Wo ist beim Thesaurierenden ETF der Zinseszinseffekt? Oder ist es tatsächlich nur ein PR Witz?

  • Hi zusammen,


    ich habe mich seit letztem Monat dazu entschlossen in ETFs zu investieren. Zum Beispiel den Lyxor Core MSI World.

    Zum einen stelle ich mir die Frage warum es so viele unterschiedliche Anbieter gibt, die den gleichen Index abbilden und zugleich, ob ich mit diesem ETF von Lyxor, der ja auch ein thesauriererer ist nichts falsch gemacht habe.


    Aber zurück zur ursprünglichen Frage!


    Wo steckt beim Thesaurierenden ETF jetzt eigentlich der Zinseszinseffekt? Beim Ausschütter ist es relativ klar, da gibts Cash zurück und das kann ich dann zum Beispiel wieder neu investieren und wenn man das über einen kostenlosen ETF Sparplan mit einfließen lässt, dann kostet es nichtmal Order Provision. Das wäre ja auch ein Zinseszinseffekt wenn man es so macht.


    Nun von der Theorie her habe ich folgendes verstanden:

    Nehmen wir an ich habe 1x ETF Aktie zu 100€. Der Kurs steigt bis zur "internen Dividende" auf 120€. Also werden 20€ intern ausgeschüttet und direkt reinvestiert. Man kauft damit also neue Anteile im Verhältnis des Indexes. (Klar soweit). Also würde dieser Zukauf den Wert meines Depots steigern, obwohl sich die Anteile in meinem Depot nicht verändert haben. Dort liegt ja immer nur noch eine Aktie herum.


    Aber: wo ist hier der Zinseszinseffekt wenn ich mein Depot nicht zusätzlich über einen Sparplan in den Anteilen selbst erhöhe?


    Denn: Bei der beschriebenen Vorgehensweise tut sich im Prinzip nichts an meinen persönlichen Aktienanteilen. Die sollen angeblich im Wert steigen. Aber der Kurs ist doch sowieso ständigen Schwankungen unterzogen. Und dann müsste doch so eine Ausschüttung und Reinvestition, die ja ständig passieren weil soviele Aktien zu unterschiedlichen Zeiten ausschütten doch viel massivere positive Auswirkungen auf den Kurs haben oder nicht?


    Wenn also dieser Zinseszins für alle Aktionäre anteilig gleich funktioniert. Und der Lyxor Core MSCI Worlds eine Fondgröße von 1704 Millionen Euro hat, dann muss dieser Wert sich doch allein durch diesen Zinseszins expotentiell erhöhen. Also der Kurs... Und das nicht nur für mich sondern für alle. Und eigentlich müsste der Kurs dann durch die Decke schießen, obwohl ich mit meiner Aktie nur einen geringen Teil dazu beigetragen habe und grade erst eingestiegen bin. Man sagt ja die Haltedauer ist enscheidend. Aber jemand der zu Fondbeginn mit dabei gewesen ist und heute angeblich davon richtig profitieren würde... Der sieht ja auch nur eine eventuell positive Kurssteigerung und die Kurssteigerung ist halt nicht expotentiell... Und der Wert im Depot ist auch nicht expotentiell auch nicht nach 15 Jahren, wenn der Kurs nicht entsprechend gestiegen ist...


    Für micht hört sicht das eher nach einer Verkaufsmasche an, denn bis auf den Kurs selbst verändert sich nichts an meinem Depot... (Wenn ich nichts selbst noch neue Anteile dazukaufe). Wenn ich Berechnungen einer theoretischen Haltezeit von 10-15 Jahren sehe, da soll ja der Wert des Depots wegen des Zinseszins effektes nach dieser Zeit erheblich nach oben gehen. Das widerrum ist doch quatsch, weil DAS ja nichts mit meiner Anlage von vor 15 Jahren zu tun hat... Denke ich zu kompiziert? Oder ist doch alles nur Verkaufslaberei?


    Vielleicht kann mir das einer mal logisch erklären... Denn ich versteh es nicht. Für mich hört sich ein thesauriere irgendwie nach abzocke an...

  • Kurz gefasst, das was beim Ausschüttenden ETF auf Ihrem Konto landet wird direkt vom Anbieter investiert.

  • Warum es so viele Anbieter gibt … naja gibt ja auch nicht nur VW ;) und zum Rest. Wie schon mal geschrieben habe es gibt so viele Themen hier wo alles schon mal beantwortet wurde. Statt ewig lange Texte schreiben einfach mal selber tätig werden und lesen statt sich alles vorsetzen lassen.

  • Du unterliegst m.E. der falschen Annahme, dass der Zinseszins durch die Dividende entsteht.

    Auch ohne Dividende würde der Zinseszins nur anhand der Kurssteigerungen für dich arbeiten.

    Beispiel:

    Aktie oder ETF mit 100€ Wert nimmt jedes Jahr um 10% zu.

    Dann ist sie nach einem Jahr 110€ wert.

    100€ ursprünglicher wert + 10€ Wertzuwachs.

    Im nächsten Jahr gibt's wieder 10%.

