Machen Immobilien noch Sinn?

  • Der ironische Unterton war durchaus beabsichtigt, in vielen Diskussionen steht die Schweiz ja als Musterland da. Praktisch hat sie die gleichen Probleme wie alle anderen und noch ein paar spezifische. Es ist meiner Meinung nach kein gutes Zeichen, wenn ein großer Teil der Bevölkerung zum Einkaufen, den Zahnarzt oder die Autowerkstatt das Land verlässt. Wir reden hier auch nicht von ein paar Grenzbewohnern, sondern gerne auch von Zentralschweizern, die nach Konstanz fahren

    Mein Eindruck ist: Die Schweiz wird v. a. von Nicht-Schweizern gerne als Muster- oder Traumland überhöht. Schweizer haben eher einen realistischen Blick auf die guten und auf die weniger guten Seiten.

  • Keine Angst ...

    "Angst" ist mir im Kontext mit Finanzthemen eher fremd - Realitätsbezug dagegen seit > 50 Jahren mein ständiger Begleiter.

    Mobilität spielt meiner Meinung nach eine eher geringe Rolle, in den USA ist die Mobilität hoch, aber auch die Eigentumsquote.

    Das ist aus meiner Sicht in dem Fall kein Widerspruch. In den USA gibt es generell viel mehr "Raum", dazu viele ländlich geprägte Gebiete (wo es sich recht gut leben läßt) in denen sich ein Immobilienkauf gut realisieren läßt (Preisniveau) und zudem auch lohnt (iVz Mietangeboten - wenn es ein solches Haus, wie das gewünschte, überhaupt zu mieten gibt). Dazu kommt noch - vermutlich entscheidend (jedenfalls in sehr vielen Fällen) - ein deutlich flexibleres und entspannteres Verhältnis zum (nicht selten häufigen) Hauswechsel. Typisches Beispiel: Man kauft durchaus auch mal gerne möbliert (nicht zuletzt aus Gründen der Einfachheit und Bequemlichkeit) - sogar das Eigenheim. In Deutschland praktisch (nahezu) ausgeschlossen.

    Wichtig bei der Betrachtung ist auch der Standard der Immobilien. Eigentum ist schön und gut, aber Eigentum an einem Haus mit dem Standard einer Gartenhütte ist halt nicht gerade toll. Gerade im Vergleich mit Rumänien und co sollte man das bedenken.

    Sehe ich ähnlich. Die dort extrem hohe Eigentumsquote (um die 95%) hängt damit zusammen, daß es kaum bis keinen (funktionierenden) Mietmarkt gibt und/oder der Zustand/die Ausstattung der Immobilien so schlecht ist, daß man zwangsläufig "Eigentümer" werden muß, um halbwegs nett zu wohnen.

    Es ist meiner Meinung nach kein gutes Zeichen, wenn ein großer Teil der Bevölkerung zum Einkaufen ... das Land verlässt. Wir reden hier auch nicht von ein paar Grenzbewohnern, sondern gerne auch von Zentralschweizern, die nach Konstanz fahren

    Hauptsächlich aber auch deshalb, weil der Schweizer Franken sich vom Wechselkurs her zum Euro bestens entwickelt hat (aus Sicht der Schweizer jedenfalls ...). Habe ich dieses Jahr in Lindau wieder bewundern dürfen - an der Grenze kann man sich als Schweizer, glaube ich, dann auch noch die Märchensteuer (sprich Mehrwertsteuer) des Einkaufs erstatten lassen.

  • Zum Thema Wohneigentum und Schweiz noch zwei weitere Facetten:
    Eine Eigenkapitalquote von mindestens 20% wird vorausgesetzt. Es wurden zudem auch die Hürden verstärkt, was das Anrechnen von Pensionskassenguthaben (bzw. Vorbezug zum Kauf) belangt.


    Des weiteren führen die Banken eine so genannte Tragbarkeitsrechnung durch, welche auch beim Niedrigzinsumfeld von 5% Zins und zusätzlich 1% vom Wert als Rücklagen für Instandhaltung ausgeht. Die Rate darf nicht mehr als 40% (Wert kann leicht abweichen, bin mir nicht 100%ig sicher) vom Einkommen ausmachen.


