Steuern auf Altersvorsorgeprodukte

  • Meine Frage: Auf welche Altersvorsorgeprodukte muss ich welche Steuern und Abgaben in ungefähr welcher Höhe zahlen?


    Hintergrund: Ich zahle in folgende Produkte ein:
    Gesetzliche Rente
    Betriebsrente
    Fonds für VWL
    Riester
    Rürup
    Ich bekomme jährlich einen Status mit Bruttowerten. Ich weiss nicht was ich abziehen muss um mich der Nettorente zu nähern.


    Dass die Werte schwanken werden istmir klar. Mir ggeht es darum zu sehen ob ich auf einem guten Weg bin.


    Wäre toll wenn hier jemand helfen kann.

  • Folgende Regelungen gelten:


    1. Betriebsrente


    Das sind Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit. Auch wenn sie gewissermaßen "nachwirkend" sind.
    Hier gilt die normale Tarifbesteuerung - so wie auf Arbeitseinkünfte auch.


    2. Riesterrente


    Das sind wiederkehrende Bezüge im Sinne von § 22 Nr. 1 EStG. Hier gilt gleichfalls die normale Tarifbesteuerung.


    3. Gesetzliche Rente und Rürup


    Diese sind zwar ebenfalls wiederkehrende Bezüge - aber sie sind steuerlich noch begünstigt.
    Allerdings nur wenn Du bald in Ruhestand gehst.


    Hier gilt die nachgelagerte Besteuerung seit dem Alterseinkünftegesetz von 2005.
    Wenn Du nach 2040 in Rente gehst, versteuerst Du 100 %.
    Wenn Du früher in Rente gehst weniger z.B. Renteintritt 2030 --> 90 %; Renteintritt 2020 --> 80 %.


    4. VwL


    Das ist reine Kapitalbildung. Für Ausschüttungen oder Veräußerungsgewinne gilt hier die Abgeltungssteuer. Ob Du Rentner bist oder nicht spielt keine Rolle.


    Generell ist jedoch zu bedenken, dass auch Rentner die allgemeinen Freibeträge nutzen.
    Also beginnt die Besteuerung erst bei Alterseinkünften oberhalb des Grundfreibetrages von 8.354 € pro Person und Jahr.

  • Danke @muc


    Wenn ich zb 1000 eur Rente brutto bekäme, könnte ich die dann in einen Gehaltsrechner eingeben und erfahren was netto dabei rum käme?


    Danke dir sehr!

  • @chris2702: Mit einem Gehaltsrechner bekommst Du das nur sehr grob hin.


    Grund: Gehaltsrechner greifen auf die Monatslohnsteuertabellen zurück und in diesen Tabellen ist der Arbeitnehmer-Pauschbetrag eingearbeitet. Das sind doch immerhin 1.000,00 € pro Jahr, die steuerfrei bleiben, wenn jemand Arbeitslohn bezieht. Wenn es sich um Betriebsrenten handelt, ist dagegen der Pauschbetrag nur noch 102 €.


    Ausserdem musst Du beim Gehaltrechner natürlich die Beiträge für die Sozialversicherung ausblenden.
    Als Rentner zahlst Du nur noch Krankenversicherungsbeiträge - falls Du Mitglied in der GKV bist.


    Dagegen hast Du als Rentner, sofern Du vor 1975 geboren bist, Anspruch auf den Altersentlastungsbetrag. Der wird zwar von Jahr zu Jahr geringer - und für die Jahrgänge nach 1975 ist er dann null. Aber für die Älteren gibt es hier noch eine kleine Vergünstigung. Dieser Altersentlastungsbetrag ist natürlich im Gehaltsrechner auch nicht drin.

  • Ich habe etwas gefunden, was mir hilft und damit vielleicht auch für andere nützlich ist.
    Bei Cosmosdirekt gibt es einen Vorsorgeberater. Man gibt ein paar Daten an (Alter, Arbeitnehmer/Beamter, Gehalt) und dann welche Vorsorgeprodukte man bespart. Man kann anhand der erhaltenen Statusberichte eingeben, wieviel Rente erwartet wird oder, für mich interessant, das Tool sagt mir, wieviel Rente ich aufgrund meiner Einzahlung erwarten kann. Am Ende wird gezeigt, wie weit mein aktuelles Einkommen und die zu erwartende Rente zu einer Lücke im Alter führen wird. Das ist genau das, was ich in meinem Eingangspost erhofft hatte.


    Zu finden unter www.cosmosdirekt.de --> Beratung --> Vorsorgeberater.

  • @Chris vorsorgerechner durch Versicherer,ach da streiten sich Klein- und Grosshirn bei mir vehement. Sie streiten darüber wie verlässlich so eine Berechnung durch den Anbieter vor zusätzlichen Vorsorgeleistungen sein kann. Beide sind sich aber einig d. zu mindestens eine grobe Berechnung möglich sein müsste.

