Berufsunfähigkeitsversicherung - Wann kündigen?

  • Ich erreiche in 7 Jahren mein Renteneintrittsalter und habe eine ausreichende BU. ich überlege mir nun, wann die BU optimaler Weise zu kündigen ist. Sicherlich macht es keinen Sinn, einen Monat vor Rentenbeginn noch BU-Beiträge zu zahlen, da ich dann nicht mehr in den Nutzen der BU-Zahlungen kommen werde. Aber wie sieht es drei Jahre oder fünf Jahre vorher aus. Hat jemand eine Idee, wie das bewertet werden kann?

  • Hallo Tiberius-blau, ich würde mir folgende Frage stellen:


    Hast du genügend finanziellen Puffer um drei oder sogar fünf Jahre bei Eintritt der BU vor Rentenbeginn übrig? Wenn ja, kannst du ohne Verzehr der Altersvorsorge deine BU kündigen.
    Am Ende ist es eine Entscheidung zur Wahrscheinlichkeit, ob du dieses Risiko eingehen möchtest oder nicht.

  • Hallo.


    Am Ende ist es eine Frage der Risikoabwägung, die man aufgrund von vollständigen Daten treffen sollte.


    Ich würde mit ins Kalkül ziehen:

    Wann beginnt die geplante Rente?

    Wann beginnt die Rente frühestens?

    Was kommt bei beiden Varianten heraus und was reicht?

    Was existiert an verfügbaren Rücklagen?

    Kommt man im Fall der Fälle mit Krankengeld über die Runden?


    Wahrscheinlich würde ich mir erst Gedanken über die Kündigung machen, wenn ich ohne Lücke mit dem maximalen Krankengeldanspruch bis zum geplanten Rentenbeginn käme und mir der Verlust an Einzahlungen in die Rentenversicherung (durch das Krankengeld nur 80% der vorherigen Bemessungsgrundlage) nicht zu sehr schmerzen würde.

  • Sind die Beiträge für dich locker zu bezahlen, oder tut es schon weh? Bei ersteren würde ich mir wenig Gedanken machen und zahlen wie von Referat Janders empfohlen, ansonsten schauen wie viele Monate du im schlimmsten Fall hinkommst. Ich habe vor etwa 6 Monate vor Rentenbeginn die BU zu kündigen. Wie oben geschrieben, die Entscheidung kann dir keiner abnehmen. Hoffe du brauchst die BU nicht und hast ein gutes Händchen…..

  • Wenn Du schon kurz vor der Rente stehst und vorher jahrelang gut verdient = in die Rente eingezahlt hast, könnte auch die Erwerbsunfähigkeitsrente schon einen Großteil des Bedarfs abdecken. Sieh dazu mal in Deine Renteninformation. Ggf. könntest Du die BU auch nicht ganz kündigen sondern nur die Leistungen der BU herabsetzen, um Beiträge zu sparen. Mit dem eingesparten Geld kannst Du den Puffer erweitern, um die BU noch einen Monat eher zu kündigen usw.

  • Wenn Du schon kurz vor der Rente stehst und vorher jahrelang gut verdient = in die Rente eingezahlt hast, könnte auch die Erwerbsunfähigkeitsrente schon einen Großteil des Bedarfs abdecken. Sieh dazu mal in Deine Renteninformation. Ggf. könntest Du die BU auch nicht ganz kündigen sondern nur die Leistungen der BU herabsetzen, um Beiträge zu sparen. Mit dem eingesparten Geld kannst Du den Puffer erweitern, um die BU noch einen Monat eher zu kündigen usw.

    Wenn wir uns alle sicher sein könnten, dass die Erwerbsminderungsrente auch tatsächlich gezahlt würde, wäre die Fragestellung in Sachen BUV eine ganz andere.


    Die zitierte Vorgehensweise wäre aus meiner Sicht allenfalls vorstellbar, wenn die folgende Vorschrift einschlägig ist:


    https://dejure.org/gesetze/SGB_VI/240.html

  • Erst mal in die Bedingungen schauen, meine BU war in den letzten 5 Jahren nicht mehr kündbar!

    Ich habe zum letztmöglichen Termin gekündigt.


    Man muss natürlich beide Seiten beachten: Die mögliche Gesamtleistung einer BU im Fall des Falles wird kurz vor Rentenbeginn immer geringer, aber die Wahrscheinlichkeit eines Falles erhöht sich merklich!

  • Erst mal in die Bedingungen schauen, meine BU war in den letzten 5 Jahren nicht mehr kündbar!

    Das finde ich total spannend. Ich habe immer gedacht, dass gerade die "letzten Jahre" besonders hohe Schadensquoten aufweisen und daher die Versicherung sehr froh sein müsste, die Kunden vorzeitig zu entlassen. Zu meiner Abschlusszeit war es nach meiner Erinnerung sogar so, dass auf Endalter 60 im Vertrag gegen günstigere Prämie beraten wurde.

