Riester Rente - garantierter Rentenfaktor und Umgang mit Vertrag allgemein

  • Einen schönen guten Tag zusammen,


    seit einem halben Jahr beschäftige ich nun mit meinen Finanzen und vor allen auch mit den Versicherungen, die mir Debeka als Einsteiger ins Berufsleben so erfolgreich an mich vermarktet hat. Die Riester-Rente liegt mir in zwei Punkten im Magen:

    1.) Beitragsfrei stellen oder ganz kündigen?

    2.) Rentenfaktor ... den finde ich irgendwie nicht. Wo ist dieser versteckt?


    Zu 1.

    Der Vertrag ist positiv - bis '21 habe ich 16.636 Euro eingezahlt, mit 3160 Euro Zulagen waren es dann knapp 20.000 Euro. Verheiratet - nur ein Kind - da gehöre ich mit diesen Voraussetzungen nicht zu den Gewinnern dieser Anlageform.

    Wenn ich den Vertrag nun beitragsfrei stelle, dann müsste ich zum Auszahlungsbeginn ja im schlechtesten Fall nur das ausgezahlt bekommen, was momentan effektiv drin ist. Oder muss ich auch noch Verwaltungsgebühren etc. zahlen? Wird das Geld (ausgenommen der Inflation) noch weniger?

    Wenn ich kündige - dann gehen die Zulagen ab, ja klar. Werden die Steuervorteile auch von dieser Summe abgezogen oder ergibt sich eine Nachzahlung durch die Steuererklärung? Und wo kann ich erfahren, wie hoch diese Summe wäre? Geht das überhaupt?


    2.) Durch das neue Urteil habe ich meinen Vertrag auf das Wort "Rentenfaktor", "garantierter Rentenfaktor" "xx Euro pro 10.000 Euro" durchgesehen. Ich finde nichts und kann so auch gar nicht beurteilen, ob und inwiefern die Debeka den garantierten Rentenfaktor meiner fontgebundenen Riester-Rente angepasst hat. Es wird mir lediglich in der jährlichen Standmitteilung mitgeteilt, wie hoch mein gebildetes Kapital ist, welche garantierte Rente aus Eigenbeiträgen und staatlichen Zulagen mir zum 01.01.2049 zustehen würde (Bonusrente mal vernachlässigt). Die garantierte Rentenzeit wird mit 17 Jahren angegeben.
    Wie berechne ich denn den garantierten Rentenfaktor? 2019 hat die Debeka aufgrund des "neuen Rechnungszins" die garantierte Rente aus Eigenbeiträgen von 2,75% aus 0,9 % p.a. gesenkt wurde (ich hoffe, ich schmeiße da nun nicht etwas durcheinander).


    Ich hoffe auf eure / Ihre Hilfe, mich weiter durch das Gewirr meiner Versicherungen zu arbeiten.


    Viele Grüße und besten Dank im voraus

  • zu 1) Verwaltungsgebühren wirst du weiterhin zahlen. Dir steht am Ende mindestens das Kapital zur Verfügung, was du Eingezahlt hast - nicht das was jetzt drin ist.

    zu 2) Rentenfaktor = monatliche Rente * 10000 / Kapital

    Das heißt aber nicht, dass dieser garantiert ist!

    Es gibt Riestervertäge, da wird die Rentenversicherung erst bei Eintritt in die Rente abgeschlossen. Und da wird manchmal nochmal Abschlussprovision kassiert. Da musst du dir deine Vertragsunterlagen ganz genau durchlesen

  • Lieben Dank pok für deine Antwort!


    Zu 1) D.h. letztlich muss ich mir schon überlegen, ob eine Kündigung (auch wenn es schmerzlich ist) besser ist, als über weitere zwei Jahrzehnte den Riester-Vertrag liegen zu lassen, oder?


    Zu 2.) Ja, so habe ich bei meiner anderen Rentenversicherung auch den Rentenfaktor bestimmt. Da war aber auch eine garantierte einmalige Zahlung angegeben. Das habe ich bei der Riester-Rente nicht. Wie komme ich denn nun an den Faktor?

    Macht es Sinn, die jährliche Standmitteilung einmal hochzuladen?

  • nininur

    Mein Tipp für dich bei noch so viel verbleibender Zeit: Kündigen!


    Ich habe meinen Riester kürzlich gekündigt, trotz dass es nur noch ca 8 Jahre bis zur Rente sind.

    Hatte zum Zeitpunkt der Kündigung ca 17.000 drauf, davon ca 1.300 staatliche Zulagen. Gehe also davon aus, dass ich insgesamt ca 2.000 zurückbezahlen muss.

