Einmalanlage

  • Guten Tag FT Community,


    Unsere Situation:


    Ehepaar, beide 72 Jahre alt, keine Kinder

    Renteneinkünfte reichen für Miete, Strom, Versicherungen etc.


    Wir haben unsere Immobilie (bisher Eigennutzung und Vermietung) für ca. 700.000 Euro verkauft, und wollen das Geld so anlegen, dass wir ca. 35.000 Euro pro Jahr bis ans Lebensende zur Verfügung haben. Und wir möchten nicht viel Arbeit mit der Geldanlage haben.


    Wir haben eher wenig Erfahrung bei der Kapitalanlage, haben mittlerweile in diesem Forum aber viele tolle Beiträge gelesen und uns auch einige Videos angeschaut.


    Daraus ergeben sich unsere derzeitigen Überlegungen:

    • Eher nicht den Empfehlungen der lokalen Bank folgen.
    • Eher derzeit keine Sofortrente abschließen.
    • Festgeldkonten (über Weltsparen?) mit unterschiedlichen Zeiten, Anlage von 400.000 (also Absicherung von ca. 15 Jahren),
    • Depot bei einer Direktbank mit nur einem (?) ETF, z.B. MSCI World (oder FTSE ?), Anlage von 200.000 (als Renditebaustein),
    • Tagesgeld 100.000, das Auto ist auch schon 10 Jahre alt.

    oder eventuell die Zinstreppe der GEFA Bank im aktuellen finanztest ?


    Könnte man das in etwa so wie dargestellt realisieren bzw. was sollte beachtet werden?


    Für uns als Neulinge bei ETF usw. sind das ganz schwierige Entscheidungen, die uns auch Magenschmerzen machen.


    Vielen Dank!

  • Wenn man 700k durch 35k teilt, früher im Kopf, heute mittels App, kommt da irgendetwas um 20 raus. Wenn man dann diese mühselig ermittelte 20 zu 72 addiert, kommen da irgendetwas um 92 raus. Diese Lebenserwartung muss man erst einmal schaffen. Wünsche glückliche Zukunft.

  • In dem Alter und ohne Kinder, denen man vielleicht etwas vererben möchte, würde ich persönlich nur in sichere Bausteine (also Tagesgeld, Festgeld evtl. Anleihen) investieren. Bei ETFs sagt man ja sollte man einen Horizont von mind. 15 Jahren mitbringen, dann sind sie bereits 87!

    Wenn man Angst hat, dass einem gegen Ende des Lebens das Geld ausgeht, kann man ja doch (zumindest einen Teil) in eine Sofortrente stecken. Eine kurze Internetrecherche sagt bei 700.000€ in einer Sofortrente mit 72 Jahren bekommt man ca

    ca 31.000€ garantiere jährliche Rente. Das ist ja gar nicht so weit weg vovom gewünschten Ziel und das Geld kann nie ausgehen. Natürlich kann man ja auch nur einen Teil so absichern.

  • Hallo.


    Den aktuellen Bedarf würde ich schnell verfügbar halten. (Girokonto/Tagesgeld)

    Den Bedarf für die nächsten Jahre würde ich ebenfalls verfügbar halten. (Tagesgeld/ tw. Festgeld)


    Daher ist die Aufteilung oben schon grundsätzlich nicht verkehrt.


    Wahrscheinlich würde ich persönlich mehr Tagesgeld und etwas weniger Festgeld nehmen, da ich das laufende und die nächsten beiden Jahre plus das Auto über Tagesgeld abdecken wollen würde.

    Wegen der Einlagensicherung müsste man ohnehin an entsprechende Verteilung denken.


    Losgelöst von eventuellen Zinserträgen muss eine Anlage zu einem und der eigenen Wahrnehmung von Risiken passen.

  • Hallo alle miteinander,

    die Zinstreppe der GEFA Bank hab ich mir soeben angeschaut. Ist auch nicht schlecht da man mit eine 3 monatigen Kündigungsfrist an sein Geld bekommt. Ich hab leider den Artikel der Finanztest nicht hier. Der Zinssatz ist fest oder variable? Wenn dieser fest ist wäre die seine gute Alternative zu starrem festgeld. Ein Teil würde ich da dann aufjedenfall anlegen. ETFs sehe ich diesem Alter auch nicht.

