Versteuerung bei monatlicher auszahlung im alter

  • Hallo,

    Ich bin ganz neu hier und habe eine frage die mich interessieren würde wo ich nicht durchblicke.

    Ich bespare jetzt seit kurzem den vanguard ftse allworld acc.

    Mein plan ist mit 55-58 in rente zugehen das ware 2045 bzw. 2048.


    Nun zur eigentlichen frage wie verhält sich das dann mit den steuern wenn man jeden monat zu seinem normalen geld eine einzelauszahlung tätigen würde, sagen wir mal 1000-1500 euro.

    Wird jede auszahlung komplett versteuert sobald der freibetrag aufgebraucht ist? Dann würde ja theoretisch mein eigenes eingezahltes geld auch versteuert oder sind die ersten auszahlungen erst steuerfrei bis das eingezahlte geld aufgebraucht ist und man quasi nur noch den gewinn/dividenden auf dem depot hat.


    Oder würde das vielleicht garnicht richtig funktionieren wie ich mir das vorstelle?


    Bedanke mich schon im vorraus für eure antworten:)

  • In deinem Depot liegt ja kein Geld, das du entnimmst. Im Depot sind ETF-Anteile, welche du verkaufst um damit Geld zu erlösen. Beim Verkauf wird dann geschaut, wie viel Gewinn du gemacht hast, und darauf wird dann die Abgeltungssteuer fällig (nach Aufbrauchen des Freibetrags). Da die ETF-Anteile nicht unterscheidbar sind, nimmt das Finanzamt hilfsweise an dass du immer die ältesten im Depot befindlichen Anteile einer Position verkaufst.

  • Hallo Zanda und Herzlich Willkommen im FT-Forum,

    da liegst Du ziemlich falsch.;)

    Grundsätzlich werden beim Verkauf von ETF-Anteilen nur die (Kurs)Gewinne versteuert. Dafür gibt es die Kapitalertragsteuer. Sie beträgt aktuell 25% + Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer. Deine eignen Einzahlungen in den ETF werden nicht besteuert.


    Beispiel: Du investierst einmalig 10.000€ in Deinen ETF. Nach 10 Jahren sind die Anteile jetzt 20.000€ Wert. Jetzt verkaufst Du Alles.

    10.000€ war Deine Einzahlung -> steuerfrei

    10.000€ ist der Gewinn.

    Aktien ETF unterliegen in Deutschland einer sog. Teilfreistellung, so dass Du nur 70% der Gewinne versteuern musst.

    Bleiben vom Gewinn 7.000€ die versteuert werden müssen. Davon gehen dann nochmal max. 801€ Freibetrag ab, die Du pro Jahr steuerfrei vereinnahmen kannst.

    Bleiben also noch 6.199€ übrig, die jetzt mit 26,375% verteuert werden = 1.635€ Steuern


    Mit etwas Optimierung hätte man auch diese Steuern vermeiden können, wenn man seinen Freibetrag möglichst jedes Jahr optimal ausnutzt. Dann gibt es auch noch die Vorabpauschale, die aber die letzten Jahre nicht angefallen ist (2023 wird die aber wieder anfallen, da steigende Zinsen). Spielt aber für das Prinzip, dass nur Gewinne versteuert werden müssen und nicht die eigenen Einzahlungen, auch keine Rolle!


    Ach ja. Ob das Ganze dann in 30 Jahren auch nur so gilt, weiß niemand. Steuergesetze ändern sich gern mal je nach Regierung.;)

  • Vielen dank für die antwort.

    Das verstehe ich so halbwegs ist einfacher zu durchblicken bei einem komplett verkauf.


    Aber nun sagen wir mal ich bin jetzt im rentenalter und möchte von meinem etf leben und mir jeden monat 1000 euro auszahlen, also 12000 euro im jahr monat für monat bis halt nichts mehr da ist. Da werden doch für jede auszahlung steuern erhoben obwohl ich ja die erste zeit nur von meinem eingezahlten geld lebe.


    Da kommt der steuersatz ja immer auf diese 1000 euro. Wie sieht man da dann durch ob nur der gewinn versteuert wird, da ich anfangs ja von den einzahlungen lebe wie bei einem girokonto.

    Also wenn ich jetzt 48000 eingezahlt habe könnte ich mir ja 4 jahre lang jeden monat 1000 euro auszahlen ohne steuern und dann gehts an die dividenden aber so ist es ja sicher nicht?

    Oder stelle ich mich da zu blöd an??


    Das zu verstehen muss man ja wissenschaftler sein??

    Und danke für die schnelle antwort

  • Du verkaufst ja einzelne EFT Anteile. Beim Verkauf wird davon ausgegangen, dass Du den ETF Anteil, den du zuerst gekauft hast auch wieder zuerst verkaufst. Die Differenz zwischen dem Preis den du beim Kauf bezahlt hast und dem Preis den du beim Verkauf erzielst ist dann der Gewinn.

