Einschränkungen bei P-Konten

  • Hallo,


    Ich weiß nicht, welche Banken das betrifft, aber ich habe die Erfahrung gerade bei der Commerzbank gemacht.


    Es geht um das P-Konto. Also das Pfändungsschutzkonto. Das benötigt man, wenn man von einer Kontopfändung betroffen ist, also z.B. in Privatinsolvenz ist, denn das P-Konto bietet einen Pfändungsschutz eines Grundbetrags, den man zum Leben benötigt.


    Eine Bekannte rief mich heute in Not an. Die Dame ist in Insolvenz, bezieht Grundsicherung, hält sich mit einem 450€ Job Über Wasser.


    Die Kinder kommen überraschend und bleiben das ganze Wochenende. Es ist aber kein Geld mehr da. Ob ich fix mal 20€ überweisen könnte.


    Jo. Kein Problem. Habe ich versucht. Zunächst mal über Revolut, denn da kostet das Instant Payment keine Gebühren. Dass Banken für das Instant Payment überhaupt Gebühren verlangen, ist eine Frechheit, aber das ist ein anderes Thema.


    Die Zahlung wurde abgelehnt. Ich habe vorher noch nie erlebt, dass eine Überweisung abgelehnt wurde. Ich habe die Überweisung erneut angestoßen. Nachdem sie 15 Min im Status "Pending" festhing, habe ich den Support gebeten, den Transfer zu stornieren.


    Dann dachte ich, ich probiere es mal vom Comdirect Konto. Ergebnis:



    Ich habe dann eine normale Überweisung von Comdirect nach Commerzbank durchgeführt. das hat funktioniert und war nach ein paar Minuten da. Gut gepokert. Die Dame kann ihren Kindern heute Abend was zu Essen kaufen.


    Ich habe dann natürlich recherchiert, nichts gefunden und dann bei der Commerzbank angerufen. Dort mussten auch erst mal Dokumente gesichtet werden und dann teilte man mir mit: Von der Echtzeitüberweisung ausgenommen sind von einer Pfändung betroffene Konten.


    Wow. Gerade den Menschen, die besonders wenig haben, verwehrt man den Empfang von Geldern? Warum?


    Jemand mit einem Konto bei (irgendeiner) Sparkasse teilte mir heute mit, dass er auf einem P-Konto ein Instant Payment problemlos empfangen konnte.


    Wie ist das bei der Comdirect? Sind instant Payments auf ein P-Konto möglich? Kennt Ihr Personen mit P-Konto und könnt das Testen?Ich halte das für einen Skandal. Mindestens die Commerzbank benachteiligt hier bewusst Menschen, die gerade am Abgrund stehen. Das muss doch Gründe haben. Weil die Armen kaufen doch eh nur... hm. Ne. Weil die könnten das Instant Geld ja sofort für........ hm. Ne. erschließt sich mir nicht. Warum?Falls ihr jemanden Kennt, der ein P-Konto hat, bitte sendet ein Instant Payment und gebt Bescheid, ob es geklappt hat. Danke :)

  • Die Kinder kommen überraschend und bleiben das ganze Wochenende. Es ist aber kein Geld mehr da. Ob ich fix mal 20€ überweisen könnte.

    Ich find's klasse, dass du deiner Bekannten aushilfst. Das eigentliche 'Problem' ist aber nicht bei der Geschwindigkeit für Überweisungen zu suchen, sondern eher zwischen den Ohren ;)


    Bis vor Corona habe ich zig 'Trainings' (Seminare, Schulungen... für Umme) für Leute durchgeführt, die überwiegend von (zu) geringen Einkünften/Einnahmen leben und zum Großteil auch mit P-Konten auf Nummer Sicher fahren (müssen).

    Bei fast allen Teilnehmern und -innen war festzustellen, dass sie zwar mit dem jeweils zur Verfügung stehenden Geld zwangsweise und irgendwie über die Runden kamen/kommen, aber durch die Bank Liquiditätsprobleme bestanden. Der geliehene Zwanni oder Fuffi hilft zwar im Moment, muss aber im nächsten Monat zurückgezahlt werden... und dann ist das Budget wieder knapp... bis zum nächsten Engpass.

    Auf Dauer hilft nur, falls die Einkünfte nicht erhöht werden können, extrem penibel zu planen und Cash-Reserven anzulegen. Ja, das ist tatsächlich nicht leicht... aber es ist machbar, auch wenn es Monate dauert. Finanztip propagiert ja auch - unabhängig von der Höhe der Einkünfte - das "Sparen ohne zu verzichten", also bestimmte Leistungen oder Waren möglichst günstig/er einzukaufen. Dies alleine kann schon ausreichen, um im Laufe eines Jahres ein paar Zwanziger in bar auf die Seite zu legen, mit denen Engpässe ausgebügelt werden können. Man sollte dann die Entnahme aus der Schatulle ähnlich behandeln, wie die Leihe von einem Dritten... also die Entnahme sollte wieder in das Cash-Polster zurückgeführt werden.

