Wärmepumpe - wie lief sie bei Dauerfrost

  • Im Frühjahr hatte ich hier berichtet, dass wir uns eine Wärmepumpe angeschafft und seit den ersten Märztagen die Gasheizung abgeschaltet haben.

    Unsere Wärmepumpe ist da - erster Erfahrungsbericht


    Wie Ihr mich kennt schaue ich sehr genau, wie sich die WP so im Vergleich schlägt. Wir haben ein Reihenendhaus und haben historisch ca. 15-20% höheren Verbrauch als das Nachbar-Mittelhaus, das ich dann immer als Referenz nehme. Im März war das etwa gleichauf, wobei hier die Datenbasis nicht komplett sauber ist, April – Oktober lagen wir deutlich besser. Im November auch noch.


    Einzelwerte

    Oktober 137 kWh Strom zu 1.121 kWh Gas Verhältnis 1:8,2

    November 385 kWh Strom zu 2.014 kWh Gas Verhältnis 1:5,23


    Jetzt hatten wir die letzten Tage strengen Frost bis hin zu -9 Grad, was nahe an unserer NAT bei -9,5 Grad liegt. Daher habe ich noch intensiver als sonst auf die Daten geschaut und eine Sonderauswertung gemacht:


    01.-18. Dezember 740 kWh Strom zu 2.330 kWh Gas Verhältnis 1:3,15

    davon

    07.-18. Dezember 566 kWh Strom zu 1.742 kWh Gas Verhältnis 1:3,07


    Man sieht also sehr schön, dass die niedrige Außentemperatur die Effizienz deutlich drückt. Wir hatten bis zu 41 Grad VLT aus der WP, in der FBH hinter der Systemtrennung bis zu 34 Grad VLT. Die WP zog bis zu 2,8 kW Dauerlast, was dem Handbuchwert entspricht.


    Für den „bösen Heizstab“ habe ich einen separaten Zähler, der hat sich nur zum zyklischen Enteisen zugeschaltet mit < 1 kWh/Tag. Sieht man auch sehr schön wenn man den Gesamtzähler ausliest (Ausschnitt der kältesten Nacht).

    Fazit:


    Ich bin mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Wir sind auch in der kalten Phase jetzt in einem vernünftigen Verhältnis, unter Berücksichtigung des höheren Wärmebedarfs des Endhauses sogar richtig gut. Dies sogar mit der erhöhten VLT durch die Systemtrennung.


    Systematik:

    Die WP verfügt über ein eigenes Monitoring, das nach unten gerundete Verbrauchswerte anzeigt und deswegen speziell bei niedriger Leistung stark verfälschte Werte verwendet, die sich dann auch auf die Effizienz durchschlagen. Umgekehrt erscheinen die Werte zur Erzeugung überhöht.

    Die Werte wurden daher durch Vergleich des Gaszählers des Nachbarhauses und den Zwischenzählern in unserem Haus ermittelt und stammen damit nicht aus den Zählern der WP. In der WP ist eine Pumpe integriert, deren Strombedarf abgezogen werden müsste.


    Am Rande erwähnt:

    Ab ca. 2 Grad beginnt die WP mit einem tiefen Brummen, das speziell nach hinten und sehr gebündelt in Richtung der Rotorachse hörbar ist. Außen ist es eher nicht störend. Da die WP bei uns mit dem Rücken zu einem bodentiefen Fenster steht ist das Geräusch innen hörbar. Die nächste WP (schon bestellt) kommt daher vor eine Wand.

  • Ich muss also nicht besorgt sein, wenn meine neue WP, die unser neues EFH Anfang Dezember noch mit maximal 25kWh/d wärmte, bei Dauerfrost bis zu 60 kWh/d zieht? Mein erstes Entsetzen war schon groß.Und ein Lagerfeuer unter der Außeneinheit ist wohl auch nicht zu empfehlen.

  • Das ist halt der Unterschied zwischen Normwerten und dem echten Leben. Aber das kennst Du ja sicher auch schon aus anderen Bereichen.

  • Kann man so pauschal nicht sagen. Wie groß ist der Wärmebedarf des Hauses? Wie ist der COP bei der zitierten Temperatur?


    Meine WP hat 9kW Spitzenleistung und soll bei -7Grad je nach VLT (35 oder 45 Grad) maximal rund 7,5 kW bei 2,8-3,4 kW Bezug liefern. Damit wären die 60 kWh durchaus erreichbar. Allerdings Altbau mit einem rückgerechneten Bedarf von 8 kW. Bei einem Neubau würde ich von weniger ausgehen.

  • Ich muss also nicht besorgt sein, wenn meine neue WP, die unser neues EFH Anfang Dezember noch mit maximal 25kWh/d wärmte, bei Dauerfrost bis zu 60 kWh/d zieht? Mein erstes Entsetzen war schon groß.Und ein Lagerfeuer unter der Außeneinheit ist wohl auch nicht zu empfehlen.

    Sag mal Wohnfläche, Energiestandard (+ evtl Bauweise) sowie die Temperaturen die ihr hattet. Kalt war es überall, aber bei Kater.Ka war es im Vergleich zu unserer Baustelle relativ flauschig.

