Job kündigen wegen Unfähigkeit des Abteilungsleiters

  • Mit den Tipps aus solchen Selbstoptimierungsbüchern wäre ich vorsichtig, sonst versaut man sich schnell den Charakter

    Das stimmt natürlich.
    Keiner kann dir im Grund wirklich hier aus dem Forum helfen, da wir dich nicht persönlich kennen.
    Am besten ist sicherlich die Situation, mit einem professionellen Psychologen, der ein Experte dafür ist aufzuarbeiten.
    Solche Selbstoptimierung bzw. Persönlichkeitsentwicklungsbücher bzw. Rhetorikbücher sind besser als gar nichts und haben mir etwas geholfen. Hörbücher sind schneller „konsumiert“ und bieten einen noch schnelleren Einstieg, der dann auch noch oberflächlicher ist.
    Man darf auch nie vergessen, dass die Bücher den Autor direkt oder indirekt reich machen sollten und es selten sich um Wissenschaft handelt.

    Kein Buch kann einem das Wissen eines Psychologiestudiums näher bringen und eine professionelle Beratung ersetzen.
    Aber es wäre halt eine Möglichkeit, eine Veränderung hervorzurufen.
    Eines ist klar, verändert man seine Rolle, verändert das Gegenüber in der Regel auch seine Rolle. So wie es in Wald reinruft, hallt es raus.
    Manchmal sollte man selbst anders reagieren, damit der Gesprächspartner nicht in sein bekanntes Verhaltensmuster fällt und „verwirrt“ ist und sich eine neue Strategie ausdenken muss.

    Bücher können dazu Anregungen liefern. Eine Psychotherapie ersetzen sie nicht. So wie hier auch keiner einen Rat geben kann bezüglich der Gesundheit.
    Der Rat hier kann nur auf finanzieller Basis sein. Ob das ganzheitlich gut oder schlecht ist, kann hier leider auch keiner beurteilen.


    Ich hoffe von ganzem Herzen, dass du deinen „Leidensdruck“ abbauen kannst und die Situation langfristig entschärfen kannst.

  • Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist im großen und ganzen immoment hervorragend.

    Dem muss ich leider widersprechen. Das ist wohl von Ort zu Ort und Branche zu Branche verschieden. Ich kenne einige Akademiker, die sehr gut qualifiziert sind und es gibt auch freie Stellen. Eingestellt werden sie nicht, oder die Verdienstmöglichkeiten sind zu niedrig für die Branche.

    Ich kenne auch welche, die sind in einer Zwickmühle. Unter 55 und zu reich für ALG2 und dennoch keinen neuen Job in Aussicht trotz guten Qualifikationen.
    Es muss nicht, aber es kann auch sehr lange dauern, bis man wieder einen Job mit Potenzial und einem akzeptablen Gehalt findet.
    Das ist meiner Erfahrung nach ein Märchen vom Fachkräftemangel bei Akademikern.

    Aber schön, dass es auch andere Erfahrungen gibt.

  • Hallo @negotialis


    was ich in meiner beruflichen Laufbahn bisher nicht erlebt habe, ist, dass ein Chef den von ihm ernannten Abteilungs- oder Gruppenleiter wieder abberuft, weil der sich als unfähig erweist. Das würde ein schlechtes Bild auf das Urteilsvermögen des Chefs werfen.


    Und der Versuch, den Vorgesetzten zu ändern, klappt meist auch nicht. Klar, man kann in die inhaltliche Diskussion gehen, aber wenn der bei seinem Standpunkt bleibt und für den einzig richtigen hält, wird das so bleiben. Du weißt auch nicht, was genau der von seinem Chef für Vorgaben hat. Vielleicht gab es da etwas in Richtung "so schlank wie möglich durchkommen, Kosten optimieren".


    Ansonsten geht es bei dieser Entscheidung - bleiben oder gehen nur um dich (und deine Familie). Es geht nicht um die Firma, den Chef, die Kollegen. Wenn du gesundheitlich leidest, ist es höchste Zeit für eine Veränderung.


    Wenn du wechselst, wird es in erster Linie auf jeden Fall anders. Ob es besser oder schlechter wird, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen. Es schadet auf keinen Fall, wenn du jetzt anfängst, dich zu bewerben, auch wenn du letztendlich entscheiden solltest, doch nicht zu wechseln.

  • Nicht das Geld zählt. Lebensqualität ist wichtiger.

    Ich habe Jahrzehnte in einem Arbeitsstelle ausgehalten, weil das "Schmerzensgeld" hoch genug war. Dafür ging die Gesundheit vor die Hunde.
    Habe dann mit Krankheit einen Deal mit der Firm gemacht und bin ausgestigen.

  • Moin negotialis,

    auch mir kommen Deine Schilderungen nicht unbekannt vor. Im Laufe meines Arbeitslebens hatte ich einen Burnout (in der Folge habe ich aus der Reha heraus gekündigt, ohne einen Folgejob) und einen Infarkt.

    Wie auch immer Du Dich entscheidest: wichtig ist, dass Du weiterhin aufrecht gehen kannst (sprich: Rückgrat bewahrst) und Dir morgens im Spiegel in die Augen sehen kannst. Und dass Deine Kinder glücklich sind - meine haben mir immer viel Kraft gegeben. Alles andere ist sekundär.


    Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute für die Zukunft!

  • Das klingt echt nach einer mega unangenehmen situation.. und du hast ja auch körperliche und psychische Beschwerden. Und man hat nur einen Körper und ein Leben - ist es der job Wert, das es dir so dreckig geht? vielleicht kannst du dich erst mal krank schreiben lassen und dann in der zeit was Neues suchen. Den perfekten job gibt es ja nicht aber bestimmtes ist man bereit zu ertragen und anderes nicht, was wiederum bei jeder und jedem anders ist. Ich wünsche dir dass du da einen guten weg für dich findest!

