Eigenkapital

  • Wir haben aktuell einen Mietvertrag deutlich unter den derzeit üblichen Vergleichsmieten.


    Vielleicht ist es besser, hier wohnen zu bleiben und den Überschuss stumpf zu investieren.

    Patrick1978

    Einer der vielgesehenen Finanzprofis, Andreas Beck, rät mehr oder weniger direkt dazu, einen Immobilienkauf momentan aufzuschieben und lieber in ein, zwei Jahren nochmals den Markt zu sondieren. Von Beck gibt’s dazu diverse Videos auf YouTube

  • Ich kann einmal sagen, wie ich es wahrscheinlich machen würde (ich kenne natürlich nicht Deine genaue Situation, daher ist das nur ein Denkanstoß):


    Ich würde sofort anfangen, dem Immobilienmarkt bei Euch sehr genau zu beobachten, jede Woche die bekannten Portale absurfen, viel Spazieren gehen, um ein Gefühl für die relevanten Lagen zu bekommen, ruhig auch mal eine Wohnung oder ein Neubauprojekt besichtigen.


    Gleichzeitig würde ich anfangen, so ernsthaft wie möglich zu sparen. Idealerweise hast Du, wenn Du dann kaufst, genug Cash für die Kaufnebenkosten + mind. 10% des Kaufpreises + 30.000 Cash Notreserve. Außerdem würde ich ausrechnen, wann Du die Immobilie realistisch abbezahlt hast (inkl. der realistisch leistbaren Sondertilgungen), bzw. ob Du neben der Immobilie noch anderes Vermögen aufbauen kannst. Meiner Meinung nach ist es keine gute Idee, es so zu planen dass man 20 Jahre lang alles freie Geld in das Abstottern der Immobilie stecken muss. Dann kommt eine größere Renovierung, und man kommt wieder zu nichts. Wenn es nur so ginge, dann lieber zur Miete wohnen bleiben, oder sich fragen, ob die Ansprüche an das Kaufobjekt, insb. Fläche, etwas heruntergeschraubt werden können (aber auf keinen Fall eine Bruchbude mit Renovierungsstau kaufen!).


    Drittens, die Versicherungen genau prüfen, möglicherweise auflösen und den Riester beitragsfrei stellen.

  • Habt ihr ein Haushaltsbuch? Falls nicht, wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, zumindest alle regelmäßigen Ausgaben in einer großen Tabelle zusammenzuführen. Dann kommt zumindest eine halbwegs belastbare Zahl raus. Erfahrungsgemäß dauert es auch immer noch ein paar Wochen, in denen man der Tabelle diverse Punkte hinzufügt.


    30% vom Netto halte ich jetzt nicht für unglaublich hoch, eher für niedrig bei 500k Fremdkapital und ~4% Zins. In vielen Gegenden ist für das Budget auch keine Mietwohnung zu bekommen. Letztendlich ist ohnehin nicht der prozentuale Anteil entscheidend, sondern welcher absolute Betrag übrig bleibt und ob der sich mit dem Lebensstil (siehe Haushaltsbuch) verträgt. Nebenkosten und Instandhaltung nicht vergessen, bei einer Immobilie aus dem Bestand werden in der Regel auch Sanierungen fällig.

  • Ich bin da bei FinanzPanda...dass man aktuell sehr günstig zur Miete wohnt, würde ich zum Anlass nehmen, massiv die Sparquote zu erhöhen und den Markt intensiv zu beobachten. Da jetzt auch wieder die Sparzinsen steigen und die Preisentwicklung bei Immobilien eher Bremsspuren bekommt, kann man sogar noch ein bisschen was durch die Zinsen mit der Zeit aufstocken.


    Ebenso kann man die Zeit nutzen, etwaige Versicherungen zu verkaufen oder zu kündigen - oft gibt es da ja auch längere Fristen. Selbst bei ungünstigen Bedingungen kann ein Verlust (z.B. weil Rückkaufswert geringer als die Summe der Einzahlungen) unter'm Strich lohnenswert sein, weil man auf diesen Teil keine Finanzierungszinsen zahlen muss.

