Fondsgebunde Rentenversicherung kündigen zugunsten ETF-Geldanlage?

  • Hallo,


    ich habe dreiFragen:

    1. ich habe eine fondsgebundene Rentenversicherung und 16 Jahre monatlich je 100€ eingezahlt (Summe 19.200€).

    Der aktuelle Rückkaufswert ist 15.500€. Durch Zugewinnausgleich hab ich 50% Verlust gemacht (rund 6.000€). Überlege nun, diese Rückkaufssumme in ETFs zu investieren. bis zur Rente sind noch 20 Jahre.


    2. ähnlich, aber schon lange keine aktive Zahlung mehr in hab ich in eine Kapitallebensversicherung eingezahlt, die "garantierte Leistung" von 19.400€ und Rückkaufswert von 11.800€ angibt.


    3. aufgeschobene Rentenversicherung: garantierte monatl. Rente von 100€ bei Renteneintritt oder Einmalzahlung 22 T€, Rückkaufswert aktuell 7.600€


    Was ist eure Empfehlung?

    Danke vorab & viele Grüße

  • Hallo vil und Herzlich-Willkommen im FT-Forum,

    wie ein geschätzter Forenkollege immer zu schreiben pflegt, kommt es immer auf die persönliche Gesamtsituation an.

    20 Jahre würde aus meiner Sicht ausreichen um das Risiko einer Geldanlage in ein breit streuendes ETF-Depot einzugehen.

    Wie sieht es mit der Absicherung Deiner Arbeitskraft aus (BUV)? Man sollte zumindest wissen, dass Versicherungen i.d.R. einen Bestandschutz haben, wenn Du auf Sozialleistungen angewiesen sein solltest.

    Ein ETF-Depot müsste bis zum Schonvermögen verbraucht werden, wenn Du in den Jahren bis zur Rente auf Sozialleistungen angewiesen sein solltest.


    Auch solltest Du vor einer Kündigung prüfen, ob nicht eine Rückabwicklung Deiner Policen möglich wäre. Daher hat tom70794 nach den Daten der Policen gefragt.

    Diverse Versicherer hatten in den letzten Jahrzehnten Fehler in Ihren Widerrufsbedingungen, so dass eine Rückabwicklung auch noch nach Jahrzehnten möglich ist. Das wäre dann deutlich lohnender als eine Kündigung.


    Ich selbst habe auch noch eine alte Lebensversicherung. Nach eingehender Überlegung habe ich die Police behalten, da die Garantiverzinsung verhältnismäßig gut ist, die Police steuerfrei ist und nur noch wenige Jahre läuft. Kommt halt immer auf die individuelle Situation an.

  • So ich habe nachgeschaut:

    zu 1. fondgebundene RV ist von Prismalife aus dem Jahr 2007. die habe ich aktuell beitragsfrei gestellt. Stellt sich die Frage, ob ich diesen Fonds "umschichten" kann in einen anderen ETF-Fond, denn TER bei dem aktuell zugrundeliegenden ETF-Fond (Warburg Global ETFs-Strategie Aktiv Fonds) beträgt 2,05%, was wohl relativ teuer ist. Oder: Wenn ich kündige, müsste ich dann 25% Steuern zahlen auf den Rückkaufswert?


    zu 2.) Kapitallebensversicherung von der DEVK aus dem Jahr 2001 (also steuerfrei bei der Auszahlung), habe dorthin 12 Jahre eingezahlt bis 2013 und dann war Einzahlung vertraglich beendet. zahle seit Jahren nichts mehr ein.


    zu 3.) sog. Privatrente von "Gothaer" (aufgeschobene Rentenversicherung mit Rentengarantie) aus dem Jahr 1998, 12 Jahre Beiträge eingezahlt, danach war Einzahlung vertraglich beendet.

    wahlweise lebenslange Rente 100€ monatlich oder einmalig Kapitalzahlung 22T€.


