Wechsel GKV in PKV

  • Hallo zusammen,




    ich weiß, das Thema hier wurde schon zahlreich diskutiert und ich habe schon diverse Meinungen sowie die Vor- und Nachteile bezüglich der Entscheidung gelesen.

    Dennoch habe ich bislang keine Antwort auf meine Überlegung/Fragestellung gefunden.


    Ich bin 30 Jahre alt, Angestellter, ohne Vorerkrankungen oder gesundheitliche Probleme und habe dieses Jahr die Jahresentgeldgrenze durchbrochen, sodass ich eine PKV wählen kann.

    Meine persönliche Meinung ist, dass man in der PKV bessere Leistungen erhält.

    Mein Vater war verbeamtet und in einer PKV. Ich war als Kind über meinen Vater privat versichert und habe, als ich als Angestellter in die GKV wechseln musste, direkt den Unterschied gemerkt.

    Die PKV hat vorher alles bezahlt, die GKV übernimmt einige Dinge nur zum Teil, zu einigen Ärtzen konnte ich nicht mehr hingehen (da nur Privatpatienten), ewige Wartezeiten auf Termine etc.


    Durch eine Vorbelastung ist es gut möglich, dass ich irgendwann mal Probleme mit den Zähnen bekomme und da ist die GKV in den Leistungen sehr schwach. Nur die günstigste Basis, nur 50% der Kosten werden übernommen.

    "wirtschaftlich, zweckgebunden und ausreichend" hört sich zudem nicht nach der bestmöglichen medizinischen Versorgung an.

    Ja, ich habe über eine Zahnzusatzversicherung nachgedacht aber bei über 900€ Beitrag im Monat zur GKV sehe ich es nicht ein, noch zusätzliche Versicherungen abschließen zu müssen.

    Die PKV ist vertragsgebunden mit eigenen Altersrückstellungen. Das sehe ich gerade jetzt wo die Boomer alle in Rente gehen als riesen Vorteil, da ich denke, dass die GKV erhebliche staatliche Zuschüsse erhalten oder

    die Leistungen drastisch kürzen muss. Leistungen, die mir in der PKV garantiert werden und die ich mir selbst aussuchen kann.


    Mich beschäftigen allerdings zwei Nachteile der PKV:

    - Kinder

    - Rente


    Momentan kann ich mir zwar keine Kinder vorstellen, aber sollte sich das mal ändern, muss ich diese bei der PKV einzeln versichern, was zusätzliche Kosten verursacht.

    Bei 1-2 Kindern (was auch mein Maximum wäre) wäre aber der Beitrag (ca. 150€ pro Kind) denke ich noch überschaubar.


    Steigende Beiträge im Rentenalter:

    Hier wird ja immer groß Panik geschürt, dass die PKV einen im Alter ruiniert.

    Ich sehe es eher so, dass sie einen ruinieren KANN wenn man nicht entsprechend vorsorgt.


    Wer die Ersparnis der PKV immer verprasst, den treffen natürlich die steigenden Beiträge im Alter besonders hart.


    Meine Überlegung war jedoch die folgende:

    Schließe ich jetzt eine PKV ab und spare somit 200€ pro Monat im Gegensatz zur GKV und investiere diese Ersparnis bis zur Rente, habe ich eine ordentliche private Rückstellung gebildet aus der ich die PKV bedienen kann.

    Mit eher pessimistischen 5% Rendite wäre ich mit 67 Jahren dann bei ca. 250k.

    Bei der Überlegung gehe ich davon aus, dass die Beitragssätze von PKV und GKV gleich stark steigen, bislang war es bei der GKV ja sogar etwas höher (da die Beitragsbemessungsgrenze jährlich angehoben wird)

    In der Rente ist die PKV zwar deutlich teurer als die GKV.

    Mit den 250K kann ich dann aber noch viele Jahre lang die Differenz des Beitrags zwischen der GKV und PKV bezahlen. Denn darum geht es ja, die Differenz. Die GKV wäre ja in der Rente zwar günstiger aber nicht kostenlos.


    Ein weiterer Vorteil durch die private Ersparnis ist die Liquidität. Falls sich ein früheres Lebensende abzeichnet, kann man noch einen Teil davon für sich ausgeben.



    Problematisch wird es aber mit Kindern, hier wird die Ersparnis gegenüber der GKV zumindest bei 2 Kindern aufgezehrt und man müsste die Vorsorge zusätzlich selbst sparen, was die PKV wiederum erheblich teurer macht als die GKV.


    Mein persönliches Fazit aus meinen Überlegungen:

    Falls ich kinderlos bleibe, wäre die PKV sowohl aus medizinischer als auch finanzieller Sicht die bessere Wahl.

    Falls ich zwei Kinder bekomme, wäre die PKV aus medizinischer Sicht die bessere, aus finanzieller Sicht die schlechtere Wahl.


    Was ist eure Meinung hierzu?

  • Kann man alles machen, sollte man sich nur gut überlegen.


    Wer gesund ist und es voraussichtlich auch bleibt, ist in der pKV wohl besser aufgehoben, sofern er es sich leisten kann und voraussichtlich auch weiter leisten können wird.


    Die Altersrückstellungen privat ebenso anzusparen, wie es die pKV intern tut, ist elementar.


    Und es gilt:

    Bei jeder Garantie gibt es ein Kontrahentenrisiko.

  • Ich war lange in der GKV und bin jetzt in der PKV und habe (jedenfalls bislang) keine Verbesserung festgestellt. In die PKV zu wechseln, habe ich lange vermieden, bis es gar nicht mehr anders ging. Freiwillig wäre ich schon gar nicht auf diesen Gedanken gekommen.


    Wenn, dann nur wie Du schreibst: Die Ersparnis nicht verbrauchen, sondern nutzen, um ein Polster fürs Alter aufzubauen.


    Bin mir aber sicher, es wird hier auch genauso umgekehrt vehemente Verfechter der PKV geben. :)

  • In die PKV zu wechseln, habe ich lange vermieden, bis es gar nicht mehr anders ging.

    Welcher Grund lag den vor, dass eine freiwillige gesetzliche KV / PV nicht möglich wäre?

    .... und habe dieses Jahr die Jahresentgeldgrenze durchbrochen, sodass ich eine PKV wählen kann.

    Meinen Sie mit dieses Jahr das Jahr 2023? Wenn ja, haben Sie im vergangenen Jahr 2022 die Jahresarbeitsentgeltgrenze auch "durchbrochen"? Wenn nicht, unterliegen Sie für das Kalenderjahr 2023 immer noch der KV/PV-Pflicht. Wenn ja, würden Sie von der KV/PV-Pflicht befreit sein.


    Des weiteren sollten Sie in Ihre Planung mit einbeziehen, dass die Jahresarbeitsentgeltgrenze jährlich angepasst wird und meistens stärker steigt als das Einkommen und Sie damit ab dem Jahr 2024 (vorausgesetzt es findet eine Anhebung statt / zum Jahreswechsel 2021/22 fand keine Anhebung statt) wieder unter die Jahresarbeitsentgeltgrenze fallen könnten.


    Ob Sie dieses jährliche Wechselspiel zwischen privater KV/PV und gKV/PV vollziehen möchten, müssen Sie für sich entscheiden.


    Diese Gedankengänge setzen natürlich voraus, dass Sie mit Ihrem Einkommen "auf Kante" genäht sind.

  • Hallo Atohm,


    ein Aspekt zum Thema:

    Meine persönliche Meinung ist, dass man in der PKV bessere Leistungen erhält.

    Bei Zahnersatz könnten Sie recht haben und auch bei der Frage schnellerer Termine. Ob allerdings die medizinische Leistung wirklich besser ist, wage ich zu bezweifeln. Ganz im Gegenteil habe ich mehrere Beispiele in der Verwandtschaft, wo der PK- Versicherte als Cashcow für unsinnige aber lukrative Untersuchungen missbraucht und die eigentliche Erkrankungsursache, die einfach diagnostizierbar war, ignoriert wurde. In einem Fall bis zum Notarzteinsatz.


    Auch diesen Aspekt sollten Sie vielleicht mit beachten.


    Gruß Pumphut

  • Falls ich zwei Kinder bekomme, wäre die PKV aus medizinischer Sicht die bessere, aus finanzieller Sicht die schlechtere Wahl.

    Ich bin selbst Arzt und bewusst in der GKV

    (auch aus leidvoller Erfahrung meiner Eltern, die im Ruhestand über exorbitante Beiträge klagen).


    Die PKV ist nicht unbedingt die bessere Wahl, was die medizinische Versorgung angeht. Privatpatienten werden in unserer Praxis genauso behandelt wie gesetzlich Versicherte - was m.E. auch den Berufsethos entspricht.


    Oft findet bei Privatversicherten eine unnötige Überdiagnostik statt (zu schnelle Operationen, mehrfache CT/MRTs oder voreilige Herzkatheter), die die Patienten verunsichert oder potentiell schadet. Die GOÄ zwingt Ärzte dazu technische Untersuchungen wie o.g. Eingriffe durchzuführen. Reine Sprechstunden/Gespräche werden sogar in der GKV besser vergütet.


    Auch den Mythos, dass man durch ‚Chefarztbehandlung‘ besser versorgt sei, kann ich so nicht bestätigen. Ich habe 8 Jahre im Krankenhaus gearbeitet. Chefärzte sind fachlich in der Regel nicht mehr up-to-date, sondern eher mit der Verwaltung der Klinik beschäftigt und delegieren an ihre Oberärzte, die die meiste Routine und fachliche Kompetenz haben.

    Ich war lange in der GKV und bin jetzt in der PKV und habe (jedenfalls bislang) keine Verbesserung festgestellt.

    ‚Ältere‘ Privatpatienten klagen in meiner Sprechstunde oft über die hohen Monatsbeiträge und Vorauszahlungen für Medikamente, die im Alter natürlich überdurchschnittlich schnell steigen. Und wenn dann in einen günstigeren Basistarif wechseln muss, ist man i.d.R. schlechter versorgt als gesetzlich Versicherte.


    Aus meiner Erfahrung profitieren nur die Versicherungskonzerne von der PKV („Eierlegende Wollmichsau“). :S

  • Vielleicht bin ich ein Exot, aber mir gefällt das "wirtschaftlich, zweckgebunden und ausreichend" als GKV-Versicherter sogar.


    Sicher hat man auch oft Fälle wo man gerne "mehr" hätte (Zähne sind so ein Thema), aber meiner meinung nach sind die meisten Ärzte (gerade die renomierten gut beleuchteten Praxen in der Innenstadt) reine Wirtschaftsunternehmen. Und Wirtschaftsunternehmen wollen mir Dinge verkaufen. Auch/gerade Dinge, die ich nicht brauche.

    Den Gedanke, dass es einen Gegenpart gibt (der natürlich auch eigene Interessen hat) finde ich ganz angenehm.


    PS: Jetzt gibt es zwei Beiträge, die das gleiche sagen. Bin also doch kein Exot...

  • Ich habe mich vor über 30 Jahren bewusst gegen die PKV entschieden, obwohl ich zu dieser Zeit deutlich günstiger gefahren wäre. Mein Kollege hat es genau andersrum gemacht, er hat wohl einiges an den ersparten Kosten für das Alter zurück gelegt. Warten wir mal ab wer letztendlich besser gefahren ist (wird). Auf jeden Fall sollte man (finanziell) im Alter vorbereitet sein, heißt in der Jugend mit Weitsicht agieren. Mir gefällt der prozentuale Beitrag vom Einkommen auf jeden Fall besser als die zukünftige große Unbekannte, wissend das auch die Prozente in Zukunft weiter steigen werden.

  • Ich suche noch den Punkt an dem man etwas gegenüber einer gKV sparen kann.:/


    Ich kenne nicht alle Tarife, aber die die ich gesehen habe, waren deutlich höher vom monatlichen Beitrag und dieser steigt bekanntlich je nach Gesundheitszustand bei Abschluss. Somit denke ich, dass die etwas höheren Zuzahlungen zu diversen Behandlungen vorher über die Beiträge schon eingespielt wurden. Schließlich sind die pKV keine Sozialvereine und müssen sich auch rechnen und sogar Gewinn erzielen!? :/


    Vielleicht hat jemand mal ein Beispiel, aus dem hervorgeht, dass die Zuzahlung den höheren Jahresbeitrag zur pKV wieder eingespielt hat?

  • Ich suche noch den Punkt an dem man etwas gegenüber einer gKV sparen kann.:/

    Beim Wechsel in die pKV sollte es um die Leistungen gehen, nicht um den Beitrag.


    Bei der Ersparnis kommt es immer auf das Szenario an:


    Wenn man unterstellt, das man mit 25 wechselt und sonst den Höchstbeitrag in der gKV zahlen müsste, dann wird man aller Wahrscheinlichkeit nach, zumindest bis zum Ruhestand, mit der pKV günstiger fahren.

    Wenn man im Ruhestand auch den Höchstbeitrag in der gKV zahlen müsste, dann könnte man mit der pKV gegenüber der gKV gespart haben.


    Wenn sich die Einkommenssituation irgendwann nachhaltig eintrübt, könnte es aber brenzlig werden.

  • Ich bin selbst Arzt und bewusst in der GKV

    (auch aus leidvoller Erfahrung meiner Eltern, die im Ruhestand über exorbitante Beiträge klagen).

    Diese Geschichte mit den 'exorbitant hohen Beiträgen im Alter' darf man bitte relativieren. Ebenso die Kiste mit den Vorauszahlungen (Zahlungen für Medikamente etc.).

    Wer in jungen Jahren in die pKV gewechselt ist, hatte vermutlich sowohl die Leistungen (Leistungsunterschiede), wie auch Betragsersparnisse auf dem Schirm. Wer seine Beitragsersparnisse, oder wenigstens einen ordentlchen Teil davon, nicht auf die Seite gepackt hatte (und intelligent investiert hatte), ist mMn selbst dran dumm.

    Wer darüber hinaus nicht einen nicht unerheblichen Teil seiner Einkünfte für den Vermögensaufbau inkl. der privat organisierten Altersversorgung aufgewandt hatte, der braucht sich heute nicht beschweren. Damit kann/könnte im Alter nicht nur der 'hohe Beitrag' oder eine evtl. Differenz zur gKV gedeckt werden, sonder noch viel mehr. Abgesehen davon sind die 'hohen Beträge zur pKV' im Alter in vielen Fällen niedriger, als die (Höchst-)Beiträge zur gKV.


    Aus meinen Erfahrungen mit der pKV haben sich die 'Leistungsunterschiede' nicht wirklich bemerkbar gemacht, jedenfalls nicht bei Behandlungen in Deutschland und abgesehen von einer Renovierung meiner Kauleiste. Vorteile beim 'Buchen' von Behandlungsterminen bei Spezialisten als Privatversicherter, die oft kommuniziert werden, habe ich selbst nicht feststellen können; dazu war ich zu selten ernsthaft krank und verletzt. Vorteilhaft wäre die Deckung im Ausland gewesen, wäre ich denn insbes. im außereuropäischen Ausland mal auf medizinische Leistungen angewiesen gewesen.

  • Mich störte immer, dass der Wechsel zurück in die GKV schwierig bis unmöglich wird (wenn man mit seinem Einkommen nicht gerade arge Rückschritte macht).

    Wobei ich den Punkt als 30-jähriger nicht überbewerten würde. Zum einen gibt es Möglichkeiten zum Wechsel zurück, indem man beruflich eine Weile kürzertritt.

    Zum anderen gehe ich persönlich davon aus, dass wir in den nächsten Jahren einer "Bürgerversicherung" deutlich näher kommen. Es braucht nur einmal Rot-Grün oder Rot-Rot-Grün, wobei auch in der Union mittlerweile gewisse Sympathien dafür vorhanden sind. Damit man einen politischen Erfolg vermelden kann, wird es sicherlich eine Regel zum vereinfachten Wechsel von der PKV in die Bürgerversicherung geben.


    Ich für meinen Teil bin seit Geburt in der PKV und hatte auch beim Berufsanfang vor 10 Jahren das Glück drin bleiben zu können. Als großen Vorteil bei der PKV betrachte ich, dass man alle Rechnungen zu sehen bekommt und weiß, was abgerechnet wurde


    PS: es bietet sich an, eine Beamtin als Frau zu haben, denn die bekommen 80% Beihilfe für Kinder ;)

  • Wenn man das will, ist es ja okay … aber das man es müsste, um das Ziel zu erreichen, fände ich nicht schön.

    Ich sehe das so, dass man sich am Anfang bewusst macht, ob und wie Wechsel möglich sind und sich dann entsprechend entscheidet. Ähnlich wie beim Thema Kinder, hier war mir auch das Risiko bewusst, dass ich am Ende extra Beiträge zahlen muss.

    Wenn das Ziel darin besteht, zur Rente in der KVdR zu sein, dann ist es sicherlich nicht der ideale Weg, sich als junger Mensch privat zu versichern

  • Vielleicht mag Dr. Schlemann noch einen Input dazu geben, der auf einer Mehrzahl von Einzelfällen beruht. Bei Otto Normalversicherten/-versicherungsnehmer sind es ja eher anekdotisch begründete Einschätzungen.

    Sehr gerne. Hier wird ja fast die ganze Bandbreite von kritischen Fragen bzw. Vorurteilen zur PKV thematisiert. Zu unserer Website, die darauf en detail eingeht, darf ich hier ja leider nicht verlinken. Bin gerade unterwegs, versuche aber in Kürze zu den wichtigsten Punkten etwas zu schreiben.

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Als großen Vorteil bei der PKV betrachte ich, dass man alle Rechnungen zu sehen bekommt und weiß, was abgerechnet wurde

    Das empfinde ich auch als katastrophal bei der GKV. Ich habe keine Ahnung was die abrechnen. Wies um den Berufsethos der Ärzte steht ist ja bekannt. Also absoluter Freibrief zur abzocke.

  • Vorab und um wie stets mit offenen Karten zu spielen: Bin nicht ansatzweise ein Experte in Sachen Assekuranzen - geschweigen denn beim ohnehin recht komplexen Thema "GKV versus PKV". Für mich selbst hatte ich damals den Weg gewählt in der GKV zu bleiben (obwohl ich aufgrund meines Einkommens als Angestellter hätte schon sehr früh in die PKV wechseln können) und auch dann mit Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit als sog. "freiwillig gesetzlich Versicherter" in der GKV zu bleiben (ergänzt mit privaten Zusatzversicherungen z. B. für den stationären Bereich sowie für den Pflegefall (Pflegetagegeld-Versicherung)). Inzwischen wurde ich als Rentner dem Status KVdR zugeordnet, da ich die dafür erforderlichen Voraussetzungen erfülle (bei dem erreichten heutigen Vermögensstatus hat diese Frage für mich praktisch keine Bedeutung mehr - das konnte ich aber damals noch nicht wissen - und wäre auch ein anderes Thema).


    War und bin bei dem Thema ziemlich ambivalent. Vom Prinzip her gefällt mir der Grundgedanke der PKV deutlich besser (Altersrückstellungen, Selbstverantwortung, Kostentransparenz, Wahl- und Gestaltungsmöglichkeiten usw.) andererseits überzeugt mich aber auch der Grundgedanke der GKV durchaus (solidarischer Ansatz - gerade bei einem so wichtigen Thema wie der Gesundheitsversorgung) - wobei ich mir aber unsicher bin, ob die konkrete Ausgestaltung dann auch die richtigen Anreize setzt. Wie auch immer ...


    Um mal meinen Senf (aus Laiensicht und auch teilweise schon lange her) dazuzugeben, einige - aus meiner Sicht - erwähnenswerte (hingeworfene) Aspekte und Gedanken:


    Die PKV sollte man niemals (alleine oder überwiegend) aus finanziellen Erwägungen wählen. Motto: Da kann ich (anfangs oder über längere Zeit) iVz GKV Geld sparen. Dies kann und wird auch in (vielen) manchen Fällen so sein - diese Ersparnis sollte präziser muß man aber dann thesaurieren und anlegen, um sich (jedenfalls als Normalbürger) die PKV auch im Alter problemlos leisten zu können. Grundlage der Entscheidung sollten eher qualitative Wünsche in der medizinischen Richtung wie schneller (Terminvergabe), besser und/oder mehr (Versorgung), Freiheit (Wahl Arzt, Krankenhaus) usw. sein (ob das in praxi dann immer so ist - und wenn es so ist, ob dies immer und automatisch von Vorteil für den Patienten ist, wäre wieder eine andere Frage).


    Wenig Charme entfaltet m. E. nämlich die (nicht selten aus finanziellen Gründen erzwungene) "Strategie" dann ausgerechnet im Alter (wo gute Leistungen einer KV tendenziell immer wichtiger werden !) auf irgendeinen "Spar- oder Normtarif" in der PKV ausweichen zu müssen. Kenne Fälle in meinem Umfeld, wo die beiden PKV-Versicherungen schon einer kompletten Rente des Paares (die beide eine halbwegs solide Rente beziehen) aufzehren.


    Meine gewählte Variante (s. o. freiwillig versichert in der GKV plus Zusatzversicherungen) ist übrigens über das Arbeitsleben gesehen und wenn man gut verdient, eine ziemlich teure Angelegenheit (Relation: Kosten : Leistung bzw. Kosten : Nutzen). Ein gewisser Charme (aus Kostensicht) entfaltet sich ggf. überhaupt erst ganz am Ende (Ruhestand), wenn man denn den Status KVdR erreicht und dann nur noch die gesetzliche Rente in der KV "verbeitragt" wird. Das hier nur am Rande.


    Generell finde ich den PKV-Ansatz mit Altersrückstellungen im Prinzip sehr gut (wobei die damals natürlich mit Zins- und Zinseszins-Effekt von Aktuaren kalkuliert wurden, um den Beitragsanstieg im Alter zu bremsen - bei extrem langen Niedrig- oder Nullzinsphasen hat dies dann eben auch Auswirkungen auf das System PKV bzw. den Anstieg der Beiträge im Alter ...).


    Problematisch aus meiner Sicht bei der PKV, daß man zwar bei seinem Versicherer den Tarif wechseln kann (und dabei die Altersrückstellungen mitnehmen kann) - dies aber wohl nicht bei einem Wechsel zu einer anderen Versicherung (weiß nicht, ob diese Frage inzwischen besser gelöst wurde ... ?! - wäre nämlich in etwa so, als könnte ich meine erreichte SF-Klasse in der KFZ-Haftplicht beim Wechsel zu einem anderen Versicherer nicht mitnehmen - und müßte da wieder mit 250% anfangen (Fahranfänger nach verschuldetem Unfall) statt mit meinen schon erreichten 25%. Damit bin ich praktisch an die Versicherung gebunden und gehe eine Liaison für das Leben ein. Über derart lange Zeiträume kann sich die Bonität und Solvenz einer Versicherung durchaus ändern ...


    Problematisch und diffizil bei diesem Thema: Man muß Entscheidungen (nicht selten in jungen Jahren) treffen, die sich später aufgrund veränderter Rahmenbedingungen und der Lebenssituation ganz anders darstellen können (Beispiel: Single vs Familie mit Kindern).


    In der PKV bildet ein Vertrag zwischen mir und der jeweiligen Versicherung die Basis der Geschäftsbeziehung - in der GKV ist das (zum Beispiel die definierten Leistungen) Aufgabe der Politik (man wird damit sozusagen zur "politischen Verteilungsmasse"). Beides hat wohl gewisse Vor- aber auch Nachteile.


    Irgendwann hatte ich mal nachgerechnet, wie es sich langfristig mit den Beiträgen PKV versus GKV verhält: Erstaunlicherweise war schon damals das Ergebnis, daß bei beiden System die Beitrags-Steigerungen deutlich über den offiziellen Inflationsraten lagen (der Unterschied war marginal; die PKV lag nur 0,irgendwas Prozent höher). Wobei bei der GKV ja noch zu bedenken ist, daß auch die BBG kontinuierlich steigt (von der dann der Beitragssatz zu zahlen ist). Dieser tendenzielle Anstieg (PKV und GKV) oberhalb der Inflationsrate dürfte m. E. schon aus strukturellen Gründen weiter anhalten (Lebenserwartung, medizinischer Fortschritt, Demographie, Pflegebedürftigkeit usw.). Instruktiv daher, wenn man mal als jüngerer Mensch (Beispiel: 30 Jahre alt) seinen aktuellen KV-Beitrag (sei es nun GKV oder PKV) mit einer jährlichen Steigerung von 4-5% per annum auf das Alter von 65 bzw. 68 hochrechnet ...


    Da das Verhältnis PKV versus GKV in etwa und ganz grob 10% zu 90% beträgt (in der Anzahl der Versicherten - man möge mich gerne korrigieren) sind stets "politische Maßnahmen und Eingriffe" zugunsten von Mehrheiten nicht auszuschließen (Beispiel: Bürgerversicherung - diese hat m. E. zwar weder etwas mit dem freien Bürger und seinen Wahlmöglichkeiten noch dem Versicherungsgedanken (Prämie richtet sich nach dem Risiko) zu tun, ist aber sicherlich ein Langfristprojekt des linken politischen Lagers (erinnere mich an politische Begehrlichkeiten im Bezug auf die akkumulierten Altersrückstellungen der PKV ...)). Politisch motivierte Veränderungen sind daher nicht auszuschließen aber schwer zu kalkulieren (da abhängig u. a. auch von Wahlergebnissen). Einerseits ...


    Andererseits ... In diesem Bereich (wie auch in vielen anderen; Beispiel: Gesetzliche Rente) ist es aber auch so, daß nicht selten die Entscheidungsträger über das System nicht in dem "Gesetzlichen System" sondern in dem "Privaten System" versichert sind (die Politiker, die ich jedenfalls persönlich kenne, sind nämlich ganz überwiegend in der PKV ...). Was dafür sprechen könnte, daß sie dieses System erhalten werden (wobei: Auch ein in der GKV versicherter (selbst nur etwas bekannter) Lokal-Politiker wird im Krankenhaus sicherlich meist anders behandelt als "Otto Normalverbraucher" ...).


    Was man nicht vergessen sollte (wenn es stimmt, was einige Mediziner in meinem Umfeld unisono sagen): Diverse Praxen gibt es bzw. existieren nur noch, weil diese sich durch einen (gewissen) Anteil Privatpatienten überhaupt noch tragen (die das Ganze sozusagen quersubventionieren). Wenn das so stimmt, fände ich dies eine ziemlich ernüchternde und eher bedenkliche Entwicklung. Vor dem Hintergrund würde die Aversion bestimmter politischer Kreise gegenüber der PKV noch seltsamer erscheinen ...


    Will es bei diesen wenigen hingeworfenen Aspekten belassen (vielleicht ist auch einiges überaltert sprich inzwischen längst überholt ... ?; Stichwort: Altersrückstellungen der PKV und fehlende Mitnahmemöglichkeit beim Wechseln der Gesellschaft - um nur ein Beispiel zu nennen).


    Wenn nur einer der o. g. Punkte zum Nachdenken und/oder der weiteren eigenen Recherche motivieren kann oder gar zur Entscheidungsfindung im Einzelfall etwas beitragen sollte, hat sich der lange Beitrag aus meiner Sicht schon gelohnt.


    Nur meine bescheidene persönliche (Laien)Sicht zum Thema "GKV versus PKV"