Hat jemand Erfahrungen mit dem Anbieter Grünfin gesammelt?

  • Hallo zusammen,


    Ich bin neu hier im Forum, aber würde gerne gleich mal eine Frage stellen: Hat hier jemand bereits Erfahrungen mit dem Anbieter Grünfin gesammelt? Für mich scheint es eine einfache und ggf. sogar bessere Alternative zu selbst ausgewählten ESG ETFs zu sein.


    Ich habe über eine Facebookanzeige einen Willkommensbonus von 20€ bekommen und überlege, ob ich dort anlegen sollte


    Was haltet ihr von dem Angebot?

    [Link wurde von der Moderation entfernt]

    https://www.grunfin.com/de


    LG

  • Hallo Lion723 , willkommen im Finanztip-Forum.


    Habe mir das kurz angeschaut. Der Anbieter stammt aus Estland. Es werden Gebühren von 3,90€ p.m. und ein 15-prozentiges Erfolgshonorar fällig. Der mir gemachte Vorschlag (langfristig offensiv) enthält nur europäische Aktien-ETF sowie Bond-ETF. Letztere werden aufgrund des Kurrisikos und der vermeidbaren Kosten von FT nicht empfohlen. Bei ersterem empfiehlt FT eine weltweite Streuung.


    Auf der Webseite finde ich keine AGB, PLV, KIID, ... Das Recht scheint wohl das Recht von Estland zu sein. Auch keine Aussage zu einer Einlagensicherung.


    Ich sehe da nichts, was man nicht besser selber machen könnte - man könnte die ETF auch selber kaufen.

  • Punkt 1 ist dass ich Investments mit ideologischem Überbau kritisch finde. Muss man nicht so sehen, ist eine persönliche Frage

    Punkt 2 ist die Nutzung von Anleihen. Anleihen unterliegen dem Kursrisiko und bei steigenden Zinsen können beim vermeintlichen Sicherheitsbaustein hohe Verluste auflaufen. Für Privatanleger sind Tagesgeld/Festgeld deutlich besser.

    Punkt 3 und Hauptkritik ist das Gebührenmodell.

    • für kleine Depots sind 3,90€/Monat richtig viel Geld und ziemlich unlohnend.
    • Performance Fee ist recht happig

    Punkt 4: was ist die echte Mehrleistung gegenüber einem Selbstbauportfolio mit MSCI World ESG/SRI?

  • Hmm,

    offenbar richtet sich das Angebot ja eindeutig an Frauen Zitat von der Webseite: "

    Frauen investieren bewusster

    Frauen sind verantwortungsvolle Anlegerinnen. Zudem sind sie eher dazu bereit, potenzielle Vorteile im Austausch für ein geringeres Risiko zu opfern, als Männer.


    88 % der Frauen wollen, dass ihre Investitionen das soziale Wohlergehen und die nachhaltige Entwicklung des Planeten fördern.


    Unser Ziel ist es, ein Finanzprodukt anzubieten, das mit den Werten für die Zukunft übereinstimmt, die weibliche Anlegerinnen anstreben."


    Welchen Sinn sollte eine Geldanlage, die scheinbar speziell für Frauen geeignet sein soll, haben!? :/


    Auch der folgende Beitrag liest sich eher nicht so dolle:

    Das steckt hinter Grünfins Versprechen von nachhaltiger Geldanlage | Startbase


    Wäre es nicht evtl. nachhaltiger sein eigenes Verhalten zu optimieren und damit aktiv etwas zu tun? Ich habe immer mehr das Gefühl, dass 'Greenwashing' der ABlasshandel des 21 Jhd. ist.

  • Ich habe über eine Facebookanzeige einen Willkommensbonus von 20€ bekommen und überlege, ob ich dort anlegen sollte

    Noch ein Punkt dazu. Ein Willkommensbonus von 20€ sollte einen nie dazu verleiten tausende Euros irgendwo zu investieren. Diese 20€ reichen nicht einmal um die Grundgebühr für ein halbes Jahr zu finanzieren.

  • Neben den rationalen Gründen (Kosten) finde ich die von monstermania zitierte Passage über Frauen sehr alarmierend.


    Wenn man solche Psychotricks* braucht gehen bei mir alle Alarmsirenen los.


