Wie sicher sind Wertpapier-Depots bei einer Bank im Falle einer Insolvenz der Bank?

  • Ich meine, mal gelesen haben, dass eine Bank nur "Verwahrer" der Wertpapiere ist und solche dann z.B. nicht in die Insolvenzmasse eingehen können. D.h., dass man ohne Probleme (auch keine zeitlichen Probleme) weiterhin Zugriff auf die Wertpapiere haben muss.

    Da gab's bestimmt schon Diskussionen zu dem Thema? (Links?)

  • Grundsätzlich sind Deine Wertpapiere Sondervermögen und fallen nicht in die Insolvenzmasse bei einer Insolvenz des Brokers bzw. der Bank.

    Beim Verrechnungskonto Deines Depots muss man aufpassen, da hier wieder die Grenze von 100.000€ greift. Wer also im ungünstigsten Fall gerade sein millionenschweres Depot komplett auflöst...

    D.h., dass man ohne Probleme (auch keine zeitlichen Probleme) weiterhin Zugriff auf die Wertpapiere haben muss.

    Hier muss man unterscheiden.

    Bei einer Bankenpleite der Depotbank/Broker, wirst Du über Dein Depot nicht mehr handeln können. Dann mußt Du Dein Depot zu einem neuen Broker/Depotbank übertragen. Das könne im Falle des Falles sicherlich einige Tage/Wochen dauern.


    Bei einer Pleite des ETF- oder Fonds-Anbieters sind 2 Szenarien denkbar. Der Fonds/ETF wird von einem anderen Anbieter direkt übernommen oder die enthaltenen Wertpapiere werden komplett verkauft und du erhältst dann das Geld daraus.

    So oder so, würde ich aber davon ausgehen, dass Du eine zeit lang keinen Zugriff auf die betroffenen Fonds/ETF haben würdest.

  • monstermania D.h. man sollte tunlichst vermeiden, die Wertpapiere bei der entsprechenden Bank zu verkaufen und deren Gegenwert in Form von Geld auf ein ebenfalls bei dieser Bank vorhandenem Verrechnungskonto zu übertrage, um es anschliessend woanders hin zu überweisen. Stattdessen sollte man den Depotinhalt übertragen. Und das auch aus anderen Gründen. Man will die Wertpapiere ja schliesslich dann veräußern, wenn es aus eigener Sicht sinnvoll ist. Wobei: jegliche Verzögerung ( s.o.) könnte dann dazu führen, dass man einen optimalen "Verkaufszeitpunkt" verpasst.

    Was ist den konkret z.B mit Bundesschuldanweisungen? Wenn die just fällig werden, während die Insolvenz läuft bzw während eine Verzögerung für die Depotübertragung läuft, dann wandert der Gegenwert zwangsweise auf das Verrechnungskonto umd unterliegt dann wieder den Konditionen dafür - oder?

  • KaffeeOderTee

    Ganz konkret konstruiertes Beispiel. Du hörst z.B., dass Deine Depotbank in finanziellen Schwierigkeiten steckt und willst noch schnell Deinen millionenschweren Depotinhalt verkaufen. Die Kauforders sind raus und das Geld landet just auf dem Verrechnungskonto der Depotbank als der Insolvenzfall eintritt. Dann wären eben nur 100.000@ auf dem Verrechnungskonto abgesichert.


    Ist Alles irgendwie doch ziemlich theoretisch, oder kann hier jemand Fakten aus der Praxis nennen? Also einen konkreten Fall einer Insolvenz eines Brokers/Depotbank und ob schon Jemand dadurch Geld verloren hat?

  • Es gibt noch eine Klausel in der Einlagensicherung, dass die sich unter gewissen Umständen auf 500 000€ erhöht, z.B. Verkauf einer Immobilie. Das ist dann aber auf 6 Monate begrenzt. Das könnte hier auch anwendbar sein.


    Das große Risiko ist hier nicht die Pleite der Bank bzw. des Brokers, sondern betrügerische Absicht ala FTX. Die Crypto-"Assets" waren theoretisch auch getrennt vom Exchange, praktisch aber halt nicht.

  • ..., sondern betrügerische Absicht ala FTX. ...

    Logisch, aber ich gehe mal davon aus, dass wir davor in D bei einer Direktbank mit all Ihren gesetzlichen Regelungen usw. relativ sicher sind.

    Ansonsten sind wie schnell in der Verschwörungsecke. Die 'Wertpapiere' liegen ja eh alle beim Verwalter Clearstream. Und, hat sich schon mal einer bei Clearstream seine Datenbankeinträge zeigen lassen?:/

    PS: Dein Geld auf der Bank liegt auch nicht in einem Schuhkarton im Tresor. ;)

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  • Ja, natürlich ist hier eher nicht davon auszugehen, auch nicht beim Neobroker. Aber man sollte sich einfach darüber im Klaren sein, dass Sondervermögen eben nur solches ist, wenn der Broker das auch entsprechend umsetzt

  • noch eine Frage: wie bekomme ich heraus, wer eine konkrete Anleihe verwaltet? Also ob das cleastream ist, ein anderer Dienstleiter oder der Emittent selbst?

    https://www.manager-magazin.de…b5-4ee0-8f0f-5cc53e8c33c2


    Gestern im ZDF sagt Valerie Haller: "Und was ist überhaupt mit dem Erbe der Credit Suisse? Sie hat Anleihen im Milliardenwert herausgegeben. Wer hat wieviele davon im Deport? Keiner weiss es."

    Müsen die jetzt irgendwo in den Keller gehen und Papiere sichten?

    Oder reicht ein sql query?

  • Gestern im ZDF sagt Valerie Haller: "Und was ist überhaupt mit dem Erbe der Credit Suisse? Sie hat Anleihen im Milliardenwert herausgegeben. Wer hat wieviele davon im Deport? Keiner weiss es."


