Was tun mit alter Rentenversicherung?

  • Hallo zusammen,


    ich habe eine alte Rentenversicherung mit 5% Dynamik von Dezember 2004, als es einen Run auf die Versicherungen gab wegen der Steuerfreiheit in der Auszahlphase. Damals war ich noch unter 18 und meine Eltern haben mich vorsorglich zur Versicherungsvertreterin der R+V geschickt.


    Angefangen hat das mit 25 Euro im Monat, jetzt bin ich aufgrund der Dynamik bei fast 60 Euro. Seit ein paar Wochen beschäftige ich mich mit den Themen Geld, Vermögensaufbau und Altersvorsorge und frage mich jetzt, ob die Versicherung noch gut ist oder ob ich die besser kündigen und das Geld in ETFs stecken sollte.


    Ich habe bei der R+V angerufen und mich aufklären lassen, was das überhaupt für eine Art Versicherung ist, weil mir das aus der Police nicht richtig klar war. Es ist eine kapitalbildende Rentenversicherung, ohne Investment oder irgendwas, mit garantierten 2,75% Zinsen. Es sind etwa 8000 Euro inkl. Überschussbeteiligungen drin, einbezahlt habe ich bisher etwa 8800 Euro.


    2,75% Zinsen sind zwar nicht viel aber dafür garantiert, abzüglich Kosten, und die Steuerfreiheit in der Auszahlphase spricht auch für die Versicherung. Auf der anderen Seite ist bei anderen Anlageformen mehr drin, bei höherem Risiko.


    Wie bewertet ihr so einen alten Vertrag? Und was kann man damit noch machen?

  • Jetzt ist es sogar ein Problem, dass die Versicherung "steuerfrei" in der Auszahlungsphase wäre, weil damit bei eventueller Kündigung noch nicht mal der Verlust mit anderen Kapitaleinkünften verrechnet werden kann, sondern einfach verpufft.


    Eigentlich ist so ein Produkt schon kriminell: Wenn hier keine Investmentkomponente dabei ist, dann müsste das Produkt komplett berechenbar sein. Sprich mit Wissen um Kosten und garantierten Zinsen sollte der Versicherungsgesellschaft schon vor 20 Jahren klar gewesen sein, dass bei normaler Einzahlung und Nutzung der Dynamik nach 20 Jahren ein Verlust von -10% entsteht. Wie so ein Produkt überhaupt geeignet sein kann?! Vielleicht wurden mit "Überschüssen" gerechnet, um die Prognose zu schönen, aber wenn man ohne Überschüsse bei -10% landet, dann kann das aus meiner Sicht kein geeignetes Produkt sein...

  • Weg damit, weil es sich nicht rentiert.

    Erstmal Ruhe bewahren auf die paar Wochen kommt es jetzt auch nicht an.


    Die Dynamik sollte auf jeden Fall rausgenommen werden. Kostet nur unnötig, da jedesmal neue Gebühren anfallen


    Dann eine Vollständige Standmitteilung anfordern.

    https://www.verbraucherzentral…on_files/media227054A.pdf


    Und wenn die Antwort der LV da ist kann weiter entscheiden werden.


    Mit den Zahlen mal ein wenig rechnen.

    https://www.zinsen-berechnen.d…tallebensversicherung.php


    Dann gibts folgende Möglichkeiten:


    - evtl. Wiederruf prüfen

    https://www.verbraucherzentral…entenversicherungen-24870


    - Beitragsfrei stellen


    - verkaufen


    - auszahlen lassen


    - weiter einzahlen ( dürfte aber wahrscheinlich wenig Sinn machen)


    Viel Erfolg bei der richtigen Entscheidung.


    Und noch etwas zu lesen:

    https://hartmutwalz.de/der-legale-betrug-bei-der-lv/

    https://hartmutwalz.de/lebensv…igen-so-rechnet-sich-das/

  • Vielen Dank für eure Antworten!

    Ja, die Versicherung ist schon hart überteuert. Das Argument war damals, soweit ich mich noch erinnere: "Jaaaa das ist ja eine Rente, die ist auf lange Sicht angelegt, darum sind die ersten x Jahre im Minus, DANN ABER zieht die richitig an und die Rente ist steuerfrei!". Die wohl übliche Verkaufsrede.


