Kostenaufteilung in Beziehung

  • driverinb Ob sich diese Verteilung dann auch auf die Arbeit zu Hause bezieht, ist eine gute Frage. Auch hier würde ich sagen, dass man dies je nach Fähigkeiten verteilen sollte. Wenn z. B. eine Partei mehr Zeit als eine andere hat, dann sollte diese natürlich auch mehr im Haushalt tun. Wenn aber, um bei chris2702's Beispiel zu bleiben, eine Studentin nahezu nichts verdient, aber auch extrem strebsam ist und mehr als 40 Stunden fürs Studium investiert, dann könnte ich auch nicht erkennen, warum sie mehr als der voll arbeitende Partner im Haushalt tun sollte...ist aber auch wieder eine Frage der gegenseitigen Absprache.


    Die Sache mit dem Ehevertrag ist sicher für sehr große Vermögensunterschiede sinnvoll. Bei uns zu Hause gibt's auch so einen Vertrag, weil meine Frau mit erheblich mehr Gütern als ich in die Ehe gekommen ist. Andererseits kann ein solcher Vertrag (und in unserem Fall tut er das bis heute) auch spalten, er bestärkt die Tendenz, dass jeder nach dem schaut, was er selbst erwirtschaftet hat...weil man immer denkt, dass im Fall einer Trennung man sonst ohne alles da sitzt. Ich sehe einen solchen Vertrag in manchen Fällen als notwendig an, er bringt aber auf jeden Fall auch Gift in eine Beziehung - meine Meinung.


    Noch mal: wir teilen unseren finanziellen Beitrag nach den wirtschaftlichen Möglichkeiten auf, bestücken damit ein gemeinsames Konto, auf das kann dann aber jeder nach Belieben (für gemeinsame Dinge) zugreifen. Individuelle Dinge wie Bekleidung, Auto etc. werden von jedem separat gekauft.

  • Hallo.


    Vor mehr als zehn Jahren, also schon vor der Hochzeit, haben wir uns auf so ziemlich 50:50 geeinigt. Also auf das gemeinsame Konto gehen vergleichbare Summen, teilweise gehen aber auch "gemeinsame" Fixkosten vom Individualkonto ab. Ist schon Jahre her, dass wir länger über die Aufteilung gesprochen haben.

    Mittlerweile läuft das alles wirklich intuitiv und wir sind zufrieden. :)

  • Also einen Ehevertrag würde ich auch nur machen, wenn wirklich sehr große Gehaltsunterschiede existieren.

    Gehaltsunterschiede sind eigentlich gar nicht das Schlimme, sondern Vermögensunterschiede.


    wenn ich schon ein gewisses eigenes Vermögen hätte, dann gilt ja nur das, was innerhalb der Ehe dazugekommen ist.

    Das ist zwar formal scheinbar richtig, in der Praxis aber leider Quell unerfreulicher Zugewinnausgleiche.


    Nehmen wir mal für alle folgenden Fälle an, dass Adam und Eva beide ein leeres Sparkonto mit in die Ehe bringen. Beide sparen brav während der zehnjährigen Ehe jeweils 100.000 an. Dann lassen sie sich scheiden.


    Fall 1: Beide bringen zusätzlich jeweils eine vermietete Eigentumswohnung für 250.000 Euro mit in die Ehe. Nach 10 Jahren ist Adams Wohnung leider nur noch 150.000 Euro wert, weil nebenan eine Bahnstrecke gebaut wurde und die Wohnung auch noch sanierungsbedürftig ist. Evas Wohnung dagegen ist glückhaft im Preis gestiegen, denn das Viertel ist begehrter denn je zuvor, und bringt jetzt 350.000 Euro.


    Adam hat also Null Zugewinn, denn Sparguthaben und Wertverlust werden verrechnet. Eva hat 200.000 Zugewinn, denn Sparguthaben und Wertgewinn werden addiert. Eva muss 100.000 an Adam zahlen -- obwohl beide weiterhin ihre alte Wohnung besitzen und auch gar nicht verkaufen wollen.


