70/30 - Portfolio. Oder doch klassisch MSCI World?

  • Liebes Forum,


    bin mittlerweile schon drei Jahre mit großer Freude am investieren.

    Bisher habe ich "nur" einen Sparplan auf den MSCI World - wobei ich mein Portfolio gerne um eine Position erweitern würde. Es liegt ja nahe, das bekannte 70/30 Verhältnis auszuwählen.

    Was haltet ihr denn von der Mischung aus 70% MSCI World und 30% MSCI EM?

    Welchen ETF würdet ihr denn empfehlen?

    Habe mal den Folgenden herausgesucht: IE00BTJRMP35 (ISIN) / A12GVR (WKN).

    Ist der aus eurer Sicht zu empfehlen, habt ihr einen besseren ETF im Sinn?


    Besten Dank für die Hilfe :)

  • Ich investiere in ein 70/30 ETF-Depot.

    Ich bespare den iShares Core MSCI EM IMI (IE00BKM4GZ66). Dieser investiert in 99% des Aktienmarktes und ist daher noch etwas breiter aufgestellt als ein MSCI EM (ohne IMI).

    Der xTrackers MSCI EM (A12GVR) ist aber auch völlig in Ordnung und ich hätte keine Bedenken mein Geld darin zu investieren.

  • Mir reicht der eine ETF, heißt aber nicht, dass andere Varianten verboten wären.


    Egal ob 1 oder 2 ETF, ob 70/30 oder 80/20, besser als die klassische KLV und ein geschlossener Fonds ist es so oder so. ;)

  • Halte nichts von 70/30. Meine Gründe:


    1. Plötzlich hast du zwei ETFs im Depot. Einer davon wird schlechter laufen und du wirst dir irgendwann sehr plausibel einreden, warum du den Stinker einfach verkaufen solltest. Sobald du verkaufst, wird er wieder ganz toll laufen. Dann wirst du dich fragen, ob du nicht doch wieder einsteigen solltest und so beginnt das buy high, sell low Spielchen.


    2. 30 % Emerging markets ist eine Übergewichtung gegenüber der Marktkapitalisierung. Wenn überhaupt EM, dann vielleicht 85/15.


    3. EM ETFs haben eine schlechtere tracking difference als ein normaler MSCI world. Das kann schon 0.2 % Rendite im Jahr ausmachen.


    4. Politische und ideologische Gründe. Man könnte sagen, die Welt droht sich zu teilen.


    5. Die großen Unternehmen aus dem MSCI world nehmen an dem Bevölkerungswachstum und wirtschaftlichen Aufschwung in den Entwicklungsländern bereits teil. Man muss nicht zusätzlich Aktien an Unternehmen in diesen Ländern halten um an deren Wachstum teilzuhaben.


    6. Die vielen hundert Aktien im MSCI world sind mehr als genug Diversifikation.


    7. Ich glaube das 70/30 Portfolio entstammt der naiven Vorstellung, dass EM riskanter sind, dynamischer wachsen und dass dadurch vermutlich mehr Rendite zu holen wäre. Daher gewichtet man EM über. Wahrscheinlich ist es entstanden in den Jahren als EM ganz toll performt haben. Kann es aber nicht sicher sagen.

  • Hallo Klaus L. , da sprichst du mir aus dem Herzen, ich habe auch das 1ETF MSCI World Prinzip über viele Jahre gewählt und bin zufrieden und gut gefahren damit. Meine Spielgeldgeschichten mit Einzelaktien und Branchen ETFs haben ertragsmäßig bis auf kurzfristige Höhenflüge weit darunter gelegen. Nun waren es bei mir keine politischen Gründe sondern eine gewisse Faulheit ständig Prozente im Promille-Bereich zu vergleichen.;)

  • 7. Ich glaube das 70/30 Portfolio entstammt der naiven Vorstellung, dass EM riskanter sind, dynamischer wachsen und dass dadurch vermutlich mehr Rendite zu holen wäre. Daher gewichtet man EM über. Wahrscheinlich ist es entstanden in den Jahren als EM ganz toll performt haben. Kann es aber nicht sicher sagen.

    Ich stimme Deinen Argumenten größtenteils zu.

    Nur in diesem Punkt irrst Du in Deiner Annahme. Wenn es rein nach Rendite gehen würde, wären in der Vergangenheit 100% EM besser gewesen als 70/30.;)

    Der 70/30-Mix stellte in der Vergangenheit den optimalen Kompromiss aus Risiko/Rendite dar.

    https://www.finanzen-erklaert.…was-ist-der-optimale-mix/


    Ob das für die Zukunft auch noch so gilt, wissen wir dann in 30 Jahren! ;)

    Ich würde einem Einsteiger einfach einen ETF auf einen den FTSE All World oder den MSCI ACWI empfehlen. Damit ist man auch in den EM investiert (nach Marktkapitalisierung).


    PS: Ich denke, dass man auch mit einem 70/30 Depot später nicht unter der Brücke schlafen muss.:)

  • Wobei das auch relativ abhängig vom Vergleichszeitraum ist. Und wenn ein Mischungsverhältnis langfristig nicht stabil ist, dann ist auch die Aussagekraft für die Zukunft eingeschränkt.


