jetzt wieder mehr in Gold investieren?

  • Kann mir jemand erklären, warum die "Big Player", also Zentralbanken der verschiedenen Nationen im großen Stil Gold kaufen?

    Überlege mal die Wirkung der Zentralbanksanktionen gegen Russland. China wird ja Taiwan heim ins Reich holen und erwartet die gleichen Sanktionen und hat deswegen schon Workshops abgehaltenen, wie man das dann umgehen kann. Goldhandel wäre eine Möglichkeit eine Dollar-/Euro-Sperre zu umgehen.

  • Überlege mal die Wirkung der Zentralbanksanktionen gegen Russland. China wird ja Taiwan heim ins Reich holen und erwartet die gleichen Sanktionen und hat deswegen schon Workshops abgehaltenen, wie man das dann umgehen kann. Goldhandel wäre eine Möglichkeit eine Dollar-/Euro-Sperre zu umgehen.

    Der Kauf von Gold fand jedoch schon weit vor der aktuellen Situation statt. Außerdem erklärt das nicht, warum die westlichen Banken Gold halten und erwerben (was sie definitiv tun).


    Andere Frage: Spricht es dann nicht trotzdem für den Golderwerb, wenn es große Marktteilnehmer gibt, die (aus welchen Gründen auch immer) starkes Interesse an Gold haben?

  • Überlege mal die Wirkung der Zentralbanksanktionen gegen Russland. China wird ja Taiwan heim ins Reich holen und erwartet die gleichen Sanktionen und hat deswegen schon Workshops abgehaltenen, wie man das dann umgehen kann. Goldhandel wäre eine Möglichkeit eine Dollar-/Euro-Sperre zu umgehen.

    Den Aspekt sehe ich ähnlich.


    Schon deutlich länger aber wirkt im Hintergrund und fundamental die Tatsache, daß China der Dollar als (noch jedenfalls) Weltleitwährung nicht unbedingt behagt. Allzu schnell kann man allerdings die Luft aus dem Dollar-Ballon nicht ablassen - hält man doch selbst davon eine Reserve im Billionenbereich. In the long run jedenfalls, hätte China (und einige andere Länder) den US-Dollar als Weltleitwährung (samt der FED als (noch) wichtigste und (noch) tonangebende Notenbank der Welt) gerne weg. Ob das nun über eine wieder (Edelmetall) (ganz oder teilweise) gedeckte Währung und/oder (gedecktes) Kryptogeld oder irgendwas anderes angestrebt wird - das wäre wieder eine andere Frage.

  • Hab vorhin gelesen, dass die BRD (nach den USA) über das zweitgrößte Goldvermögen weltweit verfügt.


    Da fragt man sich schon ob Gold so obsolet ist, wie viele behaupten.


    Bezüglich Krypto-Währungen betrachte man mal den aktuellen Bitcoin-Wert ;)

  • Nochmals: Wenn ich mir meine Kaufbelege z. B. aus 1999 bei Euroeinführung und jetzt in 2022 nebeneinander lege (einen Zeitraum von deutlich > 20 Jahren subsumiere ich unter "langfristig") - dann hat Gold praktisch meine anderen Assets alle geschlagen (das gilt selbst für meine Immobilien in einem der größten Ballungsräume in Deutschland). Zudem wäre dieser enorme Gewinn bei Gold nun steuerfrei liquidierbar.


    Wie soll das dann also ein Griff ins Klo gewesen sein ?

    Ich habe mal einen Sparplan Euwax Gold vs. DAX ETF vs. MSCI World ETF laufen lassen (siehe Bild).

    Zumindest der MSCI World hätte Gold per Sparplan geschlagen.

    Und wenn Du die Zeitpanne 1990-2022 wählst, geht das Ergebnis noch viel eindeutiger zu Gunsten des MSCI World aus.


    Aber: Wer im Januar 2000 einmalig 10.000€ (2000DM) in Gold angelegt hätte, der hätte aktuell deutlich mehr Rendite mit Gold gemacht als mit der gleichen Anlage in MSCI World oder den DAX!

    Geht man dann aber auch mit der Einmalanlage auf 1990 zurück, stellt man fest, dass Gold von 1990 bis 2005 exakt NULL Rendite gemacht hat! Von 1990 bis 2022 hat der MSCI World Gold extrem ausperformt.

    Fazit: Das Ergebnis hängt wie so oft vom konkreten Zeitraum der Investition und der Art ab (Einmalanlage oder Sparplan).

