Ein paar letzte Fragen vor dem Ersteinstieg in den ETF-Kauf ...

  • Liebes Forum,


    ich habe die vergangenen Wochen und Monate immer wieder mal verschiedene Kanäle (v.a. auch den Youtube-Kanal und den Podcast von Finanztip) genutzt, um mich über das Thema ETF zu informieren. Dabei habe ich als blutiger Anfänger in diesem Themengebiet schon so einiges gelernt und (hoffentlich) verstanden. Jetzt bin ich zwar gefühlt schon etwas "late to the party", würde aber dennoch gern endlich selbst den Einstieg wagen. Mein Ziel ist ein langfristiger Vermögensaufbau als Altersvorsorge, möglichst ohne viel aktives "Eingreifen". Ich plane daher eher konservativ und habe mir überlegt, ein Depot bei einer Direktbank (ING Bank) und einen Sparplan auf einen (einzigen) "Standard" MSCI-World ETF (thesaurierend) einzurichten. Ein zwei Fragen halten mich aber noch vor dem letzten "Klick" zurück und ich wäre sehr dankbar für eure Einschätzungen bzw. Tipps zu folgenden Punkten:


    1. Ich möchte zunächst mit einer vergleichsweise niedrigen Sparrate von 250,- EUR beginnen, diese aber - wenn das "Gefühl" passt - auch z.B. auf 400-500 EUR erhöhen. Ist das problemlos flexibel machbar?


    2. Ich überlege zusätzlich, einen Einmalbetrag von 10.000 EUR für eben diesen dann zu besparenden ETF einzusetzen. Spricht irgendetwas gegen dieses Vorgehen? Und gibt es für diese Einmalinvestition etwas Besonderes zu beachten, z.B. den Zeitpunkt?


    3. Ich habe mich bereits in die Steuerthematik eingelesen/eingehört, bin aber noch nicht ganz sicher, ob ich bei einem thesaurierenden ETF noch irgendetwas zu beachten habe? Wenn ich es richtig verstanden habe, kann ich den Freibetrag (nächstes Jahr 1.000 EUR) doch jährlich nutzen, um keine Abgeltungssteuer für die etwaigen und dann direkt re-invenstierten Gewinne bei einem thesaurierenden ETF zahlen zu müssen. Ist das richtig? Ich gehe daher davon aus, dass ich erst mit dem Verkauf in vielleicht 15 Jahren steuerliche Abgaben haben werde. Insofern würde ich also einen Freistellungsauftrag bei der Depot-Bank stellen und vorerst - zumindest im Hinblick auf Steuern - keine besonderen "Hürden" bzw. Ausgaben zu erwarten haben, oder?


    Ich bin dankbar für jede Rückmeldung und hoffe, dass ich mein Vorgehen halbwegs verständlich geschildert habe.


    Vielen Dank und beste Grüße

    canuck

  • Ja, hast alles richtig verstanden und gut gedacht.


    Anfangen. ?


    Zu 3 (den Freistellungsaufträgen jedes Jahr), kannst du ein bisschen optimieren, Stichwort Gewinne realisieren...

    Fang aber erstmal an, das ist wichtiger als optimieren.

  • Vielen Dank für deine Rückmeldung. Verstehe ich das mit den "Gewinnen realisieren" so richtig, dass man den Freistellungsauftrag möglichst jedes Jahr ausschöpfen sollte? Da der ETF Sparplan vorerst mein einziges Langzeitinvestment ist, müsste ich dann ja auf einen ausschüttenden ETF setzen, oder? Meine Überlegungen zielten bislang auf einen thesaurierenden, um die erwirtschafteten Dividenden direkt wieder in den ETF zu reinvestieren.

  • Hallo.


    Der Sparplan ist quasi ein Dauerauftrag, der monatlich eine Einmalanlage auslöst, kein Problem den später anzupassen.

    Je länger die Haltedauer, desto irrelevanter der Einstiegszeitpunkt.

    Vielen Dank für den Beitrag. Ja, ich habe das auch als Langzeitinvestition zur Altersvorsorge geplant. Allerdings überlege ich (noch unentschlossen), einen einmaligen größeren Kauf zum Start zu tätigen. Da könnte es ja u.U. schon eine Rolle spielen (ggf. auch wegen der Steuern?), wann ich diesen tätige.

  • Verstehe ich das mit den "Gewinnen realisieren" so richtig, dass man den Freistellungsauftrag möglichst jedes Jahr ausschöpfen sollte?

    Ja

    Da der ETF Sparplan vorerst mein einziges Langzeitinvestment ist, müsste ich dann ja auf einen ausschüttenden ETF setzen, oder?

    Nein.

