Frage zur Beitragsfreistellung der Rieser-Rente

  • Hi, meine Freundin hat seit 12 Jahren einen Riester-Vertrag bei der Union-Invest am laufen (also Fondsgebundenes Riestern). Nicht überraschend läuft das nicht so toll. Ich hab jetzt vielfach gelesen dass es vermutlich nicht gut ist den Riestervertrag zu kündigen, da alle Zuschüsse und steuerlichen Vorteile zurückbezahlt werden müssten. Stattdessen wäre es besser, das ganze beitragsfrei zu stellen, also einfach nichts mehr einzuzahlen.


    Aber dazu hab ich nun folgende Frage: Die Verwaltungskosten dieses Riesterfonds liegen bei 1,20%. Wie ich das verstanden habe laufen diese Kosten auch weiter selbst wenn man nichts mehr einzahlt. Der aktuelle Wert liegt bei 23k (eingezahlt bislang ca 18,5K), 1.2% von 23K sind ca 275€. Das heißt doch dass jetzt die nächsten 30 Jahre noch jährlich diese 275€ abgezogen würden, das wären insgesamt gut 8000€. D.h. der Wert wäre am Ende 15K. Da bereits 18,5K eingezahlt wurden, hätte man 3,5K Verlust gemacht? Es wird ja gesagt es ist garantiert dass die eingezahlten Beiträge und Zuschüsse ausgezahlt werden. Aber wie soll das denn hier funktionieren? Oder wird dann bei Erreichen der 18,5K einfach ein "Kostenstopp" gemacht und es fallen keine weiteren Kosten mehr an?


    Im Endeffekt ist die Frage die ich habe: Wenn die bislang erhaltenen Zuschüsse und steuerlichen Vorteile weniger als diese 8000€ sind (bzw. 4,5K, falls es diesen o.g. "Kostenstopp" gibt), macht es dann nicht doch Sinn das Ding zu kündigen? Also lieber jetzt zB 5K Rückzahlungen leisten, als im Laufe der nächsten 30 Jahre auf 8k an Kosten zu kommen?


    Danke :S

  • Hallo.


    Die Kosten laufen auch bei Beitragsfreistellung weiter, allerdings muss der Anbieter ja Beiträge und Zulagen (nominell) garantieren. Also wird es am Ende zumindest die 18,5K (die Summe übernehme ich hier einmal kritiklos) geben.

    Ich beziehe mich hierbei auf die heutige Rechtslage.

    Man könnte auch ganz kündigen und das Guthaben übertragen, wenn man einen Anbieter findet, der das Kapital übernehmen (und dafür garantieren) will.

  • Zitat

    Also wird es am Ende zumindest die 18,5K (die Summe übernehme ich hier einmal kritiklos) geben.

    Nur her mit der Kritik, was willst du sagen? :P

  • Auch bei Beitragsfreistellung erwirtschaften die Fonds weiter Erträge. Wenn die z.B. 4% erwirtschaften, steigt der Wert nach Kosten immer noch um 2,8%. Die Garantie zieht nur dann, wenn die Fonds die nächsten 30 Jahre nahezu nichts verdienen.

  • Nur dass dieser Fond halt nicht 4% erwirtschaftet hat, sondern 1,5% über die letzten 12 Jahre. Die Idee wäre natürlich das Geld daraus in ETFs zu reinvestieren. Wenn man da bei einer höheren Rendite als 1,5% ausgeht (was ja wohl zu erwarten wäre), dann frage ich mich noch immer: Wieso sollte das Geld da jetzt die nächsten 30 Jahre bei so schwacher Rendite vergammeln. Ich verstehe noch nicht warum generell scheinbar von der Kündigung abgeraten wird.

  • Ich verstehe noch nicht warum generell scheinbar von der Kündigung abgeraten wird.

    Weil man bei Riester NICHTS pauschalisieren kann ;)


    - Wenn z.B. der Ehepartner über Jahre nur den Mindestbetrag von 60,- € jährlich eingezahlt hat und "nur" die Kinderzulagen mitgenommen hat, würde ich auch nicht Kündigen sondern freistellen. Da kommt überhaupt nichts raus außer die paar Jahre mit je 60,- €

    - Hat man eine Schlüssige Alternative ?