  • @Kreuna Ich gebe dir Recht, dass die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen sind. Aber ich bin Mitte 30 und suche nach Orientierung, ob mein Strauß an Renteneinzahlungen mich auf einen guten Weg bringt oder immer noch viel zu wenig ist. Und ich will mir darüber jetzt Gedanken machen und nicht erst 10 Jahre vor der Rente. Bei meiner Berechnung oben kam raus, dass ich 90% meiner aktuellen Einkünfte auch zu Rentenzeiten haben werde. Eine Lücke von 10% hat meiner Meinung nach Zeit bis in meine 50er Lebensjahre geschoben zu werden. Es gibt unendlich viele Variablen in dem Spiel, meine Arbeitsfähigkeit, meine Gehaltsentwicklung, die Wirtschafts- und damit Finanzmarktentwicklung, wieviel arbeitet meine Frau, wieviel Kinder bekommen wir, wie entwickeln sich die Kinder, erben wir vor Renteneintritt usw usw. Aber ich finde, dass die Berechnung der Cosmosdirekt einen Anhaltspunkt liefert und mir sagt, dass ich ceteris paribus die nächsten 10 Jahre nicht an meine Rente denken brauche. Und das freut mich.

  • Hallo Altersvermögensfreunde,
    ich möchte auch noch ein/zwei Punkte anführen:
    1) Die Berechnungen von Versicherungen berücksichtigen meistens Renditen, die sehr lange nicht erzielt wurden oder die zumindest bei den Standard-Portfolios (ich bin Fondspolicen-Fan) nie erzielt werden können.
    Es geht also bei der Suche nicht nach den besten Versprechen von Versicherungen sonden nachgewiesenen Erfolgen bei der Handhabung. Wer mit Versicherunger-Hochrechnungen arbeitet erleidet in der Regel Schiffbruch.
    2) Ich bin eine Freund von "Schicht 3" - ungefördert ansammeln - und zahle aus dem Nettoeinkommen in mein Altersvermögen. Alles was der Staat fördert ist mit enormen Nachteilen oder Einschränkungen versehen und die Steuer am Ende eliminiert die Steuerersparnis am Anfang. Mein Leitmotiv: Ich möchte die Macht über ein Geld behalten und es nach Bedarf verschenken, verzocken, vererben oder ins Ausland mitnehmen können.
    Riester und Rürup nur auf ausdrückliche Empfehlung eines Steuerberaters einkaufen (schönrechnen kann jeder Versicherungsprofi, aber war bleibt unter´m Strich, nach Abzug der Steuern nach Rentenbeginn mit 65/67?)
    3) STEUERN - mit 12,5% auf die Gewinne habe ich eine einfache Steuerformel - wegen dem Halbeinkünfteverfahren.
    Der tolle Nebeneffekt dabei: Ich kann - solange ich nicht an die Wertpapier ran muss - shiften und switchen ohne schon vor der Verzehrphase Steuern zahlen zu müssen. Das ist ausgesprochen wichtig, weil ich immer wieder Gewinne in sichere Wertpapier umtauschen muss. Ohne Versicherungsmantel wären jedes Mal 25% der Gewinne weg.
    FAZIT: Wenn ich jemanden kopiere, der nachgewiesen Altersvermögen kann und mich nicht von "Förderungen" locken lasse, dann sehe ich für mich persönlich entspannt in Richtung Renteneintritt :)

  • Hallo,


    ich hatte in diesem Thread am 23. März 2015 von einem Vorsorgeberater Tool bei Cosmosdirekt berichtet, mit dem man seine voraussichtliche Rente prognostizieren kann. Ich fand das ganz schick. Meine Rente wird aus diversen Bausteinen bestehen, gesetzliche Rente, Riester, Vermögenswirksame Leistungen, Betriebsrente und anderes. Hier mal einen Überblick zu haben, ist sicher nicht verkehrt. Das ganze ist nur eine grobe Näherung aber besser als "sich annähern" kann man bei diesem Thema Jahrzehnte vor Rentenbeginn ohnehin nicht.


    Das Problem: Cosmosdirekt hat das Tool von seiner Seite entfernt.


    Die Frage: Kennt jemand etwas ähnliches? Ein Tool, das mir sagt, was eine gesetzliche Rente von x Euro nach Steuern in 2050 bringt? Wieviel ein Einmalbetrag von x Euro verrentet Wert ist? Welche Zusatzrente ich erwerbe, wenn ich einen Aktiensparplan mit x Euro monatlich bespare, von 3% Zinsen ausgehe und ab 67 eine 30 jährige Rente entsparen möchte?


