Wie Sparrate in Tagesgeld und ETF aufteilen?

  • Hallo, allerseits,


    ich bin hier ‚der Neue‘ in der Runde und das ist mein erster Beitrag.

    Ich würde mich sehr über Eure Vorschläge freuen zu meinem folgenden Thema.


    Ich bin 53 Jahre alt und leider noch nicht so lange wieder in finanziell ruhigen Gewässern angekommen, die mich endlich wieder ruhig schlafen lassen. Nun ist es mir aber endlich gelungen nach vielen Jahren schuldenfrei zu werden und parallel einen Notgroschen und ein kleines Depot aufzubauen, Auf dem Tagesgeldkonto liegen aktuell 16.000 € (davon 11.000 € Notgroschen), das Depötchen (Sparplan läuft seit Ende 2019) dümpelt mit dem MSCI World bei 5.100 € rum. Bisher habe ich hier meist 100-200 € monatlich investiert und mit dem restlichen Budget immer wieder meinen Kredit sondergetilgt.

    Jetzt habe ich monatlich einen Sparbetrag von ca. 1.300 € zur Verfügung, bin aber auch gerade zu Kriegs- und Coronazeiten unsicher, wie ich meine Sparquote aufteilen soll.

    Mein Auto ist zwar noch fit, aber ich möchte schon eine Rücklage ansparen, so dass ich in 2-3 Jahren ein neues (2-3 Jahre alt) anschaffen könnte, wenn es denn notwendig wäre. Dafür plane ich 20.000 bis 25.000 € ein.

    Wie würdet Ihr vorgehen? Ich überlege den ETF-Sparplan auf 500 € zu erhöhen und die restlichen 800 € solange aufs Tagesgeldkonto zu packen, bis das Auto-Budget angespart ist. Oder würdet Ihr erst dieses Budget schnellstmöglich ansparen und den ETF bei 200 € belassen? Ich glaube auch, dass mir gerade nach den belastenden vergangenen Jahren, in den ich verschuldet war, ein Notgroschen von 11.000 € (3 Monatsgehälter) gefühlt auf Dauer nicht ausreichen wird, um mich zukünftig sicher zu fühlen….obwohl ich ein gutes Einkommen und eine sehr sichere Anstellung habe. Aber die Zeiten haben mich eben sehr geprägt.

    Wie hoch setzt Ihr Eure Notgroschen so an?

    Ich würde mich freuen, wenn Ihr Eure Vorschläge und Ideen teilen würdet!


    Beste Grüße!

  • Hallo.


    Ferndiagnose ist immer schwer, da man kein umfassendes Bild hat.


    Aber die 500/800-Aufteilung erscheint mir ganz sinnig.

    Ob das Auto so neu und so teuer sein muss könnte man hinterfragen, aber da sind wir wieder bei der Ferndiagnose. Kann alles sinnvoll sein oder aber völlig übertrieben.


    Das Finanzkonstrukt ist immer individuell. A benötigt für den ruhigen Schlaf mehr Tagesgeld als Puffer. Gut, dann sei es so. B will mehr Chance und weniger Puffer. Geht auch in Ordnung.


    Wenn der Plan Dir gefällt, dann ist er für Dich richtig. Nur Mut. :thumbup:

  • Hallo Sparwutz,


    Deine Fragen sind gut, aber - wie ich finde - schwierig zu beantworten. Weil die Antworten sehr von persönlichen Gefühlen abhängen: Du schreibst ja selbst, dass Dir nach Jahren der finanziellen Schwierigkeiten ein Notgroschen von 3 Monatgehältern / 11.000,- auf Dauer wohl nicht ausreicht, um Dich gut zu fühlen. Da ist es für Dich bestimmt auch nicht hilfreich, von Dir zu hören, dass ich meinen Notgroschen (1) als Bestandteil des Sicherheitsbausteins in meinem Depot führe und er (2) auch nicht 3, sondern nur 1,5 bis 2 Monatsnettogehälter umfasst - ich bin allerdings auch ebenso wie meine Partnerin Beamter.


