Riester-Rente: Was kommt wirklich raus am Ende?

  • Hallo zusammen,


    ich habe hier mal still mitgelesen, weil es mich auch betrifft.

    Ich bin 29 Jahre alt und habe zu Beginn meines Arbeitslebens im Jahr 2012 einen Riester-Vertrag bei der R+V abgeschlossen.

    Nachdem ich mich vor 2 Jahren mit meinen Finanzen beschäftigt habe, habe ich den Riester stillgelegt bzw. bespare ihn mit dem Mindestsatz von 60,- pro Jahr. In diesen knapp 10 Jahren hat dieser sogar eine negative Rendite erwirtschaftet. (Zulagen + Steuerersparnisse ausgenommen)

    Der aktuelle Wert beträgt ca. 6.000,-€.

    Die einzigen Gründe, diesen zukünftig wieder zu besparen sind die Kinderzulagen (die dann vermutlich aber meine Frau bekommen würde) und evtl. zukünftige Änderungen beim Riestern.

    Bis dahin befürchte ich, dass die Kosten den Bestand auffressen.

    Kann ich irgendwo eine Auskunft bekommen, wie viel Geld beim Verkauf von diesem nach den Abzügen von Zulagen und Steuern bekommen würde? Wie funktioniert das dann mit den Steuerrückzahlungen - wird das automatisch abgezogen?


    Danke schonmal vorab.

  • Die Versicherung zieht alle Steuererstattungen und Zulagen ab vor Auszahlung, denn die Versicherung holt sich die Daten direkt von der ZfA (Zentralezulagenstelle für Altersvermögen)


    Einfach Rückwirkend die Zulagen die direkt im Vertrag gelandet sind, sowie die Steuererstattungen die es für den Riester über die jährlichen Steuererklärungen gab, vom aktuellen wert abziehen.

  • Man muss eben rechnen, was mehr ist in 34 bis 38 Jahren:


    A) Garantieguthaben (Eigenbeiträge + Zulagen) minus Steuern


    oder


    B) Guthaben jetzt, abzüglich Zulagen, Steuervorteile (und ggf. Gebühr) umgeschichtet in ein Alternativ-Investment, dann auch minus Steuern.


    Bei der langen Zeit ist Variante B wahrscheinlich im Vorteil.

  • Man muss eben rechnen, was mehr ist in 34 bis 38 Jahren:

    ...

    Bei der langen Zeit ist Variante B wahrscheinlich im Vorteil.

    Wenn man denn 'B' auch so lange durchhalten kann.

    Nicht, dass einem das Leben dazwischen kommt und man mit 50+ auf Grund einer Krankheit gezwungen wird 'B' vorzeitig (ver)brauchen zu müssen, weil 'B' keinem Bestandsschutz genießt.


    Langer Rede: Es geht manchmal um mehr als reine (Rendite)Mathematik. Man muss immer die individuelle Gesamtsituation berücksichtigen (z.B. Berufsunfähigkeitsabsicherung).

  • Wenn man denn 'B' auch so lange durchhalten kann.

    Nicht, dass einem das Leben dazwischen kommt und man mit 50+ auf Grund einer Krankheit gezwungen wird 'B' vorzeitig (ver)brauchen zu müssen, weil 'B' keinem Bestandsschutz genießt.


    Langer Rede: Es geht manchmal um mehr als reine (Rendite)Mathematik. Man muss immer die individuelle Gesamtsituation berücksichtigen (z.B. Berufsunfähigkeitsabsicherung).

    B minus Beitrag für eine entsprechende Absicherung?

  • Mit dem Bestandsschutz hast du grundsätzlich recht. Als relevant würde ich den aber nur betrachten, wenn tatsächlich nennenswerte Summen zusammenkommen. Ein stillgelegter 6000€ Vertrag mit Nullrendite wird den Braten nicht fett machen. Dazu sind die möglichen Renten einfach viel zu gering, bei einem Rentenfaktor von 25 wären das 15€ pro Monat. Das reicht schon demnächst nicht mehr für eine Maß Bier und in Preisen von 2060 ist fraglich, ob man dafür noch viel mehr als eine Halbe bekommt ;)

  • Wenn aber künftig keine Riesterverträge zu bekommen sind, die bessere Hälfte X Euro zusammengeriestert hat, zu Schadrn kommt und die schädliche Verwendung droht, dann würde unter Sicherheitsaspekten schon etwas für den Fortbestand des eigenen Vertrages sprechen.

  • LebenimSueden , Referat Janders

    Ich wollte nur darauf hinweisen, dass man nicht einfach nur eine schlechte Investition kündigt, ohne sich über alle Konsequenzen im Klaren zu sein.

    Klar, bei 6000€ braucht man sich darüber keine Gedanken zu machen. Aber evtl. denkt sich auch ein 45 jähriger mit höherem Stand in einer Versicherungslösung ich hab ja noch 20+ Jahre bis zur Rente. Vertrag gekündigt und ins ETF-Depot investiert ist das Geld sehr schnell.

