Einmalanlage MSCI World jetzt?

  • Oft besprochen, dennoch im Moment ein spezielles Umfeld. Ich wollte etwa 30000 EUR als Einmalanlage in einen MSCI World ETF anlegen. Rentenbeginn wäre in 8 Jahren, das Geld könnte aber auch 15 Jahre liegen, da es auch ohne die Rendite des ETF reichen würde. Nun stehen derzeit alle Zeichen auf sinkende Kurse, mein Plan war, den Winter an der Aussenlinie verbringen und abwarten bis der Krieg vorbei und die Energiemärkte sich normalisiert haben. Schlechte Idee? Danke

    Der berühmte Blick in die Glaskugel. Das ist wie im Casino, rot oder schwarz. Ich würde in Tranchen (Sparpläne investieren) und ja, jetzt bzw. ab morgen 9h wäre ein guter Zeitpunkt!

  • Hallo,


    ich möchte noch einen anderen Aspekt in die Diskussion einführen. Welche Alternative habe ich, wenn ich, wie der TE, einen mittleren Betrag „übrig“ habe und Gold keine Alternative ist? Die Inflation kann auch noch deutlich über 10% steigen. Die baltischen Staaten machen es gerade vor. Was interessiert mich bei einer Inflationsrate von 25% ein Rückgang des MSCI World um 10% gegenüber meinem Einstiegskurs? Außerdem ist der MSCI World US- fokussiert. Die große Krise findet in der EU statt. Ich kopple mich ein Stück davon ab.


    Gruß Pumphut

  • Hallo,


    ich möchte noch einen anderen Aspekt in die Diskussion einführen. Welche Alternative habe ich, wenn ich, wie der TE, einen mittleren Betrag „übrig“ habe und Gold keine Alternative ist? Die Inflation kann auch noch deutlich über 10% steigen. Die baltischen Staaten machen es gerade vor. Was interessiert mich bei einer Inflationsrate von 25% ein Rückgang des MSCI World um 10% gegenüber meinem Einstiegskurs? Außerdem ist der MSCI World US- fokussiert. Die große Krise findet in der EU statt. Ich kopple mich ein Stück davon ab.


    Gruß Pumphut

    Das ist ein interessanter Gedankengang.

    Muss ich erstmal auf mich wirken lassen.

  • Ich verstehe die Argumentation nicht. Für 1.000 Euro kann ich mir bei 10 Prozent Inflation nur noch so viel im Supermarkt kaufen wie vor einem Jahr für 1.111 Euro. Bei einem Kursrückgang von 15 Prozent im selben Jahr kriege ich aber für die 1.000 Euro heute nun statt bspw. zehn Anteilen aber fast zwölf.

  • Ich verstehe die Argumentation nicht. Für 1.000 Euro kann ich mir bei 10 Prozent Inflation nur noch so viel im Supermarkt kaufen wie vor einem Jahr für 1.111 Euro. Bei einem Kursrückgang von 15 Prozent im selben Jahr kriege ich aber für die 1.000 Euro heute nun statt bspw. zehn Anteilen aber fast zwölf.

    Eine andere Sichtweite ist:


    * Ehemann €1,000 investiert am 1.1.2022

    * Ehefrau €1,000 unter Kopfkissen am 1.1.2022 „angelegt“


    Heute der Ehemann, dem sein Invest ist €850 wert

    Die Ehefrau hat immer noch €1,000 unter dem Kopfkissen


    Wer hat das Geld besser angelegt am 1.1.2022?


    Die Antwort der Frage ist nicht trivial

  • ... Bei einem Kursrückgang von 15 Prozent im selben Jahr kriege ich aber für die 1.000 Euro heute nun statt bspw. zehn Anteilen aber fast zwölf.

    Was aber nichts daran ändert, dass die fast zwölf Anteile nur noch soviel Wert sind wie 10 Anteile im vergangenen Jahr. Und die im vergangenen Jahr für 1.000 € gekauften 10 Anteile sind nur noch 850 € Wert.

    ...

    Was interessiert mich bei einer Inflationsrate von 25% ein Rückgang des MSCI World um 10% gegenüber meinem Einstiegskurs? Außerdem ist der MSCI World US- fokussiert. Die große Krise findet in der EU statt. Ich kopple mich ein Stück davon ab.

    Nicht wirklich, denn der MSCI-World ist nicht nur US-fokussiert, sondern die ETFs darauf sind auch in US-Dollar aufgelegt, während Du die Anteile in Euro kaufen musst. Bei Deinem Szenario (sehr hohe Inflation in Europa und wirtschaftliche Entwicklung deutlich schlechter als in den USA) wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Euro gegenüber dem US-Dollar noch deutlicher verlieren als bereits in den letzten Monaten. Wenn zum Indexrückgang von 10% dann z. B. noch durchaus realistische 20% Währungsverlust hinzu kommen, musst Du komplett neu und anders rechnen.

  • Was aber nichts daran ändert, dass die fast zwölf Anteile nur noch soviel Wert sind wie 10 Anteile im vergangenen Jahr. Und die im vergangenen Jahr für 1.000 € gekauften 10 Anteile sind nur noch 850 € Wert.

    Jo, aber ich habe mehr Anteile, ich habe sie also billiger eingekauft. Ich finde schon, dass es einen Unterschied macht, ob man regulär oder mit 15 Prozent Preisnachlass einkauft … Und wenn der Wert um bspw. 25 Prozent steigt, habe ich dann eben Anteile im Wert von 1.250,- Euro statt von 1.062,50 Euro.