    Damit ist dann selbst für Gutverdiener die Hürde für den eigentlichen Erwerb fast noch etwas höher.


    Und der Mietwohnungsmarkt funktioniert eben in der Regel ganz gut. Viele institutionelle Anleger sind Eigentümer bzw. Bauherren von Mietobjekten, welche zudem auch meist einen ordentlichen Standard aufweisen. Wozu auch gehört, dass immer eine Einbauküche in der Wohnung ist - sowie entweder die Waschmaschine in der Wohnung (gehobener Standard) oder in der Waschküche. Letzteres leider häufig als "Sharing-Modell" mit fixem Zeitplan.


    Und die Mobilität in Bezug auf Ortwechsel sehe ich nicht wirklich höher als in Deutschland.
    Zwischen den Regionen (vor allem an den Sprachgrenzen) dürfte es überschaubare Bewegungen geben und lieber kauft man sich das GA (=Generalabo = Bahncard 100 = freie Fahrt im öffentlichen Verkehr) und pendelt, anstatt umzuziehen.

  • Ja. Da sind, glaube ich, die Kaufnebenkosten geringer

    Spontan fällt mir gar kein Land ein mit noch höheren Kaufnebenkosten als Deutschland ... ?


    Man nehme allein mal die Grunderwerbssteuer: In meinem Bundesland beispielsweise seit Mitte bzw. Ende der 90er Jahre seitens der Politik schlankerhand verdreifacht (!). Wirkt zusammen mit den stark gestiegenen Immobilienpreisen wie ein doppelter und sich selbst verstärkender Turbo. Ergebnis ist hier vor Ort inzwischen nicht selten eine Verzehnfachung (!) der Grunderwerbssteuer iVz noch Mitte/Ende der 90er Jahre.

    und es ist die (auch gesellschaftliche) Erwartung, dass man erstmal mit einem billigen "Starter Home" anfängt

    Würde ich so bestätigen.

    ich glaube, dafür gibt es keine passende Übersetzung auf Deutsch, weil wir das Konzept nicht kennen - und sich dann nach und nach zu einem schöneren / größeren Haus hocharbeitet, ggf. auch passend zur Familiensituation (ein junges Paar braucht weniger Platz als eine Familie mit drei Kindern).

    Würde das Konzept nahe bei der sog. "Property Ladder" (Immobilien-Leiter) sehen (typisch für den angelsächsischen Raum). Grob vereinfacht: Man fängt möglichst ganz früh an (Beispiel: Junger Single), arbeitet sich dann auf der "Leiter" weiter hoch (dabei wird die zuvor erworbenen kleine Immobilie verkauft, vermietet, als Sicherheit eingesetzt etc.) und ein Haus erworben (Beispiel: Heirat btw. Familiengründung) bis man sich schließlich (Beispiel: Kinder aus dem Haus) eine altersgerechte kompakte Wohnung zulegt. Weitere fließende Übergänge bzw. Zwischenschritte sind gut denkbar.

    Die Vorstellung, nur einmal im Leben ein Haus "für die Ewigkeit" zu kaufen, das dann auch gleich perfekt sein muss, ist für US-Amerikaner geradezu absurd.

    Dem würde ich nicht nur eher sondern vollumfänglich zustimmen.

  • bei 20 oder gar 30 Jahren Zinsbindung holt einen das Thema bei Ablauf der Zinsleistung wieder ein, wenn man nicht ordentlich tilgt

    Das gilt aber besonders bzw. nur in extremen und langen Niedrig- bzw. fast Nullzinsphasen. Bei einem auch nur etwas höheren Zins (Zinsniveau) ist nämlich ein Darlehen "nach 25 oder gar 30 Jahren" schon getilgt (siehe folgend Abs. 3).

    Eigentlich nicht. Die Tilgung hat mit dem Zins eigentlich nichts zu tun, eher im Gegenteil. Eigentlich sollte der Darlehensnehmer bei niedrigem Zins mehr Geld für die Tilgung haben (so daß er die gleiche Annunität trägt). Dann ist das Darlehen auch schnell getilgt.