  • Hallo negotialis,

    es tut mir sehr leid zu lesen, dass Du unter offenbar ganz ähnlichen Erfahrungen leidest, wie mein Mann sie machen musste.

    Short Story: er sagt, die Kündigung war die beste Entscheidung seines Lebens.

    Long Story: er hat als accountable manager in einem mittelständigen Unternehmen gearbeitet. Seinen Geschäftsführer als komplett unfähig zu bezeichnen, wäre noch geschmeichelt. Dieser hat seine Fehler so hingestellt, dass sie auf meinen Mann und sein Führungsteam gezeigt haben. Aber nie klar und deutlich, sondern immer "von hinten durch die Blume". Irgendwann war ein Punkt erreicht, an dem mein Mann anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen musste. Der Anwalt hat meinen Mann angeguckt und gefragt "Wissen Sie eigentlich, was Sie sich da angelacht haben? - Einen reinrassigen Narzissten!" Wir haben uns dann intensiv mit dem Thema Narzisst befasst und hatten ein Aha-Erlebnis nach dem nächsten. Der behandelnde Arzt meines Mannes (er war immer öfter krankgeschrieben, weil nichts mehr ging: Schlafstörungen, Magenschmerzen, Bluthochdruck - the whole nine yards) hat ihm einen Satz gesagt: bei Kontakt mit einem Narzissten kann man nur untergehen oder rennen. Mein Mann ist sinnbildlich gerannt: er hat sich einen neuen Job gesucht (in seiner Branche sind die Jobs grundsätzlich nicht im Überfluss vorhanden) und hat gewechselt. Seine Gehaltseinbuße betrug fast 50%. Und doch haben wir unser Leben wieder: unsere Ehe ist wieder stabil (sie hing manchmal echt am seidenen Faden) und wenn ich meinen Mann mit unserem Hund durch den Garten toben sehe, weiß ich: es war goldrichtig. Wir haben uns heftig eingeschränkt, trotzdem hat sich unser Leben zum Guten gewandt.

    Was Du von Deinem Vorgesetzten so schilderst, lässt mich immer an den Ex-Chef meines Mannes denken. Vielleicht magst Du dich mal mit dem Thema "Narzisst" ein wenig beschäftigen, wenn Zeit und Muße ist. Vielleicht hast Du auch einige Aha-Erlebnisse...

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Durchhaltevermögen und vor allem Mut für die Entscheidung.

    Alles Liebe und Gute

    Alabama

  • - Einen reinrassigen Narzissten!" Wir haben uns dann intensiv mit dem Thema Narzisst befasst und hatten ein Aha-Erlebnis nach dem nächsten. Der behandelnde Arzt meines Mannes .....hat ihm einen Satz gesagt: bei Kontakt mit einem Narzissten kann man nur untergehen oder rennen.

    Das mag alles nichtig sein.
    Aber niemand garantiert, dass es bei der neuen Firma nicht noch mehr Narzissen gibt.
    Will man dann wieder gehen?
    Wäre es nicht besser, wenn man an sich arbeitet und versucht mit auftretenden Problemen klar zu kommen.


    Eigentlich ist die Situation doch gut. Wenn der Vorgesetzte unfähig ist, dann ist er ja im Grund er, der einen schlechten Job abgibt. Man ist dann ja nicht direkt für seinen eigenen Misserfolg verantwortlich. Der Vorgesetzte müsse einem für die selbst begangenen Fehler die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen, damit diese nicht mehr erneut vorkommen.


    Gesundheit geht über alles. Ich kann es schon verstehen, dass man lieber geht.
    Ich bin auch freiwillig gegangen, weil mich das Parfum von meinen Vorgesetzten fast direkt zum Erbrechen gebracht hatte und ich Atemnot auf der Arbeit hatte, wenn ich manche Mitarbeiter gesehen hatte.
    Heute wäre ich froh darüber, ich hätte diese unangenehme Situation zu meinen Gunsten umgewandelt und wäre nicht abgehauen. Es ging aber damals gefühlt nicht anders.
    Heute würde es gehen, da ich mich auch verändert habe und mich finanziell besser aufgestellt habe und mich mit Gesetzen usw. besser, aber nicht gut genug auskenne.
    Ich dachte damals geht die Welt unter, ging sie aber nicht. Es war schlimm, aber 30-50% war es auch so schlimm, weil ich es habe mit mir machen lassen und ich naiv war.


    Idealerweise wäre es, wenn man so emotionslos wird, dass alles von einem abprallt. So eine Art Firewall, die einem schützt aufzubauen.

  • Ah ich hab letztens in einem Podcast (So bin ich eben) was dazu gehört, fällt mir gerade ein. Da war jemand in einer ähnlichen Situation und einer der hosts hat geraten: Wenn du noch irgendwas aus der situation für dich ziehen kannst, was lernen kannst, dann könntest du noch bleiben.

    Aber wie gesagt du nimmst ja gesundheitlich was mit, das ist nicht zu verachten...

  • Aber niemand garantiert, dass es bei der neuen Firma nicht noch mehr Narzissen gibt.
    Will man dann wieder gehen?
    Wäre es nicht besser, wenn man an sich arbeitet und versucht mit auftretenden Problemen klar zu kommen.

    verstehe, wie du hier denkst. Aber wo soll man halt die Grenze ziehen zwischen "ich bin das Hauptproblem" und "der oder die andere ist das Hauptproblem"? An sich arbeiten ist immer gut aber man braucht ja auch ein bisschen freiraum im kopf dafür..