ETF Sparplan als Altersvorsorge als Unwissender sinnvoll?

  • Hallo, ich beschäftige mich aktuell mit meiner Altersvorsorge. Ich habe bereits meine klassische Rentenversicherung beitragsfrei gestellt um mich nun in Ruhe um eine Alternative zu kümmern.


    Ich tendiere zwischen ETF-Sparplan und ETF-Rentenversicherung. Hatte bereits Termine bei Versicherungen und einem Honorarberater. Fühlte mich allerdings nicht wohl und es kam kein Vertrauen auf. Daher tendiere ich dazu meine Altersvorsorge über einen ETF-Sparplan komplett selbst in die Hand zu nehmen. Zwei Themen beschäftigen mich jedoch:


    1.) Wie berechne ich, wie viel ich monatlich einzahlen müsste um mich auch gegen Langlebigkeit abzusichern?

    2.) Wie kompliziert ist es, später umzuschichten? Meine Sorge ist, dass ich mit meiner monatlichen Auszahlung später genau in einer Wirtschaftskrise beginne und der Wert deutlich geringer ist. Immer wieder hört man, dass dieses Umschichten eine Versicherung für einen übernimmt, man sich um nichts kümmern muss, es sicherer ist etc.


    Ich bin ziemlich unerfahren auf dem kompletten Gebiet. Häufig hört man ja auch, dass ein ETF-Sparplan sich als Vermögensaufbau eignet aber nicht als Altersvorsorge.

  • Willkommen eisbecher


    Alle relevanten Infos findest du hier auf Finanztip. Binnen 2 Std bist du gut gerüstet.


    Finanztip empfiehlt mindestens 15% vom Netto in einen MSCI World oder ACWI zu investieren. Wenn du für dich herausfinden willst, wieviel Kapital du damit ansparst und was du entnehmen kannst, gibt es gute Rechner auf http://www.zinsen-berechnen.de.


    Ich sehe meinen Sparplan als wichtigen Baustein, aber nicht als einzigen Baustein. Ist halt ein Gesamtkonstrukt.


    Bei Fragen einfach fragen.

  • 1.) Wie berechne ich, wie viel ich monatlich einzahlen müsste um mich auch gegen Langlebigkeit abzusichern?

    Es gibt Auswertungen, dass die häufig genannten 4 % p.a. risikoreich sind, d.h. man sollte so schauen, dass man so das 30-fache des Jahresbedarfs angespart hat für die "ewige" Rente. monstermania bitte ergänzen, Du bist da tiefer drin.

    2.) Wie kompliziert ist es, später umzuschichten? Meine Sorge ist, dass ich mit meiner monatlichen Auszahlung später genau in einer Wirtschaftskrise beginne und der Wert deutlich geringer ist. Immer wieder hört man, dass dieses Umschichten eine Versicherung für einen übernimmt, man sich um nichts kümmern muss, es sicherer ist etc

    Kommt darauf an, was mit umschichten gemeint ist. Es wird häufig so argumentiert, dass man mit Renteneintritt alles in sichere Anlagen umschichten müsse. dem ist aber nicht so, da man ja auch dann noch eine lange Zeit vor sich hat und damit ein zwischenzeitlicher Rücksetzter verkraftbar ist.


    FT hat zur generellen Planung einen Artikel, speziell der letzte Punkt https://www.finanztip.de/altersvorsorge/auszahlplan/#c75017

    Finanztest geht etwas anders vor und hat dazu einen Rechner zum simulieren https://www.test.de/Anlagestra…ahlphase-5754765-5754779/


    Generell ist das genannte Krisenszenario nicht so relevant, wenn man wie empfohlen eine genügend große Reserve auf Tages-/Festgeld hat, da man dann nicht direkt verkaufen muss. FT spricht von 15 Jahren, hier im Forum wird eher von ca. 5 Jahren ausgegangen, das praktiziere ich auch so ungefähr (bin schon im Ruhestand), in der amerikanischen Literatur liest man auch nur zwei Jahre.


    Praktisch würde man z.B. jährlich schauen, ob die Reserve noch ausreicht, wenn nicht so viel verkaufen, dass es wieder reicht.

  • Ich empfehle Dir mal einen längeren Blick auf den Blog von Georg zu werfen.

    Finanzen? Erklärt! - Wissenswertes rund ums Thema persönliche Finanzen (finanzen-erklaert.de)

    Georg beschäftigt sich sehr intensiv mit den Themen der eigenverantwortlichen Altersvorsorge.


    Ein sehr verbreitete Methode ist die sog. 4%-Regel. Hier sind jedoch diverse Fallstricke zu beachten, auf die Georg ausführlich in seinem Blog eingeht.

    Vorsicht vor der 4% Regel - Finanzen? Erklärt! (finanzen-erklaert.de)


    Eine inflationsbereinigte Entnahme von 3% p.a. aus einem breit diversifizierten Aktien-Vermögen gilt als nahezu sicher.

