Sondertilgen oder Investieren

  • Hallo Zusammen,


    aufgrund einer relativ hohen Erbschaft könnte ich eines meiner Darlehen (1.29%, Zinsbindung bis 2033) vorzeitig zurückzahlen.


    Momentan könnten wir aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten und diverser notwendiger Anschaffungen (Zwillinge) die monatliche Rate sehr gut gebrauchen, also einsparen.


    Jetzt ist halt die Frage, ob ich nicht besser das Geld investiere zu einem höheren Zinssatz als die 1.29%. Ich käme je nach Anlageform jederzeit ran und könnte im Notfall drauf zugreifen. Ja ich weiß, dass ist mit Risiko verbunden, ich bin nicht ganz unbedarft, was Finanzen angeht.


    Trotzdem fällt es mir irgendwie schwer diese Entscheidung zu treffen. Das Angebot der Bank zur vorzeitigen Ablösung steht noch aus.


    Prinzipiell ist der Zinssatz des Darlehens halt doch extrem günstig.


    Eine andere Alternative wäre das zweite, höhere Darlehen (1.49%, Zinsbindung 2033) teilweise abzulösen, allerdings wäre dann quasi das geerbte Geld weg und gleichzeitig die Rate beider Darlehen noch da. Aus Zinsgesichtspunkten wäre es aber wohl die bessere Entscheidung wegen der grundsätzlich längeren Gesamtlaufzeit.


    Was würdet ihr an meiner Stelle machen?


    Geld investieren zu Zinssatz/Rendite x und in der Hinterhand haben?

    kleines Darlehen komplett ablösen und Rate sparen?

    oder großes Darlehen teilweise ablösen und wahrscheinlich höchste Zinsersparnis haben?

  • Hallo JudoPredator,


    ich frage mich, ob das so einfach geht das Darlehen mit einer Zinsbindung von 1,29% abzulösen?!? Habe ich jedenfalls noch nicht gehört (Annahme: klassisches Annuitätendarlehen).


    Wenn das aber möglich sein sollte, wäre es vom Zins ja besser das zweite Darlehen mit den höheren Zinsen (sonder-) zu tilgen. Damit ihr auch Sicherheit habt, müsste man ja nicht die ganze Erbschaft dafür verwenden, sondern könnte den Betrag mit dem ihr euch sicherer fühlt, zurückbehalten.


    VG

  • Hallo.


    Wenn das Geld jetzt anderweitig benötigt wird, dann muss es da hinfließen.

    Bei langer Kreditlaufzeit kann man nach zehn Jahren ja ganz oder teilweise kündigen und daher unbegrenzt sondertilgen.

    Ich würde das Zahlenwerk erstmal abwarten.

  • Ich sehs auch fast eher so. Lieber noch 5 harte Jahre auf sich nehmen und dann alles auf einmal tilgen, als jetzt das komplette Geld auf den Tisch zu legen und eventuell eine hohe VFE zahlen und das Geld anderweitig zu benötigen

  • Auf Vorfälligkeitsentschädigung hätte ich überhaupt keine Böcke. :rolleyes:

    Würde ich so pauschal nicht sagen.

    Denn im Grunde ist VFE ja nur das was du über die Jahre eh an Zinsen zahlen musst, eventuell sogar weniger (hängt von der VFE Berechnungsmethode und den jeweiligen Vertragskonditionen ab)

    Das Geld für die VFE Entschädigung ist ja keine Strafe oder eine "Gebühr" an die Bank, die Kohle hättest du über die Vertragslaufzeit eh abdrücken müssen über deine Zinsleistung. Und nur die möchte die Bank nun haben wenn du den Unterschrieben Vertrag vorzeitig beenden möchtest.


    Die Frage ist also eher, wie hoch wäre die VFE und/oder was könnte ich alternativ mit meinem Kapital anstellen.

    Und auch eine VFE kann günstiger sein als "Aussitzen", da (wie erwähnt) es auf die einzelnen Modalitäten ankommt.


    Wir waren vor 3 Jahren mal an der Geschichte dran. Bei uns wären Zinszahlungen bis Laufzeitende von ca. 39.000 € fällig gewesen und die VFE hat die Bank mit 29.000 € beziffert.


    "Ersparnis" also ca. 10.000 € bei noch 84 Monaten Laufzeit, also Rund 120,- € pro Monat.

  • Hallo JudoPredator,


    herzlichen Glückwunsch zu der Erbschaft und herzlichen Glückwunsch zu dem festen Zinssatz bis 2033.

    Cirka Beispiel: Bei einem Kredit von 100t€ und 1,5% Zins bist du in 11 Jahre bei 800€ monatlich durch und hast am Schluss etwa 9t€ Zinsen gezahlt. Schade um die 9 Mille, aber ich finde damit kann man leben - vorallem im Anbetracht einer Inflation.


