Rücktritt vom Auftrag Installation Solaranlage

  • Hallo,

    ich habe Ende April 2022 einen Auftrag erteilt, eine Solaranlage mit Speicher zu liefern und installieren. Dafür musste ich bei Vertragsabschluss bereits 30% der Auftragssumme überweisen. Als ungefähren Liefertermin des Speichers wurde mir in einer E-Mail 16 Wochen geschrieben.Am 21.06.22 wurde mir in einer weiteren Mail die 33./34. Woche als Liefertermin genannt, da der Hersteller der Speicher nicht ausreichend produzieren könne. Dann wollte man mir die Solarmodule Ende der 33. Woche liefern und ich sollte 14 Tage vor der Teillieferung weitere 60% der Auftragssumme bezahlen. Ich habe erklärt, dass sie mir doch alles zusammen liefern sollen, incl. Speicher. Die Firma hat mir nicht gesagt, dass sich die Speicherlieferung weiter verzögern wird. Sie hat mir nur am 05.08. bestätigt, auf meinen Wunsch hin die Anlage komplett zu projektieren und dass sie sich bei mir melden würden, sobald sie die Installation vornehmen können. Seither habe ich nichts mehr gehört. Wir sind jetzt in der 43. Woche und ich möchte vom Auftrag zurücktreten. Immerhin arbeitet die Firma seit 6 Monaten mit meiner Anzahlung und ich weiß nicht, wie lange sich das Ganze noch rauszögern wird. Ist ein Rücktritt vom Auftrag rechtlich möglich und wenn ja, was muss ich beachten?

    Vielen Dank für Eure Rückmeldungen im Voraus. Kimba

  • Hallo Kimba,

    ich würde mich auf die VOB/B (Vergabe und Vertragsordnung für Bauleistungen -Teil B Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen) berufen und dem Auftraggeber eine Frist setzen, siehe auch § 5 Abs. 4 VOB/B. Die VOB/B findest Du hier: https://www.bmi.bund.de/Shared…men/bauen/vob-teil-b.html

    Sollte der Auftraggeber darauf nicht reagieren, bleibt Dir wohl nur der Gang zum Rechtsanwalt.

  • Angemessene Nachfrist (4 - 6 Wochen) setzen mit der Androhung, nach fruchtlosem Ablauf der Frist vom Vertrag zurück zu treten. Die Ablehnungsandrohung ist zwingend notwendig und muss nachweisbar sein.

  • Die beiden Vorschreiber haben die rechtlichen Grundlagen sehr gut geschildert, allerdings ist bei dir das Problem mit Vorkasse zu berücksichtigen. In dem geschilderten Fall hoffe ich auf eine bestehende Rechtsschutzversicherung deinerseits. Wenn es so weiter läuft wie oben beschrieben würde ich trotz Frist setzen nicht unbedingt mit einer Antwort rechnen. Ich nehme an, ohne Rechtsbeistand wird es sehr schwierig, trotzdem viel Erfolg.

  • Das rechtliche wurde ja bereits geklärt...


    Die Frage ist: Willst du eigentlich weiterhin eine solche Anlage haben?

    Wenn ja, dann ist es vermutlich wenig sinnvoll, jetzt den Auftrag zu stornieren und zu einem anderen Anbieter zu gehen, weil du dann bei diesem in der Warteschlange wieder ganz hinten bist.

    Vermutlich ist in der Zwischenzeit auch der Preis für's Material gestiegen, so dass auch aus diesem Grund ein Rücktritt vermutlich nicht ideal ist.


    Die Liefersituation ist derzeit einfach in vielen Bereichen unglaublich besch**** und die Handwerker können am wenigsten dafür.

  • Vielen Dank für Eure Antworten. So ähnlich hatte ich auch schon im Internet recherchiert, war mir aber trotzdem nicht ganz sicher bzgl. der rechtlichen Grundlage. Hinzu kommt, dass ja die weiteren 60 bis 70% der Auftragssumme noch weiter "vorgehalten" werden müssen, falls irgendwann mal geliefert wird. Ich kann inzwischen nichts mit der zurückgelegten Summe machen, nur zusehen, wie sie immer weniger wird.

    ich bins: Leider habe ich keine Rechtsschutzversicherung.

    lieberjott: Ich weiß, dass viele Händler Probleme haben, aber der Kunde ist immer der, der am "Ende der Schlage" steht und für alle Eventualitäten Verständnis, Geld, Geduld usw. haben muss.

    Inzwischen ist es so, dass ich keine Anlage mehr haben will.

  • Ich kann inzwischen nichts mit der zurückgelegten Summe machen, nur zusehen, wie sie immer weniger wird.