    Du kannst auch einmal im Jahr so viele Anteile des thesaurierenden ETF verkaufen, dass Du 1000€ Gewinn realisierst und direkt danach die gleichen ETF wieder zurück kaufen.


    Jedoch solltest Du das ganze Thema Steuern nicht überbewerten. Du kannst damit bis zu ca. 250€ pro Jahr sparen. Das ist nicht wenig, aber auch nicht der Retter Deiner Altersvorsorge.

    Da könnte es ja u.U. schon eine Rolle spielen (ggf. auch wegen der Steuern?), wann ich diesen tätige.

    Wichtig ist das Anfangen! Ob Du nun alles sofort kaufst oder die Hälfte erst im nächsten Monat ist nicht entscheidend für Himmelbett oder Strohsack im Alter.

  • Wir hornie schon schrieb: Um das Thema Steuern erst kümmern, wenn man sich langweilt.


    Es läuft dann darauf hinaus, so viele Anteile zu verkaufen, dass man ca 1400 Eur Gewinn realisiert (wegen 30% Teilfreistellung sind das dann 1000 Eur Freibetrag). Dafür muss man wissen wieviel Gewinn auf welchem Anteil liegt (da per sparplan zu unterschiedlichen Kursen gekauft), und dann legt man das gleich wieder an, aber vielleicht besser in einen anderen ETF auf den selben Index aus verschiedenen Gründen, die ich jetzt nicht weiter ausführe.


    Und wenn man sowas antwortet bekommst Du vielleicht Angst oder beschäftigst Dich erstmal weitere Monate mit Details. Daher die klare Aussage: So machen wie von dir geplant und (optional!) In den nächsten Jahren Mal wieder mit beschäftigen und optimieren. ?

  • Ah, okay, Dann habe ich das Prinzip jetzt hoffentlich richtig verstanden. Die ING bietet offenbar auch einen Automatismus für ausschüttende ETFs an, der die Dividenden automatisch wieder re-investiert in den ETF. Das wäre doch dann wahrscheinlich die eleganteste Methode, oder?

  • Wir hornie schon schrieb: Um das Thema Steuern erst kümmern, wenn man sich langweilt.


    Es läuft dann darauf hinaus, so viele Anteile zu verkaufen, dass man ca 1400 Eur Gewinn realisiert (wegen 30% Teilfreistellung sind das dann 1000 Eur Freibetrag). Dafür muss man wissen wieviel Gewinn auf welchem Anteil liegt (da per sparplan zu unterschiedlichen Kursen gekauft), und dann legt man das gleich wieder an, aber vielleicht besser in einen anderen ETF auf den selben Index aus verschiedenen Gründen, die ich jetzt nicht weiter ausführe.


    Und wenn man sowas antwortet bekommst Du vielleicht Angst oder beschäftigst Dich erstmal weitere Monate mit Details. Daher die klare Aussage: So machen wie von dir geplant und (optional!) In den nächsten Jahren Mal wieder mit beschäftigen und optimieren. ?

    Vielen Dank für das klare Statement. Ich habe das Depot jetzt bei der ING beantragt und werde jetzt nur mal überlegen müssen, ob ich nun auf einen thesaurierenden ETF setze und dann jährlich verkaufe, um den Freibetrag auszuschöpfen, oder aber auf einen ausschüttenden ETF setze und dann die Dividenden wieder direkt re-investiere. Wenn ich das richtig sehe, bietet die ING hierfür sogar einen Automatismus an. Auch auf die Gefahr hin, hier die Steuerthematik zu hoch zu bewerten: Gibt es hier eine eindeutige Empfehlung?

  • Eine (vorerst) letzte Frage treibt mich gerade noch um: Ich habe über meinen Arbeitgeber Anspruch auf vL, die natürlich nur "Kleingeld" sind, aber man muss es ja nicht liegen lassen. Insofern würde ich diese Beträge auch gern auf ETFs einzahlen lassen. Brauche ich dafür eigentlich wirklich einen spezifischen Depot-Anbieter wie finvesto, der vL unterstützt, oder richtet sich das allein nach den einzelnen ETFs, so dass das auch bei der ING ginge? Ich frage, da ich natürlich lieber nur bei einem Anbieter wäre als gleich zwei zu führen.

  • Ich führe über alle Transaktionen selbst Buch. Für jede Depotposition führe ich eine A4 Seite. Wenn die Gewinne zu hoch ausgefallen sind, wird etwas verkauft. Ich mache das durch Fondstausch. Wenn alles einer Depotposition verkauft ist, mache ich einen dicken Strich auf der A4 Seite. Dort beginnt es mit der Steuer von vorn. So hat man immer selbst den Überblick.

