Notgroschen

  • Liebe Finanztip-Forum-Community,


    es wird empfohlen, mindestens drei Monatsgehälter (z.T. sogar sechs Monatsgehälter) als liquide finanzielle Rücklage zu haben.


    Ist dies in dieser Höhe aus Eurer Sicht regelmäßig notwendig?


    Ich bin Beamter, habe kein Immobilieneigentum und einen Notgroschen von ca. 12.000,- €, was "nur" rund zwei Monatsgehältern entspricht. Mein Lebensstil ist eher nicht extravagant. Mein einziger "Luxus" sind zwei Kinder, die nicht darben müssen.


    Hiermit komme ich bislang sehr gut aus. "Finanzielle Spitzen" (z.B. teure Urlaube, kaputte Haushaltsgegenstände, Anschaffungen für die Kinder o.ä.) konnte ich hiermit bislang immer gut abpuffern. Gibt es etwas, das ich total übersehe, was einen deutlich höheren Notgroschen zwingend notwendig erscheinen lässt?


    Vielen Dank und beste Grüße

  • Wenn eine Rücklage dieser Höhe regelmäßig notwendig wird, ist es keine Rücklage für den Notfall sondern regelmäßiger Durchlauf von Geld. Ist ein Notfall ein Notfall wenn man regelmäßig damit plant? :/


    Ein Kind schlägt sich die Zähne aus und plötzlich sind ein paar tausend Euro erst einmal weg, das Auto geht kaputt, der teure Einbauherd macht außerhalb der Garantie einfach mal Puff.....

    Wenn das alles und ähnliches mit zwei bis drei Monateinkommen als Rücklage abzufedern ist, dann ist doch alles gut!


    12k€ sind aber auch ein deutlich, deutlich, deutlich, überaus deutlich überdurchschnittliches Gehalt auf zwei Monate. Hab ich schon erwähnt wie überdurchschnittlich das ist? Ich glaube deswegen passt die Faustregel bei dir nicht, weil dein Gehalt etwas überdurchschnittlich ist. :D


    Für viele Menschen ist das schon ein halber bis ganzer Jahresverdienst, wenn du persönlich kein Haus hast oder anderes das weitere Rücklagen braucht ist doch alles so in Ordnung. Für mich wären nur zwei Netto-Monatseinkommen zu wenig, aber wenn ich dein Einkommen hätte würden mir auch weniger als zwei Monate als Rücklage/Notgroschen reichen.

  • Nach meinem Eindruck ist der Notgroschen etwas, das sehr individuell gehandhabt wird.


    Die gängige Empfehlung von 3 bis 6 Nettomonatsgehältern finde ich insofern sehr sinnvoll, als dass dies eine sehr vorsichtige Aufstellung ist: Wenn man das empfiehlt, empfiehlt man etwas, das den Fragenden tendenziell eher vor blöden Situationen bewahrt. Der potentielle Schaden - also die Opportunitätskosten für 3 bis 6 nicht sinnvoll angelegte Nettomonatsgehälter - ist hingegen eher überschaubar, kann also in Kauf genommen werden.


    But now comes the big But. Ich selber - Anfang 40, Beamter, mit 2 Kindern und Eigentumswohnung - handhabe es völlig anders. Mit einem Notgroschen, der praktisch inexistent ist. Es gibt ein Tagesgeldkonto, auf das gespart wird für Konsumausgaben und Urlaub und alles, und fertig. (Nur für die Immobilie werden separat Rückstellungen gebildet.) Ich kann mir für uns keinen Notfall vorstellen, der nicht durch den laufenden Etat zu decken wäre, bei dem ein Notgroschen aber sinnvoll wäre.

  • mein Notgroschen entspricht etwa ein Jahregehalt - ich weiß, dass das viel zu viel ist.

    Sonst bin 100% in ETF (A1JX52 + A12CX1) investiert.


    Es ist mir klar, dass mein Notgroschen zu hoch ist - aber ich kann gut schlafen und das ist mir sehr wichtig.