    Das Problem der vergangenen Jahre war, daß die Immobilienpreise in die Höhe geschossen sind, denn die Leute haben die Preise ja bezahlt. Und wie? Indem sie halt mehr Darlehen aufgenommen haben, so daß der Zins von daher in absoluten Zahlen gestiegen ist.


    Den von Dir richtig dargestellten Zusammenhang zwischen anfänglicher Tilgung und Laufzeit des Darlehens hat ein normaler Darlehensnehmer nicht auf dem Schirm. Diesbezüglich sind wir beide uns in der Bewertung einig.

    Was ... vielleicht sogar eher wenigen .. Darlehensnehmern ... bewußt sein dürfte ... ist die Tatsache, daß sich bei ... einem niedrigen Zinsniveau ... der Zinsanteil langsamer reduziert - und dadurch auch der Tilgungsanteil langsamer ansteigt als bei höheren Zinsen. Logische Konsequenz: Es braucht (bei gleicher anfänglicher Tilgung) längere Zeit, um das Darlehen zu tilgen.

    Um diesen mathematischen Effekt zu kompensieren, müßte der Darlehensnehmer anfänglich eine höhere Tilgung wählen. Das taten viele aber nicht, weil damit dann die Rate "zu hoch" geworden wäre. Daß sie sich damit ein faules Ei ins Nest legen, war vielen (siehe oben) nicht bewußt.

    Erinnere mich ... an eine ... diesbezügliche Berechnung einer großen Bank:

    Bei einem Zinsniveau von 5% plus 2% anfänglicher Tilgung dauert es ca. 25 Jahre, das Darlehen zurückzuzahlen.

    Bei einem Zins von 3% (und identischer anfänglicher Tilgung von 2%) dauert es dann schon ca. 30 Jahre.

    Bei einem Zins von nur 1,3% (wieder identische Anfangstilgung von 2%) dann schon ca. 40 Jahre.

    Steckt man das am Zins ersparte Geld allerdings in die Tilgung, wählt also eine identische Annuität von 7%, so dauert es bei 3% Zins und 4% anfänglicher Tilgung 18 J 9 M; bei 1,3% Zins und 5,7% anfänglicher Tilgung 15 J 10 M, bis das Darlehen getilgt ist.

    Bei den damaligen Zinsniveaus (1975 - 2005) war 1% Anfangstilgung ...

    eine gebräuchliche Anfangstilgung - womit man wieder bei dem in Abs. 2 dargestellten Zusammenhang angekommen wäre.

    :)

  • Ich empfehle, die Schweiz in den Vergleich mit aufzunehmen. Denn das sonst so gelobte Land rangiert in der Hinsicht noch hinter Deutschland

    In der folgenden Statistik finde sich dieser Kommentar:


    [Zitat:]

    Mit 42 Prozent hat die Schweiz die niedrigste Wohneigentumsquote in Europa. Auf die Schweiz folgen Deutschland mit 50 Prozent und Österreich mit 55 Prozent. Die reicheren Länder Europas liegen also am unteren Ende der Skala. Dagegen haben die ärmeren Länder die höchsten Wohneigentumsquoten: In Albanien, Rumänien, Ungarn, der Slowakei, Kroatien und Montenegro liegt der Anteil bei jeweils über 90 Prozent. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe.


    Ein entwickelter Mietmarkt bedarf eines stabilen rechtlichen und administrativen Rahmens. Darüber hinaus bedeutet eine hohe Mietquote, dass für alle Bevölkerungsschichten eine gute Wohnversorgung besteht, also auch für jene, deren Finanzkraft den Erwerb von Wohnungseigentum nicht zulässt. Denn wenn nur ein kleines Angebot an Mietwohnungen besteht, sind auch Menschen mit geringem Einkommen gezwungen, sich ein Eigenheim anzuschaffen, was in der Folge den Erwerb von Wohnungen mit nur schlechter Qualität oder aber auch hohe Kreditraten bedeutet.