    Gruß


    Altsachse

  • Ich führe über alle Transaktionen selbst Buch. Für jede Depotposition führe ich eine A4 Seite. Wenn die Gewinne zu hoch ausgefallen sind, wird etwas verkauft. Ich mache das durch Fondstausch. Wenn alles einer Depotposition verkauft ist, mache ich einen dicken Strich auf der A4 Seite. Dort beginnt es mit der Steuer von vorn. So hat man immer selbst den Überblick.

    Gruß


    Altsachse

    Vielen Dank für diesen Tipp. Mit "alles einer Deposition verkauft" meinst du dann aber die Menge, die notwendig ist, um die "zu hoch ausgefallenen" Gewinne zu kompensieren, richtig?

  • canuck

    Bei der ING geht es nicht seine Vl in den etf zu besparen.

    Wir sind selbst ing Kunde und haben es so gelöst das wir das kostenfreie VL-Konto bei der ING nutzen und ich mir die Summe 1x jährlich auszahlen lasse.

    Da es sich nicht zm ein Produkt handelt welches sperrzeiten hat, ist das problemlos möglich.

    Aktuell nutze ich die Auszahlung jährlich für die Sondertilgung der Hypothek.

    In Zukunft fließt das Geld dann jährlich rüber in das Depot in dem ich nach Auszahlung einfach einmalig einen zusätzlichen Sparplan ausführen lasse.


    So brauche ich keine 2 Anbieter und umgehe zusätzliche Kosten über den Sparplan.


    Außerdem habe ich auch mit ausschütter angefangen und lasse die steuerfreien Ausschüttungen, dank FSA, inzwischen in den thesaurierer laufen.

    Kein Rechnen wegen rolieren, keine Kosten wegen rolieren, denn auch bei kostenfreie Broker kostet roliere durch den spread.

  • Ich habe leider die schlechte Erfahrung gemacht, und habe zu hohe Gewinne in einer Depotposition gehalten. Da gab es leider den seltenen Fall, dass eine Fondgesellschaft eine Fondsfusion gemacht hat. Dabei wurden alle Gewinne einer Depotposition mit einen Schlag steuerpflichtig. Steuern habe ich natürlich gezahlt. Jetzt kame noch Post wegen Zinsnachzahlung.

    Das kann man umgehen, indem man höhere Buchgewinne vermeidet. Auch wenn man nicht selbst aktiv wird kann so etwes passieren.

    Gruß


    Altsachse

  • Vielen Dank für deinen Beitrag und diesen Tipp! Ich wusste gar nicht, dass es so etwas wie ein kostenfreies VL-Konto gibt. Das wäre natürlich in der Tat für meine Zwecke ideal, da ich dann auch alles bei der ING machen könnte. Ich werde dann auch mit einem ausschüttenden ETF starten und die steuerfreien Ausschüttungen jedes Jahr direkt wieder re-investieren. Wenn ich das richtig verstanden habe (Einrichtung bei ING ist noch nicht abgeschlossen), bietet die ING dafür auch einen Automatismus an?

  • Ich habe leider die schlechte Erfahrung gemacht, und habe zu hohe Gewinne in einer Depotposition gehalten. Da gab es leider den seltenen Fall, dass eine Fondgesellschaft eine Fondsfusion gemacht hat. Dabei wurden alle Gewinne einer Depotposition mit einen Schlag steuerpflichtig. Steuern habe ich natürlich gezahlt. Jetzt kame noch Post wegen Zinsnachzahlung.

    Das kann man umgehen, indem man höhere Buchgewinne vermeidet. Auch wenn man nicht selbst aktiv wird kann so etwes passieren.

    Gruß


    Altsachse

    Vielen Dank für diesen Erfahrungsbericht. Dann bin ich etwas vorgewarnt.

  • Referat Janders

    Das gewiss nicht, aber den Effekt von VL sollte man, je nach höhe des Arbeitgerzuschusses, auch nicht unterschätzen.

    Die Firma meiner Frau zahlt z.b. die vollen 40 € Brutto.

    Da kommt man bei 6 % Wertsteigerung und 40 Arbeitsjahren, die in Zukunft wohl nicht mal mehr ausreichen werden, auf rund 75.000 € Guthaben zum Renteneintritt. Vor Inflation.


    Netter Nebeneffekt: Die Zulage erfolgt ja Brutto womit man mehr in die Gesetzliche Rente einzahlen und eben ein wenig mehr Anspruch auf die Rente haben wird.


    Ich bin daher immer wieder erstaunt warum vl so klein geredet wird. Selbst bei meinem 6,65 € würde ich die immer über ein kostenfreies oder zumindest günstiges Produkt mitnehmen.


    Denn auf der anderen Seite wird hier über rollieren und kostenfreie Broker philosophiert aber die selbstlaufenden Basics lässt man liegen...