    Wenn man dann aber 5 Jahre später in die Berufsunfähigkeit rutscht oder ein anderer schwarzer Schwan auftaucht kann es echt blöd laufen.

    Ich habe selbstständige Bekannte, denen Corona die Altersvorsorgeplanung ganz schön durcheinandergewirbelt hat. Beide durften mehrere Monate Ihre Berufe nicht ausüben und Sie hatten keine Einnahmen. Gab dann immerhin Hartz4-Leistungen.

  • 15€ können viel ausmachen. Gerade wenn man von H4/Bürgergeld und co leben muss kann das am Monatsende den Unterschied machen ob man die letzten Tage doch noch was in den Kühlschrank bekommt oder nicht. Ähnliches bei Renten in der Höhe, da darf man ja eh nur 100€ oder so anrechnungsfrei behalten bevor groß abgeschöpft wird.


    Da hab ich persönlich Glück gehabt, auch wenn meine BU keine Riester ist da es das damals noch nicht gab. Und Riester sich später bei mir nicht gelohnt hätte.


    Selbst ein kleiner Riester, der am Ende nur zweistellig auswirft kann helfen, wenn man wenig hat können auch so kleine summen große Unterschiede machen.


    Das Riester und co Bestandsschutz haben ist auch viel wert, bei meiner privaten Alters-BU-Kombidingens musste ich mit dem Sozialamt kämpfen weil die irgendwann verlangt hatten das ich das auflöse. Weil privat abgeschlossen, damals noch kein Riester, kein grundsätzlicher Bestandsschutz. Da musste ich dann Schreiben und Bescheinigungen des Versicherers anbringen dass das Geld fest sitzt bis Alter x oder Umstand Y, damit ich die Versicherung nicht kündigen musste.

    Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung ist zu 90% wie H4/Bürgergeld geregelt. Auch mit einigen Fallstricken was Schonvermögen angeht.


    Zudem hatte ich meine private Vorsoge damals noch vor der großen Riester- und H4-Reform abgeschlossen. Damals hieß es noch, wenn man EU-Rente bekommt gibt es die private BU oben drauf. Nach all den Riester/H4-Reformen wird das zum Großteil angerechnet.

    Da wurden viele mit nur kleinen Absicherungen in die Pfanne gehauen, deswegen lohnen sich heute ja nur Absicherungen die einen entweder deutlich über Grundsicherungsniveau bringen oder eben was kleines das so gering ist das es nicht groß angerechnet wird im Fall der Fälle. Deswegen kann ein kleiner Riester bis 100€ Monatsrente schon viel wert sein.


    Ändert nichts dran das viele Riesterverträge Abzocke sind, das will ich nicht bestreiten. ist aber eine der wenigen Möglichkeiten auch für jemanden der später sehr wahrscheinlich auf stattliche Unterstützung angewiesen ist und einfach nicht ausreichend vorsorgen kann zumindest etwas mehr zu haben. Deswegen würde ich kleinere Riester nicht von Vornherein verteufeln, es gibt Fälle wo die Sinn machen können. Ist noch nicht lange her da gab es keinen flächendeckenden Mindestlohn in Deutschland, auch jetzt reichen die 12€ die Stunde kaum für ne spätere Rente über der Grusi weswegen jeder privat vorsorgen muss.

    Und diese Privatvorsorge kann in vielen Fällen ganz schnell weg sein wenn man keinen sicheren Job hat oder aus anderen Gründen wie Gesundheit auf die sozialen Absicherungen angewiesen ist.


    Leider hat das Thema mehr als eine Seite, ist zumindest meine Meinung. Ich hab das alles von der unteren Seite erleben müssen. :)

  • Ich bin 29 Jahre alt und habe zu Beginn meines Arbeitslebens im Jahr 2012 einen Riester-Vertrag bei der R+V abgeschlossen.

    Nachdem ich mich vor 2 Jahren mit meinen Finanzen beschäftigt habe, habe ich den Riester stillgelegt bzw. bespare ihn mit dem Mindestsatz von 60,- pro Jahr. In diesen knapp 10 Jahren hat dieser sogar eine negative Rendite erwirtschaftet. (Zulagen + Steuerersparnisse ausgenommen)

    Der aktuelle Wert beträgt ca. 6.000,-

    Siggili In deinem Alter solltest Du das Risiko m.E. nicht scheuen: Kündigen und umschichten ist bestimmt eine gute Alternative zum ewigen „weiter so“ mit Verlust. Kläre vorher den Kinderzulagen-Kram ab, damit es keine Nachteile gibt, aber dann hast du voraussichtlich noch mindestens 20, vielleicht sogar 30 oder mehr Jahre, in denen du vernünftige Rendite machen kannst, z.B. mittels ETF

  • Danke euch schonmal für eure Antworten.

