dass du betriebsbedingt gekündigt wurdest.

    Betriebsbedingt ist bei mir leider nicht drin.

    Meine Stelle ist schon seit zwei Monaten ausgeschrieben (betriebliche Erfordernisse fällt somit weg).

    Ebenso bin ich nach der Sozialauswahl so ziemlich die Letzte die geht.

    Ich bin seit meinem Studium dort und habe in jeder Abteilung außer der Buchhaltung gearbeitet, somit kann ich an eine andere Stelle versetzt werden.

    Die einzige Möglichkeit von meinem Arbeitgeber gekündigt zu werden, wäre ihn zu beklauen, zu beleidigen, bloßzustellen, ... also all das, was den Betriebsfrieden stört. Mit so einer Verhaltensbedingten Kündigung gibt es keine Abfindung und eine Sperre beim Arbeitsamt.

  • Ich bin seit meinem Studium dort und habe in jeder Abteilung außer der Buchhaltung gearbeitet, somit kann ich an eine andere Stelle versetzt werden.

    Falls möglich versuche dich doch versetzen zu lassen und so einen anderen Vorgesetzten zu bekommen, wenn du nicht in die Konfrontation mit dem aktuellen Vorgesetzten gehen kannst oder möchtest.

  • Ich hatte mal eine Kollegin, die sich selber als passiv aggressiv gesehen hat, von allen aber nur als Zicke empfunden wurde. Nach 2 Jahren hat sie dann gekündigt, weil niemand sie mochte.


    Mit den Tipps aus solchen Selbstoptimierungsbüchern wäre ich vorsichtig, sonst versaut man sich schnell den Charakter.

  • Der heutige Arbeitsmarkt ist ein Arbeitnehmermarkt. Wenn Du fachlich und persönlich kompetent bist, wird es Dir nicht schwer fallen, eine adäquate Stelle, vielleicht sogar mit besserer Bezahlung zu finden. Du solltest nur nicht den Fehler machen, beim Bewerbungsgespräch in unfairer und verletzender Art und Weise über Deinen "alten" Chef herzuziehen.


    Good Luck


    Markus.