Riester von 2008 stillegen oder aufstocken?

  • Hallo liebe Community,


    seit Jahren quält mich die Frage, ob Riester weiter oder nicht und jetzt geh ich die Sache aktiv an. ;) Ich plane zeitnah einen ETF-Sparplan zu starten und habe noch einen alten Riester-Renten-Fond-Vertrag (DekaStruktur: 4 Chance) aus 2008. Laut Podcast zähle ich nicht zu der Zielgruppe für die ein Riester-Vertrag aus heutiger Sicht rentabel ist (keine Kinder, keine Geringverdienerin). Ich zahle seit Beginn 35 Euro monatlich ein (habe früher deutlich weniger verdient) und erhalte eine staatliche Zulage von 118,74 jährlich. Habe also noch nie bewusst die 4 % gezahlt. Rein rechnerisch müsste ich mittlerweile 133 Euro im Monat zahlen, wenn man nach den 4 % vom Jahresbrutto geht. Aber 1585 Euro im Jahr einzahlen, um 175 Euro Zulage zu bekommen? Laut Podcast macht Riester ja nur Sinn, wenn der Anteil der Zulage im guten Verhältnis zum Eigenkapital steht. Scheint mir nicht so. Mein Riester-Kapital beläuft sich aktuell auf 7080 Euro und befindet sich laut meines Verständnisses im Plus. Ich bin nun mit den Optionen total überfordert. 1. stilllegen, 2. auf 133 Euro im Monat erhöhen, um volle Zulage zu bekommen, 3. Vertrag wechseln 4.?


    Habt Ihr vielleicht Ideen und Anregungen dazu, gerne auch wo ich mich näher beraten lassen kann. Habe ich irgendetwas in meinen Gedankengängen vergessen bzw. missachtet? Ich bin noch gänzlich neu in der Finanzwelt, arbeite mich gerade erst ein und bin für jede Idee dankbar. :saint:


    Vielen lieben Dank schon jetzt für Eure Zeit und Mühe!

  • Hallo lulu27 willkommen im FT Forum,

    das Beste liegt in deinem letzten Satz, du kümmerst dich selbst um deine Finanzen!

    Sicherlich macht es wenig Sinn den Vertrag weiter zu besparen, nur fehlen die genauen Angaben zum Vertrag, dann können wir hier besser urteilen, was die günstigste Variante ist.

    3 Punkte aber schon einmal

    1. Weitersparen macht nach deinen Angaben sicherlich den wenigsten Sinn

    2. Kündigen, hier werden deine Zulagen und Steuervorteile zurück verlangt und von deinem Guthaben bei Auszahlung abgezogen.

    3. Still legen und bis zur Rente abwarten, dann bleiben dir die Abzüge erspart

    Allerdings wird diese Rente wohl nur zum monatlichen Besuch im Eiscafe deiner Wahl reichen....

    Ich würde, vorausgesetzt 15 Jahre + bis zur Rente, verkaufen und den Betrag in einen von FT empfohlenen weltweiten ETF investieren. Aber genaue Angaben über den Vertrag würden weiter helfen, ob ich mit meiner Idee richtig liege.

  • Hallo ichbins, vielen lieben Dank für Deine schnelle Antwort! Genau, 1 und 2 erscheinen mir auch sehr unattraktiv.


    Soweit schon einmal aus dem Vertrag:

    Beginn 01.01.2008 (Eintrittsalter 21 Jahre)

    Ablauf Beitragszahlung/Beginn Rentenzahlung 01.01.2053 (also im Normalfall hab ich noch 31 Jahre bis zur Rente <X:D)

    Garantierte Verzinsung des Guthabens mit Rechnungszins von 2,25 % (habe überall nach dem Zinssatz gesucht und das war die einzige Prozentzahl, die mir schlüssig erschien:saint:)


    Was genau brauchst Du zudem für Informationen, um es bewerten zu können, dann schau ich gezielt nach? :)

  • Hallo lulu27 und Herzlich-Willkommen im FT-Forum,

    Mein Riester-Kapital beläuft sich aktuell auf 7080 Euro und befindet sich laut meines Verständnisses im Plus.

    Du hast 12 x 35€ = 420€ + 118,74€ Zulage pro Jahr eingezahlt.

    Macht bei 14 Jahren 14 x 538,74€ = 7542,36€ die Du eingezahlt hast. Dein Guthaben beträgt 7080€! :/

    Nach meinem Verständnis ist das ein Minus-Investment. Und fange ich noch nicht mal mit der Inflation an.


    Es ist schwer einfach so eine Empfehlung zu geben ohne Deine finanziellen Verhältnisse genauer zu kennen, aber wenn Du noch mehr wie 15 Jahre bis zur Rente hast, würde ich mich ichbins Meinung anschließen und zusehen, dass ich den Vertrag kündige und das Geld anderweitig anlege!


    PS: Selbst auf Festgeld/Tagesgeld bekommst Du mehr Rendite!

