Buy and hold Psychologie

  • Hallo liebe Foristen,

    ich würd gern mal bei Euch nachhaken, welchen (gedanklichen und motivierenden) Ansatz Ihr hinter Eurer Buy and Hold Strategie verfolgt!
    Natürlich sind wir hier alle zumeist eher rational als emotional unterwegs, allerdings sind wir im Zuge des 'Mensch-Seins' manchmal auch nicht Herr unserer Visionen. Ich habe zu keinem Zeitpunkt ernsthaft darüber nachgedacht, mein Depot auf Eis zu legen; mich interessiert generell Eure Vorgehensweise zu diesem Thema. Ein alter Hase kann in solchen Zeiten bestimmt gelassener agieren!
    Freu mich auf rege Beiträge und grüße! ;)

  • Solange ich nicht auf Pump gekauft habe und von den Geschäftszahlen der Firmen überzeugt bin, habe ich kein Schweiß auf der Stirn.


    Ein gewisses Bedauern ist beim Blick ins Depot natürlich gegeben, aber damit lernt man umzugehen.

  • Ich habe meinen Einstieg im Corona-Tief im März 2020 gemacht. Da war dann so viel Puffer, dass das Depot immer noch satt im Plus war, als die Kurse nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine nach unten gingen. Das entspannt und ich könnte höchstens bedauern, dass ich zum Tiefstand nicht mehr nachgekauft habe... Aber woher weiß man, dass es der Tiefstand war und es ging zu schnell (dafür) wieder hoch.

  • Gedanke 1: ein breit aufgestellter ETF bedeutet grösstmögliche Risikominimierung gegenüber Einzelwerten. Zitat: "Breite Streuung schützt vor großen Verlusten" Quelle: https://www.finanztip.de/geldanlage/


    Gedanke 2: die Empfehlung, eines Anlagehorizontes von mindestens 10 (besser: 15) Jahren basiert auf Erfahrungswerten aus der Vergangenheit. Zitat: "Langer Anlagehorizont gleicht Schwankungen aus." Quelle: https://www.finanztip.de/geldanlage/


    Gedanke 3: kaufe nichts, was du nicht verstehst.


    Mir reicht das - keep it simple and stupid wie wir IT'ler sagen...

  • "Hin und her macht Taschen leer" sagte Andre Kostolany (und andere). Nach bald 40 Jahren Börsenerfahrung kann ich das bestätigen. Ich hätte damals mehr auf ihn hören sollen. Daher ist mein aktiver Handelsanteil immer kleiner geworden. Macht ja durchaus Spaß, aber für die Altersvorsorge sind langweilige, passive ETFs besser.

  • "Hin und her macht Taschen leer"...

    Diese Aussage stmmt aus einer Zeit, in der die 'Handelskosten' erheblich höher waren, als dies heute der Fall ist. Ferner galten 'dunnemals' andere Regelungen zur Versteuerung von Kapitalerträgen, wenn ich mich recht entsinne. Bei Zitaten von 'Börsenweisheiten' sollte auch der Hintergrund etrachtet werden...


    Hornie, mit deinen bald 40 Lenzen Börsenerfahrung kann ich nicht ganz mithalten... aber nach meinen Erfahrungen (aus etwas über 33 Jahren) konnte man mit etwas Glück und moderaten Handelsaktivitäten (nix Day Trading) doch tatsächlich Renditen erzielen, die über denen der Buy & Hold - Fraktion lagen.

  • Hornie, mit deinen bald 40 Lenzen Börsenerfahrung kann ich nicht ganz mithalten... aber nach meinen Erfahrungen (aus etwas über 33 Jahren) konnte man mit etwas Glück und moderaten Handelsaktivitäten (nix Day Trading) doch tatsächlich Renditen erzielen, die über denen der Buy & Hold - Fraktion lagen.

    Klar, konnte man. Ich habe einige Geschäfte gemacht, an die ich mich gerne erinnere und davon erzähle. Es gibt aber auch einige Geschäfte der gegenteiligen Art.


    Ich habe in Summe auch gut verdient. Ob ich unter dem Strich mehr verdient habe, als ich mit einer "buy and hold"-Strategie verdient hätte, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Mein intellektuelles Vermögen ist halt auch begrenzt.

    Auf jedem Fall habe ich erheblich mehr Zeit investiert und der alte Spruch "Zeit ist Geld" gilt m.W. auch heute noch.

  • Zähle mich zu den Anhängern des Value Approaches und halte viele Einzelaktien lange, etliche ca. 5 Jahre und länger. Kaufe, wenn sich die Überzeugung verfestigt, auch stets nach (Value Approach: Geschäftsmodell analysieren, die bei börsennotierten Unternehmen veröffentlichten CVs der Geschäftsführung angucken, Zukunftsaussichten bewerten, dann noch eine Prise gesunder Menschenverstand....).


    Lesenswerter Artikel hierzu:

    https://www8.gsb.columbia.edu/…les/files/Buffett1984.pdf


    Was die Kursdynamiken und zugehörige auslösende Katastrophen und tägliche Alarmismen angeht: habe über die Jahre gelernt, gelassen darüber hinwegzusehen. Dabei verwende ich eine Arbeitshypothese, die mich - bisher - vor größeren Verlusten und Panikreaktionen bewahrt hat: ich stelle mir die Mehrheit der Aktionäre (institutionelle wie private) zusammenkondensiert als ein etwa 9-jähriges Kind vor, wie dieses auf Hiobsbotschaften und Kursfeuerwerke reagiert. ;)

    => Dann mache ich entweder a) gar nichts oder b) das Gegenteil davon.

    Ob dieser Approach verallgemeinerbar ist, weiss ich nicht, er hat bisher für mich funktioniert. Zumindest verlieren manche Kursphänomene dadurch ihre Schrecken.


    Weiterer Erfahrungswert: bloss keine Stop-Loss Limits setzen, damit gefährdet man seine "Hold"-Strategie. Erfahrungen weiterer Forums-Teilnehmer haben dies an anderer Stelle bestätigt. Stop-Loss-Limits werden zwar stets als vernünftige Vorkehrung angeraten, funktionieren allerdings nur bei Märkten mit ausreichend Kontinuität. Wenn eine Aktie in Sekunden -10% nach unten rauscht und ein paar Minuten später wieder +5% hochschnellt, ist man seine Anlage los (gerade dann, wenn man sein Stop-Loss-Limit brav nachgezogen hat - wie es ja angeraten wird...X(). Das ist ärgerlich, war mir ein paarmal passiert, deshalb habe alle Limits gelöst und bin ganz zufrieden.


    Was das "Buy" angeht (wohl auch übertragbar auf "Sell"): bei mir hat das sog. "Market-Timing" nie wirklich funktioniert. Ein individueller Erfahrungswert, an den ich mich halte ist: niemals montags und niemals freitags aktiv werden (nicht mal ins Depot gucken). Montags ergiessen sich die übers Wochenende angestauten Emotionen und Action-Biases über die Märkte. Freitags machen die nervösen Short-Trader Kasse. Nach meinem Dafürhalten sind die Kursverläufe an diesen Tagen nicht wirklich repräsentativ für den Value einer Aktie / eines Unternehmens.