    *"Hallo, ich bin Anwalt des Multimillardärs X, wir haben über unsere geheimen Millardärskanäle Menschen in Y gesucht, die es ganz besonders schwer haben/lieb sind/schlecht behandelt wurde und wollen Dir jetzt 5 Millionen schenken, weil wir endlich anerkennen wie arm dran Du bist..."

  • Das ging sehr schnell mit euren Antworten - hatte ich nicht erwartet. :)
    Ich versuchs mal zu meinem Verständnis aufzudröseln.

    Kater.Ka

    Die feste Gebühr von 3,90€ (max. 0,39% bei 1000€, darunter gebührenfrei) finde ich eigentlich super im Vergleich zu anderen Anbietern. Bei steigender Anlagesumme ist das ja vernachlässigbar klein?


    Zum Erfolgshonorar: Wenn ich (hypothetisch) 10.000€ anlege und über 10 Jahre 10.000€ Gewinn (etwas gerundet) als Ziel habe, dann wäre ja beispielsweise bei einem tatsächlichen Gewinn von 12.000€ nur eine Gebühr von 300€ (15% auf 2.000€, 1,3% auf 22.000€) einmalig fällig. Das ist doch weitaus besser als jährlich 0.5% bis 1% abzugeben?

    Zum Portfolio: Genaue Diversifikation und Anleihen kann ich nicht beurteilen. Da findet man ja sicherlich auch unterschiedliche Meinungen/Empfehlungen.


    LebenimSueden Punkt 4: Zeit & Wissen. Ich traue mir zwar den Research zu, möchte aber nicht zu viel Zeit reinstecken müssen. Scalable und Co sind mir mit ca. 0,75% aber zu teuer. Die Zeit muss man aber in meinen Augen reinstecken, damit man sich sinnvoll informiert, in was man investiert. Da gibt es sicherlich Experten, die das besser können.


    monstermania Der Großteil der Frauen in meinem persönlichen Umfeld investiert aus verschiedenen Gründen gar nicht. Ich finde es cool, wenn es Unternehmen gibt, die auch Frauen dazu bewegen wollen. https://makemymoneymatter.co.uk/21x/ Ablasshandel oder sinnvolle Marktmechanismen?

  • Kater.Ka Bzgl. AGB und Co ist das sicherlich ein valider Punkt, vielleicht bin ich da ein bisschen "mutiger", was europäische Unternehmen (und andere rechtliche Vorgaben betrifft). Ich habe aber einige deiner Punkte auf den weiterführenden Links in den FAQ gefunden.

  • Ich finde es cool, wenn es Unternehmen gibt, die auch Frauen dazu bewegen wollen.


    Finanzen für Frauen erachte ich ebenfalls für sinnfrei.

    Es gibt keinen Anbieter, der Frauen ausschließt. Gleiches Recht für Männlein und Weiblein.

    Meistens ist es doch eher das Desinteresse an den eigenen Finanzen. Und da bringt einem auch kein Anbieter was, der sich extra an Frauen richtet.

    Wenn sich Frauen für Finanzen interessieren, sollten sie (hoffentlich) bei dem gleichen rationalen Ergebnis landen wie alle viele andere auch.


    Scalable und Co sind mir mit ca. 0,75% aber zu teuer.

    Das bezieht sich doch rein auf die fertigen Portfolios.

    Der Broker ist kostenlos und man zahlt lediglich die teils sehr geringen ETF Kosten.


    edit: ich sehe gerade, dass die im Endeffekt ja auch einfach nur in "sorgfältig ausgewählte ETFs" anlegen. ALso vermutlich ESG, SRI, Clean Energy usw.

    Das kann man dann ja sowieso selbst machen.

  • LebenimSueden Punkt 4: Zeit & Wissen. Ich traue mir zwar den Research zu, möchte aber nicht zu viel Zeit reinstecken müssen. Scalable und Co sind mir mit ca. 0,75% aber zu teuer. Die Zeit muss man aber in meinen Augen reinstecken, damit man sich sinnvoll informiert, in was man investiert. Da gibt es sicherlich Experten, die das besser können.