    Eine Dauerleistung von 3kW Strom ist eher nicht normal

  • Habe mal ein paar (angeforderte) Zahlen zusammengestellt: Wohnfläche 165m², beheiztes Volumen 610 m³, Wärmedämmmauerwerk Bims 09, Wärmebedarf Heizung+Warmwasser 16998 kWh laut Energieeinsparnachweis Im betreffenden 24h-Zeitraum bewegte sich die Temperatur (wahrscheinlich) um die -8°C. (Vitocal 200-S 201.D08F Luft/Wasser. JAZ 3,7 Jahreszeitbedingte Leistungszahl (durchschnittliches Klima) MT/LT (???) SCOP 3,25/4,46. Mein (Experten-)Wissen zu diesen Angaben ist bisher sehr dürftig, aber ich lerne gerne dazu :)

    Danke!

  • Zu der WP habe ich hier ein Datenblatt gefunden https://www.viessmann.de/conte…5798057_Vitocal_200-S.pdf


    Bei A-7 W35 (Außentemperatur -7 Grad, VLT 35 Grad) spricht das Datenblatt von einer Leistungsaufnahme von 2,31 kW. Das wären bei Vollast tatsächlich rund 55 kWh pro Tag.


    Der JAZ-Rechner des BWP kommt auf eine JAZ von >4 https://www.waermepumpe.de/jazrechner/


    Nur mal so am Rande: die Anlage scheint mir technisch eher alt zu sein (R410 als Kältemittel), die wurde so neu installiert?

  • Ja. Der Heizungsbauer scheint auf (alt-)bewährte Technik zu stehen und ist ein zuverlässiger Partner des Generalunternehmers. Meine Bemühungen, einen eigenen Heizungsbauer an "Land zu ziehen", habe ich schnell eingestellt. Abgesehen davon, dass er gar kein Interesse hatte, sich mit der ungeheuren Vielfalt an verfügbaren Wärmepumpen zu beschäftigen, hat der "junge Chef" aber einen sehr kompetenten Eindruck hinterlassen. Ich werde ihn aber mal darauf ansprechen. Bei uns "um die Ecke" im Neubaugebiet stehen noch mehr von den Anlagen von Viessmann, wenigstens sehen die Außeneinheiten gleich aus - wurden aber von anderen Heizungsbauern installiert. Ich werde die Nachbarn bei Gelegenheit mal fragen, welches Modell genau sich innen verbirgt. Wir warten übrigens noch auf den (freistehenden) Kaminofen mit Wassertasche, der als zweiter Wärmeerzeuger integriert wird. Das hat uns der Heizungsbauer nicht "aufgeschwätzt", das war mein ausdrücklicher Wunsch und hilft hoffentlich im kommenden Winter, die Stromkosten bei Dauerfrost ein wenig zu reduzieren. (Leider warten wir auf den Kaminofen, der im September 2021 bestellt wurde und im Juli aufgestellt werden sollte, immer noch, weil die Schutzglasplatte nicht "beikommt".)

    Danke für die Hinweise!

  • Ja. Der Heizungsbauer scheint auf (alt-)bewährte Technik zu stehen und ist ein zuverlässiger Partner des Generalunternehmers. Meine Bemühungen, einen eigenen Heizungsbauer an "Land zu ziehen", habe ich schnell eingestellt. Abgesehen davon, dass er gar kein Interesse hatte, sich mit der ungeheuren Vielfalt an verfügbaren Wärmepumpen zu beschäftigen, hat der "junge Chef" aber einen sehr kompetenten Eindruck hinterlassen. Ich werde ihn aber mal darauf ansprechen. Bei uns "um die Ecke" im Neubaugebiet stehen noch mehr von den Anlagen von Viessmann, wenigstens sehen die Außeneinheiten gleich aus - wurden aber von anderen Heizungsbauern installiert. Ich werde die Nachbarn bei Gelegenheit mal fragen, welches Modell genau sich innen verbirgt. Wir warten übrigens noch auf den (freistehenden) Kaminofen mit Wassertasche, der als zweiter Wärmeerzeuger integriert wird. Das hat uns der Heizungsbauer nicht "aufgeschwätzt", das war mein ausdrücklicher Wunsch und hilft hoffentlich im kommenden Winter, die Stromkosten bei Dauerfrost ein wenig zu reduzieren. (Leider warten wir auf den Kaminofen, der im September 2021 bestellt wurde und im Juli aufgestellt werden sollte, immer noch, weil die Schutzglasplatte nicht "beikommt".)

    Danke für die Hinweise!

    Und danke Dr.Frost, für den Erfahrungsbericht aus der erlebten - bzw. bzgl. alternativem Heizungsbauer nicht erlebten - Praxis.

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • So wirklich günstig scheint der Betrieb einer Wärmepumpe nicht zu sein.

    Stellen sich gleich zwei Fragen dazu:

    1) Gegenüber wem oder was - welche Kandidaten schickst du ins Rennen?

    2) Kurz-, Mittel- oder Langstrecke?"

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Bei A-7 W35 (Außentemperatur -7 Grad, VLT 35 Grad) spricht das Datenblatt von einer Leistungsaufnahme von 2,31 kW. Das wären bei Vollast tatsächlich rund 55 kWh pro Tag.

    Die Frage ist ja ob die WP unter Volllast laufen sollte. Üblicherweise wird den Heizungsbauern vorgeworfen, dass sie in Neubauten überdimensionierte Anlagen einbauen.


    Stutzig macht mich an der Stelle auch der berechnete Energiebedarf von knapp 17 000 kWh. Ein Neubau nach EnEV sollte in der Größe bei weniger als der Hälfte rauskommen (160qm x 45 kWh/qm = 7200 kWh), selbst wenn man Warmwasser dazurechnet fehlt einiges.