    Viele Grüße

  • ... und wollen das Geld so anlegen, dass wir ca. 35.000 Euro pro Jahr bis ans Lebensende zur Verfügung haben. Und wir möchten nicht viel Arbeit mit der Geldanlage haben.

    Moin HPM,


    erst mal Glühstrumpf zur mMn recht komfortablen Lage im Alter. Grundsätzlich sollte man Empfehlungen zur Geldanlage erst dann kommunizieren, wenn die sog. Gesamtsituation halbwegs bekannt ist. Entscheidungen sollten ebenfalls auf dieser Grundlage getroffen werden, ergänzt um das Bauchgefühl... also ob man sich damit wohl fühlt (ihr habt Magenschmerzen erwähnt).


    Erste Überlegung hinsichtlich der Ziele...

    Den Zeitpunkt des 'Lebensendes' kennen wir zum Glück nicht. Aber, ein dickes Aber... fest steht schon jetzt, dass 35.000 Öcken in z.b. 20 Jahren in etwa die Kaufkraft haben dürften, wie weniger als 20.000 Öcken in diesem Jahr. Ich habe hier einfach mit einer konstanten Teuerungsrate von rund 3% gerechnet.

    Will sagen, eure 'Entnahme' von jetzt 35.000 Euronen sollte Jahr für Jahr um x% steigen, damit ihr euch etwas das Gleiche leisten könnt, wie derzeit. In rund 20 Jahren dürftet ihr vermutlich an die 70 mille brauchen, wenn ihr euch nicht drastisch einschränken wollt. Einige Menschen sind der Meinung, dass man mit zunehmendem Alter weniger Geld benötigt. Mag sein. Denkt aber auch daran, dass auch der Rollstuhl ab und an neue Reifen braucht ;)


    Aus meiner bescheidenen Sicht gehören die Ideen mit Fetzgeldern in dem von euch angedachten Umfang in die Tonne. Zinsbuden würde ich schon erst recht nicht über solche 'Geschwüre' wie die genannten Anbieter wählen.


    Befasst euch doch mal lieber mit dem Thema von individuell gestalteten (und veränderbaren) Entnahmeplänen!

    Ich würde die 'Rente' für 3 bis 5 Jahre (inkl. Rentensteigerung) Cash vorhalten; für ein Jahr auf einem laufenden Konto (Motto: Verfügbarkeit zählt. Sch... auf die paar Zinsen), den Rest durchaus auf Felstgeldkonten mit unterschiedlichen Anlagezeiträumen. Eher zuviel kürzerfristig, als auf den Punkt, denn das Zinsumfeld wird sich ändern. Zusätzlich einfach mal darüber einen Kopf machen, dass eine Zinsänderung von 0,1%Punkt bei 35.000 Öcken pro Jahr gerade einmal 35 Öcken ausmacht.

    Heißt, etwas weniger als 200k in Geldwerten vorhalten. Ob man dazu wenigstens 2 Institute beglückt, ist dem Verständis zur Einlagensicherung und zu verschiedenen Sicherungssystemen geschuldet.

    Für geplante oder wahrscheinliche Aufwendungen, Reparaturen, Auto... whatsoever, dann auch noch den veranschlagten Betrag ebenfalls cash vorhalten; hierfür könnte man ein Tagesgeldkonto nehmen.

    Was macht man dann mit rund einer halben Mio? Derzeit rumort es. Viele Leute aus Schland schielen immer, besonders derzeit wieder verstärkt, auf die Situation, dass Depots (Aktien, Aktien-Fonds, Aktien-ETF) 'plötzlich' mal 40 bis 50% an Wert (Kurs) verlieren... Ja, kann passieren. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass volatile Anlageprodukte auch von heute auf morgen verkauft werden können... aber davon will die Buy & Hold-Fraktion meist nix wissen ;)


    Wenn man weiter zurückblickt, stellte sich die Frage, ob man mit großen Batzen all in geht, eigentlich immer. In eurem Alter würde ich vermutlich mit der Hälfte 'all in' gehen (ETF MSCI world oder vergleichbar) und die andere Hälfte auf Tagesgelder packe, um sie ratierlich zu investieren und/oder gleichzeitig die Cash-Reserve (ursprünglich für 3 bis 5 Jahre angedacht) ggfs. und ohne Gedanken an Rendite zu erweitern... für den Fall, dass die Kurse im investierten Anteil noch länger 'dümpeln'.