    PPS: Als absoluter Anfängerin empfehle ich Dir das Buch des Finanzwesirs: https://www.amazon.de/Finanzwe…zwesir%2Caps%2C126&sr=8-1

  • ichbins also ich habe hier nur einen Versicherungsschein liegen von der Provinzial. Und ich bin ehrlich, ich verstehe nicht ganz, was es genau für ein Vertrag ist. Hier stehen Schlagworte wie:


    Fondsanlage: Dynamikrente

    Produkt: Prämienrente

    Garantierte monatliche Rente von 95,01 ab 2053


    Auf dem jährlichen Schrieb zur Werteentwicklung steht: Ihre Riesterrente Plus hat sich folgendermaßen entwickelt....

    monstermania Ja da hast du vollkommen recht. Das stimmt meine Rechnung nicht. Das macht es ja direkt noch unattraktiver... danke für den Buch-Tipp!!!! :)

  • Ich bin immer fester davon überzeugt, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Heißt kündigen, die Rückzahlungen in Kauf nehmen und das Restgeld investieren. In deinen jungen Jahren ist noch viel Zeit für eine ETF - Investition. Die Rente von 95€ in 30 Jahren hat bei normaler Entwicklung einen Wert von Rund 50€ aus heutiger Sicht. Ich empfehle ein Video Wochenende mit den Grundlagenvideos von Saidi. Auch die FT Seiten zum Thema lesen und danach handeln und auch dieses Forum nutzen. Ich wünschte das hätte es alles schon vor 30 Jahren so gegeben, dann hätte ich einige (kostspielige) Fehler weniger gemacht. Also dann, viel Erfolg!

  • ichbins Ja das klingt nach dem richtigen Weg! Mir wurde gerade an anderer Stelle noch empfohlen, den Vertrag in Wohnriester umzuwandeln, also als Bausparvertrag weiterlaufen zu lassen. Aber das ist doch nur eine Verlängerung des Leids oder? Das Wochenende mit den Videos ist fest eingeplant, vielen lieben Dank für Deine Unterstützung!


    TamInvest Ich ahne, dass ich dieses gute Gefühl bald auch haben werde. :D

  • Mir wurde gerade an anderer Stelle noch empfohlen, den Vertrag in Wohnriester umzuwandeln, also als Bausparvertrag weiterlaufen zu lassen.

    Das solltest du ums Verrecken nicht tun! Informier dich, was Wohnriester bedeutet und du kriegst von alleine das kalte Ko@%&en

  • lulu27 kann es sein das die andere Stelle Geld mit Bausparverträgen verdient?

    Ein Wohnriester ist so dermaßen kompliziert und wenn du keine selbstgenutzte Immobilie hast immer Quatsch.

    Stop deinen Riester erstmal und mache dich weiter Finanzschlau. Auf ein paar Wochen kommt es jetzt auch nicht mehr an.

  • Ja das klingt nach dem richtigen Weg! Mir wurde gerade an anderer Stelle noch empfohlen, den Vertrag in Wohnriester umzuwandeln, also als Bausparvertrag weiterlaufen zu lassen. Aber das ist doch nur eine Verlängerung des Leids oder? Das Wochenende mit den Videos ist fest eingeplant, vielen lieben Dank für Deine Unterstützung!

    Ich würde auch von einem Riesterbausparer abraten, für eine Altersvorsorge ist dieser ungeeignet. FT rät momentan von Bausparen generell ab, persönlich habe ich mich allerdings nicht damit beschäftigt.

  • Ich werde den Vertrag umgehend stilllegen und direkt fragen, wie hoch die Auszahlungssumme ist. Puuh, bin ich froh diese Frage für mich endlich geklärt zu haben! Was für ein tolles Forum, vielen Dank Euch allen!

  • Es entspricht eher einer Steuerstundung denn der Riester ist in der Rentenphase voll Steuerpflichtig incl. der eigenen Beiträge, Rendite und den Zulagen. Auch wenn der Steuersatz in der Rentenphase niedriger sein sollte.


    Negativer Nebenefekt ist das Riester wie Einkommen bewertet wird, damit zusammen mit der gesetzlichen Rente das Gesamteinkommen anhebt und somit zu einer höheren Abgabe führen kann.

    Man hebt also auch den Steuersatz für die gesetzliche Rente mit an und mindert durch Riester die gesetzliche Nettorente.

  • Ja stimmt, aber bei dieser Steuerstundung profitiere ich vom Zinseszins.

    Aufgeschobene 400€ sind 20 Jahre später eben 800€ bei 3,6% Zins.


    Eventuell sind die Steuern im Alter auch geringer.

    Die Logik verstehe ich nicht. Steuern werden meist prozentual berechnet. Der Prozentsatz kannn ich zwar leicht aendern aber wenn der Riester keine Rendite abwirft, dann sind aufgeschobene 400 spaeter immer noch 400. Hat nicht mehr so viel Kaufkraft, aber eben auch die Rente nicht.

  • Aufgeschobene 400€ sind 20 Jahre später eben 800€ bei 3,6% Zins.

    Eventuell sind die Steuern im Alter auch geringer.