    Vom volkswirtschaftlichen Standpunkt her bringt eine höhere Mietquote also den Effekt mit sich, dass die Verschuldungsquote niedriger ist. Außerdem bleibt der Arbeitsmarkt flexibler, denn eine Mietwohnung lässt sich schneller wechseln, als sich von Eigentum zu lösen.

    [/Zitat]

  • Übrigens: Der Immobilienerwerb ist in aller Regel ein gehebeltes Investment mit teilweise ganz erheblichem Hebel.

    Da muß man wohl deutlich zwischen "Immobilien als Anlage" und "Immobilien zwecks Eigennutzung" unterscheiden.

    Nein :)

    Viele Eigentümer selbstgenutzter Immobilien sehen ihre Immobilie (viel) weniger als "Investment" denn (viel mehr) als "Lebensstil"-Entscheidung.

    Das stimmt schon, ändert aber an den finanzmathematischen Sachverhalten nicht. Wenn sich ein Immobilienunternehmen verzockt, schlägt der Hebel zu (siehe Evergrande in China).


    Wenn ein Eigenheim plötzlich verkauft werden muß (etwa einer Scheidung wegen), schlägt der Hebel aber genauso zu.

  • Mein Eindruck ist: Die Schweiz wird v. a. von Nicht-Schweizern gerne als Muster- oder Traumland überhöht.

    Das mag durchaus Dein persönlicher Eindruck sein.


    Unbestreitbarer Fakt ist jedenfalls, daß da sehr viele hinwollen. Um beispielsweise einige Schweizer Immobilienmakler zu zitieren: Würde es die Politik erlauben, könnte ich ein Vielfaches an Immobilien an Ausländer verkaufen ... Übrigens auch eine der allerersten Adresse für Qualifizierte und Hochqualifizierte aus diversen Ländern. Das sind übrigens die, von denen in Deutschland immer die Rede ist, wenn es um die dringend gebotene, weil nötige Zuwanderung geht ... Komisch nur, die scheinen hier gar nicht so recht herkommen zu wollen ... ?


    Kenne relativ viele Auswanderer. Aus diversen Ländern sind auch schon einige zurückgekehrt. Aus der Schweiz noch kein einziger. Kenne inzwischen auch recht viele Schweizer. Von dem Wunsch nach Deutschland auszuwandern habe ich da noch nichts vernommen. Das ist natürlich anekdotisch. Die Aussagen von Unternehmern, Unternehmen, Personalberatungen, Recruiting-Agenturen, Headhuntern usw. laufen bei mir aber nicht unter anekdotisch.


    Es soll aber inzwischen hin und wieder Schweizer "Armutsrentner" geben (da kann man in der Schweiz, je nach Region, auch mit 3.000 bis 4.000 Franken Alterseinkommen oder sogar mehr landen), die nach Deutschland "auswandern", da man da günstiger (iVz Schweiz) leben kann. Auch da dürfte die Entwicklung des Wechselkurs Franken vs Euro eine Rolle (mit)spielen.

    Schweizer haben eher einen realistischen Blick auf die guten und auf die weniger guten Seiten.

    Den habe ich (selbst als Nicht-Schweizer) auch. Nirgendwo ist alles nur schwarz oder weiß (von Ländern wie Nordkorea, Venezuela etc. vielleicht mal abgesehen). Die allermeisten Schweizer leben - nach meiner Wahrnehmung - aber sehr gerne in der Schweiz (selbst unter Zugrundelegung des von Dir erwähnten "realistischen" Blicks).


    Vielleicht eines der Geheimnisse (hat mir mal ein Ur-Schweizer verraten): "Ihr habt glückliche Politiker aber eher unglückliche Bürger - wie haben unglückliche Politiker aber ziemlich glückliche Bürger". Da könnte ein guter Funken Wahrheit darin liegen.

  • Mobilität spielt meiner Meinung nach eine eher geringe Rolle, in den USA ist die Mobilität hoch, aber auch die Eigentumsquote.

