Unsicher mit Altersvorsorge

  • Beim Halbeinkünfteverfahren wird der Ertragsanteil (also nur der Gewinn) mit der Hälfte Deines persönlichen Steuersatzes versteuert.

    Die erste Frage ist halt, ob Du heute schon Deinen persönlichen Steuersatz im Alter abschätzen kannst? Nehmen wir mal an, du hast als Ruheständler später einen persönlichen Steuersatz von 25%. Dann würden die Gewinne aus Deiner privaten Rentenversicherung mit 12,5% versteuert.

    Bei einem ETF-Depot fallen auf die Gewinne aktuell 25% + Soli und ggf. Kirchensteuer an (min. 26,375%).

    Klingt also erstmal toll.;)


    Auf Fonds/ETF gibt es aber eine Teilfreistellung von 30%, wenn die Aktienquote innerhalb des ETF/Fonds dauerhaft min. 51% beträgt. Dann sinkt der reale Steuersatz auf die Gewinne des Fonds schon mal auf 18,46%. Immer noch mehr als beim obigen Beispiel.

    Zusätzlich entstehen durch den Versicherungsmantel (Nettopolice) Kosten. An irgendetwas will die Versicherung ja auch verdienen. Zwar mögen sich evtl. 0,6% p.a. nicht nach viel anhören. Über eine Laufzeit von 30 Jahren macht das aber richtig viel aus.

    Einfach mal bei Zinsen-Berechnen durchlaufen lassen, was Dich die Kosten der Nettopolice über die Jahre an Rendite ausmachen.

    Finanztip hat zum Thema Fondbasierte Nettopolice vs. ETF-Sparplan mal ein Video gemacht.

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Ich persönlich empfinde das eigene ETF-Depot als wesentlich flexibler, da ich selbst meinen Kapitalfluss im Alter steuern kann.

  • Interessante Annahme. Was ist das denn genau für ein Beruf? :)


    Zum Verständnis: Berufsunfähigkeit heißt nicht 100% unfähig. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung leistet ab 50% Einschränkung, also wenn man für den Job z.B. doppelt so lange braucht. Mit den geschilderten Diagnosen dürfte das i.d.R. erfüllt sein.


    Über eine Schwere Krankheiten Vorsorge kann man durchaus nachdenken. Vorteil ist die klarere Definition der Leistungsauslöser, wobei sich die Gesellschaften da auch diverse Schlupflöcher offen halten. Die maximale Leistung ist jedoch deutlich geringer als bei einer BU und wichtige Themen wie Psyche fehlen völlig.

    Ich bin seit 3 Jahrzehnten Finanz- und Versicherungsmakler und habe zahlreiche Mandanten bei der Antragstellung eine BU begleitet - teilweise unter Zuhilfenahme eines Rechtsbeistandes.
    Die Handwerker kommen einfacher an die BU-Rente, die Kreativen und Schreibtischtäter eher schwieriger. 30% der BU-Rentner bekamen nach wenigen Jahren auf Grund einer strengen Nachprüfung die Rente gestrichen. Genau genommen ist auch hier eine Risikostreuung angeraten - eine kleine BU und eine kleine DD und wenn es ganz dick kommt, zahlen beide.

  • Kannst du das genauer erläutern, Hornie ?

    Ok, monstermania war aber schneller, als ich. ;)


    Wenn Dein persönlicher Höchststeuersatz also ca. 37% ist, sind von der Steuerbelastung das Halbeinkünfteverfahren und die Abschlagssteuer etwa gleich, jeweils ca. 18,5%.

    Wenn Du neben der gesetzlichen Rente noch weitere Einkünfte hast, z.B. Mieteinnahmen, bist Du schnell auf/über diesem Level. Wenn nicht, ist das Halbeinkünfteverfahren tatsächlich besser, aber eben nur ein bisschen und nicht so, wie der Wortanfang "Halb-" suggeriert. Wenn Du eine Einmalauszahlung aus der Versicherung anschließend verrentest, zahlst Du wieder zusätzliche Steuern.


    Diese ganzen Rechnungen beziehen sich natürlich auf die aktuellen Steuerregelungen. Wenn Du in Rente gehst, gelten vermutlich wieder andere Regelungen. Daher würde ich generell steuerliche Auswirkungen bei einer Produktauswahl nicht überbewerten.

  • Ich bin seit 3 Jahrzehnten Finanz- und Versicherungsmakler und habe zahlreiche Mandanten bei der Antragstellung eine BU begleitet - teilweise unter Zuhilfenahme eines Rechtsbeistandes.
    Die Handwerker kommen einfacher an die BU-Rente, die Kreativen und Schreibtischtäter eher schwieriger. 30% der BU-Rentner bekamen nach wenigen Jahren auf Grund einer strengen Nachprüfung die Rente gestrichen. Genau genommen ist auch hier eine Risikostreuung angeraten - eine kleine BU und eine kleine DD und wenn es ganz dick kommt, zahlen beide.

    Danke fürs Outing - ich finde es immer gut, wenn man den Kontext eines Beitragenden kennt.