  • Nochmal:

    In deinem Depot liegt ja kein Geld, das du entnimmst. Im Depot sind ETF-Anteile, welche du verkaufst um damit Geld zu erlösen.

    Also, angenommen, Du hast 48.000€ in 480 Anteile zu je 100€ investiert.


    Am Tag X willst Du 1000€ entnehmen, ein Anteil ist jetzt 125€ wert, also verkaufst Du 8 Anteile.

    Gewinn 8*(125€-100€)=200€, davon steuerpflichtig 70%=140€.

    Wenn diese 140€ noch in Deinen Freibetrag passen, zahlst Du keine Steuern, sonst 26,375%*140€ = 36,93€.


    Diese Logik wiederholt sich jeden Monat.

  • Das zu verstehen muss man ja wissenschaftler sein??

    Nö,

    Du musst halt 'nur' wissen wie hoch die Gewinne auf Deine ETF-Anteile sind, die Du verkaufen willst.;)

    Beim Verkauf gilt in Deutschland das FiFo-Prinzip (First in-First Out). Also die ersten gekauften ETF-Anteile werden beim Verkauf auch als erstes wieder verkauft.


    Ich würde das an Deiner Stelle auch gar nicht zu kompliziert angehen. Ein monatlicher Verkauf macht bei den aktuellen Angeboten der Broker keinen Sinn. Dafür bräuchte es analog zu einem Sparplan einen Entsparplan. Ich kenne aktuell keinen Broker, der so etwas anbietet. Aber gut möglich, dass es mit steigendem Bedarf so etwas dann auch geben wird. Möglicherweise sogar mit einer Berücksichtigung der Steuern (Träum:saint:).


    Ich würde daher aus aktueller Sicht so vorgehen, dass ich meinen zusätzlichen Finanzbedarf von wenigstens 1 Jahr aus dem Depot ziehe und auf einem Tagesgeldkonto parke. Besser ist es sogar immer den Bedarf vom mehreren Jahren auf einem Tages- oder Festgeldkonto zu parken. (3-5 Jahre). Dann kann man auch mal einige Jahre puffern, wenn die Märkte gerade wieder verrückt spielen. Ich plane aktuell so, dass ich zu Rentenbeginn meinen Finanzbedarf für 5 Jahre in Tages- bzw. Festgeld halte.


    Also Kurzform: Einfach mal 2045 oder 2048 einen voraussichtlichen Finanzbedarf von 3 Jahren aus dem Depot verkaufen. Dann siehst Du, was an Steuern anfällt und bekommst ein Gefühl dafür, welche Summe Du beim nächsten mal verkaufen mußt. ;)

  • Ahh vielen dank nun klingst logisch glaube nun hab ich verstanden.

    Vielen dank für die zahlreichen antworten.


    Dann hätte ich noch eine frage wenn man diese hier so noch stellen darf mein etf ist ja thesaurierend meiner annahme nach dachte ich der kauft einfach etf anteile automatisch wie es die ausschüttende variante ausschüttet. Aber bei einem video bei finaztip hab ich gesehen das das wohl irgendwie anders funktioniert und man garkeine weiteren anteile bekommt. Das das da irgendwie anders ist.

    Nun bin ich verunsichert und am überlegen zu wechseln auf den ausschüttenden und dann händisch nachkaufen da würde ich ja mehr anteile bekommen.

    So bin ich ja abhängig nur vom wert des etfs und meine anteile werden nur durch meinen sparplan mehr.


    Sorry vielleicht ein bisschen doof erklärt. Und weis auch nicht ob da noch hier hin gehört

  • ahh vielen dank für den tipp klingt logisch?

    Aber wer weiß was sich noch entwickelt bisschen zeit hab ich ja noch. Leider schon ein paar jahre verschenkt

  • Hey, herzlich Willkommen im Forum.


    Kurze Antwort: Nein, sorry, Du hast kein monetäres Perpetuum Mobile erfunden, das automatisch eine Überrendite erzielt.


    Etwas ernsthaftere Antwort: Du magst auf die Art zwar mehr Anteile bekommen, aber sie sind weniger Wert, der Kurs steigt also weniger schnell als bei der thesaurierenden Variante. Insofern hast Du nix gewonnen. Wenn Du mit hundert Anteilen zu je 100 Euro startest, hast Du mit der thesaurierenden Variante am Ende hundert Anteile zu je 200 Euro. In der ausschüttenden Variante (und wenn man annimmt, Du hast immer alle Ausschüttungen wieder investiert) hast Du dann bspw. 105 Anteile, von denen aber jeder nur 190,48 Euro wert ist. Am Ende sind es also so oder so 20.000,- Euro.

