Vermögensverwaltung auflösen, ETF kaufen?

  • Hallo zusammen,

    ich bräuchte mal euren Rat zu meiner aktuellen Situation.


    Mein Ziel: langfristig investieren ohne sich groß Gedanken über Änderungen machen zu müssen. Ich bin 23 Jahre alt, habe also noch ein paar Jährchen.


    Vorweg: Der "Notgroschen" ist vorhanden und wird im Folgenden nicht mit einbezogen.


    Nach ewigem hin & her überlegen und recherchieren (vor allem bei Finanztip und einer zweiten bekannteren Plattform) habe ich mich letztes Jahr im November dazu entschieden passiv in ETF zu investieren. Letztendlich ist es eine Kombination aus 70% MSCI World (0,2 TER) und 30% MSCI EM (0,18 TER) geworden. Hier habe ich ca. 1/3 meines angesparten Geldes investiert und spare auch monatlich mit 100€ (70€ & 30€) fleißig weiter. Soweit so gut.


    Nun zu meinem Problem:

    Im April habe ich den Rest, also ca. 2/3 in eine aktive Vermögensverwaltung für Fonds gesteckt (Mindestanlagesumme). Auch hier spare ich mit 150€ pro Monat (Mindestsparrate). Ich habe mir ein besseres Risikomanagement bei fallenden Märkten erhofft und hatte zunächst ein besseres Gefühl bei der Anlage, weil es sich um eine "richtige" Bank und nicht nur um einen Neo-Broker handelt. Herausgekommen ist ein Depot mit 11 verschiedenen Fonds, darunter u.a. folgende zwei Mischfonds mit hoher Gewichtung:


    UniMultiAsset: Chance III (DE000A2N7V06) mit 35% sowie der UniMultiAsset: Exklusiv (DE000A2H9A01) mit 25%

    ansonsten noch 5 Aktienfonds (gesamt ca. 25%), einen Rohstofffond (ca. 5%) und 3 Rentenfonds (gesamt ca. 10%)


    Risikofrei ist nichts, aber "leider" performt die Verwaltung im jetzigen Abschwung ähnlich wie mein eigenes ETF Portfolio und ich bezweifle das die Performance im Aufschwung mit dem Markt mithalten kann.


    Zu den Kosten: Ausgabeaufschlag zahle ich keinen. Ansonsten zahle ich 1,55% Gebühren und 9€ Depotgebühren pro Jahr. Ja das ist teurer als die ETFs.


    Im Moment nicht überraschend, aber beide Portfolios sind ein ganzes Stück nach unten gerutscht. Grundsätzlich finde ich es nicht schlecht auch die aktive Seite mal auszuprobieren, besser als das Geld liegen zu lassen, aber bei meinem Anlagehorizont und im Vergleich der Kosten fühle dann doch nicht ganz so wohl mit der aktiven Lösung und mache mir meine Gedanken ob dies die richtige Entscheidung war. Das wollte ich eben nicht, mir Gedanken machen müssen. Ich überlege also wieder auszusteigen und das Geld in das ETF Portfolio zu legen. Vielleicht dann auch erst in ein paar Monaten? Den Verlust zu realisieren ist zwar blöd, aber diesen hätte ich auch im ETF Portfolio gehabt.


    Wie seht ihr das?

    Ich bin gespannt auf eure Beiträge!


    Gruß

  • Ich habe mal ähnlich gedacht und parallel 2/3 in einen ETF und 1/3 in einen renommierten, gemanagten Fonds investiert. Das war Ende 2008. Beide Positionen habe ich heute noch unverändert (und werde ich wegen der Steuerfreiheit auch behalten), beide Fonds sind aus dem Hause DWS, beide Fonds legen weltweit in Aktien an. Ergebnis bis heute:


    ETF X-Trackers MSCI World, TER 0,45%: + 372%

    Vermögensbildungsfonds I, TER 1,45%: + 247% (inkl. Ausschüttungen)


    Vielleicht wenig überraschend, dass ich mich heute auf ETFs beschränke.

