Suche nach passendem ETF für meine Eltern

  • Liebe Community,


    mein Eltern werden durch einen Immobilienverkauf gut 250k € auf das Konto bekommen. Bisher hatten sie nie viel Gespartes. Zurzeit ca. 10k € in einem ausschüttenden MSCI World ETF (ca. 1-1,25 % Dividende p.a. zurzeit).

    Die Miete ihrer Berliner Wohnung steigt und ein Gedanke von ihnen ist, eine kleine Wohnung in Berlin zu kaufen. Wegen der hohen Preise hier ist das aber fast auszuschließen, da sie bereits 72 Jahre und in Rente sind. Außerdem lieben sie ihre Wohnung und ein Umzug wäre hart für sie.

    Ich tendiere dazu, ihnen zu empfehlen, einen Großteil des Geldes in einen soliden ETF mit hoffentlicher Ausschüttung zwischen 3-4 % p.A. zu investieren. Nach Kapitalertragsteuer können p.A. so um die 5k bis 6k € auf das Konto kommen, was schon viel bei der steigenden Miete helfen würde. Und wenn die nächsten Jahre keine Rezession, sondern eine positive Entwicklung des ETF-Kurses anstünde, um so besser. Hinterlassen möchten sie meiner Schwester und mir gerne viel, aber für uns wäre die Priorität, dass sie im hohen Alter abgesichert sind (z.B. Pflegekosten), auch weil meine Schwester und ich finanziell selbst recht gut dastehen.

    Natürlich könnten meine Eltern auch einen ETF ohne hohe Ausschüttung nehmen und nach Bedarf immer wieder mal verkaufen. Das wäre aber ein Stressfaktor und ein automatischer Cashflow durch Dividenden wäre vorzuziehen


    Jetzt habe ich einige ETFs recherchiert und bin dabei v.a. auf Folgende gestoßen:


    Xtrackers MSCI World ESG Screened UCITS ETF

    https://de.extraetf.com/etf-profile/IE00BCHWNQ94

    Der würde gut dazu passen, da mein Vater an SRI/ESG interessiert ist, auch wenn der Filter sicherlich nicht sonderlich streng ist. Was mich verblüfft an dem ETF sind die hohen Ausschüttung ohne das der ETF/Index eine Dividendenstrategie fährt und daher viele Tech-Growth-Aktien stark gewichtet. Weiß jemand wie es überhaupt dazu kommt? Warum liegt er nicht bei ca. 1-1,5 % Ausschüttung p.A. wie vergleichbare ETFs?


    Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF (Dist)

    https://de.extraetf.com/etf-profile/IE00B8GKDB10

    Dividenstrategie, also eine Wette darauf, dass Tech-Growth die nächsten 10 Jahre nicht so outperformed wie die letzten 10 Jahre.


    Ich tendiere grundsätzlich viel stärker zum Xtrackers ETF, weil er eben weniger eine Sektorwette ist (wenn auch auf ESG beschränkt). Der ETF hat allerdings ein sehr geringes Volumen und DWS bekommt gerade fürchterliche Presse. Ich habe Sorge, dass die hohen Ausschüttungen nicht von Dauer sind.


    Habt ihr einen Rat, welcher ETF (oder welche ETFs) für die Situation meiner Eltern passend sein könnte?


    Zusatzfrage:

    Überdurchschnittliche Ausschüttung bei Xtrackers ist mir auch hier aufgefallen. Weiß jemand, warum Xtrackers bei demselben Index deutlich mehr ausschüttet als Ishares?

    https://de.extraetf.com/etf-co…DE000A0F5UH1,LU0292096186


    Die Kursentwicklung inkl. Ausschüttung ist dabei identisch. Wie macht es Xtrackers technisch, dass sie mehr vom Kurs ausschütten als Ishares? Für die Situation meiner Eltern ist das ja attraktiv.


    Herzlichen Dank und viele Grüße

    Jan


  • Eine Frage zum Nachdenken, falls du es noch nicht bedacht hast:

    Muss es unbedingt ein Ausschütter sein? Die Ausschüttungen können schwanken und sind nicht vorhersehbar.

    Bei einem Thesaurierer kannst du beispielsweise bei einigen Anbietern einen Entnahmeplan einrichten und so den Betrag steuern, den du monatlich, quartalsweise etc... entnehmen möchtest. Diesen kann man ja auch einmalig einrichten und der läuft dann vor sich hin.

    Und du bist flexibler bei der ETF Auswahl.

  • Entnahmeplan kannte ich noch überhaupt nicht. Das klingt sehr sinnvoll, gerade weil es dann nicht schwankt.


    In dem Fall könnte meine Eltern doch einen (oder zwei) ganz normalen marktbreiten Thesaurierer nehmen.


    Vielen Dank für den wichtigen Tipp!

  • Die Frage ist immer, welches Ziel soll mit der Geldanlage erreicht werden!

    Ab einem gewissen Alter stellt sich dann einfach die Frage, wie viel Rendite es braucht um dieses Ziel zu erreichen. Ich würde in dem Alter auf 'Sicht' fahren.

    Bei 250.000€ in Tages- bzw. Festgeld können Deine Eltern für die nächsten 25 Jahre jedes Jahr 10.000€ 'entnehmen'. Dann wären Deine Eltern 97!