  • So bin ich ja abhängig nur vom wert des etfs und meine anteile werden nur durch meinen sparplan mehr.

    Bei einem thesaurierenden ETF kauft der ETF von den Ausschüttungen (Dividenden der enthaltenen Unternehmen) wieder neue Aktien der enthaltenden Unternehmen. Du bekommst also nicht mehr ETF-Anteile, sondern Deine bereits gekauften Anteile gewinnen stärker an Wert als die Anteile eines gleichartigen ausschüttenden ETF!


    Ich habe nur thesaurierende ETF in meinem Depot. Meinen Freistellungsauftrag nutze ich in dem ich jedes Jahr ETF-Anteile mit Gewinnen verkaufe und gleich wieder neu kaufe.


    So als Tip:

    Bespare doch einfach zunächst die ausschüttende Variante des Vanguard FTSE All World. Das machst Du so lang, bis Du mit den Ausschüttungen in die Nähe Deines jährlichen Freibetrags kommst. Die Ausschüttungen legst Du dann selbst wieder an in dem Du einfach die nächste Sparplanausführung einmalig um den Betrag der letzten Ausschüttung erhöhst.

    Wenn Dein jährlicher Freibetrag langsam durch die jährlichen Ausschüttungen ausgeschöpft ist, besparst Du nur noch die thesaurierende Variante des Vanguard FTSE All World.


    Ach ja. Ich habe auch mindestens 10 Jahre zu spät angefangen.;)

    Aber besser spät als nie!

  • Hey, herzlich Willkommen im Forum.


    Kurze Antwort: Nein, sorry, Du hast kein monetäres Perpetuum Mobile erfunden, das automatisch eine Überrendite erzielt.


    Etwas ernsthaftere Antwort: Du magst auf die Art zwar mehr Anteile bekommen, aber sie sind weniger Wert, der Kurs steigt also weniger schnell als bei der thesaurierenden Variante. Insofern hast Du nix gewonnen. Wenn Du mit hundert Anteilen zu je 100 Euro startest, hast Du mit der thesaurierenden Variante am Ende hundert Anteile zu je 200 Euro. In der ausschüttenden Variante (und wenn man annimmt, Du hast immer alle Ausschüttungen wieder investiert) hast Du dann bspw. 105 Anteile, von denen aber jeder nur 190,48 Euro wert ist. Am Ende sind es also so oder so 20.000,- Euro.

    Zur Untermauerung des Gesagten habe ich hier mal die ausschüttende (mit Wiederanlage) und die thesaurierende Variante des FTSE All-World verglichen: https://www.fondsweb.com/de/ve…IE00B3RBWM25,IE00BK5BQT80 Wie Du siehst, siehst Du nichts: Die eine Kurve liegt so perfekt auf der anderen Kurve, dass Du diese gar nicht siehst. Sie liefern also die absolut identische Performance.

  • Hey, herzlich Willkommen im Forum.


    Kurze Antwort: Nein, sorry, Du hast kein monetäres Perpetuum Mobile erfunden, das automatisch eine Überrendite erzielt.


    Etwas ernsthaftere Antwort: Du magst auf die Art zwar mehr Anteile bekommen, aber sie sind weniger Wert, der Kurs steigt also weniger schnell als bei der thesaurierenden Variante. Insofern hast Du nix gewonnen. Wenn Du mit hundert Anteilen zu je 100 Euro startest, hast Du mit der thesaurierenden Variante am Ende hundert Anteile zu je 200 Euro. In der ausschüttenden Variante (und wenn man annimmt, Du hast immer alle Ausschüttungen wieder investiert) hast Du dann bspw. 105 Anteile, von denen aber jeder nur 190,48 Euro wert ist. Am Ende sind es also so oder so 20.000,- Euro.

    Vielen dank für die antwort also steigt bei mir der wert der einzelanteile schneller und ich müsste weniger anteile verkaufen als beim ausschüttenden um auf den selben betrag kommen. Besteht also nur ein restrisiko falls der etf grade in dem jahr in den keller geht wo man verkaufen möchten. Kann mir vorstellen das die depotwerte nach jahre langer laufzeit täglich um tausende euro schwanken oder liege ich da falsch da macht ein prozent minus doch viel aus über der jahre verkaft man grade an diesem tag

  • Vielen dank für die antwort also steigt bei mir der wert der einzelanteile schneller und ich müsste weniger anteile verkaufen als beim ausschüttenden um auf den selben betrag kommen. Besteht also nur ein restrisiko falls der etf grade in dem jahr in den keller geht wo man verkaufen möchten. Kann mir vorstellen das die depotwerte nach jahre langer laufzeit täglich um tausende euro schwanken oder liege ich da falsch da macht ein prozent minus doch viel aus über der jahre verkaft man grade an diesem tag

    Ja, sie Schwankungen sind mit steigendem Depotwert schon nicht ohne. So ein Netto-Monatsgehalt am Tag ist da bei mir aktuell drin.;)

    In 2022 ist durch den Kursrutsch der Märkte mal eben der berühmte Kleinwagen vom Hof gefahren.