  • Hallo Grindbart_108_ und Herzlich Willkommen im FT-Forum,

    Du bist noch jung, da darf uns sollte man sich ruhig ausprobieren.

    Du lernst gerade und das ist auch gut so!


    Ich würde sehen, dass ich von der aktiven Vermögensverwaltung wegkomme. Lieber ein Ende mit schrecken als ein schrecken ohne Ende!

    Als Alternative zu den Produkten der Finanzverkäufer empfehle ich Dir mal einen Blick auf den ARERO-Fonds von Prof. Martin Weber zu werfen (Startseite (arero.de)).

    Es handelt sich zwar auch um einen (Misch)Fonds, der aber rein passiv bzw. regelbasiert in 60% Aktien nach BIP-Gewichtung, 25% Renten und 15% Rohstoffe investiert.

    Der ARERO profitiert aktuell sehr stark von seinem Rohstoffanteil. Man muss aber sehen, dass der ARERO insgesamt seit seiner Auflage deutlich gegenüber einem 100%igen Aktienportfolio verloren hat.

    Insgesamt sollte der ARERO aber eine deutlich geringere Volatilität gegenüber einem reinen Aktienportfolio aufweisen.


    Ob Du Dich nun langfristig für einen ARERO und/oder ein 70/30 Portfolio entscheidest, dürfte bei Deinem Alter egal sein. Wichtig ist, dass man mit seiner Anlage gut schlafen kann. Vor allem wenn wie aktuell gerade die Kanonen donnern und gefühlt die Welt im Chaos zu versinken droht.

    Irgendwann geht auch an den Aktienmärkten wieder die Sonne auf!


    PS: Das ist ausdrücklich keine Anlageberatung oder Empfehlung für den ARERO oder sonst etwas! Ich besparte selbst ein 70/30 Portfolio und bin damit zufrieden (schlafe sehr gut ;)).

  • Hallo Grindbart_108_ ,

    willkommen hier im Forum. Lehrgeld mußten wir alle zahlen. Auch ich habe keine Glaskugel, aber ich kann Dir sagen, was ich so mache. Ich habe aktive Aktienfonds und Aktien-ETFs. EM habe ich nicht. Bis vor Kurzem hatte ich auch eine Festgeldtreppe. Derzeit habe ich kein Festgeld mehr. Sollte es mal wieder über 3% Zinsen geben, lege ich auch wieder Festgeld an.

    Gute Anlageerfolge wünscht Dir


    Altsachse

  • Vielen Dank für die schnellen Antworten!


    monstermania , ich finde deinen Beitrag wirklich gut, ich habe mir den ARERO mal angeschaut, dieser wäre eine gute Alternative. Ich habe mir dann natürlich direkt das zugehörige Finanztip Video angeschaut :) Tendiere aber trotzdem eher zum 70/30.


    Altsachse hältst du die aktiven nur noch aufgrund von Steuervorteilen so wie Hornie ? Ich nehme hier an das nur die ETF und nicht die aktiven gespart werden.


    Jetzt bleibt nur noch die Frage:

    Mit Verlust aus der aktiven Verwaltung raus und in die ETF rein oder warten und dann wechseln? Oder Verkaufen und nach kurzem warten in die ETF?


    Vielen Dank!

  • Wirtschaftlich ist es egal, wenn Du jetzt mit Verlust verkaufst, da Du die Wertaufholung ja auch mit den ETFs machen kannst.

    Steuerlich ist es nur dann egal, wenn Du sowieso unter den Freibeträgen bleibst und keine Steuern zahlst oder wenn Du den Verlust nutzt und mit Gewinnen verrechnen kannst. Dazu musst Du den Verlusttopf nach Verkauf von der Vermögensverwaltung zu Deiner Bank übertragen lassen oder alternativ die Fonds in Dein ETF-Depot übertragen lassen und erst dort verkaufen.