    Das Restgeld packe ich in 2 ETFs und hoffe, dass ich noch mindestens 15 Jahre leben werde, damit ich die 2.000 wieder reinhole und weiteren Gewinn mache.

    Aber das wichtigste für mich: Das Geld ist in meiner Hand und ich bin von keiner trickreichen Versicherung mehr abhängig ?

  • Moin nininur,


    solltest du kündigen musst du die Steuerersparnis zurück bezahlen.

    Diese kannst du auf deinen Lohnsteuerjahresausgleichen finden.

    Dazu musst du die Erstattungen aller Jahre addieren und von deinem Riester vermögen abziehen. Das gleich gilt für die Förderungen. Solltest du noch Gewinn in deinem Vertrag haben wird dieser auch noch versteuert.


    Aber auch wenn erstmal viel abgezogen wird kann es trotzdem sein das sich das lohnt.

    Es gilt: Steig von deinem Pferd wenn es tot ist.

  • Das sind wahrlich wertvolle Artikel! Herzlichen Dank lieber tzop!

    Da ich noch eine weitere klassische Rentenversicherung bei der Debeka habe (hier aber schon Widerspruch eingelegt), bin ich gespannt, wie sich die Debeka dem stellen wird.


    Ich lasse unseren Steuerberater noch einmal ausrechnen, welcher Verlust am Ende bezogen auf die Riester-Rente herauskommen wird. Sehe ich jedoch, wie viele Jahre ich noch arbeiten muss, so wird sich eine Kündigung lohnen - auch wenn es schmerzhaft ist!

  • nininur

    Ja, die Kündigung ist schmerzhaft, insbesondere, wenn die Abrechnung über die Rückzahlung der staatlichen Zuschüsse und Steuervergünstigungen vorliegt ??

    Aber auf lange Sicht (Minimum 10 Jahre) dürfte sich eine Kündigung mit großer Sicherheit lohnen ??

  • Das sind wahrlich wertvolle Artikel! Herzlichen Dank lieber tzop!

    Da ich noch eine weitere klassische Rentenversicherung bei der Debeka habe (hier aber schon Widerspruch eingelegt), bin ich gespannt, wie sich die Debeka dem stellen wird.


    Ich lasse unseren Steuerberater noch einmal ausrechnen, welcher Verlust am Ende bezogen auf die Riester-Rente herauskommen wird. Sehe ich jedoch, wie viele Jahre ich noch arbeiten muss, so wird sich eine Kündigung lohnen - auch wenn es schmerzhaft ist!

    Ich drücke die Daumen. Bei mir hat die Debeka bei beiden Versicherungen (Riester und RV) nachgegeben und wendet nach wie vor die alten Garantiezinsen an.

    Und bei der Debeka lohnen sich zumindest die alten Riester-Verträge. Ich habe einen Rentenfaktor von 49 (gerechnet mit den Werten bei Beitragsfreistellung).

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Naja, ein Rentenfaktor von 49 lohnt sich erst für dich wenn du über 16 Jahre deine Rente bezogen hast. Aber im Vergleich zu aktuellen Rentenfaktoren ist das natürlich eine andere Liga, aber etwas schlechtes wird noch lange nicht gut nur weil etwas anderes noch schlechter ist.

  • Ich habe auch noch so eine alte (stillgelegte) bAV. Der RF ist dabei auch ca. 45.

    Nur dümpelt das dafür von mir eingezahlte Geld seit > 10 Jahren bei einer Effektivverzinsung von rund 1,6% p.a. rum. Bis 2035 muss ich noch warten, bis ich die Rente beziehen darf (oder eine einmalige Kapitalabfindung). Dann hat mein Kapital > 20 Jahre in der bAV vor sich hin gegammelt.<X

    Ich werde die einmalige Kapitalabfindung wählen. Denn mit etwas Glück kann ich 2035 noch etwas mit dem Geld anfangen. Könnte uns zumindest ein paar Wintermonate unter südlicher Sonne finanzieren.

    Auf die popelige Zusatzrente, die dann im Laufe der folgenden Jahre ohnehin weiter durch die Inflation entwertet würde, kann ich dann auch verzichten.


    Tja, hätte ich mich doch schon damals für meine eigene finanzielle Zukunft interessiert. Dann hätte ich diese bAV niemals abgeschlossen und das Geld wäre schon damals in ETF geflossen.

    Hätte, Hätte, Fahrradkette!


    PS: Ich hab mal grob überschlagen wie viel Rendite ich in all den Jahren ich habe liegen lassen. Da wird einem ganz anders.:rolleyes:

  • Darüber darf man einfach nicht nachdenken...