  • Vielen Dank für die vielen tollen Denkanstöße.


    Wir führen kein klassisches Haushaltsbuch, ich habe aber einen "Budgetplan", den ich regelmäßig (sehr kleinteilig) aktualisiere. Gerade für die dicken Abbuchungen, die einmal jährlich gerne im Dezember/Januar (schlimme Monate für mein Konto) anstehen, lege ich monatlich eine Rücklage weg.


    Von unserem aktuellen Haushaltseinkommen (abgerundet 7.400,- € netto) spare ich monatlich bereits abgerundet 1.500,- € ohne Zweckbindung weg. Es bleibt dann immer noch genug Geld für 2-3 Familienurlaube (aber eher Camping und nicht All. Inkl. in der Karibik ;) ) im Jahr. Rücklagen für Pkw bilde ich gesondert. Zusammen mit der Miete (kalt derzeit ca. 1.000,- €) wäre für mich derzeit eine monatliche Kreditrate von 2.500,- € darstellbar, ohne dass ich mich total verbiegen müsste.


    Ich sehe aber durchaus, dass eine deutliche Erhöhung kurzfristig liquiden Eigenkapitals absolut zweckmäßig ist. Zur Not mache ich damit in 10 Jahren eine Weltreise, falls es nichts mit der Immobilie wird.


    Wir wohnen bereits zur Miete in einem Haus, d.h. vergleichbare Nebenkosten zahle ich ohnehin über die Abrechnung meiner Vermieterin. Dass ich Rücklagen für Reparaturen etc. bilden muss, habe ich im Blick.


    Da ich Beamter mit planbaren Besoldungserhöhungen bin, hatte ich bei den bisherigen Gesprächen mit der Bank immer den Eindruck, dass die vieles mitmachen würden, wobei das Thema Sparen, Sparen, Sparen trotzdem immer betont wurde.


    Dass mit dem Verkauf der Versicherungen überlege ich mir. Wohlwissend, dass ich mir hiermit in einem solchen Forum keine Freunde mache, muss ich aber mal eine Lanze für Riester brechen. Mein Vertrag hat einen Aktienanteil, der schon viele Krisen (Finanzkrise 2008, Eurokrise, Corona, Ukraine) gesehen hat. Trotz aller Kosten steht da ein fünfstelliges Plus. Und die Besparung dauert vertragsgemäß noch bis 2044.


    Was mir derzeit Sorgen macht ist, dass ich nicht planen kann, welche energetischen Sanierungen gegebenenfalls zukünftig gesetzliche Pflicht werden, wenn man Eigentümer einer Bestandsimmobilie wird. Vielleicht freue ich mich eines Tages darüber, dass solche Kosten primär von der Vermieterin zu tragen sind.

  • Da ich Beamter mit planbaren Besoldungserhöhungen bin, hatte ich bei den bisherigen Gesprächen mit der Bank immer den Eindruck, dass die vieles mitmachen würden, wobei das Thema Sparen, Sparen, Sparen trotzdem immer betont wurde.

    Das (praktisch unkündbar) verändert die Ausgangslage nicht ganz unerheblich.

    Vor dem Hintergrund war daher auf schon mein früherer Beitrag 37, Abs. 2 zu verstehen:

    ... schon im Eröffnungspost die wesentlichen Basics zu nennen (wie Alter, Einkommen, Sicherheit des Einkommens (AN, Selbständiger, Freiberufler, Beamter, ÖD usw.), Eigenkapital, Kaufpreis der Immobilie (falls bekannt) und/oder geplantes Budget für die Suche usw. - zu diesen Basics würde ich zwingend auch den Familienstand zählen sowie ob Kinder vorhanden sind


    Was mir derzeit Sorgen macht ist, dass ich nicht planen kann, welche energetischen Sanierungen gegebenenfalls zukünftig gesetzliche Pflicht werden, wenn man Eigentümer einer Bestandsimmobilie wird. Vielleicht freue ich mich eines Tages darüber, dass solche Kosten primär von der Vermieterin zu tragen sind.

