ETF oder Sondertilgung

  • Hallo zusammen,


    Mich beschäftigt die Frage, ob man eher sondertilgen sollte oder überschüssiges Geld weiter in einen ETF einzahlen sollte.


    Meine Situation:

    37 Jahre, letztes Jahr Wohnung in Großstadt gekauft, Darlehen 370.000 Euro, Zinssatz 1 Prozent für 14 Jahre, Tilgung 3,5 Prozent.

    Restschuld am Ende der Zinsbindung: 190.000 Euro.


    Ich bin unbefristet bei einem Dax-Konzern angestellt und verdiene 110.000 Euro im Jahr. Wir haben 3 Kinder und aktuell arbeitet meine Frau nicht. Auf unserem ETF-Depot haben wir 15.000 Euro (Sparplan). Notgroschen ca. 10.000 Euro auf Tagesgeld. Aktienoptionen von meiner Firma von ca. 40.000 Euro, darauf kann ich aber nicht voll zugreifen, erst nach ein paar Jahren.


    Ich denke, dass es besser ist, Geld in die Sondertilgung zu stecken, anstatt in einen ETF. Vor allem, da alles an meinem Gehalt hängt. Mich würde aber eure Meinung interessieren?


    Danke!

  • Bei dem Verdienst ist der Notgroschen ja sehr knapp. Sollten ja laut Empfehlung 3 Nettogehälter sein.

  • Sondertilgung ist bei 1% Zins keine besonders attraktive Verwendung, da kannst du über den ETF deutlich mehr erwarten. Bis in 14 Jahren wird sicherlich auch ein Teil der Schulden weginflationiert, da dürfte die Restschuld dann in der Größenordnung eines Brutto-Jahresgehalts liegen. Sorgen musst du dir eher keine machen. Ich würde die Gelegenheit nutzen und jetzt in Richtung Altersvorsorge und ETF schauen.

    Ob das an einem Gehalt hängt oder an zwei ist für die Betrachtung hier nicht relevant. Wenn ihr die Rate nicht mehr zahlen könnt, ist auch die Restschuld relativ irrelevant


    Notgroschen finde ich für eine 5-köpfige Familie mit Immobilie auch recht knapp.

  • Hallo.


    Schulden weg fände ich persönlich befreiender als ein größeres Depot.

    Die Restschuld wird wahrscheinlich bei dann zwei Gehältern selbst bei gestiegenen Zinsen tragbar sein, daher wäre die Sondertilgung eher etwas für das Gewissen.

  • Bei dem Verdienst ist der Notgroschen ja sehr knapp. Sollten ja laut Empfehlung 3 Nettogehälter sein.

    Ich würde mich da weniger am Verdienst als an den Ausgaben orientieren. Alleinverdiener, 3 Kinder, Immobilie würde ich tendenziell 6 Monatsausgaben zur Seite legen.

    Sondertilgung bringt dir aktuell sichere 1%, das ist jetzt nicht so viel. Ich würde Option 3 Notgroschen erweitern wählen. Vielleicht gibt es ja sogar bald wieder 1% oder mehr auf dem Tagesgeld ;)

  • Da gibt es kein klares Richtig oder Falsch. Eine Risikotragfähigkeit ist bei Deinen Einkünften (wenn die liquiden Mittel aufgestockt wurden) gegeben, Deine Risikofreudigkeit kann ich nicht beurteilen.


    Erst die Schulden weg ist die Grundempfehlung für konservative Menschen. Wer dann am ruhigsten schlafen kann, sollte das so machen.


    Kauf von ETFs und ggf. Tilgung in 14 Jahren ist mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit die ertragsreichste Variante. Es bleibt aber ein Restrisiko, dass das mit Verlust endet.


    Die mittlere Variante ist Kauf von Anleihen (evtl. auch Festgeld) und ggf. Tilgung in 14 Jahren. Bei sicheren Anleihen hast Du aktuell Renditen von 3-4%, also auch nach Steuern deutlich mehr, als Deine Kreditzinsen.


    Alle Varianten lassen sich auch beliebig kombinieren und Du musst auch heute keine einmalige Entscheidung für die nächsten 14 Jahre fällen. Also einfach ausprobieren, was zu Deiner Risikofreudigkeit an besten passt.