    Bei 250k im Depot darf man mit Kurssteigerungen (inkl. wiederangelegter Dividenden) von rund 20k pro Jahr ausgehen... auf längere Sicht.


    Fazit... Entnahmeszenarien skizzieren und durchrechnen!


    Viel Erfolg bei der 'Meinungsbldung' bis hin zur Entscheidungsfindung. Wenn weitere, speziellere Fragen auftauchen, einfach schreiben...

  • Hallo@HPM, willkommen hier im Forum.

    Wir sind 10 Jahre älter als ihr. Da wir Kinder, Enkel und Urenkel haben, haben wir ander Interessen bei der Geldanlage. Wir bewohnen ein altes Einfamilienhaus. Wir können Euch aber aus eigenen Erfahrungen sagen, dass wir bisher nicht auf unsere Rücklagen greifen mussten. Aufgrund der nun schon gesundheitlichen Probleme, sind wir nicht mehr an große Reisen interessiert.

    Wenn noch Fragen sind, könnt Ihr gerne weiter fragen.

    Gruß


    Altsachse

  • Moin HPM


    Herzlichen Glückwunsch zum Vermögen und Eurer Plan ist mMn schon mal ganz gut.

    Wichtig ist die größten Fehler nicht zu machen. Und das macht ihr in dem ihr die Sofortrente und die lokale Bank schon mal nicht in Betracht zieht.


    Ihr solltet überlegen womit ihr euch gut fühlt denn Magenschmerzen sind auf Dauer nicht gut.


    Ich würde 100k€ auf dem Tagesgeld lassen und Geld für das Auto.

    Dann immer in 30k€ Blöcken Festgeld ( WeltSparen kann man da ruhig machen) abschließen für verschiedene Laufzeiten 1,2,3….Jahre.

    Dann bekommt ihr nächstes Jahr schon wieder das erste Festgeld ausgezahlt.

    Den Rest ( 300k€) in einen ausschüttenden ETF (wenn ihr mögt ein Dividenden ETF mit ca.3% Ausschüttung p.A. bei einer Direkt Bank oder Onlinebroker) anlegen und die Ausschüttungen mit verbrauchen. Das dürfte dann nach Steuern mindestens ca. 6000€ p.A. zusätzliches Einkommen ergeben. Diese Einnahmen sind aber nicht sicher aber mit den Zinsen müsstet ihr eure 35k€ p.A. locker zusammen bekommen.

    Das ganze dann mal laufen lassen und dann meldet ihr euch bei bester Gesundheit in 30 Jahren hier nochmals und berichtet ob´s geklappt hat. ;)

    Nur meine kleine Meinung und möglichst einfach gehalten.


    Wenn ihr euch noch ein bisschen einlesen möchtet zu Entnahmestrategien könnt ihr das hier tun:

    https://www.finanzen-erklaert.…egory/entnahmestrategien/





    Viel Erfolg beim guten investieren und eine lange und gesunde Entsparphase.

  • Hallo

    und vielen Dank für die fundierten Hinweise und Anregungen.


    Es freut uns, dass wir nicht völlig danebenliegen mit unseren Überlegungen. Und natürlich sind wir in einer eher komfortablen Situation.

    Das wesentliche für uns: Ihr habt uns Mut gemacht, uns zu Zeit lassen (und nicht auf maximale Zinserträge zu schauen). Und auf die eigene Wahrnehmung achten.

    Gefreut haben wir uns auch sehr über die vielen guten Wünsche.

    Gruß

    HPM

  • Hallo,

    wie schon bereits erwähnt, würde ich in eurer Situation auch nicht mehr allzuviel in Aktien anlegen, vielleicht 10%, max 20%. Ihr müsst jetzt nicht mehr jedem Prozent Rendite nachjagen.

    Bei 700k insgesamt lohnt es sich aber vielleicht, auch mal sichere Anleihen in Betracht zu ziehen. Die 700k müsste man auf mind 7 TG oder FG Konten aufteilen. Ihr könntet den risikoarmen Anteil auch mit Anleihen abdecken, die aber folgende Kriterien erfüllen müssen:

    beste Bonität

    kurze Laufzeit

    Heimatwährung, also EUR

    Das könnte man über zB kurzlaufende Bundesanleihen machen, bequemer wäre aber da ein Anleihen ETF. Vorteil: man ist jederzeit liquide, kann Anleihen auch vor Fälligkeit verkaufen, hat dann zwar ein Kursrisiko, das aber relativ überschaubar ist. Das ist das, was zB auch Kommer für den "sicheren" Teil des Vermögens empfiehlt.