    Wieso weiß das keiner? Weil Anleger mal wieder nicht das Prospekt gelesen haben oder sich mit dem Unternehmen nicht beschäftigt haben und dann der große Aufschrei kommt, weil man es wieder mal (2006/2007 lässt grüßen) vergeigt hat?

  • Wieso weiß das keiner? Weil Anleger mal wieder nicht das Prospekt gelesen haben oder sich mit dem Unternehmen nicht beschäftigt haben und dann der große Aufschrei kommt, weil man es wieder mal (2006/2007 lässt grüßen) vergeigt hat?

    Es geht nicht darum, was die betroffenen Anleger - jeder für sich eigenverantwortlich - hätte wissen können oder müssen. Es geht darum, dass im zdf gesagt wurde, dass man nicht weiss, wer alles und in welchem Umfang diese Papiere gekauft hat und damit jetzt ggf. selbst ein Problem hat.

    Die Frage ist: wie transparent ist diese Information?

    Denn wenn es doch ermittelbar ist, dann wäre es eine Wettbewerbsverzerrung, wenn einige an diese Information dran kommen und andere nicht - oder?

  • Es geht nicht darum, was die betroffenen Anleger - jeder für sich eigenverantwortlich - hätte wissen können oder müssen. Es geht darum, dass im zdf gesagt wurde, dass man nicht weiss, wer alles und in welchem Umfang diese Papiere gekauft hat und damit jetzt ggf. selbst ein Problem hat.

    Die Frage ist: wie transparent ist diese Information?

    Denn wenn es doch ermittelbar ist, dann wäre es eine Wettbewerbsverzerrung, wenn einige an diese Information dran kommen und andere nicht - oder?


    Nun, die Informationen sind ja frei verfügbar. Es gibt auch schon einem anderen Thread einen Link mit den Fonds, die in entsprechende Anleihen mit wieviel Prozent investiert sind. Was genau willst du also noch mehr wissen?

  • Die Anleihen, um die es geht konnte wohl eh kaum ein Privatanleger zeichnen (AT1). Lt. aktuellem Stand ist die Anleihe ein Totalverlust.

    Und natürlich wissen die Käufer solcher Anleihen sehr genau, was Sie gekauft haben. Nur wird sich wohl kaum ein institutioneller Anleger finden der sagt: "Hey, Leute wir haben mal eben 2 Mrd€ versenkt!". Bei Käufern solcher Anleihen handelt es sich zumeist um große Banken, Versicherungen oder Pensionsfonds.

    Es findet aktuell wohl auch weiter ein reger Handel mit dieser Anleihe statt (natürlich mit massiven Preisabschlägen!). Es stehen ja auch auch mögliche Schadenersatzklagen im Raum.

    Die Übernahme der CS durch die UBS dürfte mit Sicherheit noch lange Zeit die Gerichte und Scharen von Anwälten beschäftigen.

    Gibt ja Hedge-Fonds, die sich genau auf solche Schadensersatzklagen spezialisiert haben. Die kaufen die quasi wertlosen Anleihen für nen Appel und nen Ei und reichen Klage(n) ein. Und wenn Sie nachher nur 50% vom Nennwert bekommen ist das ein Riesengeschäft. Da wird auch aus Sche..e noch Gold gemacht.

  • Dass außer denjenigen, die die Papiere selbst im Depot haben, es keiner wirklich weiß, liegt daran, dass es fast ausschließlich Inhaberschuldverschreibungen sind. Und problematisch an den Anleihen ist, dass es nachrangige Anleihen sind. Das war für die Bank als Emittentin nach den Eigenkapitalregeln sinnvoll, aber die Halter solcher Nachranganleihen sind die ersten, die bei Kapital- oder sonstigen Sanierungsmaßnahme bluten. Und da es sich dabei zum größten Teil selbst um Banken oder um Versicherungen handelt, aber niemand wirklich weiß, wer in welchem Maß betroffen ist, besteht immer die Gefahr eines Dominoeffekts von schwer abschätzbarem Ausmaß, wenn eine so große Adresse wie die CS zu stolpern beginnt. Da wird es jetzt in den nächsten Wochen sicher noch die eine oder andere Adhoc-Mitteilung über Wertberichtigungen und Abschreibungen geben. Und erfahrungsgemäß werden auch einige der sich immer gern so solide gebenden Genossenschaften und Sparkassen wieder mit im Boot sitzen.

  • Das kann ja alles sein. Aber es bedeutet, dass einige mehr wissen als andere und früher reagieren können. Das wäre der kleine Privatanleger wieder der gelackmeierte. Nicht weil er diese 1st level Problempapiere hält. Sondern weil er nicht weiss, ob andere Firmen, von denen er dann (2nd kevel) Aktien hat, von diesen 1st level Papieren betroffen sind.

  • Das kann ja alles sein. Aber es bedeutet, dass einige mehr wissen als andere und früher reagieren können. Das wäre der kleine Privatanleger wieder der gelackmeierte. Nicht weil er diese 1st level Problempapiere hält. Sondern weil er nicht weiss, ob andere Firmen, von denen er dann (2nd kevel) Aktien hat, von diesen 1st level Papieren betroffen sind.

    Da Du Dich als Besitzer von Einzeltiteln ja intensiv mit der Firma und ihrem Geschäftsmodell auseinandergesetzt hast, sollte Dir auch klar sein ob es hier ein Risiko geben könnte. Für weitergehende Fragen hilft sicher auch die Investor Relations Abteilung.


    Bitte beschreibe doch mal ganz genau dein Szenario, dann kann man abschätzen wie realistisch der Eintritt eines solchen erscheint.