    Und zwar sowohl auf die ursprünglichen 100 als auch auf die Zuwächse von 10€.

    Du bekommst also wie im ersten jahr 10€ auf die ursprünglichen 100€ und dieses Mal zusätzlich noch 1€ auf die 10€.

    Im nächsten Jahr bekommst du dann sogar 10% auf diesen einen Euro.

    Und so geht es immer weiter.

    Das ist der "Zinseszinseffekt".


    In Realität gehen die Kurse natürlich nie so gerade und gleichbleibend nach oben. Aber es wird immer mit der durchschnittlichen Rendite von 7-8% genau diese Berechnung durchgeführt. Es geht darum, dass die Rendite sich eben auch auf Zuwächse (egal ob Wertzuwachs im Kurs oder wiederangelegte Dividende oder thesaurierte Beträge) bezieht. Immer und immer wieder.

  • Ggf. hilft es sich klar zu machen, was die ETF eigentlich abbilden. Den Index MSCI World gibt es nämlich in vier Varianten. Die Basis ist der Preis-Index, der nur die Entwicklung des Wertes der enthaltenen Aktien enthält. Von den ETF abgebildet wird der Net Return, der zusätzlich die investierten Dividenden ./. einer fiktiven Versteuerung darstellt.

    Der ETF hat in 5 Jahren 45,3% gemacht, der Index Future 33,54%.

    (Daten unter Vorbehalt, da die MSCI-Webseite derzeit in Wartung ist)

    daher alternative Quellen benutzt

    https://www.justetf.com/de/etf…h&isin=LU0392494562#chart (mit Einstellung USD)

    https://finance.yahoo.com/quote/MWL%3DF/chart?p=MWL%3DF

  • Noch ein paar formale Hinweise:

    Eine Aktie verbrieft eine Anteil an einer Aktiengesellschaft. Wenn Du eine Aktie hast, bist Du also direkt zu einem kleinen Teil an einem Unternehmen beteiligt.

    Ein Fonds/ETF ist ein Sondervermögen in dem sich Wertpapiere (z.B. Aktien) befinden. Mit einem Anteil gehört Dir ein kleiner Teil des Sondervermögens.

    Es gibt also keine "ETF-Aktien", sondern nur ETF-Anteile.

    ... dann muss dieser Wert sich doch allein durch diesen Zinseszins expotentiell erhöhen.

    Korrekt, aber nur langfristig. Schaue Dir einen langfristigen Chart des MSCI World an. Du wirst feststellen, dass der Chart einer Exponentialkurve gleicht, nicht einer Geraden. Langfristig sind Aktien um ca. 7-8% p.a. gestiegen, natürlich unter großen Schwankungen.

    Der Chart sollte also etwa um die Funktion y = a * 1,07x schwanken (a=Anfangswert, x=Zeit in Jahren).

  • Der Zinseszinseffekt kommt doch in der Rendite zum tragen. Beim Thesaurierer ist die Rendite leicht höher als beim Ausschütter, da die Ausschüttung auch Geld kostet. Dabei geht man davon aus, dass die Ausschüttungen ohne Kosten wieder angelegt werden. Sofern es ja langfristig bei Fonds nach oben geht, kommt der Zinseszinseffekt in beiden Fondsarten zum Tragen.

    Gruß


    Altsachse

  • Hi zusammen,


    ich habe mich seit letztem Monat dazu entschlossen in ETFs zu investieren. Zum Beispiel den Lyxor Core MSI World.

    Zum einen stelle ich mir die Frage warum es so viele unterschiedliche Anbieter gibt, die den gleichen Index abbilden und zugleich, ob ich mit diesem ETF von Lyxor, der ja auch ein thesauriererer ist nichts falsch gemacht habe.

    Mir stellt sich die Frage, warum man sein Geld in etwas investiert, was man offenbar noch nicht richtig verstanden hat. :/


    Der Zinseszinseffekt tritt wirklich merkbar erst nach 20 Jahren auf. Bis dahin spielt die Sparleistung ein viel größere Rolle als der Zinseszinseffekt. Wichtig ist auch, dass man jeden investierten € für sich allein betrachtet. Bei einem über 20 Jahre 'bemerkst' Du den Zinseszinseffekt halt auf die ersten Sparplanraten als erstes und das wirkt sich nicht unbedingt auf das Gesamtdepot aus.

  • Nehmen wir als Beispiel diesen ETF: A0RPWH (iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc)).

    Der ETF hat das Nettovermögen von ca. 44 Mrd. Euro.


    Nehmen wir konservativ an, dass dieser ETF mit 4 % p.a. sich weiterentwickelt und in diesen ETF kein Vermögen mehr reinfließt (nur ein fiktives Beispiel).


    Dann müsste das Nettovermögen in 5 Jahren auf 53,53 Mrd. Euro steigen.


    Und nach 20 Jahren 96,41 Mrd. Euro.


    D. h. durchschnittlich steigt das Nettovermögen dieses ETFs pro Jahr um ca. 2,6 Mrd. Euro, ohne das man etwas macht.


    Viele Grüße

    Vasya