    Fall 2: Das gleiche Experiment funktioniert natürlich auch so: Beide bringen ein Aktiendepot für 250.000 Euro in die Ehe ein. Adams Depot floppt und ist nur noch 150.000 wert, Eva hat dagegen eine glückliche Hand bewiesen und ihr Depot ist inzwischen 350.000 wert. Auch hier muss Eva nun 100.000 an Adam zahlen und dazu notfalls sogar Anteile ihres Depots verkaufen. Und das, obwohl beide gar nichts am Depot gemacht haben und die gleichen Anteile besitzen wie zu Beginn. Beim Zugewinn geht es nur um den Wert, nicht darum, ob es noch die gleichen Aktien oder die gleiche Wohnung ist.


    Fall 3: Dieses Mal bringt Eva zusätzlich ein Festgeld in Höhe von 100.000 in die Ehe mit und Adam seinen Ferrari, sein ganzer Stolz, auch im Zeitwert von 100.000. Nach acht Jahren fährt Adam den Ferrari gegen einen Baum und den Wert auf Null. Wieder wird alles verrechnet. Adam hat wieder Null Zugewinn, weil Sparkonto und Autoverlust sich aufheben. Eva muss 50.000 ihres Ersparten an Adam zahlen.


    Fall 4: Sehr häufig liegt folgender schmerzhafter Fall vor: Eva bringt ein Einfamilienhaus in die Ehe ein, Wert 500.000. 10 Jahre später ist das Haus sogar 700.000 wert. Und wieder muss Eva 100.000 an Adam zahlen, nämlich den Zugewinn der Wertsteigerung des Hauses. Auch wenn sie dafür eine Hypothek aufnehmen oder verkaufen muss. Auch wenn es eigentlich genau das gleiche Haus ist.


    Ja, es geht immer nur um Zugewinn. Trotzdem übel.


    Ein weiterer Punkt sind auch die erworbenen Rentenanteile, falls die Gehälter deutlich unterschiedlich sind oder nur einer in die gesetzliche Rente einzahlt. Wenn Adam selbständig ist und nicht in eine Rentenversicherung einzahlt und Eva in den 10 Jahren mit gutem Verdienst 12 Entgeltpunkte erwirbt, verliert sie davon 6 an Adam. Extrem schmerzhaft, denn sie wird ihr gesamtes Leben als Rentnerin deutlich weniger Rente bekommen.

  • um bei chris2702's Beispiel

    Ich habe den Vollzeitjob, meist im Homeoffice, meine Frau arbeitet 30 Std, wir haben 3 Kinder. Ich mache zu 95% die komplette Wäsche. Zusammensuchen, sortieren, waschen, trocknen, zusammenlegen, zurück in den Schrank. Geht dank HO parallel zum Job, da ja die eigentliche Arbeit je 10 min dauert, aber jeder Wasch/Trockenvorgang 3 Std und wir minimum 10 Maschinen pro Woche haben.


    Meine Frau arbeitet anders als ich. Die wäre von 10 Wäscheladungen ultra genervt. Bei mir geht das nebenbei, bedarf aber Orga und Dranbleiben.


    Ich bin sehr zufrieden mit dieser Aufteilung. Zumal meine Frau natürlich tausend andere Sachen macht.

  • Ich sehe einen solchen Vertrag in manchen Fällen als notwendig an, er bringt aber auf jeden Fall auch Gift in eine Beziehung - meine Meinung.

    Das mag zwar so sein, aber wenn man ohne Ehevertrag die ganze Zeit das Gefühl hat, der man im Falle einer Scheidung ausgenommen wird oder großen Schaden erleiden würde, dann bringt das auch mehr als genug Gift in die Beziehung und vernichtet die Augenhöhe auf andere Art.