    Kurze Frage nochmal zu den Steuererstattungen. Wo kann ich auf den Steuerbescheiden sehen, wie viele Steuern ich durch die bAV gespart habe?

    Ist dies der Betrag, der auf der ersten Seite mit "Über die Altersvorsorgezulage hinausgehende Steuerermäßigung" angegeben ist? Falls ja, sind die Zahlen für meinen Vertrag wie folgt:

    Eigene Einzahlungen: 4.000,-

    Zulagen: 1.700,-

    gesparte Steuer: 656,-

    Rest sind Zinsausschüttungen.


    Konkret bedeutet das, dass ich bei Verkauf 6.000 - 1.700 - 656 = 3.644€ bei selbst eingezahlten 4.000,-€ wiederbekommen würde? Dann könnte ich mir darüber den Kopf zerbrechen, ob Weiterhalten oder konsequentes Umschichten in ETF sinnvoller ist.

  • Wenn die Politik einem zum Start erklärt, man muss privat vorsorgen um im Alter über die Runden zu kommen und dann gibt es so einen Rohrkrepierer als Alternative, in dem auch noch Unmengen an Steuergelder versenkt werden, stimmt mich das traurig und wütend zu gleich.

    ...und für die Immobilienbesitzer kommt bald eine Zwangsabgabe, so wie das Geld in letzter Zeit aus dem Fenster geworfen wurde.

  • Viele Rieserverträge sind besser als ihr Ruf. Ja in der Tat sieht man je nach Vertragsart erst kurz vor der Rente wieviel rauskommt. Immerhin darf man nicht vergessen, dass man einen Teil der Beiträge indirekt über das Finanzamt wieder zurückbekommen hat.


    Mein Vertrag ist innerhalb von nur 3 Jahren hat sich der voraussichtlicher Rentenbetrag um 20% erhöht aufgrund der Erhohlung an den Börsen und der Zinssteigerungen.

  • Aber was bringt dir das wenn du einen Sche*** Faktor oder eventuell noch überhaupt keinen garantieren Faktor hast.

    Und selbst der garantierte ist weniger wert als viele Annehmen.

    Denn selbst eine Garantie ist nicht immer eine Garantie. Einfach mal "richtig" schlau machen.


    Man darf Riester nicht einfach nach seiner Performance bewerten. Da hängen noch deutlich mehr Stellschrauben dahinter als einfach die aktuelle Performance.


    Ja, das Produkt ist komplex und schwer überschaubar.

    Aber für jeden machbar, wenn man sich nicht von vornherein in die eigene Tasche belügt.

    Oft werde ich einfach den Gedanken nicht los das es eines der Ziele der Versicherungen war: Es für den Michel so komplex zu machen das man ihm alles andrehen kann, er versteht es so oder so nicht.

    Weder bei der Unterschrift noch später. Und am Ende kommt die fette Abrechnung und es gab einen der sich freut: deine Versicherung

  • Immerhin darf man nicht vergessen, dass man einen Teil der Beiträge indirekt über das Finanzamt wieder zurückbekommen hat.

    Dafür darfst Du die Rentenzahlungen dann aber auch im Alter voll versteuern. Es handelt sich ja nur um eine Steuerstundung und nicht um ein Steuergeschenk.

    Mein Vertrag ist innerhalb von nur 3 Jahren hat sich der voraussichtlicher Rentenbetrag um 20% erhöht aufgrund der Erhohlung an den Börsen und der Zinssteigerungen.

    Das kann sich auch schnell wieder ändern, dass kann ich Dir als Besitzer einen Kapitallebensversicherung versichern! Sind ja nur Prognosen. Verlassen kann man sich einzig und allein auf den Garantiebetrag!;)

    Und die Inflation sollte man dabei auch berücksichtigen.

  • Der Smiley trifft es eher als der Satz.

    Man muss ja auch noch schauen, wer einem die Garantie garantiert.


    Tod und Steuern, die kann man getrost als garantiert ansehen.

    Steuern wirken nur auf den auszuzahlenden also mindestens den Garantiebetrag.


    Der Betrag den du über die Steuererklärung zurück bekommst wirkt sofort. Wenn ich also 2100€ pro Jahr einzahle und davon sind 575€ vom Staat (400€ Steuerrückerstattung und 175€ Zuschuss) dann ist die Frage wie gut die Anlage performt. Die Kosten sind mit den 575€ sicher abgedeckt und meine Anlagesumme pro Jahr ist dann 1525€. 30 Jahre laufen lassen und mit 5% im Schnitt pro Jahr über Fonds trotz Garantiebetrag kann man rechnen.


    Das wären nach 30 J bei einer dynamischen Anpassung von 2% am Anfang 300€ Rente und steigt über 30 J auf 540€.


    Ja ein reiner ETF wäre performanter, aber er hat andere Nachteile.