Kaufen/Mieten in der Schweiz

  • Hallo


    Ich weiß, dass Finanztipp einen Auftrag für Deutschland hat.

    Könnte die Finanztipp dennoch einen Vergleich mit der Schweiz machen? Lohnt es sich mehr oder weniger eine Immobilien zu verkaufen, als in Deutschland?

  • Vermutlich dürfte der Eigenmietwert die Balance sehr in Richtung Miete ausschlagen lassen. Zumindest ist die Eigentumsquote in der Schweiz noch geringer als in Deutschland obwohl die Geschichte in der Hinsicht vorteilhafter war (kein Krieg, keine Vertreibung).

  • Also, ich finde, der Eigenmietwert ist gar nicht so arg.

    Die Kantone setzen nur 65% an. Dann kann man die Pauschale für Instandhaltungskosten(10%, bzw 20% für ältere Objekte) abziehen.

    Daher sind nur 45-55% übrig.

    Zudem kann man die Hypothekzinsen uneingeschränkt absetzen.

    Interessanterweise wird kaum erwähnt, dass man auch bei den Vermögenssteuer spart (ja, die Schweiz hat sowas).

    Denn der Immobilienwert wird bei Eigennutzung auch die Eingangs 65% angesetzt. Wenn so ein Objekt 1Mio kostet, dann spart man sich also bis zu 350.000 CHF x 0,2% / a = 700CHF Vermögenssteuer - sofern man ohnehin über der Vermögensfreigrenze von 125.000 liegt. Dies
    ist aber ohnehin gegeben, denn man braucht ja immer mindestens 20% Eigenkapital für den Kauf.

    Am Ende zahlt man also trotz Eigenmietwert kaum mehr Steuern als vorher.

  • Zudem kann man die Hypothekzinsen uneingeschränkt absetzen.

    Das gilt m. W. - im Gegensatz beispielsweise zu Deutschland - in der Schweiz auch für die selbst genutzte Immobilie (solche Schuldzinsen aus Immobilienkrediten sind in Deutschland ja nur bei Vermietung steuerlich absetzbar und nicht für den Selbstnutzer).


    Dies (also die steuerlichen Anreize) führt nach meiner Beobachtung in der Schweiz aber zu dem Umstand, daß auf relativ vielen Immobilien eine (dauerhaft) relativ hohe Verschuldung gefahren wird - obwohl viele Eigentümer diese (deutlich schneller) tilgen und/oder sogar komplett ablösen könnten. Was wiederum unter steuerlichen Aspekten für den Immobilieneigentümer durchaus Charme entfalten kann (aus subjektiver Sicht sprich der Mikrosicht).


    Ob eine so hohe (künstliche) Verschuldung am Immobilienmarkt aber auch objektiv (sprich aus Makrosicht) sinnvoll ist, wäre eine andere Frage (Stichwort: Finanzmarktstabilität).


    Off-Topic: Die Schweiz finde ich als Standort generell gut - in Europa, aber außerhalb der Eurozone, zudem mit einer stabilen Währung (Wechselkurs Schweizer Franken zum Euro kurz nach dessen Einführung noch um die 1,6 nach meiner Erinnerung - inzwischen ist fast Parität erreicht, sprich 1 Euro = 1 Schweizer Franken), rechtssicherer Raum, geringe Inflation, guter Schutz von Eigentumsrechten, überschaubare Steuerbelastung usw.

  • Ja, dass die Hypotheken kaum abbezahlt werden (33% EK ist jedoch Pflicht) sichert den Banken hohe Hypothekensummen. Wenn der EMW abgeschafft werden würde (ich zweifle sehr, dass es jemals dazu kommt), dann würden dann die Hypotheken vermehrt abbezahlt werden und die Giralgeldschöpfung dadurch zurückgedreht. Könnte eine große Delle in der Schweizer Wirtschaft verursachen.