    Aber das ist genau der Punkt. Du brauchst weder viel Zeit noch viel Wissen. Das Problem eines weltweiten Aktienportfolios ist gelöst. Du wählst in Schritt 1 deine Aktienquote, in Schritt 2 ob du auch Schwellenländer oder nur Industrieländer willst und in Schritt 3 den konkreten ETF, z.B. unter den Finanztip Empfehlungen. Wobei im dritten Schritt relativ egal ist was du tust, die Brot und Butter ETF sind alle günstig und gut.

    Das ganze Expertengehabe wird nur von Leuten verbreitet, die davon leben dass Menschen sich freiwillig unmündig machen. Seien es aktive Fondsmanager und deren Vertrieb oder die Anbieter von glorifizierten Skripten ("Robo-Advisor").

  • Die feste Gebühr von 3,90€ (max. 0,39% bei 1000€, darunter gebührenfrei) finde ich eigentlich super im Vergleich zu anderen Anbietern. Bei steigender Anlagesumme ist das ja vernachlässigbar klein?

    Es gibt Neo-Broker, wo Du gar nichts zahlst! Und selbst bei meiner Bank, zahle ich nur wenn ich etwas kaufe/verkaufe. Das Depot selbst kostet gar nichts!

    Warum also 3,90€ pro Monat bezahlen, was es überall sonst kostenlos ist?

    Zum Erfolgshonorar: Wenn ich (hypothetisch) 10.000€ anlege und über 10 Jahre 10.000€ Gewinn (etwas gerundet) als Ziel habe, dann wäre ja beispielsweise bei einem tatsächlichen Gewinn von 12.000€ nur eine Gebühr von 300€ (15% auf 2.000€, 1,3% auf 22.000€) einmalig fällig. Das ist doch weitaus besser als jährlich 0.5% bis 1% abzugeben?

    Vorsicht!

    Produktkosten fallen i.d.R. trotzdem noch an! D.H, wenn Du einen ETF in Dein Depot nimmst, musst Du zusätzlich auch noch die Produktkosten des ETF-Herausgebers tragen. Das ist aber bei jedem Broker so!

    Ich zahle z.B. zwischen 0,18-0,25% p.a. an Produktkosten je nach ETF. Das Geld bekommt eben nicht Dein Broker, sondern der ETF-Herausgeber für seine Dienstleistung!

    Warum sollte jetzt mein Broker am Ende nochmals eine Performance-Fee von den Renditen erhalten!? Was hat denn der Brocker dafür besonderes getan, dass so etwas rechtfertigen würde?:/

    Der Großteil der Frauen in meinem persönlichen Umfeld investiert aus verschiedenen Gründen gar nicht. Ich finde es cool, wenn es Unternehmen gibt, die auch Frauen dazu bewegen wollen.

    Klar mag das schön sein. Und es investieren sicherlich viel zu wenig Frauen. Aber ist Geld von Frauen oder Männern irgendwie unterschiedlich? Warum sollte eine Frau anders investieren als ein Mann (und umgekehrt)? :/

    Ich empfehle Dir mal den folgenden Artikel zu lesen:

    Die Netz-Checkerin: Wenn die feministische Finanzberatung mehr als ein Monatsgehalt kostet - WELT

    Ich bin immer sehr skeptisch, wenn etwas 'exklusiv' nur für 'Dich' gemacht wird. Und wir wollen ja gar nicht 'jeden Kunden' haben, aber Du bist ja etwas besonderes.

    Dann denke ich immer: Ja, genau Dich kann man besonders gut 'abzocken'!

    Wenn ich z.B. lese, dass so ein 'Finanzmentoring' 5000€ kostet, kann ich nur sagen, rechne Dir mal aus, was 5000€ Die Du heute anlegst in 30 Jahren erwirtschaftet hätten.

  • Lion723

    Außerdem strotzt das Ganze nur so vor Widersprüchen.

    Zitat:

    "Unser Expertenteam analysiert mehr als 300.000 Fonds und wählt die kostengünstigsten und leistungsstärksten ETFs aus, die wirklich etwas bewirken."


    Warum bitteschön analysiert das 'Expertenteam' denn überhaupt Fonds, wenn ohnehin nur in ETF investiert wird!?:/

    Es gibt sehr gute nachhaltige Fonds! Ja, die Kosten dann auch mehr als ETF, aber dafür sind die enthaltenden Unternehmen dann auch wirklich individuell auf Nachhaltigkeit geprüft.