    Viel Erfolg!

  • Hallo HP,

    zuerst einmal herzlichen Glückwunsch!:)

    Du hast ja schon viele wertvolle Tips bekommen, die sich überwiegend in dem Dreieck Tagesgeld, Festgeld und MSCI World bewegen. Bei dieser Summe solltest du überlegt vorgehen und dich keinesfalls durch aktuelle Inflationsängste oder Börseneuphorien/Hysterien treiben lassen.

    1. Ein Aspekt bezüglich des ETFs ist, wenn ihr über einen Zeithorizont von mehr als 15 Jahren plant, dann solltet ihr m.E. ETFs in Betracht ziehen, denn das ist die beste Chance den bereits erwähnten Kaufkraftverlust, der bis dahin stattfinden wird, abzupuffern. Wenn ihr mit 35k pro Jahr über 20 Jahre plant, dann würde ich keinesfalls mehr als 175k auf ETFs setzen, eher etwas weniger. D. h. ihr habt dann für 15 Jahre je 35k pro Jahr (ohne Zinsen), bis dann sollte der ETF gut zugelegt haben.

    2. Ein zweiter Aspekt ist, dass ihr sowohl beim Festgeld als auch für den Einstieg beim ETF durch eine Verteilung der Einstiegszeitpunkte, also in Tranchen, über 1 Jahr (vlcht auch mehr) ein "Risikomanagement" betreiben könnt. Du kannst die 700k in sehr viele kleine Beträge aufteilen und dann nach und nach anlegen. Insbesondere beim Festgeld kannst du zB monatlich einen Betrag anlegen, dann hast du in der Auszahlungsphase ebenfalls eine "monatliche Rente" (das ist eine Art modifizierte Treppe). Beim ETF kannst du auch so vorgehen und mit "Tranchen" arbeiten (zB mit einem Sparplan), oder du wartest auf eine gute Gelegenheit, wenn es einen kleinen Knick gibt oder der Leitzins wieder runter geht. Entgegen häufiger Empfehlungen zum "all-in-now" beim Buy and Hold kannst du die Käufe auch zeitlich streuen. Beim Ausstieg gehst du ja auch nicht auf einmal "all-out".

    3. Generelle Empfehlungen gelten häufig für kleinere Beträge als Eurer. Ganz bestimmt bist du mit deinen Plänen auf dem richtigen Weg. Überlege genau, ob diese allgemeinen Empfehlungen auf deine Situation anwendbar sind oder ggf. angepaßt anwendbar sind.


    Alles Gute und viel Erfolg

  • Unsere Situation:

    Ehepaar, beide 72 Jahre alt, keine Kinder

    Renteneinkünfte reichen für Miete, Strom, Versicherungen etc.


    Wir haben unsere Immobilie (bisher Eigennutzung und Vermietung) für ca. 700.000 Euro verkauft, und wollen das Geld so anlegen, dass wir ca. 35.000 Euro pro Jahr bis ans Lebensende zur Verfügung haben. Und wir möchten nicht viel Arbeit mit der Geldanlage haben.

    Zunächst mal Herzlichen Glückwunsch zur Lebensleistung!

    Grundsätzlich würde ich auch sagen, packt das Geld überwiegend in eine 'sichere' Anlageform (z.B. Festgelder) und gut.

    Gehen wir aber etwas detaillierter heran und rechnen mal etwas mit dem folgenden Rechner:

    https://www.zinsen-berechnen.de/entnahmeplan.php

    Annahme: 700.000€ für 3% Zinsen p.a. und eine Entnahme von 35.000€ p.a.

    Dann reicht Euer Geld für 29,5 Jahre!

    Passt also. Doch Moment. Steuern haben wir zunächst nicht berücksichtigt.

    Rechnen wir also mal Euren Freibetrag (2.000€) und die Kapitalertragsteuer mit rein (mind. 26,375%).

    Dann reicht das Geld für 26,4 Jahre. Geht auch noch.

    Aber hey, es gibt ja auch noch die Inflation. Rechnen wir also mal mit der 'gewünschten' Inflation der EZB von 2% p.a.

    Dann reicht das Kapital noch für 20,6 Jahre.


    Ja, dann seid Ihr 92/93. Aber das Kapital wäre dann auch komplett verbraucht! Blöd, wenn man dann noch lebt und einer der Partner in ein Pflegeheim muss.