    Sprich Du bräuchtest zum Start Deiner Entnahmephase das 33-fache Deines Jahresbedarf an Vermögen (Aktien/ETF/Anleihen/Tagesgeld, usw.).

    Bei einem Bedarf von 2000€/Monat = 24.000/Jahr bräuchte es also mindestens 792K€ Vermögen um sicher davon leben zu können. Und das ist noch ohne steuern gerechnet.

    Boa! Ganz schön viel oder?;)


    Wie @chris2702 aber schon richtig angemerkt hat, muss man die Altersvorsorge in Gänze betrachten. Jemand der eine Rente in Höhe von 1500€/Monat erhält braucht dann eben 'nur' noch 500€/Monat aus seinem Vermögen zu erwirtschaften. Evtl. ist auch eine Immobilie vorhanden, die im Alter zu Geld gemacht werden kann oder es ist ein Erbe zu erwarten.

    So, genug der Schreiberei. Ließ Dich erstmal in Ruhe ein und wenn Du dann konkrete fragen hast, einfach fragen

  • Wow super! Danke für die vielen Infos und Links. Werde mir das alles mal durchlesen und dann für detaillierte Fragen nochmal auf euch zurückkommen.

    Und ja, bei den knapp 800k musste ich schlucken ^^

  • Häufig hört man ja auch, dass ein ETF-Sparplan sich als Vermögensaufbau eignet aber nicht als Altersvorsorge.

    Hallo.


    Per Definition ist ein Topf voll Gold (ein großes Vermögen) keine Altersvorsorge, weil man keinen abgesicherten ewigen Kapitalstrom hat und das Vermögen ggf. zu schnell verprassen könnte.


    Zudem will der "Berater" ja meist etwas verkaufen und am ETF-Sparplan gibt es nix zu verdienen.


    Beim Sparplan ist der Ausstieg etwas komplizierter als der Einstieg, aber davon sollte man sich nicht ins Jagdhorn boxen lassen. Möglichst früh mit einer Wohlfühlrate einzusteigen und erst begleitend auszuknobeln, wie viel man eigentlich sparen sollte, halte ich für einen vertretbaren Ansatz. Den bisherigen Stand zu klären, kann dauern und einen vom Loslegen abhalten.

  • Ich danke euch für eure motivierenden Worte! Nachdem ich vor ein paar Monaten gemerkt habe, dass meine 2 Jahre alte klassische Rentenversicherung ziemlicher Müll ist bin ich sehr hin und hergerissen wie ich mich fürs Rentenalter absichern soll. Aber ich tendiere immer mehr dazu, alles selbst in die Hand zu nehmen und tausende bis hundertausende Euro zu sparen.

  • Und ja, bei den knapp 800k musste ich schlucken ^^

    Und damit du noch einmal kräftig schlucken kannst, darfst du die Wirkung der Teuerungsraten berücksichtigen ;)

    Bei der derzeitigen Teuerungsrate kaufen die 800k in rund 12 Jahren so wenig, wie heute rund 400k...



    1.) Wie berechne ich, wie viel ich monatlich einzahlen müsste um mich auch gegen Langlebigkeit abzusichern?

    Erst mal darfst du die voraussichtliche Rentenlücke ermitteln. Und gegen Langlebigkeit kannst du dich durch ungesunde Ernährung, den Verzicht auf körperliche Aktivitäten, Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum 'absichern' ;)

    2.) Wie kompliziert ist es, später umzuschichten? Meine Sorge ist, dass ich mit meiner monatlichen Auszahlung später genau in einer Wirtschaftskrise beginne und der Wert deutlich geringer ist. Immer wieder hört man, dass dieses Umschichten eine Versicherung für einen übernimmt, man sich um nichts kümmern muss, es sicherer ist etc.

    Später umzuschichten ist aus heutiger Sicht völlig easy. Du änderst einige Jahre vor Rentenbeginn die Quote von Cash und Investition, hältst also etwa 5 Jahresrenten Cash vor und belässt den (größeren) Rest im Depot. Dies setzt voraus, dass dein Depot eine Größenordnung von 30 bis 50 (Zusatz-)Jahresrenten erreicht.

    Keine Versicherung kann die Folgen einer eventuellen 'Wirtschaftskrise' kompensieren. Und dass im Versicherungsmantel investiertes Geld sicherer angelegt sein soll, als wenn du es selbst handhabst, halte ich für ein unhaltbares Gerücht. Die Versicherer tendieren schon seit Jahren zu unsoliden Bilanzen und dürfen dank geltender gesetzlichen Regelungen zum 'Systemschutz' sogar die späteren Leistungen an die Versicherten kürzen. Gelder der Versicherten sind zwar durch Protektor geschützt... aber dies in einem Umfang, der Lachkrämpfe bei den DIY-Investoren und Heulkrämpfe bei den Versicherten auslösen kann.

    Häufig hört man ja auch, dass ein ETF-Sparplan sich als Vermögensaufbau eignet aber nicht als Altersvorsorge.

    Häufig hört man Quatsch...