Globaler ETF (nachhaltig): Thesaurierend ansparen & dann Umschichten in ausschüttenden ETF?

  • Hallo zusammen,


    aktuell beschäftigt mich folgende Frage: Macht es der Einfachheit halber Sinn, über 20, 30 Jahre in einen thesaurierenden globalen ETF (MSCI-World o.ä.) anzusparen um dann in einen z.B. quartalsmäßig ausschüttenden Fonds umzuschichten?


    Attraktiv scheint mir, dass man dann z.B. im Rentenalter die durchschnittliche Dividendenrendite (historisch ca. 2,5%) gewissermaßen automatisch und je nach Marktlage entnimmt und den Rest der Rendite (insgesamt historisch etwa rund 5 % von ca. 7,7% Gesamtrendite) weiterhin für den Kapitalaufbau und ggf. die nächste Generation nutzen könnte.


    Frage(n) hierzu: Macht das jemand von euch so? Entstehen bei einem Umschichten nach z.B. 30 Jahren dann nicht massive Kosten, wenn Gewinne realisiert und versteuert werden, Bankgebühren und neue Kaufgebühren fällig werden etc.? Ist es daher sinnvoller gleich auf einen ausschüttenden Fonds zu setzen oder überschätze ich die Kosten und den Umstand einer größeren Umschichtung (ggf. mehrere 100Teur) von thesaurierenden ETF in ausschüttende ETF?


    Danke und Gruß


    FiUser

  • Nein, es macht so keinen Sinn. Erstens hast du schon richtig erkannt, dass du mit dieser Variante eine Menge Gewinne realisierst die dann versteuert werden müssen anstatt die unrealisierten Gewinne weiter laufen zu lassen.

    Zweitens sitzt du dem Selbstbetrug der Dividendenfraktion auf. Eine Ausschüttung ist genauso eine Entnahme aus dem Depot wie ein Teilverkauf eines thesaurierenden ETF. Mit dem Unterschied, dass der Thesaurierer in der Praxis nur einen gewissen steuerpflichtigen Anteil hat (nämlich den Gewinnanteil) während eine Dividende zu 100% steuerpflichtig ist.


    berschätze ich die Kosten und den Umstand einer größeren Umschichtung (ggf. mehrere 100Teur) von thesaurierenden ETF in ausschüttende ETF?

    Absolut nicht. Gehen wir mal davon aus, dass etwa zwei Drittel deines Depotvolumens Gewinn sind und nur ein Drittel eingezahltes Kapital (Bei 6-8% Rendite und 30-35 Jahren Anspardauer durchaus realistisch). Dann hast du bei ~25% Abgeltungssteuer schnell eine Rechnung von 50-100k ans Finanzamt stehen.

  • Jo, also sollte man als Fan von Ausschüttungen gleich dabei bleiben einen ausschüttenden Fonds zu kaufen. Zur Logik, dass nur die Gewinne besteuert werden: Ist das nicht letztlich auch identisch und macht keinen Unterschied, wenn Ausschüttungen (=Gewinne) und der Gewinnanteil von Fonds (=Gewinne) im Verkaufsfall versteuert werden?:/ In beiden Fällen realisiert man ja einen zu versteuernden Gewinn. Einmal vorzeitig anteilig und einmal komplett. Und in beiden Fällen werden die 25 % fällig, vielleicht mit Ausnahme des Sparerpauschbetrages, den man am Anfang bei Dividenden noch eher nutzen könnte...

  • Der Zinseszins Gewinn wird am Ende auch mit 25% versteuert, bei ausschüttenden kommt es nicht dazu, weil das Geld schon beim Finanzamt liegt. Ausnahme sofort wieder anlegen und dabei nicht über den Steuerfreibetrag kommen.

  • Einmal vorzeitig anteilig und einmal komplett.

    Und genau das ist der Punkt. Je später du versteuerst, desto länger kann dein Geld für dich arbeiten. Gehen wir wieder von zwei Drittel Gewinnanteil aus, dann zahlst du auf 1000€ Teilverkauf nur 180€ Abgeltungssteuer. Auf 1000€ Dividende aber eben 263€. Der Unterschied arbeitet für dich weiter. (Freibeträge habe ich mal ignoriert da die erstens für beide gelten und in der Praxis bei nennenswerten Entnahmen ab Februar ausgeschöpft sind.)


    Dazu kommen noch Optimierungsmöglichkeiten.

    1. Beim Ausschütter wird irgendwann ausgeschüttet, du hast keinen Einfluss darauf. Die Ausschüttungen schwanken im Jahresverlauf recht stark, sodass du in der Regel einen Teil der Ausschüttung unverzinst auf dem Girokonto rumliegen hast. Beim Thesaurierer kannst du die Teilverkäufe immer nach Bedarf ausführen.

    2. Du kannst zum Beispiel alle paar Jahre einen neuen thesaurierenden ETF zusätzlich besparen und so den Gewinnanteil steuern. Als erstes verkauft man die (jüngeren) Anteile mit geringeren Gewinnen und erst hinten raus die mit hohem Gewinnanteil. So kannst du die tatsächliche Entnahme in den ersten Jahren noch weiter reduzieren.