Wie funktioniert eine Wohnungsbaugenossenschaft wirklich?

  • Liebe Finanztip-Community,


    in zahlreichen Foren, Blogs und Zeitungen wird für Genossenschaftswohnungen geworben. Besonders bei Reddit gibt es viele Kommentare, dass "normale Vermieter" profitorientiert sind und sich um Mieter überhaupt nicht kümmern.


    Dabei wird immer wieder argumentiert, dass eine Genossenschaftswohnung den Mitgliedern gehört. Ein Genossenschaftsanteil kostet ca. 400 Euro und eine Wohnung 100000 €. Für 400 € kann die Genossenschaft keine neue Wohnung kaufen. Also kann es nicht sein, dass die Genossenschaft alleine von dem Eigenkapital lebt, es müssen andere Einnahme-Quellen geben.


    Auch wird behauptet, dass in den Genossenschaftswohnungen ein Hausmeister sich um alle Angelegenheiten kümmert, die Mieten niedrig sind und nur moderat erhöht werden.


    Die No-free-Lunch-Theoreme besagt, dass nichts ist umsonst. Irgendwo müssen die versteckte Kosten sein. Wie kann es sein, dass eine Aktiengesellschaft schlechter wirtschaftet, als eine Genossenschaft?

  • Ich bin Mitglied einer Genossenschaftsbank. Die verhält sich mir gegenüber nicht anders als andere Banken, irgend etwas besser machen sie auch nicht und preisgünstiger sind sie sowieso nicht, eher im Gegenteil. Mitsprache- und Mitentscheidungsmöglichkeiten als Mitglied bestehen nur theoretisch, praktisch sind sie nicht größer als für Kleinaktionäre bei der Deutschen Bank. Dafür gibt im Jahr 50 € Dividende.


    So wird es wohl bei den meisten Wohnungsgenossenschaften auch sein. Wobei es da, nach allem was man hört, jenseits des ideologischen Gedöns zwei Philosphien gibt. Die einen werden geführt, wie ganz normale kommerzielle Wohnungsunternehmen. Das ist dann aus Mitgliedersicht so ähnlich wie oben bei der Bankgenossenschaft. Andere setzen bewusst auf billigen Wohnraum, oft neben frei verfügbaren Wohnungen auch geförderte Sozialwohnungen. Die sind häufig auch mit lokalen Größen aus Politik und Sozialverbänden gut verwanzt. Da sind die Wohnungen dann oft auch in einem Zustand, der den niedrigen Mieten angemessen ist, und was schlimmer ist, es bilden sich soziale Brennpunkte. Wer morgens zur Arbeit geht und Kinder hat, deren Entwicklung den Eltern am Herzen liegt, will dort auch dann nicht freiwillg wohnen, wenn es billig ist. Und ansonsten gilt, Ausnahmen bestätigen diese Regeln, aber in die Wohnungen der wirklich guten und empfehlenswerten Wohnungsgenossenschaften kommt sowieso niemand hinein. Da gibt es lange Wartelisten und die vorhandenen Mitglieder machen keine Plätze frei.

  • Hallo.


    Bei einer Wohnungsbaugenossenschaft ist das Wohnen auch nicht umsonst. Aber teilweise sind die Genossenschaften günstig an die Grundstücke oder Gebäude gekommen. Die Vorstände arbeiten oft ehrenamtlich und die Geschäftsführung ist schlank besetzt. Regelmäßig wird auch keine Eigenkapitalrendite von 25% angestrebt.

    Wir reden hier nicht über paradiesische Zustände, aber man wird wohl nicht aus der Wohnung raussaniert.