Bargeldverbot ab 2018 in der EU?

  • Völliger Blödsinn!


    Nach deutschem Zivilrecht ist Bargeld die EINZIGE Möglichkeit Ansprüche auf Geld zu erfüllen.
    Alles andere (Überweisungen, Lastschriften, Kreditkarten) muss der Gläubiger nur "an Erfüllungs statt" akzeptieren.


    Und das muss er erklären (wobei die Erklärung auch stillschweigend geschehen kann, durch Angabe der Bankverbindung auf dem Rechnungsformular).


    Es gilt § 364 Abs. 1 BGB


    (1) Das Schuldverhältnis erlischt, wenn der Gläubiger eine andere als die geschuldete Leistung an Erfüllungs statt annimmt.


    Um das Bargeld abzuschaffen, müsste dieser Paragraph erst einmal geändert werden...
    Da würden alle deutschen Schuldrechts-Juristen Sturm laufen.


    ;)

  • Hallo Foristen,


    mit "Lokusparole" und "Blödsinn" wäre ich vorsichtig. Die Rechtsfragen dazu hat Prof. Freitag in seinem Blog http://www.verfassungsblog.de/…lungsverbot/#.VUYkNZPLJyc
    ausführlich dargestellt.


    Letztendlich handelt es sich um eine politische Frage und zweifellos gibt es gesellschaftliche Akteure, die ein Bargeldverbot gut finden würden. Das Recht passt sich dann immer dem politischen Willen an.


    Ich glaube allerdings, dass Finanztip nicht das richtige Forum für politische Fragen ist und würde empfehlen, diese Diskussion hier zu beenden.


    Gruß

  • Hier werden Dinge vermischt.


    "Bargeldverbot ab 2018 in der EU" klingt so, als ob das Bargeld abgeschafft werden soll - und wir alle dann nur noch mit unbaren Zahlmethoden bezahlen.


    In dem oben zitierten Artikel dieses Professors wird jedoch dargestellt, dass es um die Begrenzung von Bargeldvorgängen geht. Das hat vor allem etwas mit der Bekämpfung der organisierten Kriminalität (Stichwort: Geldwäsche) zu tun.


    Es gilt schon seit 2005 die RICHTLINIE 2005/60/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES.
    Und dort ist festgelegt, dass Verpflichtete nach dem Geldwäschegesetz bei Bar-Zahlungen von 15.000 € oder mehr die Identität des Zahlenden feststellen müssen. Die Aufzeichnungen über die Transaktion müssen fünf Jahre aufbewahrt werden. Verpflichtete in diesem Sinne sind insbesondere Banken aber auch Gewerbetreibende, die mit hohen Bargeldzahlungen in Berührung kommen wie z.B. Autohändler.


    Wenn heute jemand aus der EU ausreist oder in die EU einreist muss er nach § 12a Abs. 1 ZollVG in Verbindung mit der Verordnung (EG) 1889/2005 seit dem 15. Juni 2007 Bargeldbestände über 10.000 Euro vorher schriftlich anmelden.


    Wer auf einem Flughafen oder Bahnhof vom Zoll oder der Bundespolizei angehalten wird, hat auf Befragen Bargeldbestände von mehr als 10.000 EUR anzugeben (§ 12a ZollVG).


    Alle diese Vorschriften existieren heute bereits in Deutschland - und das seit vielen Jahren.


    Das bedeutet jedoch NICHT: dass es verboten wäre mit einer Million im Koffer in die Schweiz zu reisen oder mit einer Million im Koffer in München am Flughafen einzuchecken!!!


    Es geht darum, dass bei einem solchen Verhalten gewisse Indizien des "gesunden Menschenverstandes" darauf hinweisen, dass hier eine Straftat (Drogenhandel, Terrorismus, Steuerhinterziehung) vorliegen könnte.
    Mit den Vorschriften des Geldwäschegesetzes will der Gesetzgeber verhindern, dass Polizei und Zoll im Verdachtsfall nicht tätig werden können.


    So wie ich den Artikel des Professors gelesen habe, geht es den Franzosen um ähnliche Ziele.


    Daraus jedoch ein "Bargeldverbot in der EU" herzuleiten, ist abwegig.
    Wir leben unverändert in einem freien Land und das ist gut so.