    Ja. Da sind, glaube ich, die Kaufnebenkosten geringer, und es ist die (auch gesellschaftliche) Erwartung, dass man erstmal mit einem billigen "Starter Home" anfängt ... und sich dann nach und nach zu einem schöneren / größeren Haus hocharbeitet, ggf. auch passend zur Familiensituation. ... Die Vorstellung, nur einmal im Leben ein Haus "für die Ewigkeit" zu kaufen, das dann auch gleich perfekt sein muss, ist für US-Amerikaner geradezu absurd.

    Beim Durchschnittsdeutschen hingegen heißt es: "Man baut schließlich nur einmal!" und kann ihm mit diesem Argument erhebliche Geldbeträge aus der Tasche leiern, etwa für teure Armaturen. Gerade kommen die Bauten des Baubooms der 50er-, 60er-, 70er-Jahre auf den Markt, weil die Erstbewohner (Geburtsjahrgänge 1930-1940) nun wegsterben. Häufig werden diese Häuser verkauft, weil die Kinder selber schon welche haben (so sie denn eins wollten und erschwingen konnten). Der Käufer reißt sie ein oder baut wenigstens erheblich um.


    In Amerika wäre das anders: Man sucht sich ein Haus, was einigermaßen paßt und läßt das dann im Grundsatz so, nimmt allenfalls kleine Verschönerungen vor. Wer weiß denn schon, wie lange man bleibt? Ein Haus ist für den Durchschnittsami nicht für die Ewigkeit. Im typischen amerikanischen Eigenheim ist eine Einbauküche (im Verhältnis zu deutschen von einfacherer Bauart) schon drin. Die gehört für den Ami zum Haus. Für die deutsche Hausfrau hingegen ist ihre Einbauküche Statussymbol. Mit ihr zeigt man, was man ist und hat.


    Und klar: Die erhebliche Grunderwerbsteuer und die in Deutschland ziemlich einnehmenden Makler sorgen dafür, daß man in Deutschland sein Haus möglichst nicht so oft wechselt.

  • Ja, das sind ja meistens die besten Gags und Scherze: die, die man erläutert.

    Nicht jeder ist schließlich so hoch finanzgebildet und auch politisch so top-informiert wie Du - ist doch gut möglich, daß hier auch weniger finanz- und politik-affine Dritte mitlesen (vielleicht auch ohne selbst was zu schreiben). Deshalb erschien mir der winzige Hinweis (zwei Worte, noch dazu in Klammern gesetzt) sinnvoll. Meine ausdrückliche Entschuldigung solltest Du Dich dadurch gestört gefühlt haben oder gar unangenehm berührt worden sein.


    Die lustig-putzige Terminologie verwende ich vermehrt wieder seit 2005/2006. Damals kam es (2006) zu höchsten Steuererhöhung in Deutschland seit dem Jahr 1949. Im Bundestagswahlkampf (2005) hatte die SPD jede Mehrwertsteuererhöhung apodiktisch ausgeschlossen (ständiger Tenor: "Bei uns gibt es Null Prozent Erhöhung der Mehrwertsteuer"). Die CDU wolle dagegen zwei Prozent Erhöhung. SPD und CDU einigten sich als Regierungskoalition dann auf einen "Kompromiss" von 3% Erhöhung ... Die Mehrwertsteuer stieg damals damit von 16% auf 19%. Das fand ich so lustig-putzig, daß mir "Märchensteuer" die sehr gut darauf passende Terminologie schien.


    Selbstverständlich keine an Dich gewandte Erklärung - sondern nur als nett gemeinte Erklärung an jüngere und/oder weniger politik-affine (vielleicht ansonsten stumme) aber dennoch interessierte Mitleser bzw. Mitleserinnen.

  • Steckt man das am Zins ersparte Geld allerdings in die Tilgung, wählt also eine identische Annuität von 7%, so dauert es bei 3% Zins und 4% anfänglicher Tilgung 18 J 9 M; bei 1,3% Zins und 5,7% anfänglicher Tilgung 15 J 10 M, bis das Darlehen getilgt ist

    Aber das funktioniert ja nur unter der Prämisse, dass der Kaufpreis gleich bleibt. Wenn ich statt 300.000 EUR Kredit bei 3% Zins (4% Tilgung = 1.750 EUR Rate) 500.000 EUR bei 1,3% brauche, sieht die Rechnung anders aus. Denn 1.750 EUR Rate entsprechen bei 500.000 EUR Kredit eben nur 4,2%, d.h. bei 1,3% Zinsen nur 2,9% Tilgung. Und so sah die Kaufpreisentwicklung zwischen 2015 und 2020 Ja nunmal in vielen Fällen aus.

