Sondertilgung oder ETF

  • Hi Zusammen,


    Wir haben uns 2019 ein Haus gekauft und dafür zwei Kredite aufgenommen. Den Löwenanteil mit einer Zinssicherung/Laufzeit bis zur kompletten Abzahlung (27 Jahre) und einen Teil auf 10 Jahre mit 1,7% Zinsen. Restschulden nach den 10 Jahren werden ca. 40.000€ sein. Macht es Sinn, dass wir Geld das am Jahresende übrig ist in einen ETF zu stecken oder würdet ihr aufgrund der steigenden Zinsen lieber soviel wie möglich von dem Kredit tilgen damit nach 10 Jahren keine Restschuld auf dem Kredit ist und keine Anschlussfinanzierung benötigt wird?


    Danke für eure Antworten im Voraus


    Grüße

  • Hallo.


    Wirtschaftlich wäre es wohl zu vertreten, lieber in ETFs zu investieren, als Sondertilgungen zu leisten. Zumal auch bei anziehenden Zinsen 40K auf 17 Jahre abzahlbar erscheinen.


    Allerdings würde ich Schulden schnellstmöglich loswerden wollen und wäre geneigt, Sondertilgungen zu leisten, auch weil die Möglichkeit von Sondertilgungen in der Regel einen Zinsaufschlag bedeutet und den will man ja nicht vergebens bezahlt haben.


    Wenn das eine Darlehen getilgt ist, sollte ja auch Luft für einen ETF-Sparplan da sein.

  • FT empfiehlt zuerst Schulden tilgen, dein Haus ist ja auch eine Altersvorsorge. Man kann auch auf eine gute bis sehr gute Entwicklung im Bereich der ETF s hoffen und dann die Restschuld auf einmal tilgen, allerdings ist es schwierig die Entwicklung der nächsten 10 Jahre vorher zu sagen. 3. Variante wäre beides zu gleichen Teilen zu machen, dann wäre auf jeden Fall die Anschlussfinanzierung geringer.

  • Bezug ist die Anordnung der BaFin zur Risikovorsorge, die ich hier schon mal gepostet hatte, die wiederum auf der Einschätzung der Bundesbank einer Überbewertung von Wohnimmobilien von 20-35% basiert. In wie weit das in einer sich verschärfenden Krise relevant ist mag ich nicht beurteilen.

  • Bezug ist die Anordnung der BaFin zur Risikovorsorge, die ich hier schon mal gepostet hatte, die wiederum auf der Einschätzung der Bundesbank einer Überbewertung von Wohnimmobilien von 20-35% basiert. In wie weit das in einer sich verschärfenden Krise relevant ist mag ich nicht beurteilen.

    Okay, danke für die Einschätzung.

    Wir werden sehen.

  • Hier fallen verschiedene Punkte zusammen:

    1. finanzielles Risiko für die Anschlussfinanzierung: eher gering. Hier reden wir von 100€ mehr oder weniger im Monat

    2. Zins der Anschlussfinanzierung: Für die Bank ist das kein attraktives Geschäft, der Papierkram ist praktisch der gleiche für 40k und 400k. Entsprechend wird bei kleinen Tranchen in der Regel ein Aufschlag verlangt. Wo die Marktzinsen in 2029 liegen, kann dir heute keiner auch nur halbwegs vernünftig prognostizieren. Da musst du dir selbst eine Zahl schätzen

    3. Aufwand: ist der Kredit getilgt, brauchst du keine Bank zur Anschlussfinanzierung machen

    4. Rendite: spricht eigentlich eher für den ETF, steuerfreie 1,7% sind aber jetzt auch nicht vollkommen schlecht. Die wahre implizierte Rendite einer Tilgung kannst du eh nicht abschätzen da sie von den Zinssätzen der Anschlussfinanzierung abhängt


    Ich würde mich grundsätzlich für eine Variante entscheiden. Entweder du hast das Ziel den Kredit zur regulären Restschuld zu finanzieren oder du hast das Ziel ihn bis 2029 komplett zu tilgen oder abzulösen. Ein Teils-Teils sehe ich wegen Punkten 2 und 3 nicht als sinnvoll an.

    In der Tendenz würde ich den Teilkredit komplett tilgen wenn das realistisch ist, hauptsächlich um den Aufwand für die Anschlussfinanzierung zu sparen und die Finanzierung zu vereinfachen.

  • Das klingt sehr nachvollziehbar.

  • Pete2612

    Ich ticke so, dass ich zuerst immer alle Schulden weg haben möchte. Es ist zwar ein Gegenwert für die Schulden da (das Haus), aber es sind halt Schulden.

    Außerdem bekomme ich lieber - wenn auch gegenwärtig minimal - Zinsen als dass ich sie bezahle.

    Ich war auch einmal in vergleichbarer Lage und habe den Kredit getilgt (allerdings so lange gewartet, bis die erhebliche Vorfälligkeitsentschädigung nicht mehr anfiel). Die somit freiwerdende monatliche Kreditrate habe ich in einen Sparplan gezahlt. Damals kannte ich mich mit ETF noch nicht aus. Als der Sparplan fällig wurde, ging das Sümmchen in einen ETF. Heute würde ich entsprechend sofort den ETF besparen.

    Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Treffen der Entscheidung, mit der DU dich wohl fühlst.

    VG,

    Alabama

  • Supi. Die gleiche Frage hatte ich auch.

    Wir haben einen großen Kredit 243k€ mit 1,83%. Wir haben jedoch die Möglichkeit bis zu 12,5k€ im Jahr kostenlos sonderzutilgen.

    Dann werde ich mich wohl von den ETFs verabschieden und tilgen. Auch wenn ETFs natürlich mehr Spaß machen, weil man sie (hoffentlich) wachsen sehen kann.

  • Hallo.


    Je kürzer die restliche Zinsbindung, desto eher würde ich in Richtung Sondertilgungen tendieren. Sobald die Sondertilgungsmöglichkeiten über einen Zinsaufschlag wurden, sollte man die Möglichkeit nutzen und zwar möglichst früh, wegen des laufend höheren Tilgungsanteil in der Folge.

    Der chancenorientierte Immobilienfinanzierende wird wahrscheinlich eher auf den ETF schielen.