  • Jetzt bleibt nur noch die Frage:

    Mit Verlust aus der aktiven Verwaltung raus und in die ETF rein oder warten und dann wechseln? Oder Verkaufen und nach kurzem warten in die ETF?

    Das Geld ist weg und kommt auch nicht wieder!

    Selbst wenn Du jetzt z.B. die nächsten Jahre in die aktiven Produkte investierst bleibst und dann wieder in die Gewinnzone kommst, hast Du wahrscheinlich Rendite verschenkt, weil die Chance doch ziemlich hoch ist, dass Du langfristig mit Deinem 70/30 Portfolio mehr Rendite erzielst.

    Das ist (leider) ein typischer menschlicher Fehler, dass man keine Verluste machen will.

    Sieh den Verlust einfach als Lehrgeld an.

    Und du kannst Dir sicher sein, dass fast alle hier im Forum reichlich Lehrgeld zahlen mußten. ;)

  • Hallo Grindbart_108_ ,

    Ich habe keine Altbestände mehr. Ich halte aktive Fonds, weil meine gute Renditen abwerfen.

    Ich nehme mir Zeit bei einen Fonds die Entwicklung zu vergleichen. Dabei hoffe ich dass ein heute guter Fonds, auch morgen noch gut laufen wird. Das trifft allerdings nicht immer zu. Dann lasse ich den Fonds eine Chance von ca. 1Jahr. Danach wird der schlechte Fonds getauscht. Bei meinen aktiven Fonds bekomme ich Kick-Backs ausbezahlt, das ist ein weiterer Grund aktive Fonds zu halten.

    Gruß


    Altsachse

  • Wo habe ich Gebühren bezahlt ? Ich bekomme 100% Rabatt auf den Ausgabeaufschlag. Die laufenden Kosten werden durch höhere Renditen ausgeglichen. Da ist nichts mit Gebühren. Und die Kick-Backs kommen oben drauf.

    Gruß


    Altsachse

  • Solange mein Rendite oberhalb des MSCI-Wold liegt, ist mir das eigentlich auch egal. Ich muß zugeben, derzeit laufen einige meiner aktiven Fonds auch nicht wie gewünscht. Ich sehe die derzeitige Situation aber auch als Ausnahme.

    Gruß


    Altsachse

  • Da jeder aktive Fonds eine kleine Cashquote haben muss, also Dein Geld nur z.B. zu 98% in Aktien investiert ist, solltest in Abwärtsphasen eigentlich eher einen kleinen Vorteil haben.


    Perfekt wäre natürlich ein aktiver Portfoliomanager, der die Positionen bereits reduziert, wenn die Kanonen nur vorgefahren werden ;)

  • Vor vielen Jahren, als ich noch dachte, andere könnten das "Asset Management" besser als ich, habe ich bei einer Filialbank einen Vertrag zum Vermögensmanagement abgeschlossen, zum Glück nur mit der Mindestanlagesumme.


    Am Anfang war der Budenzauber höchst beeindruckend: Fast jeden Monat erhielt ich Post mit Transaktionen in Fonds und raus aus anderen Fonds. Das machte natürlich Eindruck auf mich, denn man denkt, die kümmern sich wirklich. Wenn ich dann aber die halbjährliche Abrechnung sah und Wertsaldo mit angefallenen Kosten gegenüber stellte, dann war das nicht mehr so beeindruckend. Und so zu investieren, dass man sicherer vor Abschwüngen war, fiel denen auch nicht ein. Irgendwann habe ich den Vertrag beendet, als mir auffiel, das die Fonds, die ich von Hand ausgesucht hatte, netto auch nicht schlechter liefen.


    Und dann hat mir noch jemand eine alte Binse von Aktionären unter die Nase gerieben:


    "Hin und Her macht Taschen leer".