    Gleichzeitig ist es wichtig, dass alles unternommen wird, um internationalen Terrorismus, Menschenhandel, Rauschgiftkriminalität und Schlepperunwesen zu bekämpfen. Den Kriminellen muss es so schwer wie möglich gemacht werden, ihr durch Unrecht erworbenes Bargeld wieder in den normalen Wirtschaftskreislauf einzuschleusen.

  • Mich würden weiterhin sachliche Informationen interessieren.


    Weiter bin ich der Meinung, dass das Thema Bargeldverbot in einem Verbraucherforum etwas zu suchen hat, da 1.) kein Finanzthema von Politik eindeutig zu trennen ist und 2.) auch Bargeld in die Finanzplanung mit einbezogen werden kann. Und Finanzplanung hat auch immer mit zukünftigen Entwicklungen zu tun.


    Mich persönlich würde es übrigens nicht wundern: Mit Bargeld kann Negativzinsen ausgewichen werden. Sollte man vorhaben diese auszuweiten, könnte sich die Bevölkerung Guthaben von der Bank in Bar auszahlen lassen. Das geht aber nur, solange Bargeld existiert.


    @muc
    Ich gehe davon aus, dass ggf. das deutsche Recht dem EU-Recht (wenn ein Bargeldverbot eingeführt werden sollte) widersprechen würde und dann an das EU-Recht angepasst werden müsste.


    Ich persönlich behaupte übrigens gar nicht, DASS es zu einem Bargeldverbot kommen muss, sondern bin lediglich daran interessiert, sachliche Informationen dazu zu erhalten.

  • Hey Elke,


    ich stimme dir zu, dass Spekulationen wohl zu nichts führen werden. Ich bin aber der Meinung, dass darüber in einem Verbraucherforum diskutiert werden darf. Als faktisch nenne ich dir weiterhin die Studie der Bundesbank, die Bargeld weiterhin als populärstes Zahlungsmittel identifiziert. Dem würde ein Verbot doch sehr widersprechen

  • Wir sollten allerdings in einem realistischen Szenario bleiben!


    Ich habe mich oben umfassend zum Thema Geldwäsche geäußert.
    Und nur um dieses Thema dreht sich die Diskussion.


    Dass es immer Leute gibt, die an irgendwelche Verschwörungen glauben und ein "Bargeldverbot" kommen sehen, liegt einfach in der Natur des Menschen. Spinner sterben nie aus.


    Wer mit Bargeldhortung der Berechnung von Negativzinsen entgehen will, sollte sich vor Augen führen, was das bedeutet.
    Um ein paar Euro Negativzinsen zu vermeiden, hebt derjenige dann sein ganzes Bargeld ab - und dann?
    Lässt er sich daheim einen Safe einbauen? Oder wo lagert er die Kohle?


    Die Kosten der Lagerung und das Risiko, dass das Geld gestohlen oder anderweitig untergeht, ist um ein Hauseck höher, als die Negativzinsen.


    Im Übrigen: wer Negativzinsen vermeiden will, kauft Aktien!


  • Dass es immer Leute gibt, die an irgendwelche Verschwörungen glauben und ein "Bargeldverbot" kommen sehen, liegt einfach in der Natur des Menschen. Spinner sterben nie aus.


    Ich bin zwar deiner Meinung, trotzdem sollten wir aber, wie Elke gesagt hat, sachlich bleiben.

  • 2 wichtige Wissnschaftler,

    Matthias Weik und Marc Friedrich sind Ökonomen, Querdenker, gefragte Redner und Interviewpartner bei Print, Funk und Fernsehen sowie zweifache Bestsellerautoren. Sie halten gemeinsam seit mehreren Jahren Seminare und Fachvorträge bei Unternehmen, Verbänden, Stiftungen, auf Kongressen, Fachmessen, sowie an Universitäten und Hochschulen. Matthias Weik und Marc Friedrich haben zusammen das Buch "Der größte Raubzug der Geschichte: Warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden" geschrieben, das im Mai 2012 im kleinen Wissenschaftsverlag Tectum erschienen ist. Das Buch war fast 2 Jahre auf allen wichtigen Bestsellerlisten vertreten (Spiegel, Manager Magazin...). Im Manager Magazin war es sechsmal auf Rang 1 und auf der Spiegel Sachbuchbestsellerliste (Paperback) elfmal auf Rang 2.