    Falls Du ein Sondertilgungsrecht z.B. 5% hast, würde ich 2022 und 2023 dieses Recht nutzen - dann ist das "schlechte Gewissen" bedient.


    H4Klaus hat sein "schlechtes Gewissen" sofort bedient und schläft jetzt ruhiger, was ich gut nachvollziehen kann. Aber die Bank bekommt m.E. Geld für eine nicht erbrachte Leistung und deshalb kann ich dem Refarat Janders nur zustimmen.


    Ob Du dauerhaft eine höhere Rendite erzielst ist fraglich, aber hier würde ich - falls vorhanden - in Wohneigentum investieren - z.B. PV aufs Dach, in die Zukunft Deiner Zwillinge und möglichst diversifiziert...


    Felix

  • Denn im Grunde ist VFE ja nur das was du über die Jahre eh an Zinsen zahlen musst, eventuell sogar weniger (hängt von der VFE Berechnungsmethode und den jeweiligen Vertragskonditionen ab)

    Dem kann ich zustimmen, wenn die Zinsen gefallen sind.


    Jetzt sind die Zinsen aber gestiegen. Da dürfte eigentlich keine VFE anfallen bzw. die Bank müsste sogar eine VFE an den Kunden auszahlen, da sie das Geld ja zu deutlich höheren Zinsen an den nächsten Kunden geben kann.


    Rechnerisch legt die Bank das vorzeitig zurückgezahlte Geld in Bundesanleihen/Pfandbriefen an. Da darf man als Kunde schon darüber nachdenken, ob man es nicht besser anlegen kann.

  • Also ich gebe mal ein paar Zahlen rein:


    Wenn ich absolut nichts mehr an den Darlehen machen würde, dann müsste ich beim kleinen: 3600€ Zinsen und beim größeren 39000€ Zinsen zahlen.

    Wenn ich das Geld in das größere Darlehen stecke (ohne Berücksichtigung der VFE) wären es insgesamt nur 10000€ Zinsen und eine Verkürzung der Restlaufzeit auf 11 Jahre. Vorher ohne Sondertilgung bis 2046, also über die Zinsbindung hinaus.


    Insgesamt 13600€ Zinsen, 2033 fertig

    Wenn ich die Variante für das kleine wähle, wäre für Sondertilgungen des großen Darlehens die Rate einsetzbar, heißt:

    14000 Sondertilgung möglich 734*12 (Ratenersparnis in die Soti) sind schon 8808€ und die restlichen 6000 kriege ich über die Miete der enthaltenen Einliegerwohnung raus.

    In diesem Modell wäre ich 2031 fertig und hätte 14600€ Zinsen insgesamt bezahlt.


    Jetzt kommt es also sehr stark auf die angebotene VFE an, wobei es eigentlich sogar gar nicht so hoch sein dürfte. Die online Rechner sagen es einerseits und andererseits stimmt es auch, dass man mir erst mal einen Zinsschaden vorwerfen muss. zu 1,49% kriegst du ja derzeit keine Finanzierung mehr und gleichzeitig haben sie das Kreditausfallrisiko bei mir gebannt.

  • Momentan könnten wir aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten und diverser notwendiger Anschaffungen (Zwillinge) die monatliche Rate sehr gut gebrauchen, also einsparen.


    […]


    Was würdet ihr an meiner Stelle machen?

    Wenn es auf sowas rausläuft, würde ich jedenfalls schauen, mindestens die Hälfte des Betrags der wegfallen Rate langfristig (in einen ETF) anzusparen.

  • Zins zu zahlen, für Geld, das ich mir gar nicht (mehr) leihe, als Ersparnis zu werten, dafür ist es mir zu sehr Wochenende. ;)

    Ich habe "Ersparnis" bewusst in Ausführungszeichen gesetzt.

    Am Ende bleibt es aber bei der ganz einfachen Rechnung ob A (Vertrag mit Zins und Tilgung zu Ende zahlen) oder B (Zahlung restschuld + VFE) günstiger ist.

    Und das ist der Vorteil von Zahlen, die Funktionieren von Montag bis Freitag genauso wie am Wochenende und sind dabei komplett Emotionslos. Zahlen interessieren keine Persönlichen Gedankengänge oder ob ich auf irgendwas keine Böcke hätte. ;)


    Man selbst kann nur abwägen ob man mit dem kapital was "sinnvolleres" anstellen kann. Entweder sinnvoll für seine Geldbörse oder das eigene Wohlbefinden. das muss man dann individuell abwägen.

    H4Klaus hat sein "schlechtes Gewissen" sofort bedient und schläft jetzt ruhiger, was ich gut nachvollziehen kann. Aber die Bank bekommt m.E. Geld für eine nicht erbrachte Leistung und deshalb kann ich dem Refarat Janders nur zustimmen.

    Nur um es klar zu stellen, und ohne jegliche Kritik, wir haben unser "schlechtes Gewissen" nicht sofort bedient.

