Riester Vertrag kündigen?

  • Guten Morgen, ich hadere schon länger mit meinem Riesterfondssparplan (UniProfiRente), der seit 2008 läuft. Seit über einem Jahr zahle ich nichts mehr ein und suche nach einer Möglichkeit, ihn ganz loszuwerden. Ich habe mir inzwischen ausgerechnet, wie mein Auszahlungsplan ab 2037 aussehen würde, und ich müsste fast 90 werden, um mein ganzes Geld wiederzusehen... hat mir bei Abschluss auch keiner gesagt, aber ich habe auch nicht gefragt ...;-)


    Ich hatte gehofft, mit der Reform der gesetzlichen Rentenversicherung 2023 gäbe es auch eine Möglichkeit, das Riester-Guthaben ohne Abzüge in die DRV zu übertragen (so hatte mich die Verbraucherzentrale mal beraten), aber das scheint kein Thema mehr zu sein. Zumindest lese ich dazu gar nichts mehr.

    Nun heißt es, dass man nächstes Jahr Beiträge zur Altersvorsorge in unbegrenzter Höhe steuerlich absetzen kann. Das würde zumindest das Problem der Steuernachzahlung lösen, wenn ich kündige und den Betrag als freiwillige Zahlung zur Minderung von Rentenansprüchen investiere, oder?


    Mein Guthaben aus dem Riesterfonds ist in den letzten 18 Monaten um 15% geschrumpft, den Rest erledigt die Inflation. Diese ständigen Umschichtungen in Rentenpapiere und wieder zurück hilft auch nicht gerade beim Vermögenszuwachs.

    Vielleicht stehen Änderungen bei dem ganzen Thema an, die ich abwarten sollte?

    Oder jemand von Euch weiß mehr? Vielen Dank schonmal, Rianma

  • Hallo rianma willkommen im FT Forum,

    Zum Punkt 1, ich würde kündigen, das geht natürlich nicht ohne Verluste, aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Ein Übertrag in die Rentenversicherung ist so meines Wissens nicht möglich.

    Einzahlungen Altersvorsorge ist nach wie vor nur zu dem festgelegten Satz (Rund 25k) möglich. Verändert wird nur, dass es zu 100% als Altersvorsorge steuerlich absetzbar ist. Zusätzliche Beiträge in die GRV sind ab 50 möglich, zum Ausgleich eines vorfristigen Ruhestand, 2. Möglichkeit wäre bis 45 der Ausgleich von Ausbildungszeiten.

    Punkt 3, ich würde nicht abwarten, sondern schnell handeln, Besserung ist meines Erachtens nicht in Sicht.

  • Hallo.


    Sofern man den Riestervertrag bis zur Auszahlung hält, sind die Verlust insoweit egal, dass ja die eigenen Beiträge und die Zulagen garantiert sind, allerdings nur nominal, also quasi abgezinst.

    Das muss also nicht die beste Lösung sein.


    Ansonsten kann man ab 2023 Beträge bis zum Höchstbeitrag in der knappschaftlichen Rentenversicherung steuerlich geltend machen. (Das sind die grob 25K pro Nase, die ichbins erwähnt hat.) Wer also nicht gerade knappschaftlich versichert ist und an oder über der Beitragsbemessungsgrenze verdient, hat da noch Luft für entsprechende Absetzungen.

    Falls die Vorschriften für Sonderzahlungen in die Rentenversicherung nicht auf einen selbst anwendbar sind, dann geht eventuell beim Ehegatten etwas. Einzahlungen in berufsständische Versorgungssysteme oder einen Rürupvertrag (Basisrente) stehen dem steuerlich in nichts nach.


    Man muss nur bedenken, dass diese Einzahlungen nichts an der "schädlichen Verwendung" ändern. Die Zulagen und steuerlichen Vorteile muss man dennoch zurückzahlen.


    Falls man aber in der Auszahlphase des Riestervertrages die Sonderzahlung von 30% in Anspruch nimmt, dann machen die steuerlichen Überlegungen schon Sinn. Gleiches gilt bei der Auszahlung einer Kleinbetragsrente.

  • Zur Riesterreform folgende Infos:

    -Ampel hat sich eine Riestereform und eine individuelle Aktienrente vorgenommen bis zum Ende der Legislatur .

    -Jetzt kommt ersteinmal die kollektive Aktienrente (10 Mrd. € ) als Bestandteil der GRV.

    Quelle hierzu Rentenwebinar der Friedrich-Naumann Stiftung unter Beteiligung der rentenpolitischen Sprecherin der FDP Bundestagsfraktion

  • Ich steckte bis Anfang diesen Jahres in genau derselben Situation. Habe dann den Vertrag bei UI gekündigt (war recht einfach und tut gar nicht weh) und eigentlich fast alles in einen MSCI World ETF gesteckt. Damit fühle ich mich nun mich viel besser.

  • Danke für Eure Rückmeldungen.

    Kündigung würde im Moment sehr weh tun, der Verlust/Steuernachzahlungen wäre enorm.

    Ich muss mir nochmal ansehen, ob jetzt der Großteil in Aktien oder in Anleihen steckt und ich in ersterem Fall wenigstens auf Erholung des Kurses hoffen kann.

    Eine Überführung in eine individuelle Aktienrente wäre die eleganteste Lösung, aber ob die kostenfreie Auflösung der Riesterverträge Teil des neuen Gesetzes wird, ist ja auch ungewiss.

  • rianma , das musst du dir genau ausrechnen ob sich eine Kündigung lohnt.


    Die Zulagen sind komplett zurück zu zahlen.

    Die Steuererstattungen sind komplett zurück zu zahlen.

    Die Erträge sind mit der Kapitalertragssteuer zu besteuern.


    Wenn du das alles abgezogen hast, kennst du den Betrag den du neu investieren kannst. Bis du mit einem neuen Invest wieder auf den Wert deiner Riester Rente bist dauert es. Ob das klappt weiß kein Mensch und musst du selber entscheiden.


    Aber wenn es dich zu doll ärgert einfach raus mit Applaus oder du lässt Die Riester Rente als Mahnmal ungünstiger Kapital Entscheidungen stehen.

    Vielleicht schafft der Gesetzgeber ja auch eine Verwurstung alter Riesterverträge mit der Aktienrente. Das ist aber auch eine Spekulation.


    Ich kann dir nur empfehlen ganz emotionslos an die Sache ran zu gehen und die Zahlen sprechen zu lassen. Emotionen stehen bei guten und langfristigen Finanzentscheidungen sehr oft im Weg und sind keine guten Ratgeber.

    Durch die Emotionen bist du ja auch zu deinem Riestervertrag gekommen. Sicherheit und Steuerersparnis mit Staatlicher Förderung haben dich bestimmt in dieses Produkt getrieben.

    Ich bin mir sicher das du mit einem guten Gefühl den Vertrag damals unterschreiben hast.

    Deswegen lass dich jetzt nicht schon wieder durch Emotionen zu Entscheidung verleiten.

    Lass die Zahlen sprechen und rechne es Dir in Ruhe aus.

    Ich bin mir sicher das Du für dich die richtige Lösung findest.


    Viel Erfolg. ?