Umschichten aktiver Fonds in ETF - wirklich alles auf einmal?

  • Hallo zusammen, bin seit einigen Monaten begeisterter Zuhörer und Leser von Finanztip und habe auch schon vieles umgesetzt - z.B. ETF Sparplan angelegt und dort auch fleißig am monatlichen Besparen.

    Meine vorherige Anlage ging über die DVAG in verschiedene aktiv gemanagte Fonds, worüber ich mich mittlerweile immer mehr ärgere bei den Kosten dort - aber gut, lief immer noch besser als ein Sparbuch :)

    Mittlerweile habe ich nun immer wieder welche meiner aktiven Fonds verkauft und in ETF umgeschichtet - Im Sommer hatte ich da sogar mal einen ganz guten Zeitpunkt erwischt, da hatte ich einen großen Batzen verkauft von einem Fonds, der bis dahin echt gut lief und direkt danach eingeknickt ist, diesen Betrag habe ich anschließend erst schrittweise wieder zu investieren begonnen, während die Börse generell anschließend doch stärker gefallen ist.


    Jetzt habe ich also kürzlich fast alle restlichen Fonds abgestoßen (eher kleinere Beträge) bis auf den letzten Teil, und zwar einen DWS Champions Select Dynamic LC (ISIN DE000DWS2W06), laufende Kosten 1,88%

    Dort habe ich einen niedrigen fünfstelligen Betrag drin liegen (von 2018 bis 2021 angespart) und der notiert aktuell knapp im Minus (4% seit Kauf), ich würde mir wohl also zumindest mal Steuern darauf sparen beim Verkauf (Freisteller ist ausgeschöpft für dieses Jahr)

    Im Vergleich mit MSCI ACWI & Co. zieht der aktive Fonds über die Jahre deutlich den Kürzeren.

    Da ich den Verkaufsbetrag sofort direkt wieder in einen ETF reinvestieren würde, wäre es ja komplett egal, dass die Börse derzeit eher schlecht da steht oder?

    Meine Partnerin (wir sind beide Mitte 20) steht leider vor genau dem selben Problem mit ebenfalls einem niedrigen fünfstelligen Betrag und hat denselben Fonds, der ist aber richtig dick im Minus (20% und am Anfang natürlich noch die saftigen 5% Ausgabeaufschlag ?( ), da dort 2020-2021 bespart wurde, sollte man dort trotzdem genauso vorgehen und direkt baldmöglichst umschichten und den ganzen gemachten Verlust als "Lehrgeld" betrachten oder erst mal drin bleiben?

    Aktuell bespare ich über DVAG nur noch einen DWS US Growth (ISIN DE0008490897), den würde ich aber sogar weiter machen, da der echt gut läuft.

    Für eure Meinungen und Ratschläge bin ich sehr dankbar :)

  • Ratschläge gebe ich ungern. Aber ich kann gern meine Erfahrungen hier teilen. Ich halte neben aktiven Fonds auch ETFs. Die Kosten bei aktiven Fonds stören mich wenig, wenn die Rendite entsprechend hoch ist.

    Aber Ausgabeaufschläge müssen doch nicht sein. Ich kaufe meine aktiven Fonds über einen Fonsvermittler. Da kaufe ich nur solche Fonds, wo ich 100% Rabatt auf den Aufgabeaufschlag bekomme.

    Die derzeitige Situation betrachte ich als nicht normal. Ich halte mich deshalb etwas zurück bei der Bewertung meiner Investitionen. Wenn sich die Börsen wieder beruigt haben, kann ich meine Bewertungen immer noch nachholen.

    Gruß


    Altsachse

  • Hallo,


    man muss es so sehen, denke ich:


    Der aktuelle Stand ist, wie er ist. Die Frage lautet, womit kommt man schneller wieder zu einem Depotwert über dem Einstiegswert: mit dem aktuellen Fonds oder mit einem marktbreiten ETF wie dem MSCI World oder MSCI ACWI oder FTSE All-World? Ich denke, die Antwort auf die Frage, wo hierauf bessere schnelle Chancen liegen, hast Du in Deinem Einstiegsposting bereits selbst gegeben. Deshalb spricht aus meiner Sicht jetzt nichts gegen und alles für einen Totalumstieg jetzt. Denn ja, die verkaufst die Fonds unten und kaufst den ETF auch unten, also auf relativ gleichem Niveau.


    Viele Grüße

    Andreas

  • womit kommt man schneller wieder zu einem Depotwert über dem Einstiegswert

    Was mich ja da immer ein wenig irritiert: In den aktiven Fonds sind ja oft nicht nur Aktien, sondern auch tendenziell weniger schwankungsstarke Anteile enthalten wie z.B. Immobilienfonds, Rentenfonds o.ä. beigemischt.

    Wieso zum Henker fallen dann die aktiven Fonds in Krisenzeiten wie jetzt oftmals noch viel tiefer als ein ETF, der ja auch eine viel höhere Risikoklasse hat, da er nur aus Aktien besteht?!?