    Wenn ich überlege, was ich allein dadurch kaputt mache, dass ich bisher nur Neuwagen gekauft habe...

    Und das ETF-Modell klingt ja gut, aber man trägt eben auch das volle Risiko. Falls es zu einer weltweiten Wirtschaftskrise kommt (und zumindest laut den Klimakiddies ist das ja zwangsläufig eine Folge des Klimawandels) kann man da eben auch einen Teil seiner Altersvorsorge verlieren. Da nehme ich lieber einen Sicherheitsabschlag in Kauf.

    Ist eben alles eine Frage des persönlichen Risikoappetitis.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Dann wäre ich 81... Das ist doch eine realistische Hausnummer.

    Ja, und wenn Du Glück hast, wirst Du sogar 100 und machst dabei richtig 'Rendite'. Blöd nur, wenn Du dann die letzten Jahre möglicherweise fußlahm oder sabbernd im Pflegeheim wohnst und von Deiner 'Rendite' nur noch der Heimbetreiber profitiert.:/

    Und das ETF-Modell klingt ja gut, aber man trägt eben auch das volle Risiko. Falls es zu einer weltweiten Wirtschaftskrise kommt (und zumindest laut den Klimakiddies ist das ja zwangsläufig eine Folge des Klimawandels) kann man da eben auch einen Teil seiner Altersvorsorge verlieren. Da nehme ich lieber einen Sicherheitsabschlag in Kauf.

    Ist eben alles eine Frage des persönlichen Risikoappetitis.

    Niemand sollte mit 100% in ETF gehen.

    Und ja, es besteht ein Risiko, dass die Weltwirtschaft nicht weiter wächst. Nur, dann werden wir alle uns noch wundern. Schließlich muss auch die lahmen Renditen unserer 'sicheren' Versicherungsprodukte irgendjemand erwirtschaften.

    Das ganze System kann nur mit stetigem Wachstum funktionieren. Ohne Wachstum gibt es keine Renditen! Und darüber mag ich nicht nachdenken.

    Ich hoffe, dass das jetzige System noch 50 Jahre weiter läuft. Was danach kommt ist mir egal. Jede Generation hat Ihre Probleme.

  • Ja, und wenn Du Glück hast, wirst Du sogar 100 und machst dabei richtig 'Rendite'. Blöd nur, wenn Du dann die letzten Jahre möglicherweise fußlahm oder sabbernd im Pflegeheim wohnst und von Deiner 'Rendite' nur noch der Heimbetreiber profitiert.:/

    Klar, ist auch möglich.

    Ich kenne beides - mit Mitte 50 Pflegefall und Modell Helmut Schmidt, mit knapp 100 noch topfit und ständig auf Achse.

    Aber dein Argument trifft ja auf jede Art der Altersvorsorge zu - wenn man Pech hat, freuen sich entweder die Erben (ich habe 10 Jahre Garantiezahlung) oder ein Heimbetreiber. Kann auch bei einem ETF der Fall sein oder bei Betongold. Aber komplett verjubeln ist auch nicht die Lösung.

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    Grover Norquist

  • Aber komplett verjubeln ist auch nicht die Lösung.

    Darum geht es doch auch nicht. Ich werde auch nicht mein Geld komplett verjubeln, dann bräuchte ich es ja jetzt gar nicht erst zu investieren.

    Aber wenn ich bis zur Rente 50 Jahre mit meinem Geld verantwortungsbewusst umgegangen bin, warum soll ich dass dann nicht auch noch die nächsten 20-40 Jahre bis zum Tod hinbekommen?:/

    Da brauche ich dann keine Versicherung, die mir jeden Monat 200€ bezahlt (und dafür auch noch Geld von mir nimmt!).

    Außerdem gibt es auch auch noch die GRV.

  • Darum geht es doch auch nicht. Ich werde auch nicht mein Geld komplett verjubeln, dann bräuchte ich es ja jetzt gar nicht erst zu investieren.

    Aber wenn ich bis zur Rente 50 Jahre mit meinem Geld verantwortungsbewusst umgegangen bin, warum soll ich dass dann nicht auch noch die nächsten 20-40 Jahre bis zum Tod hinbekommen?:/

    Da brauche ich dann keine Versicherung, die mir jeden Monat 200€ bezahlt (und dafür auch noch Geld von mir nimmt!).

    Außerdem gibt es auch auch noch die GRV.

    Klar, kann man wie gesagt so machen.

    Sind beides legitime Sichtweisen.

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    Grover Norquist