    Mir stellt sich die Frage, ob ich 2.) und 3.) einfach so belasse und mir dann irgendwann mit Rentenbeginn steuerfrei auszahlen lasse.

    Und ob ich 1.) kündige oder "umwandle" auf anderen Fond? Geht sowas für ETF-Fonds, die ich zB hier bei finanztip finde?

    Aber dann wäre ich weiterhin noch bei Prismalife, richtig? Ein Online-Broker ist vermutlich günstiger....

    Vielen Dank vorab!

  • Prüfe zunächst mal, ob Du ggf. die Versicherungen Wiederrufen kanns!

    https://www.finanztip.de/leben…sversicherung-widerrufen/

    Die Verbraucherzentrale HH bietet gegen eine Pauschale die Prüfung der Verträge an:

    https://www.vzhh.de/themen/ver…uefen-geld-zurueckholen-0

    Das wäre erstmal Prio 1.

    Man muss ja auch nicht widerrufen, nur die Frage ist halt, ob man es überhaupt könnte.

    Ein Widerruf wäre auf jedem Fall finanziell lohnenswerter als eine Kündigung!


    zu 1:

    Es müssen nur Steuern auf Gewinne gezahlt werden! Wenn Du also keine Gewinne mit der Police erzielt hast, musst Du auch keine Steuern zahlen.

    Fordere von der Versicherung an, in welche Fonds überhaupt investiert werden kann. Nicht jede Versicherung bietet die Möglichkeit in ETF zu investieren an!


    Zu 2 und 3 an.

    Bei der KLV der DEVK (2001) gab es einen Garantiezins von 3,25%.

    Bei der RV der Gothaer (1998) gab es Garantiezins von 4%.

    Quelle: https://www.zinsen-berechnen.d…tallebensversicherung.php

    Bei beiden Policen sind die Renditen jeweils steuerfrei, da die Versicherungen vor 2005 abgeschlossen wurden. Aber die Garantieverzinsung ist vor Abzug der Kosten/Gebühren der Versicherung! Die effektive Rendite wird daher geringer ausfallen.

    Du solltest jedes Jahr eine Standmitteilung der Versicherung erhalten. Mit diesen Daten kannst Du ja mal den folgenden Rechner füttern um mal die effektive Rendite Deiner Policen auszurechnen: https://www.zinsen-berechnen.d…tallebensversicherung.php

    Dann hast Du schon mal einen ersten Fixpunkt für weitere Überlegungen.


    Möglichkeit 1: Kündigung beider Policen (oder auch nur einer) und Anlage des freien Kapitals in einne ETF (oder ggf. Rückabwicklung!).

    Wie lang ist die Restlaufzeit der Policen, bis es zur Auszahlung kommt?

    Bei einem breit streuenden ETF kann man langfristig von einer Rendite von 7% p.a. ausgehen. Die Betonung liegt auf langfristig, was einen Zeitraum von wenigstens 15 eher noch 20 Jahre meint! Unterhalb dieser Zeitspanne kommst Du bereits in einen gewissen Risikobereich. So gab es in den letzten 100 Jahren immer wieder Dekaden in denen der Aktienmarkt keine positive Renditen abgeworfen hat.

    Die Frage ist daher, ob Du noch einen genügend langen Zeitraum für eine Investition in einen marktbreiten ETF hast?

    Bist Du evtl. darauf angewiesen zu einem bestimmten Zeitpunkt eine fixe Geldsumme haben zu müssen?

    Hältst Du eine Investition auch Mental durch, wenn Dein ETF u.U. auch mal einige Jahre tiefrot steht?


    Möglichkeit 2: Du behälts beide Policen (oder auch nur eine) und nimmst die 'sichere' Rendite mit und betrachtest die Policen als Teil Deines 'sicheren' Vermögensanteils.

    Die Entscheidung selbst kann Dir niemand abnehmen. Da kommt es auch auf Deine gesamte finanzielle Situation und Planung an.