    Dazu kommt, dass eine bessere Performance von 70/30 gegenüber Market Cap in der Vergangenheit nicht automatisch die dahinter stehende Theorie bestätigt. Höheres Wirtschaftswachstum eines Landes führt nicht automatisch zu einer besseren Rendite der börsennotierten Unternehmen dieses Landes.

  • Wobei das auch relativ abhängig vom Vergleichszeitraum ist.

    Das ist doch immer so.

    Niemand weiß was die Zukunft bringt und ob eine Gewichtung nach MCAP oder BIP der Stein der Weisen ist. Dazu kommt dann auch, dass jeder von uns nur einen beschränkten Anlagehorizont zur Verfügung hat. Was nutzt es einem Menschen, der heut anfängt zu investieren, dass die letzten 30 Jahre 70/30 ein optimales Chancen/Risikoverhältnis geliefert hat?


    Warum wohl hat Prof. Weber beim ARERO neben Aktien auch Anleihen und Rohstoffe ins Portfolio integriert!?

    "Diversification is the only free lunch in investing" (Harry Markowitz, Nobelpreisträger und Erfinder der Portfoliotheorie in 1952)

    Auch beim ARERO wird innerhalb des Aktienanteils eine Gewichtung nach BIP genutzt. Prof. Weber hat selbst bereits in Interviews gesagt, dass wenn der ARERO heute neu aufgesetzt würde, wohl eine andere Gewichtung dabei herauskommen würde, dass aber letztlich für den langfristigen Anlageerfolg keine Rolle spielt.


    JEDER von uns geht mit seiner Asset-Allocation eine gewisse Wette auf die Zukunft ein. Ich muss auch nicht der Beste sein (wäre ich natürlich gerne;)). Letztlich ist es mir egal, ob ich mit meinem Portfolio langfristig 7,0% oder 7,5% p.a. Rendite erziele. Es muss halt reichen, damit ich meinen Lebensabend genießen kann.

    Reich werde ich eh nur (noch), wenn es nochmal mit dem 6'er und SZ im Lotto klappt.:D

  • Nein, man weiß es nicht. Die Gewichtung nach MCAP hat jedenfalls den Vorteil, dass sie die komplette Börse nach dem Wert gewichtet den die Börse zumisst. Bei einer Gewichtung nach BIP haben auch Unternehmen einen Wert die nicht an der Börse sind, dazu werden internationale Konzerne (also praktisch alle Large Caps) nach dem Land ihrer Notierung gewichtet nicht nach der tatsächlichen Produktion obwohl die Gewichtung nach BIP genau das auf den ersten Blick verspricht. Insofern hat MCAP die deutlich sinnigeren Argumente als BIP ;)

    Viel interessanter fände ich ja die Frage ob MCAP oder Gleichgewichtung (nicht auf Länderebene, auf Unternehmensebene) besser läuft

  • Viel interessanter fände ich ja die Frage ob MCAP oder Gleichgewichtung (nicht auf Länderebene, auf Unternehmensebene) besser läuft

    Es gab zumindest einen globalen Equal Weight ETF, der inzwischen aber geschlossen bzw. verschmolzen wurde.

    https://de.extraetf.com/etf-profile/NL0009690221

    Inzwischen gibt es nur noch den nachhaltigen Bruder:

    https://de.extraetf.com/etf-profile/NL0010408704


    Mal ein Vergleich zwischen dem nachhaltigen Equal Weight und einem MSCI World ETF

    https://www.fondsweb.com/de/ve…IE00B4L5Y983,NL0010408704


    Auch hier gilt: Es kommt immer auf den Betrachtungszeitraum an.;)

  • Das würde ich so nicht sagen, siehe z.B.:

    EM: 0,08 %

    World: 0,08 %

    Ich denke man muss es über den gleichen Zeitraum messen, damit Steuern, Technik, Wertpapierleihe usw. vergleichbar sind. Deine Zahlen gelten für den MSCI World ab 2010 und für den EM IMI ab 2015. Betrachtest du beide ab 2015 so hat der World -0,07 % und der EM +0,08 %. Das sind keine 0,2 %, aber eben 0,15 %.

    Wenn du EM und MSCI world seit 2010 vergleichen möchtest, dann könntest du den normalen EM anstatt den EM IMI anschauen. Seit 2010 hat der EM eine tracking difference von +0,66 % und der MSCI world, wie du schon gezeigt hast, von + 0,08 %. Das wäre ein Unterschied von 0,58 % zugunsten des MSCI world.

  • würden Sie mit dem heutigen Wissen, nochmal ein 70/30 Verhältnis wählen?

    Uneingeschränkt Ja!

    Die Entscheidung für 70/30 habe ich auch erst getroffen nachdem ich mich eingehend mit den unterschiedlichen Aufbaumöglichkeiten eines Weltportfolios beschäftigt hatte.

    Ich habe z.B. auch einige Zeit mit dem ARERO-Fonds 'geflirtet', bevor ich den ARERO wegen der Anleihekomponente verworfen habe und mich für ein reines Aktien-ETF-Depot entschieden habe.


    Und ja, ich weiß auch (noch) nicht, ob das mit 70/30 die 'beste' Entscheidung war. Das werde ich dann irgendwann in der Zukunft wissen. ;)

  • monstermania

    Bei mir war es ähnlich. Ich empfand lange Zeit den ARERO ganz charmant. Letztlich habe ich mich dann doch für ein Pflegeleichtes DIY-Depot entschieden mit FSTE AW + Tagesgeld/Festgeld.