    Ein Freund von mir bezahlt gerade mal 0,7% auf 5 Jahre fix und würde freies Geld lieber in ETFs stecken als die Hypohtek zahlen. Falls die Zinsen steigen würden, dann kann er ja immer noch ETF-Geld zur Rückzahlung verwenden. Er macht sich nur sorgen, dass er die Zinssteigerungen und Aktien-baisse korrelieren.


    Ja, ich erinnere mich sogar an 1,67CHF/€ kurz vor der Finanzkrise. Ich finde es bemerkenswert, wie eine Volkswirtschaft eine ca. 50%-Aufwertung der eigenen Währung in so wenigen Jahren verkraften kann.

    Die DM war mal ähnlich stabil, aber für der Euro später durch die Euro-Politik habe ich keine Hoffnung mehr langfristig. Die "Südländer" haben den ewigen Streit zwischen Verschuldungspolitik (Schulden machen und abwerten) und Stabilitätsstrategie (der Nordländer) gewonnen. Die letzten Zweifel, das es so ist, sollten mit den Eurobonds (Coronakrise) passé sein.

  • Ja, ich erinnere mich sogar an 1,67CHF/€ kurz vor der Finanzkrise. Ich finde es bemerkenswert, wie eine Volkswirtschaft eine ca. 50%-Aufwertung der eigenen Währung in so wenigen Jahren verkraften kann.

    Eine stabile und starke Währung ist immer gut. So zwingt diese z. B. die Wirtschaft zur ständigen Verbesserung der Produktivität (Produktivitätssteigerungen) - insbesondere, wenn man seine Produkte international verkaufen (exportieren) will. Eine zu schwache Währung (der Euro ist für Deutschland m. E. viel zu schwach/weich - für Italien aber immer noch viel zu stark/hart) wirkt für ein Land wie Deutschland wie ein künstliches Dauerdoping. Mit der Gefahr, daß hierzulande daher die Produktivität (erlahmt).

    Die DM war mal ähnlich stabil, aber für der Euro später durch die Euro-Politik habe ich keine Hoffnung mehr langfristig.

    Meine Hoffnung für die Europäische Einheitswährung war nach intensiver Beschäftigung mit dem Projekt Ende der 90er noch vor Euroeinführung schon (nahezu) verschwunden. Langfristig wird dies - um das Projekt irgendwie am Leben zu halten - zu immer mehr staatlichen Eingriffen, Zwangsmaßnahmen, Dirigismus, Interventionismus usw. usw. führen. Was das Gesamtsystem der Wirtschaft eher schwächt. Siehe jetzt schon die ECB, die ihr Mandat nach den EU-Verträgen ("Stabilität des Euro" sprich Preisniveaustabilität bzw. Kaufkraftstabilität) in den Erhalt der "Stabilität der Eurozone" eigenmächtig uminterpretiert hat. Und statt sich auf die Bekämpfung der Inflation zu kümmern viel mehr auf die Schuldendiensttragfähigkeit der nicht eurotauglichen Südländer achtet.

    Die "Südländer" haben den ewigen Streit zwischen Verschuldungspolitik (Schulden machen und abwerten) und Stabilitätsstrategie (der Nordländer) gewonnen. Die letzten Zweifel, das es so ist, sollten mit den Eurobonds (Coronakrise) passé sein.

    Die ECB ist längst (nahezu) vollständig politisiert und steht unter fiskalischem Druck (der hoch verschuldeten Euro-Länder). Der Euro wird damit von einem Geld als Mittel zur "Wertaufbewahrung für die Bürger" eher zu einem "Geld als Mittel zur Staatsfinanzierung" für die überschuldeten Staaten. Denke, da hat sich das mediterrane Modell (insbesondere das französische) gegen das deutsche Modell (Bundesbank) längst durchgesetzt. Damit dürfte es zu einer (weiteren) "Liraisierung" des Euro kommen - was erhebliche Auswirkungen auf das Sparen, Anlegen, Investieren und die Ruhestandsplanung haben dürfte. Bin mir nur nicht sicher, ob das den Deutschen so bewußt ist - die sparen und legen nämlich immer noch (überwiegend) so an, als wäre der Euro eine Hartwährung und damit ein "Wertaufbewahrungsmittel".