  • Was mich ja da immer ein wenig irritiert: In den aktiven Fonds sind ja oft nicht nur Aktien, sondern auch tendenziell weniger schwankungsstarke Anteile enthalten wie z.B. Immobilienfonds, Rentenfonds o.ä. beigemischt.

    Wieso zum Henker fallen dann die aktiven Fonds in Krisenzeiten wie jetzt oftmals noch viel tiefer als ein ETF, der ja auch eine viel höhere Risikoklasse hat, da er nur aus Aktien besteht?!?

    Der von Dir genannte DWS US Growth-Fonds ist auch ein reiner Antienfonds. Aktive Fonds, die auch Immofonds halten, wüsste ich gerade keine … wenn, dann sind die gemischten i. d. R. Aktien- und Anleihen- (= Renten-)Fonds. Und Anleihen sind zuletzt - in dieser Zeit der steigenden Leitzinsen extrem abgeschmiert. Schau‘ Dir mal ein paar reine Rentenfonds an, wie die sich zuletzt entwickelt haben, bspw. A0RL83.

  • Was mich ja da immer ein wenig irritiert: In den aktiven Fonds sind ja oft nicht nur Aktien, sondern auch tendenziell weniger schwankungsstarke Anteile enthalten wie z.B. Immobilienfonds, Rentenfonds o.ä. beigemischt.

    Wieso zum Henker fallen dann die aktiven Fonds in Krisenzeiten wie jetzt oftmals noch viel tiefer als ein ETF, der ja auch eine viel höhere Risikoklasse hat, da er nur aus Aktien besteht?!?

    Wir haben alle irgendwo abgespeichert, dass Aktien viel stärker schwanken, als Anleihen.

    Das stimmte gefühlt ja auch immer.


    Aber in diesem Jahr eben nicht. Die Zinsen sind extrem stark gestiegen. Das hat bei vielen Anleihen zu Kursverlusten von über 30% geführt. Die "konservativen" Anleihen haben deutlich mehr verloren, als Aktienindices.

    Auch die täglichen Schwankungen sind z.B. beim Bund-Future oder einer 10jährigen Bundesanleihe häufig größer, als beim DAX.


    Das wird sich vermutlich auch wieder beruhigen, von der Tendenz sollte ein Mischfonds wegen der größeren Streuung natürlich weniger schwanken, als ein reiner Aktienfonds.

    Aber aktuell gingen halt mal alle Assetklassen gleichzeitig runter.

  • Ich denke, die Antwort auf die Frage, wo hierauf bessere schnelle Chancen liegen, hast Du in Deinem Einstiegsposting bereits selbst gegeben.

    Wahrscheinlich hab ich noch mal das letzte bissl Bestätigung gebraucht :) Der DWS Fonds ist nun verkauft bei mir, bei meiner Partnerin machen wir in den nächsten Tagen das Selbe - danke nochmal für die Bestätigung!

    Aktive Fonds, die auch Immofonds halten, wüsste ich gerade keine …

    Das hatte ich dann falsch in Erinnerung, ich war der Meinung, das wäre eigentlich eher Regel als Ausnahme bei eher sicherheitsorientierten Fonds

  • Wieso zum Henker fallen dann die aktiven Fonds in Krisenzeiten wie jetzt oftmals noch viel tiefer als ein ETF, der ja auch eine viel höhere Risikoklasse hat, da er nur aus Aktien besteht?!?

    Es kommt halt immer darauf an, dass das aktive Management auch rechtzeitig in die richtigen Assets investiert. Genau dafür wird das Management ja bezahlt und auch deswegen sind aktive Fonds teurer als passive ETF.

    Leider schafft es langfristig kaum ein Management dauerhaft immer rechtzeitig in die richtigen Assets zu investieren. Trotzdem bekommst Du kein Geld zurück, wenn das Management so richtig daneben liegt.;)


    Als Beispiel für einen rein passiven Mischfonds sei hier mal der ARERO genannt. Dieser investiert zu 60% in Aktien (Weltweit nach BIP-Gewichtung der Regionen), 25 Prozent Renten (Anleihen) und 15% Rohstoffe.


    Ich habe hier mal im Verglich den passiven ARERO-Fonds gegen aktiven Fonds und einen bekannten MSCI World ETF laufen lassen.

    Einfach mal unterschiedliche Zeiträume vergleichen!

    https://www.fondsweb.com/de/ve…LU0599946893,IE00B4L5Y983


    Der aktiv gemanagte Fonds hat in 2022 deutlich weniger Verlust gemacht als der MSCI World.

    Wenn man mit der Volatilität klar kam war der 100% Aktien ETF langfristig unschlagbar. Aber auch der ARERO schaffte es langfristig den aktiv gemanagten Fonds deutlich auszuperformen.


    Was die Zukunft bringt wissen wir alle nicht. Aber auch hier gilt: Langfristig dürfte es schwer werden 100% Aktien zu schlagen.