    Aber: Man lernt damit umzugehen. Ich betrachte auch nicht nur meinen Depotwert, sondern mein Gesamtvermögen. Und da sind aktuell 40% in 'sicheren' Anlagen. Das mildert auch die Schwankungen.

    Und dann braucht man ja zum Unruhestandsbeginn auch nicht das ganze Geld auf einmal. Selbst wenn ich also zu einem ungünstigen Zeitpunkt etwas aus dem Depot verkaufen muss, würde ich ja nur einen Teil des Depots verkaufen. Eben ältere Anteile auf denen dann auch schon entsprechende Gewinne aufgelaufen sind. Daher auch der oben bereits genannte Puffer auf dem Tages- bzw. Festgeldkonto.

  • Das stimmt auch wieder bei größeren beträgen muss man halt den richtigen moment abpassen.

    Die einzige angst die bleibt ist das wenn man das depot verkauft nach sagen wir mal 30 jahre das der etfwert dann unter dem wert liegt wie man angefangen hat und man minus. Macht aber das ist dann glaube ich doch sehr unwarscheinlich oder er wird geschlossen. Aber ein gewissens risiko muss man sicher eingehen

  • Ja, sie Schwankungen sind mit steigendem Depotwert schon nicht ohne. So ein Netto-Monatsgehalt am Tag ist da bei mir aktuell drin.;)

    In 2022 ist durch den Kursrutsch der Märkte mal eben der berühmte Kleinwagen vom Hof gefahren.


    Aber: Man lernt damit umzugehen. Ich betrachte auch nicht nur meinen Depotwert, sondern mein Gesamtvermögen. Und da sind aktuell 40% in 'sicheren' Anlagen. Das mildert auch die Schwankungen.

    Und dann braucht man ja zum Unruhestandsbeginn auch nicht das ganze Geld auf einmal. Selbst wenn ich also zu einem ungünstigen Zeitpunkt etwas aus dem Depot verkaufen muss, würde ich ja nur einen Teil des Depots verkaufen. Eben ältere Anteile auf denen dann auch schon entsprechende Gewinne aufgelaufen sind. Daher auch der oben bereits genannte Puffer auf dem Tages- bzw. Festgeldkonto.

    Das glaube ich aber ich denke man lernt damit umzugehen. Ist halt blöd gelaufen braucht man das geld und der kurs fällt grade.

    Aber nach so einer laufzeit wenn der kurs um zehn prozent fällt könnte man ja trotzdem noch im plus sein. Ja depot wert hat jetzt sagen wir mal um 15000 euro geschwankt is schade um das geld. Aber im endeffekt könnte man doch mit der rendite im plus liegen der kurs fällt dann zwar aber ich habe nicht unbedingt minus gemacht auf meine einzahlungen gesehen oder sehe ich das falsch

  • Das stimmt auch wieder bei größeren beträgen muss man halt den richtigen moment abpassen.

    Die einzige angst die bleibt ist das wenn man das depot verkauft nach sagen wir mal 30 jahre das der etfwert dann unter dem wert liegt wie man angefangen hat und man minus. Macht aber das ist dann glaube ich doch sehr unwarscheinlich oder er wird geschlossen. Aber ein gewissens risiko muss man sicher eingehen

    Das Risiko, dass wir in 30 Jahren keinen Gewinn machen müssen wir halt eingehen.

    Ach ja, es könnte ja sein, dass sich der Wert Deines ETF in 30 Jahren verzehnfacht hat und Du vor lauter Freunde darüber einen Herzinfarkt erleidest und stirbst! Dann nutzt Dir das Geld auch nix mehr. :evil:


    Was ich damit sagen will? Das ganze Leben ist ein einziges Risiko.

    Aber auch endlos geil! Also fang an, und mach Dir in 25 Jahren Gedanken darüber ob und wofür das Geld dann reicht.

  • Also verkaufen sie jedes jahr von ihrem etf anteile im wert von 800 euro um diese dort sofort wieder zu rreinvestieren? Bringt das denn mehr rendite habe gehört man soll die anteile einfach solange wie möglich liegen lassen. Oder schmälert das jetzt die rendite und man hat aber einen steuerlichen vorteil und der gleicht das ganze wieder aus. Oder durschaue ich das prinzip jetzt nicht richtig