  • Bzgl. AGB und Co ist das sicherlich ein valider Punkt, vielleicht bin ich da ein bisschen "mutiger", was europäische Unternehmen (und andere rechtliche Vorgaben betrifft). Ich habe aber einige deiner Punkte auf den weiterführenden Links in den FAQ gefunden

    Trotzdem stellt sich die Frage, warum man in ein teures Unternehmen anlegen soll, das nicht in D reguliert ist und dessen Dokumente nicht in deutscher Sprache verfasst sind. Gerade dass diese Dokumente und damit das Recht des Kundenverhältnisses nicht klar ist ist ein klares NoGo.


    Unabhängig davon hat Finanztip Empfehlungen für nachhaltige Anlagen, bei denen die horrenden Kosten und rechtlichen Nachteile nicht auftreten. https://www.finanztip.de/index…/nachhaltige-geldanlagen/

  • Für mich liest sich das Ganze wie nen Werbeposting. Wie toll der Anbieter ist … wie niedrig die Kosten doch sind. Und die Argumente der Nutzer hier alle schön klein geredet. Nur mein persönliches Gefühl. Für jemand der nach Meinungen fragt ist das schon sehr tendenziös.

  • Hallo zusammen,

    ich bin vor wenigen Wochen auch auf Grünfin aufmerksam geworden und mache mich seit dem sporadisch schlau, weil ich damit liebäugele, dort mein Geld anlegen zu lassen.

    Dass Grünfin "einfach" nur (vermeintlich) nachhaltige ETFs auswählt, fand ich zunächst nicht gut, da ich genug recherchiert habe, um zu wissen, dass diese ETFs nicht unbedingt das Label "nachhaltig" verdient haben.

    Ich finde es jedoch gut, dass Grünfin mit ShareAction zusammenarbeitet. Dadurch kann mein Anteil, als Anteil einer großen Gemeinschaft von Anleger*innen mit einem insgesamt sehr hohen Vermögenswert tatsächlich Einfluss nehmen. ShareAction übernimmt dann die Verhandlungen mit Unternehmen, die sich noch nicht für Umweltthemen interessieren und noch nicht so sehr auf Nachhaltigkeit setzen, wie sie es eigentlich (schon lange) tun sollten.

    Blog - Grünfin und ShareAction: Die Macht der Anleger:innen (grunfin.com)


    Was haltet ihr von diesem Punkt? Ist das wirklich ein Pro Argument oder täusche ich mich da?

    Weil das Argument von oben, dass es mich viel Zeit kostet, mich um meine Finanzen zu kümmern, kann ich grundsätzlich bestätigen. Ich will ja langfristig nicht mein Geld nicht einfach irgendwo liegen haben, sondern vielleicht auch ein klein bisschen etwas verändern - und um an solchen Anlegerversammlungen teilzunehmen, habe ich nicht genug Zeit und nicht genug Erfahrung.


    Danke schon mal und liebe Grüße

  • @Lin504

    Dann ändere etwas. Ändere etwas an Deinem Leben. Lebe nachhaltig, kaufe Produkte nur von örtlichen Anbietern, verzichte auf Dein Auto, Flugreisen, usw.

    Dein persönliches Verhalten hat einen wesentlich größeren Impact auf die Umwelt, als wenn Du Dein Geld einem ähm. 'zweifelhaften' Broker anvertraust, der Dein Geld auch nur in die gleichen ETF investierst, in die Du auch bei jedem 08/15-Broker für deutlich weniger Kosten investieren kannst!

    Und wenn Deine Geldanlage unbedingt möglichst nachhaltig sein soll, kommst Du um aktive Fonds einfach nicht herum. Dort wählen Menschen aktiv Firmen für den Fonds aus, die sich besonders um Nachhaltigkeit bemühen.

    Ich nenne hier beispielhaft einfach mal diverse Produkte Produkte der GLS Bank. Es gibt aber auch noch andere Anbieter.

    Justmy2Cent


    PS: Ich habe inzwischen auch das Gefühl, dass es hier eher um aktive Werbung für Grünfin geht!:/