    Zudem wissen wir sehr wenig über Deine finanzielle Gesamtsituation: Ist bspw. das, was Du im Depot ansparst, etwas, das Du im Alter dringend brauchst, oder hast Du dafür (durch gesetzliche Rente und sonstige Bausteine der Altersvorsorge) bereits ausgesorgt?


    Mein Weg wäre, einen höheren Anteil in Sparpläne und einen kleineren Anteil aufs Tagesgeld zu bringen: 850,- vs. 350,- Euro. Und im Gegenzug würde ich eher bei den Kosten fürs Auto auf die Bremse treten. Aber ob der Weg auch für Dich der richtige wäre, kann ich natürlich nicht sagen.


    LG Andreas

  • Hallo Sparwutz und Herzlich-Willkommen im FT-Forum,

    ich kann mich den Kollegen nur anschließen. Es geht um Dein persönliches Empfinden. Nur das ist wichtig!

    Ich für meinen Teil habe einen recht großzügigen Notgroschen. Den brauche ich einfach um mich wohl zu fühlen! Bei mir bedeutet das, dass ich mir jederzeit einen gut gebrauchten PKW kaufen und mir auch eine neue Wohnung anmieten und zumindest rudimentär einrichten könnte, usw.

    Für mittelfristig geplante Investitionen (z.B. neues Auto) lege ich bewusst Geld zurück. Wenn ich also annehme, dass ich in 2 Jahren ein neues Auto benötige erhöhe ich meinen Cash-Anteil.

    Macht der Wagen zwischenzeitlich die Grätsche, muss halt der Notgroschen herhalten.

  • Ganz lieben Dank schon mal für Eure Gedanken hierzu.

    Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass ich neben der gesetzlichen Rente eine recht ordentliche Zusatzrente aus meiner betrieblichen Altersvorsorge zu erwarten habe. Da kommt schon was bei rum. Zumindest hat mir mal ein unabhängiger Finanzberater gesagt, dass ich eigentlich in Richtung Rente nichts mehr unternehmen müsste. Aber ich denke, dass das ergänzende passive, langfristige Investieren in den ETF schon was für mich ist. Auch, wenn ich ja eigentlich viel zu spät mit dem Sparplan angefangen habe und schon oft dachte es lohnt sich eigentlich nicht mehr für mich. Aber jetzt läuft er ja und ich kann den Sparplan hoffentlich auch immer weiter nach oben anpassen. Und so kann ich vielleicht auch meinen Kindern später noch etwas daraus hinterlassen. Und auf Tagesgeld und Co bekommt man ja eh keine nennenswerten Zinsen um die Inflation abzufangen.

    Aber ich muss wohl wirklich nochmal in mich gehen und herausfinden, ab welcher Notgroschenhöhe ich mich gut und sicher fühlen würde.


  • Da wäre ich vorsichtig.


    Von der bAV kann aber grob 20% abziehen für KV/PV und Steuern. Und die Hochrechnung mit 6% Wachstum würde ich auch eher nicht ansetzen.


    Aber es bAVen bei denen so richtig etwas herumkommt. Insbesondere bei älteren Verträgen oder Zusagen.

  • Notgroschen geht klar vor langfristiger Anlage.

    Man weiß ja eben nicht, wann man in "Not" kommt, z.B. das Auto zerlegt o.ä.

    Daher würde ich erst einen vernünftigen Puffer aufbauen, bevor ich einen Sparplan erhöhe.

  • Notgroschen geht klar vor langfristiger Anlage.

    Man weiß ja eben nicht, wann man in "Not" kommt, z.B. das Auto zerlegt o.ä.

    Daher würde ich erst einen vernünftigen Puffer aufbauen, bevor ich einen Sparplan erhöhe.

    Hier ist es doch ein gutes Beispiel dafür, dass man nicht alles Pauschalisieren kann.


    Für mich fänd ich den vorhandenen Puffer bereits zu groß und würde davon was als Einmalkauf in den ETF überführen und die Sparrate zum Tagesgeld auf Null setzen, solange ich an das Geld nicht ran muss.