    Wäre super, wenn die Community hier Rat wüsste. Das man jedes Detail mit einer Excel Tabelle ermitteln kann, ist klar. Nur die komprimierte Version wäre schick, zB von einer Versicherung, die einem die Rentenlücke aufzeigen möchte und hofft, damit Altersvorsorgeprodukte zu verkaufen (so wie damals Cosmosdirekt). Onkel Google war spontan nicht hilfreich.

  • Hallo @chris2702,
    so schön wie das ist, wenn man weiss was einen finanziell erwartet. Das Leben hat jedoch so viel Unwägbarkeiten in Hinterhand, dass so manche Kalkulation über den Haufen geschoben wird. Richtig ist natürlich auf mehreren Standbeine zu setzen.
    Bei mir gab es zu DDR-Zeiten wenig Auswahl. Die angebotene freiwillige Zusatzrentenversicherung hätte sich für mich nicht rentiert. Ich sparte lieber bei der Sparkasse auf dem Sparbuch. Die Wende hat die Rentabilität nun aber umgekehrt. Die Beiträge zur FZV wurden plötzlich höher bewertet, meine Ersparnisse wurden jedoch halbiert. Das ging über 19Jahre, also ein halbes Erwerbsleben.
    Nun wünsche ich Dir, dass Dir nicht etwas ähnliches passiert.
    Gruß


    Altsachse

  • @Altsachse
    Ich suche nicht nach Sicherheit oder Gewissheit darüber, was in 30 Jahren sein wird. Mir geht es eher um eine Planung ähnlich unternehmerischer Planung. Auch hier wird nach bestem Wissen und Gewissen überlegt, was in den nächsten 1-10 Jahren passieren wird. Und wenn dann wieder eine Blase platzt und die Konjunktur einbricht, wird Planung eben angepasst.


    Genau so möchte auch ich regelmäßig Bestandsaufnahme machen. Letztes Jahr erbrachte die Rechnung bei Cosmosdirekt, dass ich 90% meines Nettos erreiche. Inzwischen habe ich mich von einer schlechten Lebensversicherung getrennt und lenke den Beitrag in einen Etf Sparplan. Da macht es Sinn zu schauen, ob der Wechsel von völlig überzogenen Versprechungen der Versicherung (denen ich bei damaliger Berechnung geglaubt hatte) hin zu einer "einfachen" ETF Anlage dazu führt, dass sich mein prognostiziertes Netto dramatisch verändert.


    Mir liegt viel daran, Konsum und Sparen in sinnvoller Balance zu halten. Gemessen an unserem Familiennetto hat "Konsum heute" eine höhere Priorität als "Konsum in 30 Jahren". Dennoch macht es Sinn, dies ab und zu mit der Realität abzugleichen. Wenn ich nun angeblich 80% vom Netto Rentenerwartung habe, bin ich entspannt. Wenn es sich dramatisch verschlechtert fahren wir vielleicht nächstes Jahr nicht zweimal in teure Kinderhotels sondern achten auf ein höheres Gewicht für die Sparquote.


    Und letztlich habe ich auch einfach Spaß an dem Thema und kann mich stundenlang damit beschäftigen. Andere schauen Sport im Fernsehen, ich hab halt hieran Spaß. :P

  • Hallo @chris2702,
    gut so. Auf Versicherungen bei Finanzen zu setzen kam bei mir jeher schon nicht in Frage. Auch dürfte ich nach Finanztipempfehlung schon lange keine Aktienfonds mehr halten. Ich sehe das anders. Denn nirgendwo anders kann ich mit meinen finanziellen Möglichkeiten soviel Gewinn machen wie bei Aktienfonds.
    Ja es macht Spaß, die Fonds zu vergleichen und zu selektieren. Dadurch muß ich nicht jeden Cent umdrehen und kann mir kleine Freuden gönnen.
    Gruß


    Altsachse

  • @Oekonom Die Seite zinsen-berechnen.de ist echt der Hammer. Gibt es ein Problem aus der Zinswelt, das man damit nicht lösen kann???? Zumindestens hab ich meinen MLP Berater ziemlich alt aussehen lassen, als ich ihm live demonstrieren konnte, das seine Lebensversicherung 1,1% Rendite abwirft, und das auch nur dann wenn ich 94 Jahre alt werde.


    Aber den Rechner "Entnahmeplan" habe ich noch nicht genutzt. Daher danke dafür!


    Offenbar war das Tool von Cosmosdirekt kein Standardtool, denn damit konnte man verschiedene Varianten, (zB. Vermögen in Jahr x, Bruttorenten, Nettorente, Sparplan) kombinieren und bekam am Ende die Aussage "Sie erhalten x % Ihres aktuellen Nettoverdienstes". Schade eigentlich, aber dann werde ich wohl etwas in Excel kleppern.