    Und bei Sparplänen scheinen Aktien ETF langfristig Renditevorteile gegenüber Gold zu bieten.

  • Hab vorhin gelesen, dass die BRD (nach den USA) über das zweitgrößte Goldvermögen weltweit verfügt.


    Da fragt man sich schon ob Gold so obsolet ist, wie viele behaupten.

    Wenn es ganz schlimm kommt und "hart auf hart" geht - dann zählen (leider !) Waffen und Soldaten (bekommt Europa gerade auf tragische Weise vorgeführt) oder in finanziellen worst-cases eben Gold (auch da würde ich ein leider hinzufügen).

  • Bitte entschuldigt, ich bin ja diesbezüglich ein absoluter Laie aber ist dieses Euwax-Gold das "Papiergold" vor dem alle warnen?


    Die Frage ist doch, was ein MSCI-World bei einem globalen Finanzcrash noch wert ist. Ich weiß, dass es dazu geteilte Meinungen gibt aber man sollte doch ohne Denkverbote an das Thema herangehen und da Gold ja genau für solche Fälle empfohlen wird...

  • ist dieses Euwax-Gold das "Papiergold" vor dem alle warnen?

    Jein. Es ist ein physischer Auslieferungsanspruch damit verbunden, d.h. Du kannst Dir das Gold schicken lassen, hast bis dahin keine Lagerkosten etc.


    Daneben gibt es dann noch Zertifikate, die nur den Wert abbilden aber kein Gold selbst halten, und ETC, die physisch hinterlegt aber keinen Auslieferungsanspruch haben. Muss man jeweils im KIID nachlesen, um was es sich handelt.

    Die Frage ist doch, was ein MSCI-World bei einem globalen Finanzcrash noch wert ist.

    Der MSCI World wird ziemlich viel wert sein, da die Weltwirtschaft ja weiter geht. Was wir im Moment sehen ist die Reduzierung der Werteinschätzung für Dinge, die man nicht unbedingt braucht. Ähnliches kann man für den von Dir beschriebenen Crash annehmen. Es gibt schöne Langfristgrafiken, in der die Krisen eingezeichnet sind.


    Nur mal so am Rande: in grauer Vorzeit gab es mal eine Crashgefahr, weil ein Land aus der EU austreten wollte, Brexit oder so ähnlich hieß das. Wird zumindest in meiner Wahrnehmung nicht mehr thematisiert als Crash-Auslöser.

  • Vielen Dank für den instruktiven Vergleich.


    Logisch, es kommt immer auf die ausgewählten Zeiträume an. Für mich begann aber eine neue Ära mit der Euroeinführung. Daher mein Betrachtungszeitraum von 1999 an eben beginnend mit der Euroeinführung bis heute (2022).


    Und 23 Jahre sind in einem Anleger-Leben und/oder in der Ruhestandsplanung schon ein sehr langer Zeitraum. Was helfen mir persönlich die Betrachtungen von Zeitabschnitten, die meine Lebenserwartung - und erst recht meine Restlebenserwartung - um ein Vielfaches übersteigen ?


    Keine Frage: Auf lange Sicht sind Aktien das Instrument mit der besten Performance. Keine Frage aber auch: Kenne viele Leute mit relevanten Vermögen, die das natürlich auch wissen. Trotzdem ist praktisch kein einziger zu 100% in Aktien investiert - sondern eben auch Bargeld, anderen Sorten, Gold, Immobilien, tangible assets usw. usw. Das wird seine Gründe haben.

  • Die Frage ist doch, was ein MSCI-World bei einem globalen Finanzcrash noch wert ist.

    Gute Frage! :/

    Hören dann sofort alle Firmen auf zu Produzieren? Würde es dann kein morgen keine Waren von P&G, Unilever, Nestle, usw. in den Supermärkten geben?

    Strom und Wasserversorgung wäre auch weg, weil die großen Versorger sind auch im MSCI World. usw.usw.

    Selbst in der großen Depression 1929 haben Firmen weiter Waren und Dienstleistungen produziert und verkauft. Gegessen und geka..t wird immer (gesoffen übrigens auch :)).

    Klar, können die Aktienkurse auch längerfristig empfindlich einbrechen, aber wenn quasi Morgen der Weltwirtschaft komplett stillsteht, möchte ich mal sehen, was Du dann mit Deinem Goldhaufen machst.