    In deren neuen Buch, „ Der Crash ist die Lösung“ , ebenfalls einen Spiegelbestseller, beschreiben die beiden warum ein Crash fast imminent ist und wie der Staat die Enteignung der Bürger langsam aber sicher vorbereiten. Eine der Methode wird, laut Autoren, das Abschaffen des Bargeldes. Nicht nur um Kriminalen zu erwischen, aber auch um der kleinen Mann zu schaden: wenn die Putzfrau oder Babysitter nicht mehr bar bezahlt wir, dann beteiligt sich der Staat auch an diese Ausgaben in Form von Steuer. Die totale Kontrolle über alle Geldflüsse ist das Ziel.
    Ich finde gar nicht abwegig diese Idee, am besten man informiert sich und dann überlegt wie mann sein Geld sichern kann.

  • Schaut Euch die Statistik der Bundesbank an!


    https://www.bundesbank.de/Reda…st=true&docId=147672#chap


    Im November 2014 betrug die Geldmenge M1 (Bargeld + Sichteinlagen) 5.815 Mrd. €.
    Davon waren nur 957 Mrd. € Bargeldumlauf.


    Es ist heute bereits so, dass nur noch 16,5 % der Geldmenge M1 wirkliches Bargeld ist.
    Wenn man die Geldmengen-Definition M 3 anschaut (M 1 + Spareinlagen, Termineinlagen und Geldmarktfonds) dann reden wir über 957 Mrd € zu 10.207 Mrd. €. Das sind nur noch 9,4 %.


    Also hat das Bargeld insgesamt keine große geldpolitische Bedeutung mehr. Wir beziehen die Gehälter und Löhne bargeldlos und zahlen Mieten, Versicherungen, Leasingraten usw. per Lastschrift oder Überweisung. Und selbst bei ALDI werden längst Giro-Karten akzeptiert.


    Wer seine Zugehfrau oder den Handwerker steuerlich absetzen will, muss bargeldlos zahlen.
    Dabei geht es doch nicht darum, dem "kleinen Mann" zu schaden.
    Es geht darum, dass Schwarzarbeit bekämpft werden soll.
    Und das dient der gesamten Volkswirtschaft. Die Steuern könnten deutlich niedriger sein, wenn sich alle steuerehrlich verhalten würden. Steuer- und Sozialabgabenbetrug schadet den Ehrlichen!


    Trotzdem wird das Bargeld nicht "abgeschafft" - das ist einfach Unsinn.


    Und eine "Sicherung" gegen die Abschaffung des Bargeldes gibt schon überhaupt nicht.
    Was wollen Sie denn dagegen tun? Kaufen Sie Gold und vergraben es im Garten?


    Na dann viel Spass beim Einkauf beim Metzger, wenn Sie dann mit einem Krügerrand bezahlen wollen...


    :thumbup:

  • Heute im SPIEGEL


    Einfluss für Notenbanken: Wirtschaftsweiser Bofinger fordert Ende des BargeldsMünzen und Scheine sind überholt und schmälern nur den Einfluss von Notenbanken. Diese Position vertritt der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Die Bundesregierung solle sich für die Abschaffung von Bargeld einsetzen, fordert er im SPIEGEL.Ökonom Peter Bofinger: "Münzen und Geldscheine sind ein Anachronismus Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger macht sich stark für die Abschaffung des Bargelds. "Bei den heutigen technischen Möglichkeiten sind Münzen und Geldscheine tatsächlich ein Anachronismus", sagte Bofinger dem SPIEGEL. Fallen diese weg, könnten die Märkte für Schwarzarbeit und Drogen ausgetrocknet werden. Zudem hätten es die Notenbanken einfacher, ihre Geldpolitik durchzusetzen. Der in Würzburg lehrende Volkswirtschaftsprofessor forderte die Bundesregierung auf, auf internationaler Ebene für die Abschaffung des Bargelds zu werben. "Das wäre jedenfalls ein gutes Thema für die Agenda des G-7-Gipfels in Elmau", sagte er. (Lesen Sie hier das vollständige Interview im neuen SPIEGEL.) Auch der ehemalige US-Finanzminister und Ökonom Larry Summers plädierte bereits für ein Ende des Bargelds. Ebenso der US-Ökonom Kenneth Rogoff. Er argumentierte ebenfalls damit, dass die Leitzinsen von Notenbanken weniger Durchschlagskraft haben, wenn Banken oder Verbraucher statt Guthaben Bargeld horten. Kritiker warnen allerdings, solche Debatten würden nur von den eigentlichen Problemen der aktuellen Geldpolitik ablenken.

