Günstige Mietwohnung bei städtischer Wohnungsbaugesellschaft - Kann sich ein Wohnungskauf dennoch lohnen?

  • Liebes FT-Team, liebes Forum,


    ich wohne derzeit in Berlin in einer Wohnung einer der städischen Wohnungsbaugesellschaften. Ich habe während der Zeit des Mietendeckels eine Wohnung erhalten, für die ich etwa 6€/qm zahle. Auch nachdem der Mietendeckel in Berlin gekippt wurde, ist meine Miete nur marginal gestiegen, da sich die Wohnungsbaugesellschaft verpflichtet hat, Mieten um maximal 1% pro Jahr anzuheben. Zudem ist es im aktuellen politischen Klima meiner Einschätzung nach in den nächsten Jahren (oder Jahrzehnten) äußert unwahrscheinlich, dass die Wohnung privatisiert/verkauft wird.


    Im Gegensatz dazu kosten Wohnungen, die in ähnlicher Lage angeboten werden, über 5.000€ pro qm. Der Kaufpreis entspricht also über 69 Nettojahresmieten.


    Gibt es unter diesen Umständen trotzdem Gründe die für einen Wohnungserwerb sprechen, oder ist - aus finanzieller Perspektive - in diesem Fall eindeutig angeraten, weiter in der Mietwohnung zu bleiben?


    Beste Grüße

  • Hallo.


    Vieles ist möglich. Sollte der politische Wille bestehen, die Wohnungsbaugesellschaft an eine "Heuschrecke" zu verbimmeln, dann könnte die Eigentumswohnung finanziell sinnig gewesen sein. Wenn wir das als unrealistisch abtun, dann spricht finanziell so ziemlich alles für den Verbleib in der Mietwohnung, sofern die eingesparte Finanzierung vernünftig angelegt wird.


    Wer günstig wohnt, kann sich ein größeres Depot leisten. ;)

  • Hallo Matthei und Herzlich-Willkommen im FT-Forum,

    natürlich gibt es viele Gründe, die für eine eigene (selbstbewohnte) Immobilie sprechen.

    Ist doch schön, wenn die eigenen Kinder in einem Haus mit Garten aufwachsen können, oder wenn man die Musik so richtig lauf aufdrehen kann, ohne dass sich ein Nachbar daran stört.

    Oder das man halt im Alter keine Sorgen vor steigenden Mietpreisen oder einer Eigenbedarfskündigung haben muss.


    Genau so gibt es Gründe eine Immobilie rein als Kapitalanlage zu erwerben. Schließlich ist es verhältnismäßig einfach bei einer Immobilie die Investition zu hebeln (per Kredit). Gibt eine Menge Menschen, die mit Immobilien ein nettes Vermögen aufgebaut haben.

    Ob das aktuell und in den nächsten Jahren auch noch so klappen wird, wird man in der Zukunft sehen. Aktuell mehren sich die Anzeichen, dass es beim Boom auf dem Immobilienmarkt zu einem Ende kommt.


    Und mindestens genau so viele Gründe sprechen gegen den Erwerb einer eigenen Immobilie sei es nun um selbst darin zu wohnen oder auch als Kapitalanlage.

    Alles hat seine Vor- und Nachteile. Ich wollte früher auch eine eigene Immobilie. Inzwischen bin ich heilfroh, dass ich diesen Schritt nie getan habe.

    Es muss einfach zum eigenen Lebensentwurf passen.


    Wer günstig wohnt, kann sich ein größeres Depot leisten. ;)

    Dem kann ich mich 100%ig anschließen!

    Ich trau mich gar nicht mehr irgendwo zu erzählen, was unsere Genossenschaftswohnung mitten in HH an Miete kostet. Ist halt so, wenn man schon 20 Jahre in der Wohnung lebt.

  • Ich würde diese gute Ausgangslage (niedrige Miete, gestiegene Zinsen, Kaufpreise auf Höchststand) nutzen und möglichst viel Geld ansparen, gern zum Teil auch in einem ETF. Dann wärst du deutlich besser gewappnet, falls du aus irgendwelchen Gründen in der Zukunft doch einmal Eigentum willst oder brauchst. Oder das Geld für andere Zwecke benötigst.

  • Ich finde man kann das so nicht unbedingt vergleichen. Ich lebe mit meiner Familie auch extrem günstig in München (6,15€/qm), wir haben uns aber, obwohl das wirtschaftlich in keiner Relation stand vor zwei Jahren bewusst für eine Eigentumswohnung entschieden, in die wir nächstes Jahr ziehen, weil wir einfach was größeres und auch was eigenes wollten. Letztlich ist das denke ich hauptsächlich eine emotionale Entscheidung.

  • Finanziell sinnvoller ist es, eine vergleichbare Wohnung zu kaufen und für 10€/m² zu vermieten. Aufgrund der steuerlichen Förderung ist vermieten sowieso günstiger, als selbst nutzen. (Ein Freund von mir hat eine Doppelhaushälfte gekauft, die andere Hälfte ein anderer Freund. Aus steuerlichen Gründen wohnt jeder in der Hälfte des anderen.)


    Wenn sich in 10 Jahren die Situation grundlegend ändern sollte, ziehst Du halt selbst ein.


    Aber, wie der Vorredner schon sagte, es ist eben doch oft eine emotionale Entscheidung...