    Was neben dem echten Sparen (durch Reduzierung der Ausgaben) auch oft hilft, ist das Verticken von Sachen im Haushalt, die nicht (mehr) benötigt werden, wie alte Spielsachen, Kinderklamotten, zu klein gewordene Erwachsenenklamotten, Geräte... Ich weiß von vielen Leuten, die sich tatsächlich im Laufe eines guten Jahres ein ausreichendes Bargeldpolster geschaffen haben, mit dem sie unabhängig/er und vor allen Dingen sorgenfreier und selbstbewusster (weil das Betteln entfiel) werden konnten.

  • JDS , im Prinzip gebe ich Dir recht. Viele leben ständig "auf Kante" mit dem Wissen, es wird schon einer helfen, wenn's nicht reicht. Eine Notfallreserve von 1-3 Monatsgehältern haben gerade die, wo es am wichtigsten wäre, fast nie.

    Bei einem Freund hat der Geldeingang am 1. immer gereicht, um seine Schulden zu zahlen. Ab 2. wurde auf Pump gelebt bis zum nächsten Ersten.


    Aber ich kenne auch das Gegenteil: Eine Bekannte und Hartzerin hatte eine kleine Reserve angespart und wollte das zum Selbstschutz vom Girokonto separieren. Internet kann/hat sie nicht. Einer der (wenigen) Fälle, wo m.E. ein Sparbuch das geeignete Produkt ist. Antwort der SPARkasse: SPARbücher eröffnen sie nicht mehr!

    Ich hatte daraufhin übrigens ihren Berater angerufen und gefragt, welche Einlagenprodukte die SK noch anbietet. Antwort: Dekafonds (sic!). Nach Protest haben sie ihr dann doch ein Sparbuch eröffnet...

    Die Dame zahlt übrigens €9,50 pro Monat für ihr Girokonto, also fast 2% des Gehaltes. Jede (Papier-)Überweisung kostet €1,50 extra. Für mich sind kostenlose Girokonten immer noch selbstverständlich.


    Betriebswirtschaftlich mag das alles korrekt sein, aber ...

  • Ja, vieles ist teurer für Leute die wenig Geld haben. Das ist natürlich unfair, aber in unserem Wirtschaftssystem verständlich, weil das Risiko ja größer ist etc.


    Ich bin dann raus mit Mitleid, wenn jemand zwar nie Geld für Essen hat (und sich lautstark über das Amt oder wen auch immer beschwert), aber z.B. viel raucht und nur Markenprodukte kaufen will.

  • Internet kann/hat sie nicht. Einer der (wenigen) Fälle, wo m.E. ein Sparbuch das geeignete Produkt ist. Antwort der SPARkasse: SPARbücher eröffnen sie nicht mehr!

    Dazu fällt mir eine alte Klamotte ein: Sparbücher sind Bücher, die man sich sparen kann ;-)"


    Hier im Thread ging es um P-Konten und den möglicherweise eingeschränkten Zahlungsverkehr. Sparbücher sind - glaube ich - nicht pfändungsicher. Ferner müssen Hartzer, wie du sie nennst, öfter mal Leistungen neu beantragen (oder den Bezug verlängern) und in diesem Zusammenhang die Hosen runterlassen, also Kontenstände angeben etc.

    Da hilft nur 'Vergesslichkeit' und Bargeld... Welches Bargeld? Was?


    ... eine kleine Reserve angespart und wollte das zum Selbstschutz vom Girokonto separieren.

    Selbstschutz? Na... etwas an Disziplin ist schon erforderlich... egal ob arm, wohlhabend oder reich ;)

  • Mindestens die Commerzbank benachteiligt hier bewusst Menschen, die gerade am Abgrund stehen. Das muss doch Gründe haben. Weil die Armen kaufen doch eh nur... hm. Ne. Weil die könnten das Instant Geld ja sofort für........ hm. Ne. erschließt sich mir nicht.

    Das P-Konto ist kein eigener Kontotyp, sondern das Merkmal Pfändungsschutz, das auf Wunsch des Kunden bei jedem Zahlungskonto aktiviert (und auch wieder aufgehoben) werden kann. Die Eigenschaften des Kontos sowohl in Preis als auch Leistung bleiben dabei grundsätzlich erhalten. Die Bank darf keinen höheren Preis verlangen und auch die Leistungen nicht willkürlich einschränken (z.B. Online-Banking oder Geldautomatenbenutzung abgeschalten darf sie nicht). Eine echte Kreditkarte z.B. wird sie dagegen zu recht kündigen.


    Beim Instant-Payment mag es einen organisatorisch/technischen Hintergrund geben. Die Bank muss Zahlungsein- und Ausgänge sehr sorgfältig gegen die recht komplizierten Pfändungsschutzregelungen prüfen. Sie darf weder dem Pfänder noch dem Kontoinhaber gegen die Regeln Geld auszahlen. Sonst macht sie sich dem einen oder anderen gegenüber haftbar und müsste Entschädigung leisten (wobei die Beteiligten es aus Datenschutz bzw. Unkenntnis meist nicht merken). Die Prüfung läuft inzwischen natürlich weitestgehend automatisch über die IT. Ich kann mir vorstellen, dass bei der Commerzbank Instant-Payment nicht in den Pfändungsschutz-Prozess eingebunden ist und es deswegen technisch einfach nicht geht. Bei P-Konten der hiesigen Sparkasse sieht es für mich so aus, als seien Echtzeit-Überweisungen sowohl eingehend als auch ausgehend möglich.

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