  • Hallo Blende11 und Herzlich-Willkommen im FT-Forum,

    das Thema richtiger Investitionszeitpunkt und Anlagestrategie wurde schon häufiger diskutiert.

    Georg hat das auf seinem Blog auch schon mal statistisch untersucht: https://www.finanzen-erklaert.…en-all-in-oder-auf-raten/


    Zitat: "Viel wichtiger: der vermeintliche Super-GAU, der unmittelbare Crash nach dem All-In Einstieg, ist gar nicht die größte aller Katastrophen. Viel schlimmer und renditeschädlicher wäre es zunächst in Raten einzusteigen, und dann den (bereits früher erwarteten) großen Crash zu erleben. Das schlechteste aus beiden Welten sozusagen. Erst die Rendite verpassen und dann noch der Kurseinbruch bei vollem Investment. Die Schlussfolgerung aus dieser Überlegung muss also sein: sofortiger Markteinstieg. All-In Strategie."


    Warum dieses Zitat? Nun genau das ist mir als ETF-Einsteiger passiert! ;)

    Ende 2019 im 'zarten' Alter von 47 Jahren erstmalig in ETF/Aktien/Börse eingestiegen habe ich bis Ende 2021 (also auf 2 Jahre verteilt) einen Großteil meiner Sparanlagen (u.a. einen alten Bausparvertrag) in mein ETF-Depot umgeschichtet. Im Dezember '21 ist dann meine letzte 'große' Sparrate in mein Depot geflossen.

    Stand 01.01.2022 hatte ich einen satten 5-stelligen 'Gewinn' in meinem Depot. Was 2022 passierte wissen wir ja. Und auch wenn ich in diesem Jahr schon wieder rund 8.000€ im mein Depot investiert habe, bin ich mit meinem Depotwert aktuell gerade mal bei einer 'roten' Null angekommen.

    Im Nachgang lautet mein Fazit also: Hätte, Hätte, Fahrradkette! :D

    Würde ich mit meinem heutigen Wissen bzw. Erfahrungsschatz nochmal so in ETF einsteigen!? Nö, natürlich nicht! Aber ich habe die Zeit gebraucht um vom einem Sparer zum tiefentspannten 'Buy-and-Hold'-Investor zu werden.

    Und natürlich habe ich mir vorher auch gut überlegt, welchen Anteil meines Vermögens ich an die Börse bringe. Das investierte Geld benötige ich auch die nächsten 15 Jahre (voraussichtlich) nicht. Und 10 oder gar 15 Jahre vorausschauen kann eh niemand!


    Jeder Mensch tickt anders und jeder Mensch empfindet 'Verluste' anders. Von daher muss auch jeder Mensch den für sich optimalen Weg finden und dann auch gehen. Der größte Fehler wäre in einem Crash panisch zu verkaufen und der Börse dann dauerhaft den Rücken zu kehren.

  • mein Plan war, den Winter an der Aussenlinie verbringen und abwarten bis der Krieg vorbei und die Energiemärkte sich normalisiert haben. Schlechte Idee?

    Ja, schlechte Idee. Wenn im Frühjahr Krieg und Energiekrise vorbei sein sollten (was ich nicht glaube), kaufst Du dann deutlich höher.

    ich bin schon 59 Jahre alt, da ist der Einstiegskurs vielleicht nicht ganz so egal,

    Ich auch, ich habe dieses Jahr bereits merklich aufgestockt und werde das (verteilt) die nächsten Monate weiter machen.

    Ich habe aber auch einen guten Sicherheitsbaustein, den ich gerade (verteilt) auf Anleihen umschichte.

  • Ich stand kurz vor dem Ausbruch von Corona in China vor einer ähnlichen Fragestellung. Statistisch gesehen ist die Einmalanlage immer besser, aber ich habe mich damit nicht wohl gefühlt. Meine Anlagesumme daher durch 12 geteilt und per Sparplan über 1 Jahr gekauft. War die bessere Option...

    Ich würde es wieder per Sparplan machen, auch wenn man evtl. ein wenig Rendite einbüßt in "normalen" Zeiten.

  • ... wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Euro gegenüber dem US-Dollar noch deutlicher verlieren als bereits in den letzten Monaten. Wenn zum Indexrückgang von 10% dann z. B. noch durchaus realistische 20% Währungsverlust hinzu kommen, musst Du komplett neu und anders rechnen.

    Also meine ETFs haben vom Euro-Verlust (= USD-Gewinn) merklich profitiert.

    Seiten verwechselt?

  • Oft besprochen, dennoch im Moment ein spezielles Umfeld. Ich wollte etwa 30000 EUR als Einmalanlage in einen MSCI World ETF anlegen. Rentenbeginn wäre in 8 Jahren, das Geld könnte aber auch 15 Jahre liegen, da es auch ohne die Rendite des ETF reichen würde. Nun stehen derzeit alle Zeichen auf sinkende Kurse, mein Plan war, den Winter an der Aussenlinie verbringen und abwarten bis der Krieg vorbei und die Energiemärkte sich normalisiert haben. Schlechte Idee? Danke

    Ich würde 50-70% einmalig jetzt investieren und den Rest über einen Sparplan der ca. 1 Jahr läuft also ca. 750 ERU pro Monat.
    Ein Kompromiss zwischen Sparplan und Sofort-Kauf von ETF-Anteilen.

    Man sieht ja an den vielen "wenn dies dann das", dass niemand in die Zukunft blicken kann.
    Deswegen: Weltereignisse ausblenden investieren!