    Da bin ich etwas skeptisch. Vermietung ist immer eine Gesamtkalkulation. Wobei nach meiner Erinnerung das Gros der Wohnungen (um oder sogar über 60%) nicht von den großen Wohnungs-Gesellschaften bzw. Konzernen (wie Vonovia - um nur ein Beispiel zu nennen) gestellt wird - sondern von den sog. privaten Kleinvermietern (nicht selten mit nur 1-3 Wohnungen). Verändert sich da signifikant eine Position in der Gesamtkalkulation, wird entweder die Miete entsprechend steigen müssen oder diese Wohnungen werden dann eben nicht mehr vermietet (und stattdessen z. B. verkauft).


    Wie das Spannungsfeld aus dringend mehr aber auch bezahlbarem Wohnraum bei ständig steigenden Baukosten sowie ständig erhöhten Auflagen in Sachen Energieeffizienz und gleichzeitigen Mietpreisbegrenzungen, Mietpreisbremsen oder sogar Mietenstopps aufgelöst werden soll, sehe ich derzeit noch nicht so recht.


    Das aber nur am Rande. Halbwegs umsichtige Immobilienkäufer (sei es nun als Selbstnutzer oder Kapitalanleger) haben - nach meiner Beobachtung - aber schon seit einigen Jahren um die sehr schlechten Energieeffizienzklassen (wie E, F, G und H) eher einen Bogen gemacht und/oder das bei den Verhandlungen entsprechend berücksichtigt sprich eingepreist.

  • Mein Vertrag hat einen Aktienanteil, der schon viele Krisen (Finanzkrise 2008, Eurokrise, Corona, Ukraine) gesehen hat. Trotz aller Kosten steht da ein fünfstelliges Plus. Und die Besparung dauert vertragsgemäß noch bis 2044.

    Und was hättest du, wenn du seit jeher das Geld anderweitig investiert hättest?

  • Und was hättest du, wenn du seit jeher das Geld anderweitig investiert hättest?

    Eine ex-post Betrachtung von Anlageentscheidungen macht m.E. keinen Sinn.


    Sonst müsste ich mich auch fragen, warum ich 2014 keine Bitcoins gekauft habe oder 2008 keine Immobilie.


    Der Riester datiert aus 2007. Nach meiner Erinnerung waren ETF damals kein Thema. Grundsätzlich bin ich durch den Riester für das Thema Fonds-Sparplan sensibilisiert worden. Hierfür bin ich dankbar, was folgende Finanzentscheidungen betrifft.

  • Dann schauen wir halt mal in die Zukunft. Vergleiche, was du 2044 mit deinem Riester hast mit dem, was du hättest, wenn du jetzt den Riester platt machst und das Geld in zB einen marktbreiten ETF steckst.

    Würde mich wirklich interessieren. Das hier natürlich Äpfel mit Birnen verglichen werden (relativ sicherer Riester vs. Risikoreichere ETFs) sollte man ganz klar bedenken. Aber die Zahlen wären doch sicher mal nice to know.

    Wichtig ist aber natürlich auch, dass man mit seiner Geldanlage, egal wie sie aussieht zufrieden ist!

  • Eine diversifizierte Geldanlage halte ich für sinnvoll um das Risiko auszubalancieren. Man kann natürllich alles auf eine Karte mit Aktien / ETFs setzen oder in verschiedene Anlage- und Risikoklassen (von Gold bis Krypto) investieren.

    Dann schauen wir halt mal in die Zukunft. Vergleiche, was du 2044 mit deinem Riester hast mit dem, was du hättest, wenn du jetzt den Riester platt machst und das Geld in zB einen marktbreiten ETF steckst.

    Würde mich wirklich interessieren. Das hier natürlich Äpfel mit Birnen verglichen werden (relativ sicherer Riester vs. Risikoreichere ETFs) sollte man ganz klar bedenken. Aber die Zahlen wären doch sicher mal nice to know.

    Wichtig ist aber natürlich auch, dass man mit seiner Geldanlage, egal wie sie aussieht zufrieden ist!