  • Interessant ist ebenso, wieviel Umkosten durch das Drucken und Pflegen des Bargeldkreislaufes entstehen und ob
    durch eine Abschaffung nicht deutlich gespart werden könnte. Einen besseren Überblick über Transaktionen und über das Geldvolumen würde es in jedem Falle geben.


    Fallen diese weg, könnten die Märkte für Schwarzarbeit und Drogen
    ausgetrocknet werden.


    Dieser Punkt wurde noch gar nicht genannt. Sehr richtig! Allerdings ist der Tausch mit anderen Gütern zunächst nicht ausgeschlossen, auf Dauer auf jeden Fall ein gutes Kontrollinstrument für den Markt

  • Kommt darauf an, wer da Geld spart.


    Künftig kostet dann eventuell jeder Einkauf beim Bäcker eine Überweisungsgebühr, wenn es im Sinne
    der gerade gewählten Regierung ist.


    Die Frage ist doch, will ein Volk volle Kontrolle über alles oder noch ein kleines Stück Freiheit?


    Und eines muss man sich schon auch klar sein: die wirklich großen Kriminellen oder Steuersünder, schreiben riesen Beratungsrechnungen oder riesen Rechnungen über Vorträge, um Geldflüsse zu rechtfertigen. Mit Bargeldverbot bekäme
    man in erster Linie die Normalbevölkerung unter volle Kontrolle. Die größeren Kaliber arbeiten mit anderen Methoden.


    Es gäbe eine Menge weiterer Überlegungen:


    Wie können Obdachlose einkaufen?
    Wie kann man Trinkgeld geben?
    Keinem Harz-IV-Empfänger kann man mal einen Zehner zuschieben, wenn das Geld vom Staat nicht reicht.
    Auch jeder Besuch bei einer Prostituierten ist künftig nachvollziehbar ;)
    Volle Kontrolle über jeden Einzelnen, wann er wo was bezahlt, ist volle Kontrolle über das Leben eines jeden einzelnen.

  • Auch jeder Besuch bei einer Prostituierten ist künftig nachvollziehbar


    So eine Unverschämtheit!!! ;)


    Spaß beiseite. Ich kann mich @Elke nur anschliessen. Es ist ein weiterer Schritt in Richtung gläserner Bürger und das unter dem Deckmantel der Verbrechensbekämpfung etc.
    Ich habe während meiner beruflichen Laufbahn viele dieser "Digitalisierungen" mitgemacht man denke nur an die ElStAM, Elena, elektronische SV Meldungen etc. pp.
    Das waren alles Dinge, die es dem Staat einfacher gemacht haben die (Steuer)Bürger zu kontrollieren, den Verwaltungsaufwand hatte jeder Steuerpflichtige (Unternehmer) aber selbst zu tragen.
    Beispiel ElStAM: Es kommt oft vor, dass hier Blödsinn zentral gespeichert ist (Kinder, die es nicht gab, Ehegatten, die keine waren etc.). Und ändern kann es irgendwie niemand mehr. Wir geben mit jeder Digitalisierung ein Stück Kontrolle über das eigene Leben ab, weil "es das Leben einfacher macht". Wenn ich überlege, was so mancher mittlerweile über Facebook freiwillig von sich Preis gibt wird mir schlecht... Aber auch das ist eben der Geist einer neuen Zeit.


    Aufhalten lässt sich das Ganze m.E. aber nicht.
    Eines ist aber sicher: Betrüger und sonstige Kriminelle werden immer Auswege und Schlupflöcher finden (dann werden eben Server gehackt), einen Schwarzmarkt wird es auch immer geben...


    Das war in der Geschichte der Menschheit immer so und wird auch immer so bleiben.