    Wenn zwei Partner stark verschieden situiert sind, muss man eben damit leben und es nicht zu Gift werden lassen. Trotzdem muss der besser situierte Partner ohne Angst vor dem Scheitern der Ehe leben können.

  • Was ist, wenn der schlechterverdienende nur deshalb weniger verdient, weil er in Teilzeit die Kinder hütet, damit der andere Vollzeit arbeiten kann?

    Die Titelfrage sagt "vor der Ehe, ohne Kinder". Das war daher auch mein Fokus.


    Mit Kindern und Kindererziehung stellt sich das natürlich anders dar.


    Aber auch da würde ich nicht Anteile oder Prozente an den Kosten sehen, sondern verfolge eher den Ansatz, wie man sich den Verdienstverlust aufteilt.

  • Hallo zusammen,

    eigenes Vermögen ist auch in der Ehe eigenes Vermögen.

    Wenn jemand die Kinder aufzieht ( nicht arbeiten kann) bekommt er vom Partner monatlich Geld, um ein Investition in den ETF MSCI World zu bedienen.

    LG

  • Bei meiner Frau und mir läuft es seit gut 15 Jahren 50:50 im Bezug auf alle Fixkosten, die uns beide betreffen.

    Also Miete, Hauskredit, Strom usw.

    Dinge wie Sky, dazn, Netflix obliegen mir als Mann. Aber ich bin auch der, der es haben will.

    Da ich mehr esse als sie zahle ich mehr in die Haushaltskasse ein.

    Ansonsten haben wir getrennte Konten für alles andere. Klamotten jeder für sich.

    Technik immer ich ?

    Für uns beide passt das so.

  • madize ja, bei deinen Beispielen sehe ich es genauso. Jeder so wie er kann. Ich finde es nur schwierig, wenn sich jemand unter Druck gesetzt fühlt. Aber dann ist glaube ich auch grundsätzlich in der Beziehung etwas nicht in Ordnung. Man sollte ja eine intrinsische Motivation haben sich einzubringen, wie man es kann und den anderen schätzen.


    Und was den Ehevertrag anbelangt, das kann ich auch gut nachvollziehen. Klar macht es Sinn, in so einem Fall, rational betrachtet. Aber emotional ist es schon auch irgendwie eine Belastung. Finde ich super schwierig. Ich bin ein sehr romantischer Mensch und möchte eigentlich all in gehen, trotz Statistiken zu Scheidungen und Halbwertszeiten von Beziehungen.


    Am Ende muss man einfach ein gutes Gefühl dabei haben und zumindest für die größten Risiken abgesichert sein. Da sind wir wieder bei den starken Schultern.

  • Vor der Ehe, wenn beide arbeiten und keine Verpflichtungen bestehen - fester Betrag und 50:50 auf ein Gemeinschaftskonto. Jeder hat ja die Möglichkeit, sein Einkommen zu optimieren.


    In der Ehe, wenn man unterschiedlich verdient und Verpflichtungen hat - je nach Einkommen unterschiedliche Quote auf ein Gemeinschaftskonto.


    Daneben würde ich aber immer mein eigenes Konto behalten, da ich keine Lust auf ständige Rechtfertigung von Spaßausgaben habe.

  • @chris2702 finde ich super, einfach nach den jeweiligen Stärken und Präferenzen gehen. So spart man Ressourcen und Nerven.

    Wäschewaschen kann ich auch gut nebenbei (so lange es keine Bügelwäsche ist :D). Mein Freund kann absolut nicht mehre Sachen parallel, da würde er wahnsinnig werden und er mag auch kein Homeoffice, ich finde es mega praktisch.

  • Kajjo da hast du echt ein paar herausfordernde Beispiele. Da wüsste ich auch nicht, wie ich das machen würde. Vor allem wenn dann am Ende noch Rosenkrieg angesagt ist. Und selbst wenn nicht, nach dem Ende einer Beziehung aus der Wohnung ausziehen zu müssen oder für den Schaden des Sportwagens des anderen aufkommen zu müssen, das kann dann schon sehr bitter sein.