    Nur einen Fehler solltest Du auf jedem Fall vermeiden: Jetzt ETFs kaufen und in einer Schwächephase in Panik verkaufen.

  • Sondertilgung bei 1% Zins kann ich selbst als hochgradig Sicherheitsorientierter und konservativer Typ in Sachen Finanzen bei der seit kurzem herrschenden Zinslage nicht nachvollziehen.

    Wieso nur 1% durch Sondertilgung sparen, wenn man für mittlerweile 3 - 3,5% FG bei deutschen Banken anlegen kann?

    Das ist nach Steuern noch immer ein positives Zinsdifferenzgeschäft.

    Und es wird ziemlich sicher noch ein wenig hoch gehen.

  • Jetzt nochmal ernsthaft, die Finanzierung sieht machbar aus und der Zins ist nicht überhöht, daher spricht vieles dafür, sich um andere Punkte als die Immobilienfinanzierung zu kümmern. Die 30 Jahre bis zur Rente sprechen auch eher für den ETF-Sparplan. Mehr Cash-Puffer beruhigt wahrscheinlich auch.

  • In einer grundsätzlich ähnlichen Situation habe ich mich vor kurzem entschieden, für zusätzliche Tilgungen vorhandenes Geld in den kommenden 14 Jahren in Festgeld und Anleihen sowie hauptsächlich in einem FTSE All-World anzusparen.

  • Ich würde an deiner Stelle auch erst einmal deinen Notgroschen aufstocken. Bei Tagesgeldkonten erhält man zurzeit ca. 1 % Zinsen.


    Schwedische Banken haben bei einer Anlage von 5.000 € mit 6 Monate Laufzeit einen Zinssatz von 1,9 % p.a. beim Festgeld, falls du dir Zeit "erkaufen" willst.


    An den Angeboten kann man aber schon erkennen, dass das mit der Sondertilgung keine besonders gute Idee ist. Such dir im Netz entsprechende Rechner und du kannst die Sondertilgung mit verschiedenen Anlageformen vergleichen.


    Aber nicht vergessen, wie auch immer du dich entscheidest. Du musst dich gut dabei fühlen?

  • Hatten wir Bausparen schon? ;)

    Wird gerne vorgebracht, ist aber beim genauen Blick keine besonders attraktive Idee. In der Ansparphase gibt es praktisch Null Zinsen während man woanders ganz ordentliche Rendite bekommen könnte. Dazu noch die Abschlussgebühr. Und in der Darlehensphase profitiert man von dem vermeintlich tollen Zins nur sehr kurz da die Tilgung sehr hoch ist.

    Dazu kommt das Problem, dass die Zahlungen in den BSV zusätzlich zur aktuellen Rate geleistet werden müssen. Wenn man da nennenswerte Summen absichern will, ist man schnell bei 1000-1500€ zusätzlich im Monat und das muss man sich erst einmal leisten können.

  • Bevor ich für eine Erhöhung des Notgroschens plädiere, ist meine Frage, für welchen Einsatz ist dieser vorgesehen? Wir haben bei ähnlichen finanziellen Verhältnissen einen ähnlich hohen Notgroschen. Sind allerdings beide Beamte und es gibt nebenher eine Immobilienrücklage, die monatlich wächst und knapp 25.000 Euro beträgt.

    Ich gehöre in das Team "das eine tun ohne das andere zulassen" (also Sondertilgung plus ETF-Sparen).

  • Bevor ich für eine Erhöhung des Notgroschens plädiere, ist meine Frage, für welchen Einsatz ist dieser vorgesehen? Wir haben bei ähnlichen finanziellen Verhältnissen einen ähnlich hohen Notgroschen. Sind allerdings beide Beamte und es gibt nebenher eine Immobilienrücklage, die monatlich wächst und knapp 25.000 Euro beträgt.

    Ich gehöre in das Team "das eine tun ohne das andere zulassen" (also Sondertilgung plus ETF-Sparen).

    Hm, wofür könnte ein Notgroschen wohl gedacht sein? :/


    Schon klar, "Notgroschen" definiert jeder für sich selbst, daher ist die Frage nach Ziel und Zweck bzw. Notwendigkeit und Dimensionierung berechtigt.