    - Wie viele Jahre hat noch bis zur Rente ? Kurz vorher würde ich wohl auch nicht mehr kündigen. Die Laufzeit für die Alternative wäre zu kurz oder hätte ein (stark) erhöhtes Risiko.

    - Was würde man mit der Auszahlung machen ? Urlaub oder weiter für die Altersvorsorge nutzen ?

    - Macht bei einem persönlich ein Pfändbares und Harzt-4 Sichere Vorsorge Sinn, oder ist es zu vernachlässigen ?


    Das sind nur einige Punkte die man abwägen muss.


    Wir haben uns aber auch schon vor 2-3 Jahren von Riester verabschiedet. Eigentlich der einzige Punkt wo man Fairr mal danken kann: Es hat vielen die Augen geöffnet ;)


    Lieber einmal ein kurzer Schreck der weh tut als sich noch 20,30,40 Jahre so einen teuren und unflexiblen Mist ans Bein zu binden.

  • Danke für Eure Antworten.


    Konkret auf meine überlegte Berechnung ist jetzt aber noch keiner eingegangen, daher lasst mich die Frage bitte nochmal in den Raum stellen: Selbst wenn ich das jetzt beitragsfreistelle, liegen da ja dann noch 23K für 30 Jahre rum und erwirtschaften eine Rendite die schon beträchtlich unter dem lag, was zB ein MSCI World gebracht hat. Unter der Annahme dass diese Relation auch in Zukunft so aussieht - also 1,5% im Fond und vllt 5% im MSCI World - dann würden die 23K abzüglich Rückzahlungen doch nach 30 Jahren MSCI World vermutlich trotzdem mehr erwirtschaften, als eben diese Rückzahlungen. Also warum nicht lieber jetzt direkt einen Betrag X an Rückzahlungen zahlen, statt das Geld da liegen zu lassen und damit langfristig einen Betrag größer X indirekt zu zahlen?


    Diese Sache mit nicht kündigen würde ich nur als sinnvoll erachten wenn es eh nicht mehr lange zur Rente hin ist, d.h. wenn man davon ausgehen muss das die Rückzahlungen nicht mehr über eine alternative Anlageform wieder reingewirtschaftet werden können. Aber wir haben hier noch über 30 Jahre bis zur Rente, ist es dann nicht besser zu kündigen und das Geld da noch rauszuholen?

  • Ja, platt gesagt, je länger die alternative Anlage (der ETF-Sparplan) Rendite einfahren könnte, desto eher lohnt sich das Umsatteln. Aber in jedem Fall sollte man zumindest überschlagsmäßig schauen, was Sinn ergibt.

  • Diese Sache mit nicht kündigen würde ich nur als sinnvoll erachten wenn es eh nicht mehr lange zur Rente hin ist, d.h. wenn man davon ausgehen muss das die Rückzahlungen nicht mehr über eine alternative Anlageform wieder reingewirtschaftet werden können. Aber wir haben hier noch über 30 Jahre bis zur Rente, ist es dann nicht besser zu kündigen und das Geld da noch rauszuholen?

    HOODi

    Tja, es läuft auf die berühmte Frage heraus, wenn ich wüßte was ich nicht wüßte! ;)

    Rein von der Renditeerwartung her, wird eine langfristige Anlage in einen marktbreiten ETF sicherlich mehr Rendite abwerfen als der Riester. Der Riester ist Deiner Freundin aber auch sicher, wenn Sie z.B. mit Mitte 50 (also in 20 Jahren?) zu einem Sozialfall werden sollte.

    Ich kenne Selbstständige, die durch Corona einen nicht unerheblichen Teil Ihrer für die geplante Altersvorsorge vorhanden Gelder verloren haben. Wer hat damit schon gerechnet!


    BTW: Ich würde bei 30 Jahren wohl das Risiko eingehen. ;)