    Ach ja, ne Knarre wäre dann wohl auch nicht schlecht. :/


    PS: Ich habe als Kind bei Pipi Langstrumpf gelernt, dass man Gold und Perlen nicht essen kann. Die Schatzkisten der Piraten waren nachher nur ein Buch und ein paar Äxte wert. ;)

  • Und 23 Jahre sind in einem Anleger-Leben und/oder in der Ruhestandsplanung schon ein sehr langer Zeitraum. Was helfen mir persönlich die Betrachtungen von Zeitabschnitten, die meine Lebenserwartung - und erst recht meine Restlebenserwartung - um ein Vielfaches übersteigen ?

    Ich mach das hier für alle!

    Soll ja junge Menschen geben, die keine andere Währung außer dem EURO kennen und sich für eine langfristige Geldanlage interessieren.;)

  • Jein. Es ist ein physischer Auslieferungsanspruch damit verbunden, d.h. Du kannst Dir das Gold schicken lassen, hast bis dahin keine Lagerkosten etc.

    Gilt das auch dann noch, wenn alle Anleger sich ihr Gold schicken lassen, also zur selben Zeit?


    Zitat

    Der MSCI World wird ziemlich viel wert sein, da die Weltwirtschaft ja weiter geht. Was wir im Moment sehen ist die Reduzierung der Werteinschätzung für Dinge, die man nicht unbedingt braucht. Ähnliches kann man für den von Dir beschriebenen Crash annehmen. Es gibt schöne Langfristgrafiken, in der die Krisen eingezeichnet sind.


    Nur mal so am Rande: in grauer Vorzeit gab es mal eine Crashgefahr, weil ein Land aus der EU austreten wollte, Brexit oder so ähnlich hieß das. Wird zumindest in meiner Wahrnehmung nicht mehr thematisiert als Crash-Auslöser.

    Ich denke wir reden hier von zwei unterschiedlichen Arten von Krisen. Was mir vorschwebt ist eher ein Zusammenbruch des Fiat-Geldsystems (vor allem des Dollars).

    Der Brexit (wie auch 1923, 2008, etc.) spielt da wohl eher in einer anderen Liga.

  • In meinen Augen ist der Goldhaufen dazu da um den Wert ins neue System "hinüberzuretten". Die Firmen können ja weiter Produzieren, aber ob die Indices und Aktien nach einem Systemzusammenbruch weiterhin ihren vorherigen Wert halten und ob das System "danach" die selbe Struktur behält, dürfte schwer vorherzusehen sein.


    Ich bin da natürlich absolut unbedarft und könnte (/dürfte) damit wohl auch komplett auf dem Holzweg sein.

  • Ich mach das hier für alle!

    Soll ja junge Menschen geben, die keine andere Währung außer dem EURO kennen und sich für eine langfristige Geldanlage interessieren.;)

    Ein schöner und lobenswerter zudem altruistischer Ansatz :thumbup:


    Aber ich war ja auch mal jung. Auf eine Beimischung von Gold (das wäre für mich irgendwas zwischen 5 - 15% max.) würde ich persönlich niemals verzichten. Das kann ich sogar jetzt mit gutem Gewissen in der Retrospektive sagen.


    Besonders in einem reinen Papiergeldsystem wie dem unsrigen samt noch niemals zuvor erreichten Schuldenständen (jedenfalls in Friedenszeiten) und erst recht als Bewohner der Eurozone mit einer Währung, die ständig gerettet werden muß.

  • Gilt das auch dann noch, wenn alle Anleger sich ihr Gold schicken lassen, also zur selben Zeit?

    Im Grundsatz ja, da die Tochtergesellschaft der Börse Stuttgart verpflichtet ist 100% Gold vorzuhalten, So wie Du den Fall beschreibst vermute ich nein.

    Was mir vorschwebt ist eher ein Zusammenbruch des Fiat-Geldsystems

    Und das heißt dann praktisch? Eine Produktionsanlage verliert dann zu 100% ihren Wert und wir sind zurück in der Steinzeit?

  • Gilt das auch dann noch, wenn alle Anleger sich ihr Gold schicken lassen, also zur selben Zeit?


    Ich denke wir reden hier von zwei unterschiedlichen Arten von Krisen. Was mir vorschwebt ist eher ein Zusammenbruch des Fiat-Geldsystems (vor allem des Dollars).