  • [Die Rate gleich zu lassen] funktioniert ja nur unter der Prämisse, dass der Kaufpreis gleich bleibt. Wenn ich statt 300.000 EUR Kredit bei 3% Zins (4% Tilgung = 1.750 EUR Rate) 500.000 EUR bei 1,3% brauche, sieht die Rechnung anders aus. Denn 1.750 EUR Rate entsprechen bei 500.000 EUR Kredit eben nur 4,2%, d.h. bei 1,3% Zinsen nur 2,9% Tilgung. Und so sah die Kaufpreisentwicklung zwischen 2015 und 2020 ja nunmal in vielen Fällen aus.

    Die Bank hat es schöngerechnet, und man hat gekauft, ohne an die Prolongation des Darlehens zu denken. 15 Jahre Laufzeit, ist das nicht eine lange Zeit?


    Ist es. Aber auch diese lange Zeit geht einmal zu Ende - und dann hat man den Salat.

  • Die lustig-putzige Terminologie verwende ich vermehrt wieder seit 2005/2006. Damals kam es (2006) zu höchsten Steuererhöhung in Deutschland seit dem Jahr 1949. Im Bundestagswahlkampf (2005) hatte die SPD jede Mehrwertsteuererhöhung apodiktisch ausgeschlossen (ständiger Tenor: "Bei uns gibt es Null Prozent Erhöhung der Mehrwertsteuer"). Die CDU wolle dagegen zwei Prozent Erhöhung. SPD und CDU einigten sich als Regierungskoalition dann auf einen "Kompromiss" von 3% Erhöhung ... Die Mehrwertsteuer stieg damals damit von 16% auf 19%. Das fand ich so lustig-putzig, daß mir "Märchensteuer" die sehr gut darauf passende Terminologie schien.

    Das habe ich auch so in Erinnerung, und auch noch eine kleine Ergänzung parat: Diese CDU-seits propagierte "+ 2 PP" Erhöhung von 16 auf dann 18 % Mehrwertsteuer hat die "+ 0 PP"- Fraktion in der heißen Phase des Wahlkampfs umgetauft zu "Merkelsteuer".

    Im kompromissualen Ergebnis mauserten sich die 2 PP Merkelsteuer zu 3 PP Märchensteuer :huh: .

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Würde das Konzept nahe bei der sog. "Property Ladder" (Immobilien-Leiter) sehen (typisch für den angelsächsischen Raum). Grob vereinfacht: Man fängt möglichst ganz früh an (Beispiel: Junger Single), arbeitet sich dann auf der "Leiter" weiter hoch (dabei wird die zuvor erworbenen kleine Immobilie verkauft, vermietet, als Sicherheit eingesetzt etc.) und ein Haus erworben (Beispiel: Heirat btw. Familiengründung) bis man sich schließlich (Beispiel: Kinder aus dem Haus) eine altersgerechte kompakte Wohnung zulegt.

    Ja, in Deutschland ist das nicht nur nicht üblich, sondern schlicht wahnsinnig teuer. Wenn man bei jedem Kauf 10% des Kaufpreises an Nebenkosten verbrennt, fehlen die beim nächsten Schritt auf der "Leiter".


    Und gleichzeitig erhöht dieses "einmal im Leben"-Ding total den Druck und führt dazu, dass junge Paare direkt die 180qm mit drei Kinderzimmern planen, ohne zu wissen, ob und wann sie überhaupt jemals Kinder bzw. so viele Kinder bekommen werden. Das fördert überdimensionierte und viel zu teure Häuser - man begnügt sich nicht erstmal mit Laminat und vorhandener Einbauküche, altem Bad etc., weil man ja schließlich nur einmal im Leben ein Haus kauft/baut, und dann soll es perfekt sein.

