Wozu neben ETFs noch Tagesgeld/Festgeld für Altersvorsorge?

  • Hallo Community! In den Videos bei Youtube wird von Finanztip empfohlen, für die Altersvorsorge neben ETFs auch Tagesgeld / Festgeld zu nutzen. Ich verstehe nicht so recht, warum. ETFs erscheinen mit langem Anlagehorizont doch recht sicher. Und wenn da was schief geht, hilft mir ein kleiner Teil Tagesgeld auch nicht so viel. Zudem habe ich (selbstständige Psychotherapeutin) als sicheren Baustein noch das Versorgungswerk (so wie andere die gesetzliche Rentenversicherung) sowie eine Immobilie, mit der ich ja recht sicher mir die Miete sparen werde. Reicht das nicht aus? Würde gerne nur vorsorgen über 1) Versorgungswerk (und aus der Vergangenheit einen kleinen Teil GRV), 2) eigenes Haus, 3) fondsgebundene Rürup und 4) ETFs (=MSCI World SRI). Meint ihr, das ist okay oder zu riskant? Vielen Dank!

  • Hallo, willkommen im Forum.


    Traditionellerweise diversifiziert man Anlageassets, um ein Portfolio schwankungsärmer zu machen. Du kannst bspw. mal nach sowas wie dem Goldenen Schmetterling googeln. Der Aktienanteil ist am risikoreichsten, aber auch am chancenreichsten. 60/40 oder drgl. wird traditionell als ausgewogen bis chancenorientiert empfohlen … aber jeder wie er mag und wie er Kursrutsche (emotional) verkraftet. Ich habe bspw. im Depot diese Aufteilung:


    85 Aktien

    6 Immobilien

    5 Fest- und Tagesgeld

    4 Gold


    Bei einer geringeren Aktienquote hätte ich in meinem jungen Alter das Gefühl, Rendite liegen zu lassen. Zugleich würde ich bei einer höheren Aktienquote in meinem hohen Alter die Gefahr eines zu riskanten Portfolios sehen. ?

  • Zunächst solltest Du eine Notfallreserve haben, wenn überraschend Auto und Waschmaschine defekt sind. Dafür ich Tagesgeld das sinnvollste Produkt.

    Ich gehe davon aus, dass Du Deine Notfallreserve nur nicht erwähnt hast, da Du Dich in der Frage auf die Altersvorsorge beschränkst.


    Altersvorsorge sollte aus einem Risikobaustein und einem Sicherheitsbaustein bestehen. Die Aufteilung ist Geschmackssache und hängt von Deiner Risikofreudigkeit und Risikotragfähigkeit ab. Überlege Dir selbst, welche Aufteilung Du für sinnvoll hältst. M.E. sollte der Sicherheitsbaustein mindestens ausreichen, um die regelmäßigen Ausgaben für Wohnen, Essen und Leben abzudecken.


    Ich halte es für sehr sinnvoll, dass Du Deine komplette Altersvorsorge betrachtest! Die Aufteilung von TamInvest (nur Depot betrachtet) kann ich nicht beurteilen, da ich seine sonstige Altersvorsorge nicht kenne. Ein Beamter kann gerne 100% Aktien haben, ein kleiner Selbständiger bitte nicht.


    Beim eigenen Haus ist zu berücksichtigen, dass das nicht "mietfrei" ist. Neue Heizung, Dämmung oder Dach kommt irgendwann und sind teuer. Auch hier sollte eine ausreichende Rücklage vorhanden sein. Plane grob 12€/m²/Jahr oder 0,5% des Wertes für Instandhaltung ein. Zusätzlich Miet-NK sowieso. Wenn eine Finanzierung noch läuft ist das ein negativer Bestandteil Deines Sicherheitsbausteins.

  • Hallo jakasa89 und Herzlich Willkommen im FT-Forum,

    wie immer kommt es auf die persönliche Situation an.

    Eine hohe Aktienquote bedeutet im schlimmsten Fall auch ein hohes Crashpotential. Und man sollte den Aktienmarkt eben nicht völlig losgelöst von der Realwirtschaft betrachten.

    Ich habe sowohl 2000-2003 und 2008/2009 erlebt, wie sehr der eigene Job ins wackeln kommen kann. Wenn man dann den Job verliert und gleichzeitig ist das Depot tiefrot, kann man schon nervös werden und muss evtl. auf einem Tiefpunkt verkaufen.


    Aktuell fahre ich eine Aktienquote von 60% an meinem Gesamtvermögen. Ich investiere aber stetig weiter im Verhältnis von 7:1 Aktien vs. sichere Geldanlagen und gehe daher davon aus, dass ich in den nächsten Jahren meine Aktienquote weiter steigt. Ziel ist zu meinem Ruhestandsbeginn mit einem Cashpuffer für min. 5 Jahre zu starten.

    Ob dann das konkrete Verhältnis Aktien zu 'sicheren' Anlagen 60:40, 70:30 oder gar 90:10 beträgt ist mir dann auch egal.


    PS: Die GRV sehe ich als meine Basisabsicherung, die (hoffentlich) ausreicht die Grundkosten des Lebens zu decken (z.B. Wohnen und Essen).

    Das Spaßgeld für den Unruhestand soll aus dem Vermögen kommen. Und zumindest die ersten Jahre könnte das eben auch Cash sein, wenn der Aktienmarkt zu Rentenbeginn gerade gecrasht ist. Es nutzt mir dann auch nix mehr, wenn ich nach einem mehrjährigen Bärenmarkt erst mit 70-75 wieder mehr Geld ausgeben kann, wenn ich die ersten Jahre Rentenjahre 'verpasst' habe. Die Zeit kann ich mir nicht wieder holen!

  • Für die richtige Allokation lohnt es sich auf jeden Fall die Gesamtsituation zu berücksichtigen. Es macht zum Beispiel wenig Sinn jeden Monat Zinsen auf einen Immobilienkredit zu zahlen und gleichzeitig Geld zu geringeren Zinsen als Tagesgeld/Festgeld als Teil der langfristigen Altersvorsorge anzulegen (den Notgroschen und Rücklagen für Auto, Heizung... also separat betrachten).