    Der Brexit (wie auch 1923, 2008, etc.) spielt da wohl eher in einer anderen Liga.

    Naja, die Theorie vom Fiat-Gold ging auch schon einmal um, wurde nur etwas anders genannt.

    Irgendwo ist Handel immer eine Frage des Vertrauens, egal was gehandelt wird.

  • Ich habe da vor einiger Zeit mal ein Video von einer Diskussionsrunde mit Jannis Varoufakis (ehem. griech. Finanzminister) gesehen, in der er ein Bild von einem System zeichnete, dass "keine Investitionen braucht" bzw. erlaubt. In seiner Vorstellung würde man darin die Möglichkeit abschaffen durch Zinsen, Renditen, Spekulation, etc. Werte anzuhäufen.


    Das hört sich natürlich zunächst wie Unsinn an jedoch ist das aktuelle Wirschaftssystem nicht das einzig vorstellbare und damit auch nicht das einzig mögliche.


    Ich bin mir nicht ganz sicher aber ich glaube er meinte damals, dass man durchaus ein System erschaffen könnte in dem man durch "herumsitzen und nichts tun" keinen Vermögenszuwachs erwirtschaften könne.


    Vielleicht wäre ein "Goldhaufen" in solch einem System vorteilhaft :)

  • Ich bin mir nicht ganz sicher aber ich glaube er meinte damals, dass man durchaus ein System erschaffen könnte in dem man durch "herumsitzen und nichts tun" keinen Vermögenszuwachs erwirtschaften könne.

    Das haben wir in D aber nicht. In der Sozialen Marktwirtschaft bzw. im jetzigen umfassenden Versicherungsstaat werden eben auch die mit versorgt, die herumsitzen und nichts tun, obwohl sie es objektiv könnten.


    Falls Deine Bemerkung auf die Bereitstellung von Kapital bezieht solltest Du Dir mal die Frage stellen, wie Arbeitsplätze entstehen. Diese erfordern nämlich Kapital und das kommt nicht ohne dass am Ende auch dafür entlohnt wird. Im Falle von Eigenkapital durch die Rendite auf die Investition, im Falle von Fremdkapital durch die Zinsen.

  • Das haben wir in D aber nicht. In der Sozialen Marktwirtschaft bzw. im jetzigen umfassenden Versicherungsstaat werden eben auch die mit versorgt, die herumsitzen und nichts tun, obwohl sie es objektiv könnten.

    Ja, das ist ein Problem für sich aber das meinte ich nicht und ich werde das Gefühl nicht los, dass du das auch weißt ;)


    Zitat

    Falls Deine Bemerkung auf die Bereitstellung von Kapital bezieht solltest Du Dir mal die Frage stellen, wie Arbeitsplätze entstehen. Diese erfordern nämlich Kapital und das kommt nicht ohne dass am Ende auch dafür entlohnt wird. Im Falle von Eigenkapital durch die Rendite auf die Investition, im Falle von Fremdkapital durch die Zinsen.

    Wie gesagt, ich bin was Wirtschaft und Finanzen angeht ein Laie und kann nicht genau wiedergeben, wie er das artikuliert hat.


    Lass mich das Umformulieren:

    Kannst du dir ein ökonomisches System vorstellen, in dem es weder (Fremd-)Investition in Firmen noch (Kapital-) Zinsen gibt, in dem Menschen leben und prosperieren können?


    Edit:

    Ich glaube das hier war der Vortrag dazu:

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  • ... mal ein Video von einer Diskussionsrunde mit Jannis Varoufakis

    Kenne das Video nicht - aber vielleicht geht das in Richtung Modern Monetary Theory (MMT). Zuzutrauen wäre es ihm ...

    Das hört sich natürlich zunächst wie Unsinn an

    Sehe ich auch so. Wenn es MMT war, dann ist es auf jeden Fall Voodoo ... Sonst müßte ja beispielsweise Venezuela statt pleite und mit gigantischer Inflation die führende Wirtschaftsnation der Welt sein.

    jedoch ist das aktuelle Wirschaftssystem nicht das einzig vorstellbare und damit auch nicht das einzig mögliche.

    Stimmt. Zudem ist es ein relativ lausiges System. Es ist aber von allen lausigen System, die man bislang ausprobiert hat, das mit Abstand am wenigsten lausigste ...


    Wäre selbst durchaus für ein neues System offen - das sollte aber zuvor schon wenigstens einmal irgendwo anders den Praxistest bestanden haben