    Wieso wird sie weniger? Zahlst du darauf Negativzinsen?


    Zitat

    lieberjott: Ich weiß, dass viele Händler Probleme haben, aber der Kunde ist immer der, der am "Ende der Schlage" steht und für alle Eventualitäten Verständnis, Geld, Geduld usw. haben muss.

    Das ist so, aber was soll man dagegen tun?
    Glaub' mir, die Handwerksbetriebe sind genauso genervt.

    Mein Sanitärinstallateur, mit dem ich einen recht offenen Umgang pflege, muss jeden Tag irgendwelche neuen Hiobsbotschaften an seine Kundschaft übermitteln und laufend Zeitpläne über den Haufen werfen. Er kommt nämlich an der Schlange direkt vor dir. Und vorher sind's eben Großhändler, Speditionen, Hersteller.


    Gerade wenn das Zeug aus China komm (was bei Solaranlagen und -Zubehör gut sein kann), ist man erst recht angeschmiert. Entweder passiert wegen Corona-Lockdowns gar nichts oder man muss ewig warten, bis man einen Containerplatz bekommt, weil die Transportkapazitäten nicht ausreichend sind.


    Daher sollte man nicht vorschnell eine schlechte (Trotz-)Reaktion treffen. Angesichts der aktuellen und zukünftigen Situation ist eine Solaranlage definitiv nicht verkehrt.

  • Module und die sonstige benötigte Technik sind eigentlich problemlos lieferbar. Die Schwierigkeit besteht nur darin, die Handwerker zu bekommen. Deshalb vielleicht auch mal über das alternative Szenario nachdenken, das benötigte Material selbst zu kaufen und soweit wie möglich auch selbst zu montieren. Ich habe mir im Sommer zwei davon für den mobilen Einsatz ohne Netzanschluss zugelegt. Die waren und sind innerhalb weniger Tage lieferbar. Bemerkenswert war daran nur, woher die kamen, nämlich das eine wurde aus Spanien geliefert und das andere aus Frankreich. Die Dinger zusammen zu schalten und an einen Wechselrichter anzuschließen, ist ganz einfach, das sind narrensichere Steckverbindungen. Die Dachmontage ist auch einfach. Es ist natürlich nicht jedermanns Sache, auf dem Dach herum zu klettern, aber wer es nicht selbst machen will, findet dafür sicher leichter jemanden als für Lieferung und Montage der kompletten Anlage. Das einzige, wofür wirklich eine Fachkraft benötigt wird, ist der Hausanschluss. Das kann allerdings jeder Elektriker, dafür braucht man keinen Solaranlagenbauer. Und für die zwei Stunden Arbeit sollte sich vielleicht einer finden lassen. Am Ende hat man auf diese Weise auch noch mindestens 50% gespart und hat womöglich sogar bessere Technik auf dem Dach als sie der Komplettanbieter geliefert hätte.

  • Die Module und der Speicher werden von deutschen Firmen hergestellt, deshalb sind sie auch teurer und wegen des derzeitigen "Runs" auf Solaranlagen können die solche Preise dafür nehmen. Deswegen hoffe ich auch, dass die Firma keinen Gewinnausfall geltend machen wird, wenn ich vom Vertrag zurücktrete, weil die so viele Aufträge angenommen hat (dass sie die Abwicklung kaum schafft). Da wird sie meine Module und den Speicher doch leicht weiterverkaufen können, falls der Speicher irgendwann einmal geliefert werden sollte.

  • Die Solarmodule werden wohl kaum in Deutschland hergestellt. Meines Wissens gibt es in Deutschland keinen Hersteller von Solarpanels mehr. Die werden alle in China eingekauft. Das gilt auch für das oben verlinkte Angebot, der Anbieter ist ein mittelständisches deutsches Unternehmen, die Panels werden aber in China hergestellt. Und für Speicherbatterien gilt das auch. Li-Ionen-Batterien stammen ganz überwiegend aus China, zum kleinen Teil aus den USA und garantiert nicht aus Deutschland. Li-Fe-PO2-Batterien stammen ausschließlich aus China. Teurer sind die von deutschen Handwerkern angebotenen Teil nur deshalb, weil sie von deutschen Handwerkern angeboten werden. Das ist das gleiche wie in der Autowerkstatt. Du kannst exakt den gleichen Filter, den die Vertragswerkstatt mit 30 € berechnet auch für 10 € selbst kaufen. Und wenn du das Ding selbst einbaust. sparst du dann auch noch 60 € Einbaukosten.

  • Ich muss jetzt sehen, was ich mache. Jedenfalls vielen Dank für Euer Wissen und Eure Zeit, die Ihr für mich aufgebracht habt.