    800€ die Du dann im Alter auch wieder versteuern musst. :/

    Wie Deine Steuerbelastung in 20 oder 30 Jahren aussieht weiß kein Mensch! Ist daher auch nur eine Wette darauf, dass in Zukunft die Steuerbelastung von Rentnern ähnlich aussieht wie heute.


    lulu27

    Das was Horst Talski geschrieben hat ist genau richtig! Mache Dir erstmal ganz in Ruhe Gedanken darüber wo Du jetzt stehst und wo Du hinwillst. Dabei kommt es überhaupt nicht auf ein paar Wochen/Monate an.

    Mach für Dich selbst eine Aufstellung, was Du jetzt schon hast: Ansprüche GRV, Versicherungen, Riester, bAV, usw.

    Dann schaue Dir Stück für Stück an, was wie optimiert oder entsorgt werden kann! Passt etwas nicht mehr in Deine zukünftige Lebensplanung usw.?

    Ich selbst bin erst im Zarten Alter von 47 zum finanziellen Selbstentscheider geworden und habe rund 6 Monate vom Beginn der Überlegungen bis zu meinem ersten ETF-Kauf gebraucht. Lieber ein paar Tage länger nachgedacht, als kurzfristig eine möglicherweise langfristig teure Entscheidung zu treffen!


    Zum Thema Riester empfiehlt es sich auch einen Blick auf die Finanztip-Webseite zu Thema:

    https://www.finanztip.de/riester/

    Insbesondere, ob und für wen sich Riester generell lohnt!

    Ein sehr empfehlenswerte Seite zu den 'Verlockungen' der Finanzindustrie ist der Blog von Prof. Hartmut Walz: https://hartmutwalz.de/finanzblog/

    Einfach mal auf dem Blog nach Riester suchen und lesen.

    Auch die Verbraucherzentralen sind gute Anlaufpunkte um z.B. einen Riestervertrag oder eine bAV zu analysieren. Kostet zwar etwas Geld (~100€), dafür wirst Du dort neutral beraten.


    PS: Das Wichtigste hast Du schon einmal erkannt und gehst es an: Über Deine Finanzen nachdenken!

  • Die Logik verstehe ich nicht. Steuern werden meist prozentual berechnet. Der Prozentsatz kannn ich zwar leicht aendern aber wenn der Riester keine Rendite abwirft, dann sind aufgeschobene 400 spaeter immer noch 400. Hat nicht mehr so viel Kaufkraft, aber eben auch die Rente nicht.

    Wenn du im Alter weniger Rente als jetzt Gehalt bekommst, dann sind auch der Steuersatz geringer. Ich denke, diese Erwartung gilt für die meisten Rentner.

    Im Arbeitsleben reduzierst du dein zu versteuerndes EK um den Beitrag der Riesterzahlung, und im Alter muss du (hoffentlich) diesen Gewinn wieder versteuern. Wenn über die Jahre kein Gewinn rauskommt, dann macht es aber keinen Sinn. Ohne Gewinn ist jede Vorsorge fast sinnlos da es bessere Alternativen gibt. Die 7% in ETFs sind zwar nicht in Stein gemeißelt. Ich meine im schlechtesten Falle hatte man mit einem MSCI World nach 15 Jahren in den letzten 100 Jahren nichts verloren (= kein Gewinn). Wie gesagt, Steuern in der Zukunft sind spekulativ, aber auf der anderen Seite das ist es alles. Nehmen wir das was jetzt gilt.


    Für mich das wichtigste ist: Wenn du keinen anderen Plan für die Altersvorsorge hast, lass es laufen. Jeden Monat oder jedes Jahr diese Planung neu zu hinterfragen und mit den jährlichen (sehr reizvollen) Ausgaben in Einklang zu bringen ist schwer. Einen Riester heute neu abzuschließen macht auch keinen Sinn, weil der Rentenfaktor (Garantie) meist viel zu schlecht ist. Ein Riester mit 2,25% (oder noch mehr für die älteren Verträge) plus Zulagen plus in einem sinnvollen Invest (guter Funds) könnte sinnvoll bleiben. Siehe auch: https://www.finanztip.de/riester/#c104244


    Wenn du einen Plan hast, dann ist die sture ETF Vorsorge wahrscheinlich mindestens ähnlich gut. Du musst aber wirklich bei "Buy&Hold" bleiben. Dieses Mantra ist zwingend für den Erfolg. Bei einem Riester, wo du über die Jahre schwerlich an das Geld rankommst, ist dies gegeben. Das blinde vergleichen der Prozentzahlen (ETF vs Riester) lässt die psychologische Komponente leider außen vor. Daher hat man die Ausdauer und das Durchhaltevermögen oder kann man es sich antrainieren? Ohne dies braucht man entsprechende Rahmenbedingungen.


    Ich sehe Riester als eine Komponente der AV, und würde erwarten das ETFs ein weiterer Baustein sind. Wir reden bei Riester über einen Beitrag von maximal 4% des Gehalts (im vorliegenden Fall von lulu27 sogar nur 1% und das seit jetzt 15 Jahren). Ich würde erwarten, dass ein ETF je nach Lebensphase mit 5-15% des Gehalts zur Altersvorsorge beitragen soll. Wer kann auch mehr, aber ist das möglich?