    Es gibt keine richtige oder falsche Antwort - richtig ist das was für Dich richtig ist Patrick1978


    Viele Erfolg!

  • Danke. Dann verlasse ich mich weiterhin auf mein Gefühl und die Erfahrung und lasse mich von pauschalen Finanzratschlägen nicht kirre machen.

    Das würde ich auch stark empfehlen ("pauschale Finanzratschläge" - um Deine Formulierung aufzugreifen - können insoweit sinnvoll sein, als daß diese eine Art erste und grobe Orientierungshilfe liefern - für den individuellen Einzelfall muß und wird dies nicht immer passen; siehe hierzu z. B. auch schon Beitrag Nr. 4, Abs. 1 von TamInvest).


    In dem Fall (sog. "Rücklage für Notfälle" oder auch "Liquiditätspuffer") hört man oft pauschale Empfehlungen wie 2-3 Netto-Monatsgehälter oder auch 10.000 Euro (was sich als fixe Summe dann vermutlich wohl von sog. "Durchschnittsgehältern" ableiten könnte). Wie auch immer, davon halte ich persönlich eher wenig, wie ich mir hier auch schon (an anderer Stelle) erlaubt habe darzustellen.


    Aus meiner Sicht kann ich mir nämlich durchaus Fälle vorstellen, wo jemand z. B. mit 5.000 Euro diesbezüglich ordentlich aufgestellt ist - und bei einem anderen aber 50.000 Euro noch zu knapp bemessen sein können. Der erste Fall könnte mit folgenden Stichworte beschrieben sein wie Single, Beamter oder im ÖD, kein Auto, keine (finanzierte) Immobilie, günstige Mietwohnung, eher geringes Einkommen, bescheidene Lebensführung etc. Der zweite Fall mit Stichworten wie Alleinverdiener (Einkommen wird noch dazu als Selbständiger oder Freiberufler generiert), mit Familie (Frau und zwei Kinder), wohnhaft in finanzierter Immobilie (mit mittlerer sechsstelliger Restschuld), zwei Autos, gehobener Lebensstil etc.


    Ein Blick in die eigene (längere) Finanzhistorie (so denn vorhanden), kann auch hilfreich sein. Wenn nämlich das hier gilt

    Hiermit komme ich bislang sehr gut aus. "Finanzielle Spitzen" (z.B. teure Urlaube, kaputte Haushaltsgegenstände, Anschaffungen für die Kinder o.ä.) konnte ich hiermit bislang immer gut abpuffern.

    könnte dies u. U. ein Hinweis darauf sein, daß der "Puffer" in Deinem Fall einen Tick zu hoch ist; jedenfalls, wenn man das gute "Abpuffern" von "finanziellen Spitzen" so deuten will, daß die Rücklage immer sehr gut gereicht hat und/oder sogar "finanzielle Spitzen" stets aus dem laufenden Einkommen geleistet werden konnte.


    Auch ohne Deine finanzielle Aufstellung en detail zu kennen: Ob Du nun einige Tausend Euro mehr oder weniger in risikoreichere aber auch renditestärkere Assets (wie Aktien und/oder Immobilien) schiebst (weil Du diese risikoarm als "Notgroschen" vorhältst), dürfte generell - und in Deinem Fall wohl erst recht - kaum kriegsentscheidend sein.


    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.


  • Wenn es dir klar ist, dann ändere es doch einfach.

    Allein die Hälfte kann man innerhalb von 5min in simple Staatsanleihen anlegen.

  • Warum sollte er das tun wenn er selbst sagt das er mit seinem "Notgroschen" gut schläft?

    Weil es eine Daumen-Regel gibt die einen niedrigen Notgroschen empfiehlt?


    Ein gutes Gefühl mit kleinen Abweichung von Empfehlungen ist oft am Ende mehr Wert als sich von anderen etwas, gegen die eigene Überzeugung/ das Gefühl, einreden zu lassen.