  • Thebat ich finde es auch wichtig, dass man sein eigenes Konto behält. Alleine schon, damit der andere nicht sieht, wenn man für ihn ein Geschenk kauft ;) Und klar, individuelle Hobbys etc. müssen auch nicht vom anderen bezahlt werden.

  • Ja, "bitter" trifft es da auf jeden Fall.


    Meine Beispiele sind leider ziemlich real und zeigen, wie vorsichtig man mit Zugewinn sein muss und wie stark er auch vorhandenes Eigentum betrifft, denn alles unterliegt Wertschwankungen.


    Da wüsste ich auch nicht, wie ich das machen würde.

    Hm, das regeln die Anwälte und auch ohne Rosenkrieg wird das eigentlich exakt durchgezogen, egal wie ungerecht es auf den ersten Blick erscheinen mag. Ganz selten, dass sich scheidende Eheleute da auf anderes einigen.


    Noch ein Punkt: Die Illusion von "ich behalte noch ein eigenes Konto" oder "wir sparen aber jeder auf ein eigenes Konto, er weniger, ich mehr" oder solche Sachen: Alles totaler Quatsch, denn Zugewinn gilt sowieso. Eigene Konten sind administrativ praktisch, aber für den Zugewinn nicht wirklich von Bedeutung.

  • Alleine schon, damit der andere nicht sieht, wenn man für ihn ein Geschenk kauft

    Ich würde auch nie drauf verzichten. Zumindest das Gefühl von Eigenständigkeit ist schon gut und deine Idee mit den Geschenken natürlich auch absolut zutreffend.


    individuelle Hobbys etc. müssen auch nicht vom anderen bezahlt werden.

    Werden sie aber letztlich zumindest hälftig, denn was der andere ausgibt statt zu sparen fehlt später am Zugewinn. Es ist eine beruhigende Illusion, dass "jeder sein Geld hat". Ist bei einer Zugewinngemeinschaft aber leider nicht wirklich so.

  • Senior ich wüsste nicht, dass es eine Statistik gibt :D Ich habe heute frei und der gestrige Abend hat mich zum nachdenken angeregt. Und finde es sehr interessant welche Modelle es so gibt. Und wie sich zeigt, kann das alles ja echt Konsequenzen haben. Und je nachdem werde ich mich früher oder später vielleicht auch mit potentiell kritischen Punkten auseinandersetzen müssen. Da finde ich die Rückmeldung aus dem Forum sehr wertvoll.

    Oder wie siehst du das?

  • Der Zugewinn interessiert mich nicht, da ich mit 2 Kindern im Falle einer Scheidung eh der Verlierer bin. Egal wie gut ich da vorher getrennt habe, nach einer Scheidung läuft es bei Steuerklasse 1 auf den Mindesteigenbehalt hinaus.

  • Werden sie aber letztlich zumindest hälftig, denn was der andere ausgibt statt zu sparen fehlt später am Zugewinn. Es ist eine beruhigende Illusion, dass "jeder sein Geld hat". Ist bei einer Zugewinngemeinschaft aber leider nicht wirklich so.


    Ja, so gesehen schon. Und da ich halt mittlerweile auch sehr darauf achte, was ich mit meinen Finanzen mache, wie ich eine Altersvorsorge aufbaue etc., wenn ich später das gefühlt hätte, das würde alles torpediert. Das würde mir echte Bauchschmerzen bereiten. Deswegen glaube ich auch, dass wenn zwei Menschen zu unterschiedlich sind, was sparen, Geld ausgeben etc. anbelangt, dann wird es sehr schwierig und dann geht maximal 50:50 für ausgewählte Posten. Aber dann kann ich mir auch nicht vorstellen, dass die Beziehung überhaupt eine Zukunft hat.