  • Das wäre mir neu, dass man eine BU in den letzten 5 Jahren nicht mehr kündigen kann. Passt auch nicht ganz zu § 11 Abs. 3 VVG.


    Tiberius-blau , ein "optimaler Zeitpunkt" im Sinn von Preis-/Leistungsverhältnis ist schwer zu definieren. Je näher der Rentenbeginn und damit das Ende einer möglichen BU Rente rückt, desto geringer wird die maximal mögliche BU-Leistung. Andererseits steigt die Eintrittswahrscheinlichkeit. Das "Lohnen" als Kombination beider Faktoren verändert sich also eher nicht. Wichtiger finde ich die oben schon gestellte Frage, ab wann Sie von Kapital und Rentenansprüchen leben können und nicht mehr auf Ihre Arbeitskraft angewiesen sind.


    Übrigens freuen sich die hier Beitragenden immer, wenn der Thread-Ersteller sich auch mal wieder rührt, antwortet oder sich sogar bedankt. :)

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Das wäre mir neu, dass man eine BU in den letzten 5 Jahren nicht mehr kündigen kann. Passt auch nicht ganz zu § 11 Abs. 3 VVG.

    Tatsächlich kenne ich mehrere Versicherungen, die in ihre Bedingungen andere Kündigungsfristen schreiben, als gesetzlich zulässig!


    Beispiel: Mir wurde bei einer Unfallversicherung ein Nachlass für einen 5-Jahres-Vertrag angeboten. Auf meinen Hinweis, dass m.E. höchstens 3-Jahres-Verträge erlaubt sind, kam die tolle Antwort, dass ich natürlich entsprechend der gesetzlichen Bedingungen kündigen kann. 5-Jahres-Verträge seien ein Service für den Kunden, da dann eben die Versicherung nicht eher kündigen kann.


    Es reicht also als Kunde nicht, wenn man die umfangreichen Pamphlete der Versicherung durcharbeitet, sondern man soll zusätzlich die Gesetze studieren, um zu ermitteln, wann man kündigen kann. Im Zweifelsfall hält man sich als Nichtjurist dann doch an die Bedingungen.

  • Natürlich kann man sich all dieses Wissen mit einigem Aufwand selbst aneignen. Oder man sucht sich einen Versicherungsmakler, der Jurist ist. :) Der erklärt das seinen Kunden und vermittelt keine so merkwürdigen 5-Jahresverträge. :)

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  • Im "echten" Leben unterscheide ich, wann ich mir von einem Juristen/Fachmann helfen lasse: Beim Hauskauf ja, beim Brotkauf nicht.


    So sehe ich das auch bei Versicherungen: Bei PKV, BU o.ä. ja, bei PHV oder UV nein.


    Bedingungen, die vom Gesetz abweichen sollten m.E. schlicht verboten sein!

  • Kaum vorstellbar, aber es soll möglich sein, Brot ohne juristischen Beistand zu erwerben. :) Dann aber bitte nicht beschweren, wenn man die AGB des Bäckers alleine studieren muss. :)


    Ich persönlich bin gar nicht traurig, wenn jemand sich um "kleine" Versicherungen selbst kümmern mag.


    Auch bei einer Privathaftpflichtversicherung oder Unfallversicherung, die beide nicht viel kosten, können kleine Unterschiede in den Bedingungen jedoch entscheidend dafür sein, ob ein großer Geldbetrag bezahlt wird oder nicht. Aus Kundensicht würde ich hier deshalb ebenfalls Beratung nutzen, zumal der Vertrag dadurch ja nicht teurer wird. Noch deutlicher wird die Sinnhaftigkeit der Einschaltung eines Fachmanns, wenn man den Wert der Zeit für eigenes Recherchieren und Kümmern addiert.

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  • Wenn ich mich im Bekanntenkreis so umhöre, muss ich leider immer wieder feststellen, dass bei vielen Verträgen die so abgeschlossen wurden, eine unabhängige Beratung vor viel Ärger und Kosten geschützt hätte. Versicherungen und Altersvorsorge stehen dabei ganz oben, leider fallen viele auf Berater, die sich dann als skrupellose Verkäufer entpuppen rein. Sicherlich kann man bei Finanztip und Finanztest viele Grundlagen finden, aber die umfangreichen Seiten des Kleingedruckten stellen doch für viele eine hohe Herausforderung dar. Viele werden sich leider aus Scham nicht öffentlich äußern, was die Dunkelziffer mächtig nach oben treibt. Bestes Beispiel für mich ist die Zeit nach der Wiedervereinigung, was da für Ganoven unterwegs waren, für mich eine Vertretermafia, bei vielen Menschen hat es Jahre gedauert bis sie wieder Ordnung in ihren Versicherungen und Finanzen hatten.