    Ich finde daher den Vorschlag von Hornie durchaus überlegenswert. Einen kleineren Teil des Geldes in eine langfristige ETF-Anlage und genug Bargeld um die nächsten 15 Jahren problemlos davon leben zu können. Dann wären die Eltern 87.


    Ja, ich weiß die Inflation und keine Zinsen auf den Bankeinlagen =O. Ja und!? Geht es um Renditemaximierung oder um einen sorgenfreien Lebensabend für die Eltern?

  • Es stimmt schon, ein substantieller Teil sollte wohl risikolos angelegt werden, trotz risikolosem Zins gegen 0 und Inflation


    Meine Eltern möchten allerdings nicht nur von dem Geld zehren, sondern möglichst viel Kindern und Enkelkindern hinterlassen.


    Da wir aber für meine Eltern von hoffentlich noch vielen Lebensjahren ausgehen, finde ich, dass doch mehr als die Hälfte in den ETF gehen kann. Bei 15 Jahren sollte der ETF auch mit einer zwischenzeitlichen Krise wieder im Plus sein. Man hätte dann nur längere Zeit zu schlechtem Kurs verkauft, was die Performance recht stark beeinträchtigen könnte.


    Oder z.B.: 108.000 € risikolos. Das wären über 15 Jahre 600 €, die sie sich auszahlen könnten. Sinnvoller wäre, mit weniger zu starten und später mehr auszuzahlen, um Inflation bzw. insbesondere Mietsteigerung auszugleichen.

  • Meine Eltern möchten allerdings nicht nur von dem Geld zehren, sondern möglichst viel Kindern und Enkelkindern hinterlassen.

    Wie wäre es dann nicht eine Überlegung, wenn die Eltern schon jetzt einen Teil des Geldes mit 'warmer' Hand an die Kinder/Enkel vererben?

    Nach 10 Jahren kann das vererbte Vermögen auch nicht mehr durch das Sozialamt zurück gefordert werden.

    Wenn ein Elternteil zu einem Pflegefall wird, kann das ganze Geld schnell weg sein bzw. für die Pflege draufgehen. Und die Gefahr wird mit steigendem Alter ja immer größer.

    Auch die Kinder können die Eltern ggf. später finanziell unterstützen (z.B. mit der Erträgen aus dem angelegen Erbe).

    ..., finde ich, ...

    Und was sagen die Eltern dazu? ;)


    Wichtig ist das die Eltern davon überzeugt sind und die Entscheidung 100%ig mittragen! Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sich ältere Menschen dann manchmal überrollt sehen. Für viele dieser Generation sind Aktien quasi 'Teufelsswerk' und von ETF haben Sie noch nie etwas gehört!

    Ich würde mich außerdem um eine Vorsorge und Betreuungsvollmacht für meine Eltern kümmern, falls bisher noch nicht geschehen!

    Ich habe kürzlich meinen Vater verloren und da waren die Vollmachten extrem hilfreich, da in kurzer Zeit viele (schwere) Entscheidungen zu treffen waren. Das hätte meine Mutter niemals allein geschafft.


    Ja, da sind viele Gespräche über nicht gerade angenehme Themen zu führen.

  • Was mich verblüfft an dem ETF sind die hohen Ausschüttung ohne das der ETF/Index eine Dividendenstrategie fährt und daher viele Tech-Growth-Aktien stark gewichtet.

    Die DivYield ist lt. MSCI zu Ende April 1,89% und damit sogar etwas schlechter als beim World. Quelle https://www.msci.com/documents…1a-6872-00e7-bcb33275ef7c

    ExtraETF hat eine etwas merkwürdige Methode zur Berechnung der Rendite (im Nenner steht der vorherige Jahresschlusskurs), der Umrechnungskurs ist nicht definiert. Daher würde ich dazu raten selbst mit den Zahlen des ETF-Anbieters zu rechnen. Quelle: auf dieser Seite auf So berechnen wir die Ausschüttungsrendite klicken https://de.extraetf.com/etf-pr…CHWNQ94?tab=distributions


    Zum Thema Entnahmeplan:

    Da gibt es einen Artikel von Finanztip, in dem ein mögliches Vorgehen beschrieben ist, kurz: Geld das sicher gebraucht wird als Tages-/Festgeld anlegen und den Rest dann in ETF. Die Community hält den Zeitraum 15 Jahre überwiegend für zu lang. https://www.finanztip.de/altersvorsorge/auszahlplan/#c75017


    Finanztest hat einen Rechner zu dem Thema und geht dabei ein wenig anders vor. Bei 250 T€ in einer 50:50-Anlage werden rund 690€ als Monatsrate ausgewiesen https://www.test.de/Anlagestra…ahlphase-5754765-5754779/

  • Großes Dankeschön für die vielen sehr hilfreichen Tipps! Ich werde sie ins Gespräch mit meinen Eltern nehmen. Und, richtig, wie viel meine Eltern mit Risiko anlegen möchten, müssen sie am Ende selbst entscheiden.


    Mein Beileid, Monstermania. Die Betreuungsvollmachten sind bei uns seit ein paar Jahren geregelt. Aber nun hab wir ja ein neues Thema für den Familienrat.