    Der TE fühlt sich damit nicht Wohl. Also gilt es eine Summer zu definieren, mit der er sich wohl fühlt. Und dann bin ich ebenfalls dafür diese in den Fokus zu nehmen.

    Also ca. 80% der Sparrate aufs Tagesgeld, bis diese Summe erreicht ist.

  • 1. M.E. sollte man den Notgroschen völlig unabhängig vom Investment betrachten.


    2. Sollte sich Sparwutz über seine grundsätzliche Risikoaufteilung klar werden

    Sparwutz hat 11.000€ als seinen 'Notgroschen' definiert.

    TG hat er insgesamt 16.000€ - seinem Notgroschen = 5000€ in TG -> 'sicherer' Vermögensteil

    Depotgröße 5100€ = 'risikoreicher' Vermögensanteil

    Macht aktuell eine Aufteilung von ca. 50/50 in sicher/Risiko.

    Ist m.E. durchaus in Ordnung so.


    Nun denkt Sparwutz an die Anschaffung eines neuen Autos in 2-3 Jahren nach (max. 25.000€).

    500€/Monat will er ins Depot investieren und 800€/Monat ins TG.

    Macht in 3 Jahren 28.800€, die im TG angespart werden. Davon gehen dann aber 25.000€ für das neue Auto weg.

    Bleiben dann in 3 Jahren:

    8.800€ auf dem TG-Konto = 'sicherer' Vermögensanteil

    Das Depot könnte in dieser Zeit gut und gern auf über 30.000€ angewachsen sein (5100 + 36 x 500 + Kurssteigerungen in 3 Jahren).

    Nehmen wir einfach mal 30.000€ Depotwert an.

    30K€ im Risikoteil vs. 8.800€ im 'sicheren' Teil. Das wären dann 77% im Risikoteil / 23% im sicheren Teil des Vermögens.

    Wäre mir persönlich deutlich zu viel Risikoanteil, insbesondere wenn ich die absolute Höhe des sicheren Vermögensanteils betrachte!

  • Unser Notgroschen reicht bei uns für ca. 6 Monate in einer zentralen Lage in einer deutschen Großstadt ohne das wir uns groß einschränken müssten. Konsumsparen (Auto, Urlaub, größere Ansparungen) machen wir unabhängig davon. Ich gehe stark auf die 40 zu und bin selbstständig. Mit dem Risiko kann ich aktuell gut leben, mit zunehmenden Alter kann sich das aber durchaus ändern.

  • Das Depot könnte in dieser Zeit gut und gern auf über 30.000€ angewachsen sein (5100 + 36 x 500 + Kurssteigerungen in 3 Jahren).

    Nehmen wir einfach mal 30.000€ Depotwert an.

    30K€ im Risikoteil vs. 8.800€ im 'sicheren' Teil. Das wären dann 77% im Risikoteil / 23% im sicheren Teil des Vermögens.

    Da das jetzt sehr viel Theorie ist, was den Depotwert angeht, würde ich mich nicht auf einen Depotwert festlegen. Je nach dem in welche Richtung das Pendel ausschlägt könnte zwischen 15 und 40K oder noch mehr, alles möglich sein. Heißt für mich alles was ich brauche, plus Notgroschen in sichere Anlagen, Rest investieren. Die Summe X für Sicherheit und Y für Anlagen sieht wahrscheinlich jeder etwas anders. ( Beispiel - Einraumwohnung vs Haus mit 300qm Wohnfläche)

  • 1. M.E. sollte man den Notgroschen völlig unabhängig vom Investment betrachten.

    Angenommen ich habe €100.000


    Das Verhältnis zwischen ETF und Tagesgeld soll 60:40 sein.


    Mein Notgroschen soll €20.000 sein


    Dann sieht mein Depot so aus


    ETF €48.000

    Tagesgeld € 32.000


    Somit habe ich €80.000 investiert.

    60% in ETF

    40% in Tagesgeld


    Notgroschen beträgt €20.000


    Habe ich es richtig verstanden?

  • Der Notgroschen ist ein Investment in Sicherheit und Beruhigung. ;)


    Aber mit den gemachten Vorgaben käme ich zu den gleichen Zahlen.