Energieausweis und tatsächlicher Heizwärmeverbrauch 2021

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    Hallo, in die Runde!


    Wir wohnen seit ca. 2 Jahren in einer Neubauwohnung (Baujahr 2020).
    Der Energieausweis laut Energieeinsparverordnung (EnEV) vom 18.11.2013 gibt den
    Berechneter Energiebedarf des Gebäudes mit
    35 kWh/(m²·a) Endenergiebedarf dieses Gebäudes und
    12 kWh/(m²·a) Primärenergiebedarf dieses Gebäudes an.



    Da für 2021 das erste Mal alle Werte für das vollständige Jahr vorliegen, habe ich einmal den HeizCheck auf http://www.co2online.de genutzt.


    Das Verbrauch in 2021 liegt bei 81 kWh/(m²·a) und somit ca. 230% höhen. Da ist doch schon erstaunlich?


    Wir der Energieausweis damit nicht unglaubwürdig und bedarf einer neuen besseren (genaueren) Berechnung-Methode?

    Beste Grüße aus Hannover
    ;)

  • Naja, die Interpretation von außen wäre ja erst mal, dass die Bewohner des Hauses sehr schlecht mit Energie umgehen können.

    Vielleicht ist das Haus die ganze Zeit auf 24 Grad geheizt oder es sind im Winter Fenster auf Kipp und dergleichen. Das konkrete Heiz-/Lüftungsverhalten kann ein Energieausweis ja nicht einbeziehen.

    Der Energieausweis passt jedenfalls deutlich besser zu einem neu gebauten Haus, als der Verbrauch der Bewohner. Daher würde ich bei letzterem den Fehler suchen.

    PS: Was von dem verlinkten Rechner zu halten ist weiß ich nicht. Ich schätze der hat auch ein wirtschaftliches Interesse, den Verbrauch hoch aussehen zu lassen um seine Dienstleistungen zu verkaufen.

    Vergleichen Sie doch mal den Verbrauch mit den Standardwerten, die check24 und co für die Wohnfläche vorschlagen. Da sollte ein neues Haus schon deutlich drunter bleiben.

  • Hallo itschytoo,

    der erste Gedanke ist bestimmt richtig.

    Es ist ein Mehrfamilienhaus mit 13 WE. Ich habe für den Vergleich den Durchschnitt der 13 WE genommen. Beim Wärmeverbrauch ist nicht viel Spielraum, da alle Wohnungen eine Fußbodenheizung haben.

    Meine Überlegungen, wo die große Abweichung her kommt, geht in Richtung Anlagentechnik. Hier ist die Heizkurve und der hydraulische Abgleich zu nennen.

    Beste Grüße aus Hannover
    ;)

  • Hallo Muenchner,


    weil Energie Einsparung wichtig ist und wir bei der Neuerstellung und Sanierung von Gebäude investieren, um ein energieeffizientes Gebäude zu schaffen. Da sollen die errechneten Soll-Werte mit den Ist-Werten schon einiger Maßen passen. Sonst stimmt etwas nicht.


    Bist du vom Fach?

    Beste Grüße aus Hannover
    ;)

  • Hier noch der Heizkostenspiegel 2022.

    Das Gebäude hat ca. 1.000 qm WF und Fernwärme.

    Die Tabelle ergibt bis 77 kWh pro Jahr, das Gebäude (BJ 2020) liegt bei 87 kWh pro Jahr.



    Beste Grüße aus Hannover
    ;)

  • Bei Neubauten muss man vorsichtig sein. Abhängig von der Bauweise trocknet der Bau noch ca 2 Jahre lang aus. Das erhöht natürlich den Heizbedarf denn Verdunstung entzieht Energie.


    Und dann ist da noch das Thema Benutzerverhalten. Bei einem modernen Haus gehe ich mal von einer Lüftung mit Wärmerückgewinnung aus, da sollte eigentlich keine manuelle Lüftung mehr nötig sein. Macht man das trotzdem, geht natürlich Energie verloren. Auch in der Übergangszeit kann es aufgrund der trägen Fußbodenheizung leicht passieren, dass viel zum Fenster rausgelüftet wird. Dazu war die letzten Jahre der Wunsch vieler Politiker und Virologen mit Energie verschwenderisch umzugehen ;)


    Gehören dir alle Wohnungen? Dann würde ich mal schauen ob der Überverbrauch bei allen etwa gleich hoch ist oder ob er sich auf bestimmte Wohnungen konzentriert. Bei der großen Abweichung würde ich aber unbedingt die Anlage überprüfen lassen.

