Hallo!
1998 (da war ich 16) vor Beginn meiner ersten Ausbildung hat man mir an unserer Wald-Wiesen-Sparkasse einen (im Nachhinein unsinnigen) Vertrag aufgeschwatzt:
Eine kapitalbildende Lebensversicherung inkl. BU.
Versprochen wurden damals ~100.000 DM bei Ablauf (im Jahr 2041), und die BU wurde auf 700 DM festgesetzt (das war wohl mein Azubi-Gehalt). Ich bin mir zu 100% sicher, dass der Bank-Mitarbeiter damals mündlich gesagt hatte "man könnte später alles noch ändern". Klar hat man da nicht lang gezögert und unterschrieben - als Teenie (in einem Zeitalter ohne Smartphones, mobiles Internet etc.) hatte man keinen Plan von der Welt, und Muttern saß ja auch mit dabei bzw. hat ihre Signatur auf dem Blatt Papier hinterlassen. Wird schon gut sein dachte ich mir da wohl...
Allerdings sehe ich das jetzt komplett anders. In der Mitte des Lebens angekommen, macht man sich dann doch Gedanken über die Zukunft und wie es mal sein wird, wenn was passiert.
Fakt Nr. 1 – aufgrund der geänderten Zinslage ist die Hochrechnung der LV-Auszahlung im Jahr 2041 bei gerade mal 17.500€ (garantierte Auszahlung zum Ende des Vertrags, bzw. wenn ich vorher tot umfalle). Rendite = Null, schaue ich mir die kommenden Zahlungen an die ich noch monatlich zu leisten habe, würde ich ab dem Jahr 2035 sogar mehr einzahlen als ich hinterher raus bekomme.
Ich habe bereits 2020 mit einem Berater der Versicherung gesprochen, er meinte auch sofort dass die Versicherung nichts mehr bringt und ich sie am besten beitragsfrei stellen soll.
Nachteil: die BU wäre damit verloren. Daher zahle ich immer noch monatlich die Rate weiter, Jahresbeitrag im Moment knapp 600€ (inkl. BU). Es wurde eine Dynamik vereinbart, für die übrigen Vertragsjahre würde ich in Summe gute 14.000€ einzahlen. Bisher geleistet habe ich knapp 10.000€ (10.000€ + 14.000€ = 24.000€, Auszahlung 17.500€ - super Geschäft!).
Frage: Kann man das Geld nicht besser anlegen? Oder soll ich es mit „Beitragsfreiheit“ durchziehen?
Fakt Nr. 2 – die BU würde ich gerne behalten, allerdings ist die Versicherungssumme ein Witz: 700 DM – bzw. Stand heute in Euro wären es ca. 580€. Ich lebe in einer der teuersten Großstädte von Deutschland, für das Geld bekommt man nicht mal ein WG-Zimmer in einer Studentenbude. Auf Nachfrage beim Versicherer wurde mir allerdings diese Woche mitgeteilt, dass ich die BU (wider Erwarten) nicht erhöhen kann. Wie man sieht ist die Kombi Lebensversicherung + BU einfach nur (für mich) das absolut falsche Produkt. Aber wie soll man das mit 16 Jahren im Voraus erahnen? Der Bankberater war ein Bekannter aus dem Sportverein, der uns den Vertrag damals als sehr lukrativ dargestellt hat. Letztendlich war wohl nur die Provision für ihn das einzig Gute daran…
Frage: Ist es sinnvoll eine 2. BU abzuschließen? Leisten überhaupt 2 Versicherungen parallel im Schadensfall? Oder gäbe es eine andere Möglichkeit sich abzusichern?
Was würde passieren, wenn ich morgen berufsunfähig werde? Wird die BU, dann mit dem Sozialhilfesatz verrechnet, so dass ich letztendlich nicht mehr raus bekomme als jemand der keine BU-Versicherung hat? Ich habe keine andere Altersvorsorge, lediglich einige Aktien + ETF, aber das würde nicht lange reichen um über die Runden zu kommen.
Ich würde am liebsten die Versicherung sofort auflösen und das Geld anderweitig anlegen, aber wenn ich kündige bekomme ich nur einen Bruchteil der Beiträge zurück (ca. 7.000€) und die BU wäre eben auch weg.
Hat jemand Tipps oder ähnliche Erfahrungen? Mir raubt das mittlerweile den Schlaf und ich ärgere mich extrem über diese „Jugendsünde“.
Danke…