    Eine BU aufgrund physischer Ursachen ist natürlich einfacher festzustellen, als eine psychische Erkrankung. Die körperlichen Anforderungen an Handwerker sind auch ganz andere. Die insofern erhöhte BU Wahrscheinlichkeit geht aber auch mit dem ca. 4-fachen Beitrag einher. Die Gesamtgleichung bleibt daher unverändert: Eine BU "lohnt" sich für Handwerker und für Akademiker, Büroangestellte etc. gleichermaßen!


    Ich vermute mal stark, dass unter den von Ihnen genannten 30% der BU Rentner auch der eine oder andere war, dem es tatsächlich wieder besser ging? Also war das vielleicht nicht nur die "böse" Nachprüfung der Gesellschaft, sondern durchaus angemessen? :)

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Hallo Xethon,


    ich habe meine Nettopolice über einem Honorarberater abgeschlossen. Das Ganze hat einmalig 129€ gekostet und die Nettopolice hat Effektivkosten von 0,53%. Der Rentenfaktor und die Flexibilität passen auch. Die Gründe warum ich mich zum Abschluss entschlossen hatte, waren ein möglicher Hartz 4 Schutz und eine fehlende BU. Zudem könnte mein Erzeuger versterben und ich darf dann zahlen.

  • Passt schon. ;)


    Ist aber beruhigend zu wissen, dass ich da nicht alleine auf dem Schlauch stehe.

    Der hoffentlich lang genug ist, weil so ziemlich alle darauf stehen dürften - einschließlich meiner Schuhgröße 42

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Ohne jetzt HDF80 vorgreifen zu wollen, könnte ich mir vorstellen, dass etwas in der Art der folgenden Fälle geht:

    https://www.sueddeutsche.de/pa…tzte-rechnung-1.2836732-2

    https://www.n-tv.de/ratgeber/K…hlen-article11557661.html


    Wobei es m.E. völlig egal ist, ob man ein Depot oder eine Nettopolice hat. Wenn man nicht gerade selbst auf Soziallleistungen angewiesen ist, wird man im schlimmsten Fall die letzte Reise wohl zahlen müssen.:/

  • Ohne jetzt HDF80 vorgreifen zu wollen, könnte ich mir vorstellen, dass etwas in der Art der folgenden Fälle geht:

    https://www.sueddeutsche.de/pa…tzte-rechnung-1.2836732-2

    https://www.n-tv.de/ratgeber/K…hlen-article11557661.html


    Wobei es m.E. völlig egal ist, ob man ein Depot oder eine Nettopolice hat. Wenn man nicht gerade selbst auf Soziallleistungen angewiesen ist, wird man im schlimmsten Fall die letzte Reise wohl zahlen müssen.:/

    Es ist mir schon klar, dass die Bestatter es von den Lebendigen nehmen, aber das wäre doch ein Fall für den Notgroschen und weniger eine Frage von Depot oder Versicherungen, oder sehe ich das falsch?

  • Evtl. glaubt er ja, dass er die Kosten nicht tragen muss, wenn er wenig Geld zur freien Verfügung hat (also kein Depot und keinen großen Notgroschen). Die Nettopolice unterliegt ja wohl einem Pfändungsschutz.

    M.E. unterliegt er damit aber einem Irrtum, da es rein auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ankommt. Wenn er zum dem Zeitpunkt nicht gerade Sozialleistungen bezieht, wird er die Kosten tragen müssen. Zur Not muss er die Kosten halt abstottern.

  • Hallo zusammen,


    vorweg das war NICHT der Hauptgrund für die Nettopolice und selbst wenn meine persönliche Situation anders wäre, hätte ich mich für die Police entschieden.


    Ich möchte weder Elternunterhalt noch sonstiges zahlen müssen und will daher versuchen, alles an Geld sicher anzulegen. Ob das klappt, kann ich nicht sagen. Notfalls versuche ich es über den Rechtsweg.


    Viele Grüße :)

  • ich habe meine Nettopolice über einem Honorarberater abgeschlossen. Das Ganze hat einmalig 129€ gekostet und die Nettopolice hat Effektivkosten von 0,53%. Der Rentenfaktor und die Flexibilität passen auch. Die Gründe warum ich mich zum Abschluss entschlossen hatte, waren ein möglicher Hartz 4 Schutz und eine fehlende BU. Zudem könnte mein Erzeuger versterben und ich darf dann zahlen.

    Die Netto-Police ist aber nur geschützt, wenn man an das Kapital bis 62 nicht mehr rankommt. Diesen Auschluss kann man auch nachträglich einbauen, ich bezweifle aber sehr stark, dass die Netto-Police schon heute diesen Auschluss beinhaltet.

  • Die Netto-Police ist aber nur geschützt, wenn man an das Kapital bis 62 nicht mehr rankommt. Diesen Auschluss kann man auch nachträglich einbauen, ich bezweifle aber sehr stark, dass die Netto-Police schon heute diesen Auschluss beinhaltet.

    Ich kann den Ausschluss auch nachträglich über meinen Honorarberater vereinbaren. Diese Aussage habe ich schriftlich.