  • Beste Grüße aus Hannover
    ;)

  • Wie kommst du eigentlich auf den Wert von 81 kWh pro qm und Jahr für das Haus? Wobei 81 kWh/qm eigentlich sogar ziemlich gut ist, wie auch der Heizspiegel aus Beitrag #6 zeigt. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass 2021 ein Jahr mit hohen Heizkosten war, mit typischerweise einem Mehrverbrauch von 15-20% gegenüber 2020 und - falls es nicht im November/Dezember außergewöhnlich kalt werden sollte - auch gegenüber 2022. Dass ein Energieausweis wenig mit der Realität zu tun haben muss, sollte doch bekannt sein und ein Bedarfsausweis noch weniger als ein Verbrauchsausweis. Verbrauchseinsparungen durch hydraulischen Abgleich und Änderungen an der Heizkurve kannst du bei der Fußbodenheizung vergessen.

  • Hallo LebenimSueden!

    Danke für deine Antwort, die Punkte (Baufeuchte, Fußbodenheizung, Lüftung) sind alle richtig. Ich würde noch die Sonneneinstrahlung auf der positiven Seite sehen.


    "Gehören dir alle Wohnungen? Dann würde ich mal schauen ob der Überverbrauch bei allen etwa gleich hoch ist oder ob er sich auf bestimmte Wohnungen konzentriert. Bei der großen Abweichung würde ich aber unbedingt die Anlage überprüfen lassen."


    Die Wohnungen gehören mir nicht, nur eine habe ich gemietet. Laut dem Eigentümer liegen alle Wohnungen gleich hoch, die vorhandenen Unterschieden liegen im Rahmen des Nutzerverhaltens. Auch haben die Nutzer die Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung genutzt und auf unnötiges Lüften verzichtet.

    Meine Vermutung geht in zwei Richtungen:

    1. Ein Fehler des Fachingenieure bei der Berechnung des Energiebedarf.

    2. Oder die Auslegung der Anlagentechnik ist nicht richtig, so das hier die Wärme verloren geht.


    Wer hat einen Tipp wie man die Ursache eingrenzen kann?

    Beste Grüße aus Hannover
    ;)

  • Wie kommst du eigentlich auf den Wert von 81 kWh pro qm und Jahr für das Haus? Wobei 81 kWh/qm eigentlich sogar ziemlich gut ist, wie auch der Heizspiegel aus Beitrag #6 zeigt. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass 2021 ein Jahr mit hohen Heizkosten war, mit typischerweise einem Mehrverbrauch von 15-20% gegenüber 2020 und - falls es nicht im November/Dezember außergewöhnlich kalt werden sollte - auch gegenüber 2022. Dass ein Energieausweis wenig mit der Realität zu tun haben muss, sollte doch bekannt sein und der Bedarfsausweis noch weniger als der Verbrauchsausweis. Verbrauchseinsparungen durch hydraulischen Abgleich und Änderungen an der Heizkurve kannst du bei der Fußbodenheizung vergessen.


    Hallo R.F.

    anhand der Betriebskosten 2021 habe ich den HeizCheck auf der Seite von http://www.co2online.de gemacht.

    Beste Grüße aus Hannover
    ;)

  • Wie kommst du eigentlich auf den Wert von 81 kWh pro qm und Jahr für das Haus? Wobei 81 kWh/qm eigentlich sogar ziemlich gut ist, wie auch der Heizspiegel aus Beitrag #6 zeigt.

    Für einen Neubau ist das nicht gut. Da reden wir nach EnEV/GEG von maximal 45 kWh/qm, also etwa der Hälfte. Hier sogar ein Soll von 35 kWh/qm. Das ist auch nicht einfach damit zu erklären, dass es im Winter tatsächlich mal winterlich war.

  • Die erzählen aber jedem, dass seine Heizkosten zu hoch sind. Du kannst ja mal den Mitbewohnern vorschlagen, die Heizung so einzustellen, dass in den Wohnungen nur noch 18°C erreicht werden. Damit lassen sich die sowieso schon niedrigen Heizkosten nochmal deutlich senken. Du musst nur aufpassen, dass du nicht irgendwann als notorischer Störenfried vor die Tür gesetzt wirst. Die Wahrscheinlichkeit eine neue Wohnung mit noch niedrigerem Heizbedarf zu finden, ist dann eher gering.

  • ... Da reden wir nach EnEV/GEG von maximal 45 kWh/qm, also etwa der Hälfte. ...