  • Hauptsächlich aber auch deshalb, weil der Schweizer Franken sich vom Wechselkurs her zum Euro bestens entwickelt hat (aus Sicht der Schweizer jedenfalls ...). Habe ich dieses Jahr in Lindau wieder bewundern dürfen - an der Grenze kann man sich als Schweizer, glaube ich, dann auch noch die Märchensteuer (sprich Mehrwertsteuer) des Einkaufs erstatten lassen.

    Das hat nicht nur mit dem Franken zu tun. Als ich 2007 nach Konstanz kam, war schon ein größerer Teil der Autos auf den Supermarktparkplätzen mit schweizer Nummernschild. Der Wechselkurs stand bei aus heutiger Sicht unglaublichen 1€=1,6CHF. Damals waren es aber vor allem die Thurgauer. Mit sinkendem Wechselkurs kamen dann nach und nach die Zentralschweizer


    Was die Schweiz grundsätzlich anbelangt...ich war mal kurz davor, in die Schweiz auszuwandern. Letztendlich ist das Gesamtpaket aber auch nicht besser. Man verdient zwar ein Heidengeld, hat aber weniger Urlaub, weniger Feiertage und arbeitet 42 Stunden. Das Leben ist teuer, insbesondere in den Agglomerationen, sodass vom Mehrverdienst wenig übrig bleibt, wenn man sich nicht in den Einkaufsstau einreiht. Kinderbetreuung in der Schweiz ist ein Problem und *trommelwirbel* teuer. Dafür bleibt man immer der Ausländer

  • Hallo Buster,

    Als Invest stehe ich genau vor derselben Frage. Aktuell habe ich dazu dieses Video gefunden, was mir echt zu Denken gibt:


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    Alle sprechen von 400.000 Wohnungen im Jahr die gebaut werden müssen aber ist das wirklich so auf Sicht von 20 Jahren?

    Ich habe diesen demographischen Aspekt nicht auf dem Radar. Das zusammen mit den Zinsen derzeit ist meine Antwort: nein, macht keinen Sinn bei den Immopreisen im Moment.

  • Von McProfit an die Forumsfreund

    Heute habe ich mal wieder die vielen Kommentare hier zum Thema gellesen:

    "Machen Immobilien noch Sinn"

    Letztlich ist von Euchalles gesagt und oft sogar doppelt und dreifach und in allen Varianten.

    Für mich hat sich dabei bestätigt, dass es wie so oft bei dieser Frage auf den Einzelfall ankommt.

    Eine Immobilien für sich selbst zum Selbstbewohnen macht immer noch Sinn, wenn jemand bodenständig ist und die Unabhängigkeit von Vermietern schätzt und seine Immobilie

    (im günstigen Falls das Haus mit Garten )

    nach seinem Geschmack gestalten kann.

    Wenn derjenige auch noch genug Eigenkapital hat und die Monatsbelastung einigermaßen gut langfristig verkraften kann, dann kann man nur zuraten

    Das ist aber auch des Musterbeispiel für eine Zustimmung.

    Die meisten Fälle liegern anders.

    Nochmal anders sieht es aus, wenn es um Immbilien zum Vermieten geht und man dann noch mit dem "Kredithebel" finanziert.

    Ob das eine gute Idee ist weiß man eben erst im Nachhinein.

    In der Vergangenheit hat es meistens sehr gut funktioniert.

    Ich habe damit selbst mein Vermögen verdient.

    Vor allem durch Immoblienkauf bei Zwangsversteigerungen.

    Wie das in Zukunft alles läuft kann man nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit voraussagen.

    Und dann gibt es noch unzählig persönliche Umstände und Veränderungen die alle Pläne umwerfen können.

    Die Kommentare waren auf jeden Fall hochinteressant vor allem auch im Hinlick auf die Alternativen in der Schweiz.

    Das ist jedoch nur für einen verschwindend kleinen Prozentsatz von Menschen eine Überlegung.

    Schöne Grüße aus dem Schwabenland, dem Land der Häuslebauer.

    McProfit