    Wir haben das Angebot aus anderen persönlichen Gründen ausgeschlagen und für uns anders gelöst.

    Dem kann ich zustimmen, wenn die Zinsen gefallen sind.


    Jetzt sind die Zinsen aber gestiegen. Da dürfte eigentlich keine VFE anfallen bzw. die Bank müsste sogar eine VFE an den Kunden auszahlen, da sie das Geld ja zu deutlich höheren Zinsen an den nächsten Kunden geben kann.

    Das ist eben die Frage wie das jeweils individuell aussieht.
    Wie Rechnet die Bank die FVE ab ? Aktiv- Aktiv- Methode; Aktiv- Passiv-Methode ?


    Aktiv-Aktiv werden sie im Falle von gestiegen Zinsen wohl kaum anwenden, denn dann müssten sie so berechnen das sie das Kapital was sie bekommen sofort am Markt weiter geben. Da der Hypotheken-Zins inzwischen höher ist wäre die VFE negativ und somit eine Entschädigung für an den Kunden fällig. Aber warum sollte die Bank diese zahlen wenn der Kunde doch vertragsbrüchig werden möchte.

    Also wird sie Aktiv-Passiv anwenden und hängt halt stark von einigen Faktoren (Laufzeit, Zins, Sondertilgung, Restschuld, Aktueller Marktzins, etc) ab.


    Um das nur nochmal klarzustellen:

    Das soll keine Pro VFE Argumentation sein.

    Man muss nur einfach mal mit klaren Zahlen rechnen und auch einfach mal die Gefühle oder das Ego ausblenden.

    Dann kann man gucken ob das überhaupt sinnvoll ist, es sinnvollere Lösungen gibt oder ob letztlich doch der Bauch oder das Ego siegt. Und mit Ego will ich auch niemanden angreifen, denn wir alle denken oder fühlen anders. Und auch wenn eine andere Entscheidung Zahlentechnisch sinnvoller wäre, kann und sollte jeder das wählen womit er sich besser fühlt.

    Es gibt nämlich nichts schlimmeres als Entscheidungen wählt, die man eigentlich selbst nicht getroffen hätte, nur weil jemand anderes es einem vorgerechnet hat oder die zahlen schöner aussehen.


    Der Themenstarter hat gefragt ob es Sinn macht und ich habe halt Argumentiert und eine mögliche Option dargestellt. Ob das letztlich für den TE passt kann von uns eh keiner entscheiden ;)

  • Danke für den Input von allen Seiten.

    Ich werde mich jetzt wahrscheinlich dafür entscheiden, das Geld anzulegen und bis zum Ende der 10 Jahre versuchen die beiden Darlehen so weit unten zu haben, dass ich beide auf einen Schlag weg habe. Die Rate finanziere ich quer über die Zinseinnahmen und Dividenden der Geldanlage. Auch wenn ich absolut kein Schuldenfreund bin und seit Beginn zum Lediwesen meiner Frau Sondertilge, was nur eben geht, ist es mir einfach zu doof, wenn ich jetzt fast 60000 Euro auf den Tisch legen muss, VFW noch gar nicht mit einberechnet. Die Sondertilung kann ich mir dadurch ja zumindest die nächsten drei Jahre voll leisten und habe dann ja immer noch das Geld, was ich sonst für eine Sondertilgung aufgewendet hätte (Steuern, Mieteinnahmen, Nebenjob) zur Verfügung.

    Die Alternative RiesterRente auflösen und trotz aller Nachteile das Wohnförderkonto bilden ist auch noch nicht ganz vom Tisch, allerdings eher dann für die komplette Ablösung des Darlehens nach 10 Jahren.

  • Danke für den Input von allen Seiten.

    Ich werde mich jetzt wahrscheinlich dafür entscheiden, das Geld anzulegen und bis zum Ende der 10 Jahre versuchen die beiden Darlehen so weit unten zu haben, dass ich beide auf einen Schlag weg habe. Die Rate finanziere ich quer über die Zinseinnahmen und Dividenden der Geldanlage. Auch wenn ich absolut kein Schuldenfreund bin und seit Beginn zum Lediwesen meiner Frau Sondertilge, was nur eben geht, ist es mir einfach zu doof, wenn ich jetzt fast 60000 Euro auf den Tisch legen muss, VFW noch gar nicht mit einberechnet. Die Sondertilung kann ich mir dadurch ja zumindest die nächsten drei Jahre voll leisten und habe dann ja immer noch das Geld, was ich sonst für eine Sondertilgung aufgewendet hätte (Steuern, Mieteinnahmen, Nebenjob) zur Verfügung.

    Die Alternative RiesterRente auflösen und trotz aller Nachteile das Wohnförderkonto bilden ist auch noch nicht ganz vom Tisch, allerdings eher dann für die komplette Ablösung des Darlehens nach 10 Jahren.

    Klingt doch nach einem Plan. :thumbup: