FAZ Artikel: "Depotschutz leichtgemacht"

  • http://www.faz.net/aktuell/fin…ichtgemacht-13538007.html


    Habe gerade einen interessanten Artikel zum Thema Depotschutz durch "Trailing Stopp Loss" gefunden. Für mich klingt der Artikel so, dass diese Art der Order (sofern sie von der Bank zu geringen Kosten angeboten wird und bei Nichtausführung keine Kosten entstehen, bei meiner Comdirect ist das so) quasi für jeden Anleger und zu jeder Zeit sinnvoll sind. Entscheidend ist das sinnvolle Setzen der Verlustbereitschaft, bei mir wäre sie wohl 20% des aktuellen Kurses.


    @muc : du hattest gute Gründe gegen "Stop Loss" Orders, die mir vollkommen eingeleuchtet haben. Gibt es auch Argumente gegen "Trailing Stop Loss"?
    @Henning : Wäre nett wenn du auch kommentierst, sofern du Lust dazu hast.


    Danke!

  • muc : du hattest gute Gründe gegen "Stop Loss" Orders, die mir vollkommen eingeleuchtet haben. Gibt es auch Argumente gegen "Trailing Stop Loss"?


    Na ja, was hier als "Zauberwort" apostrophiert wird, ist ein alter Hut. Trailing-Stop-Loss-Orders gibt es seit langem.
    Sie lösen allerdings das Grundproblem nicht. Mit Trailing Stop Loss erreichst Du nur, dass Du Deine Stop-Loss-Kurse nicht ständig anpassen musst, wenn die Aktie STEIGT.


    D.h. Du hast dann beispielsweise eine Kursgrenze von 10 % oder 15 % unter dem jeweils aktuellen Kurs. Und wenn diese Kursgrenze berührt wird, weil die Aktie fällt, dann wird sie verkauft.


    Dann hast Du Deinen Kursverlust in diesem Papier mit etwas Glück auf 10 % begrenzt. Allerdings musst Du auf den dann hoffentlich realisierten Kursgewinn trotzdem 25 % Steuern zahlen. Und Du hast das Problem der Neuanlage. Und Du weißt nicht, wie die verkaufte Aktie ein paar Tage/Wochen/Monate später notiert.


    Es kann sein, dass es einfach eine vorübergehende Marktschwäche war, die zum Rückgang geführt hat. Und einige Zeit später geht alles wieder nach oben - allerdings ohne Dich, denn Du hast verkauft.


    Ich bleibe dabei: man muss sich irgendwie einen Eindruck davon verschaffen, was eine Aktie wert ist. Und so lange der Kurs unter dem Wert liegt, wird nicht verkauft - sondern eher gekauft.

    • Offizieller Beitrag

    @muc


    Diese Vorgehensweise ist für einen sehr versierten Anleger eine geeignete Vorgehensweise, dennoch ist aus meiner Sicht ein Trailing-Stop-Loss eine sinnvolle Geschichte. Denn ab und an spielen die Märkte vollkommen verrückt, so dass ein zeitweiliger Ausstieg durchaus lukrativ sein kann. Wer sagt denn das ein erneuter Einstieg in die gleiche Aktie nicht möglich ist?


    Für nicht versierte Anleger bieten diese Depotstrategien die Möglichkeit mit geringen Verlustrisiken Anlagen zu tätigen und ich bin überzeugt davon das eine vielzahl der Verluste mit diesen Möglichkeiten reduziert werden kann.

    "Man kann die raffiniertesten Computer der Welt benutzen und Diagramme und Zahlen parat haben, aber am Ende muss man alle Informationen auf einen Nenner bringen, muss einen Zeitplan machen und muss handeln."

    Lee Iacocca, amerik. Topmanager

  • @Henning


    Dass Du mit Trailing-Stop-Loss Verluste verringern kannst, ist unbestritten. Und in gewisser Weise ist das auch bequem, weil Du Dir nicht stets neue Gedanken machen musst, welche Stop-Loss-Marke die angemessene ist.


    Ich gebe Dir auch recht, dass Märkte verrückt spielen können. (Gerade das bietet ja dem intelligenten Investor die Chance, zu Preisen zu kaufen, die unter den Werten liegen. Wäre der Marktpreis immer fair, wäre stock picking sinnlos. Dann würde es ausreichen, stets den Index zu kaufen.)


    Weshalb ich KEINE Stop-Loss-Marken einsetze, hat einen anderen Grund: Du kannst mit Stop-Loss-Orders das Grundproblem des Wiedereinstiegs nicht lösen. Natürlich hast Du Recht, wenn Du schreibst, ein erneuter Einstieg in die gleiche Aktie ist möglich. Keine Frage, das geht.


    Aber das unlösbare Problem ist die Frage des Zeitpunktes! Wann steigst Du wieder ein?
    Wenn der Kurs 30 % tiefer liegt? Oder wartest Du auf 50 % Minus? Oder kaufst Du schon, wenn 20 % Rückgang erreicht sind?


    Solche Überlegungen müssen alle Anleger anstellen, die versuchen, die Märkte zu "timen". Und das ist ein Versuch, der langfristig nicht funktioniert. Du wirst es nicht schaffen, bei einem volatilen Wert jeweils am tiefsten Punkt einzusteigen und jeweils am höchsten Punkt wieder zu verkaufen.


    Und deswegen Finger weg von Stop-Loss-Marken, sie spiegeln eine Sicherheit vor, die es im Aktienmarkt nicht gibt.
    Wer langfristig Geld mit Aktien verdienen will, muss 1. Geduld haben und 2. sich mit den Unternehmen, die er kauft wenigstens ganz grob beschäftigen. Und wer kein - wie Du schreibst - "versierter Anleger" ist, der kann sich auf multinationale Konzeren beschränken. Da kann er nichts falsch machen. Z.B. Johnson & Johnson, Nestlé, Procter & Gamble, Microsoft, BASF, Reckitt Benckiser, Unilever, Wells Fargo - das sind acht Titel, die gleichzeitig ein gute Branchen- und internationale Mischung darstellen. Und alle diese Werte zahlen zuverlässig Dividenden - zum Teil seit Jahrzehnten.


    Wer heute sein Geld auf diese acht Werte investiert und wenigstens fünf Jahre Zeit hat, der wird auch als "nicht versierter Anleger" nicht unter 8 % p.a. Wertentwicklung erreichen. Ohne Ein- und Ausstieg, Stop-Loss oder sonstige Finessen.


    Just buy and hold.