    Besonderen Dank an Horst Talski für die nützlichen Links und Infos! Ich werde das Schritt für Schritt durchgehen und nicht gleich kündigen, auch wenn es mir ein wenig in den Fingern juckt.

    Die Vollständige Standmitteilung habe ich heute angefordert und warte, bis die Antwort habe.

    Die Prüfung, ob ich den Vertrag evtl. widerrufen kann, kostet in meinem Fall 290 Euro, zumindest bei der verlinkten Verbraucherzentrale. Lohnt sich das? Ich habe gar keine Ahnung, wie meine Chancen stehen.

  • Die großen Punkte der Widerspruchsbelehrung - Textform, 30 Tage, Absendung, deutlich hervorgehoben - die bei Finanztip beschrieben sind, sind (leider) alle erfüllt, also stehen korrekt und gut lesbar im Versicherungsschein. Ich weiß nicht, wie sich bei mir ein ewiger Widerruf ergibt?

    Dann lass für 80€ das von den Juristen der VZ HH prüfen .

    https://www.vzhh.de/themen/ver…einmal-durchchecken-bitte


    Du bist doch wahrscheinlich kein Jurist?

  • Dann lass für 80€ das von den Juristen der VZ HH prüfen .

    https://www.vzhh.de/themen/ver…einmal-durchchecken-bitte


    Du bist doch wahrscheinlich kein Jurist?

    Jurist zu werden hatte ich mal ernsthaft in Erwägung gezogen, mich dann aber doch anders entschieden ^^


    Danke für den Link! 80 Euro sind bei dem Versicherungswert noch eher vertretbar als die 290 Euro bei der VZ NRW. Das werde ich dann demnächst angehen. Bei einer richtigen Rückabwicklung könnte ein ganzes Stück mehr rauskommen als bei Kündigung oder Verkauf.

  • Mathematisch eine sehr schwierige Aufgabe. Ohne Juristen, Steuerberater und VZ nicht zu lösen.

    Das war etwas missverständlich von mir ausgedrückt. Richtig ist: Die 8800 Euro sind ausgerechnet mit den monatlichen Zahlungen und der jährlichen Dynamik, die 8000 Euro hat mir der Mensch von der R+V am Telefon als wahrscheinlichen Rückkaufswert im Januar 2023 genannt.

  • Wobei auch zu überlegen wäre: Wenn der Anbieter sich lt.Gegenlesen mit dem Finanztip-Artikel keine Blöße in Sachen Widerrufsbelehrung gegeben hat, ob es sich lohnen kann, dem jetzigen Defizit von 800 € (Einzahlungen - Stand) noch weitere 80 € nachzuwerfen.

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Ich habe bei veschiedenen Gesellschaften angefragt, wegen des vglw. niedrigen Werts meiner Versicherung aber nur von einer ein Kaufangebot bekommen und das ist ziemlich niedrig ausgefallen. Den Vertrag von einer Verbraucherzentrale für bis zu ein paar hundert Euro prüfen zu lassen lohnt sich auch nicht, wie hier schon festgestellt wurde. Deshalb habe ich beschlossen, die Versicherung zu kündigen und einen Großteil des Geldes in ETFs zu investieren.

  • Den Vertrag von einer Verbraucherzentrale für bis zu ein paar hundert Euro prüfen zu lassen lohnt sich auch nicht, wie hier schon festgestellt wurde.

    :/Die 80€ der VZ HH sind doch keine mehrere hundert Honorar.

    ich habe das ca. 7-10 mal erfolgreich für Bekannte durch gezogen und sicher schon gezahlte 15000 € Abschlußprovisionen befreit.

  • Ich habe bei veschiedenen Gesellschaften angefragt, wegen des vglw. niedrigen Werts meiner Versicherung aber nur von einer ein Kaufangebot bekommen und das ist ziemlich niedrig ausgefallen. Den Vertrag von einer Verbraucherzentrale für bis zu ein paar hundert Euro prüfen zu lassen lohnt sich auch nicht, wie hier schon festgestellt wurde. Deshalb habe ich beschlossen, die Versicherung zu kündigen und einen Großteil des Geldes in ETFs zu investieren.

    Ein Ende mit Schrecken ist auch ein Ende.

    Um das Geld im ETF wachsen zu lassen ist ja noch etwas Zeit.