    Theoretisch. Aber nicht mit Fernwärme und Fußbodenheizung und in einem vermieteten Haus schon gar nicht. Da müsstest du verhindern, dass die Mieter die Raumtemperatur selbst regulieren und Fenster geöffnet werden können.

  • Du misst lediglich eine relative Abweichung von einer sehr ungenaue Messung (den Sollwert, deren Ermittlung aufgrund von mehrere Faktoren schon oben genannt eine immense Ungenauigkeit aufweist). Jede Abweichung verursacht einen unverhältnismäßig Größen Abstand.

    Ich würde den Ist-Wert eher interpretieren als: Sollwert +- X% +- Y kWh, wo X und Y relative und absolute Abweichungen sind.

    Es ist mir sehr einfach vorzustellen, dass ein bzw. mehrere von diesen Faktoren eine 35 - 40 kWh absolute Abweichung verursachen. Bei zB 120 kWh Sollwert ist so eine Abweichung viel erträglicher.

  • Theoretisch. Aber nicht mit Fernwärme und Fußbodenheizung und in einem vermieteten Haus schon gar nicht. Da müsstest du verhindern, dass die Mieter die Raumtemperatur selbst regulieren und Fenster geöffnet werden können.

    Da er selbst Mieter ist, gehe ich mal davon aus, dass er nicht auf Saunatemperatur heizt. Sonst wäre dieser Thread echt überflüssig. Und wenn die Ablesung in allen Wohnungen ähnlich weit über Soll ist, dann würde ich das nicht mehr einfach auf Bewohnerverhalten schieben sondern die Anlagentechnik prüfen.

  • Aber er ist nur einer unter 13 Mietern. Und wenn ich es richtig verstanden habe, scheint die anderen 12 das Thema nicht sonderlich zu interessieren. Das wiederum deckt sich mit dem, was ich selbst an Erfahrungen als Vermieter dazu beisteuern kann. Da ergeben sich bei den Heizkostenabrechnungen gewaltige Unterschiede, die alleine auf das persönliche Heizverhalten zurück zu führen sind. Gleiche Wohnung, anderer Mieter und plötzlich ist der Wärmeverbrauch 30% höher oder niedriger. Der eine trägt im Winter Pullover, der andere T-Shirt und kurze Hosen. Der eine lüftet und heizt vernünftig, der andere hat ganzjährig das Badezimmerfenster gekippt und sorgt gleichzeitig für eine Wohlfühltemperatur von 25°C im Bad, wieder ein anderer lüftet nie, heizt wenig und beschwert sich regelmäßig über Schimmel. Der letztgenannte hat die deutlich niedrigsten Heizkosten, ist aber aus Vermietersicht der einzige Problemfall. Bei den anderen gilt, sollen sie doch machen, was sie für richtig halten und sich leisten wollen. Ein Mieter hatte sich mal von seiner Freundin getrennt und einige Zeit später ist eine andere bei ihm eingezogen, der Wärmeverbrauch ist dadurch um 20% gestiegen. Wie viel tatsächlich verbraucht wird, hängt maßgeblich erstens von der Witterung und zweitens von den Bewohnern ab, der Normenenergieverbrauch des Gebäudes gibt allenfalls einen groben Anhaltspunkt.

  • Um da nicht von einer Wohnung auf alle Wohnungen hochzurechnen, würde ich den Vermieter bzw. die Hausverwaltung bitten, Einsicht in die Abrechnung der Stadtwerke nehmen zu dürfen. Und bei der Gelegenheit auch gleich die exakte Wohnfläche des Objektes erfragen.


    Mit den exakten Werten dann noch mal alles nachrechnen.

  • Beim Wärmeverbrauch ist nicht viel Spielraum, da alle Wohnungen eine Fußbodenheizung haben

    Doch, der Spielraum ist immens. Ich wohne in einem MFH Baujahr 2005, ebenfalls mit Fußbodenheizung und eine Mietpartei hat laut eigenen Angaben alle Raumthermostate auf "0" gedreht, so dass sie praktisch keinen Verbrauch haben dürften. Bei einem nicht so strengen Winter dürften sie damit trotzdem Raumtemperaturen von ca. 20°C haben.

    Ich hingegen hatte letztes Jahr für alle Räume durchgängig 22,5°C eingestellt und somit naturgemäß einen deutlich höheren Verbrauch.
    Jetzt, in der Übergangszeit sind nur ein paar Raumthermostate auf Heizen, am morgen eingestellt, mit jetzt 21,5 oder 22°C Solltemperatur. Auch das hat natürlich Auswirkungen.