    Außerdem, wer 'garantiert' Euch für die nächsten 20 Jahre einen festen Zinssatz von 3% p.a. oder eine durchschnittliche Inflationsrate von 'nur' 2% p.a.!?:/


    Um es klar zu sagen: Rein rechnerisch ist Eure gewünschte Entnahmerate schlicht zu hoch um 100%ig sicher zu gehen, dass Euch das Geld nicht im Laufe Eures Lebens doch ausgehen könnte.

    Ich müsst also an der Entnahmerate drehen, damit Euer Kapital sicher ausreicht.


    Andererseits, stehe ich bzw. wir auf dem Standpunkt, dass man nur ein Leben hat und das auch genießen sollte, so lange es geht. Wenn ich so an meine Familie denke, war mit 85+ der Ofen so langsam aus. Sprich die Ausgaben für Freizeitaktivitäten nahmen ab 85 spürbar ab (z.B. Hobbys, Reisen).

    Wir selbst planen daher für unseren Unruhestand auch eine verhältnismäßig hohe Entnahmerate in unseren jüngeren Ruhestandsjahren ein. Da unsere Grundkosten durch unsere Rentenzahlungen abgesichert sind, ist ein Vermögensverbrauch mit 85+ nicht unsere größte Sorge.


    Zum Thema Aktien/ETF möchte ich folgendes anmerken. Ich weiß nicht wie erfahren Ihr in dieser Form der Geldanlage seid. Es gibt die sog. 4% Regel.

    https://guidingdata.com/trinity-studie-4-prozent-regel/

    Demnach kann man aus Portfolio bestehend aus 75% Aktien und 25% Anleihen über einen Zeitraum von 30 Jahren unter Berücksichtigung der Inflation 4% p.a. entnehmen ohne dass die Gefahr besteht, dass das Vermögen aufgezehrt wird.


    Auch hier besteht bei einer von Euch angedachten Entnahmerate von 5% ein beträchtliches Risiko, dass Euer Kapital keine 30 Jahre ausreicht.

    Daraus ergeben sich unsere derzeitigen Überlegungen:

    • Eher nicht den Empfehlungen der lokalen Bank folgen.
    • Eher derzeit keine Sofortrente abschließen.
    • Festgeldkonten (über Weltsparen?) mit unterschiedlichen Zeiten, Anlage von 400.000 (also Absicherung von ca. 15 Jahren),
    • Depot bei einer Direktbank mit nur einem (?) ETF, z.B. MSCI World (oder FTSE ?), Anlage von 200.000 (als Renditebaustein),
    • Tagesgeld 100.000, das Auto ist auch schon 10 Jahre alt.

    oder eventuell die Zinstreppe der GEFA Bank im aktuellen finanztest ?

    Könnte man das in etwa so wie dargestellt realisieren bzw. was sollte beachtet werden?

    Grundsätzlich sind Eure Überlegungen so falsch nicht.

    Aktuell plant Ihr rund 30% in Aktien und 70% in 'sicheren' Geldanlagen anzulegen. Unter Berücksichtigung der o.g. 4%-Regel geht Ihr damit langfristig ein deutlich höheres Pleiterisiko ein.

    Ich würde daher eher zu einer höheren Aktienquote raten. 50/50 oder 60/40 dürfte langfristig deutlich zielführender sein.

    Das nächste Problem dürfte aber Eure fehlende Erfahrung in Geldanlagen sein. Ja, hört sich einfach an, ich investiere mal eben 200.000€ (besser 350.000-450.000€!) in ETF. Nur, wenn man dass noch nie gemacht hat ist das eine ganz andere Nummer!

    Was passiert, wenn morgen der nächste Börsencrash kommt und sich der Depotwert mal eben halbiert? Bleibt Ihr dann ruhig oder verkauft Ihr panisch?:/

    Eine mögliche Strategie für einen Börseneinstieg hat Georg auf seinem Blog einmal vorgestellt:

    https://www.finanzen-erklaert.de/1-sided-glidepath/

    Dann kann man sich langsam an die Aktieninvestition herantasten.


    Noch eine Sache zur Entnahmerate: Die 4% Regel berücksichtigt immer das Worst-Case-Szenario. Es kann natürlich auch Alles ganz anders kommen und in 20 Jahren habt Ihr Eure Aktieninvestition verdreifacht und habt genau so viel Geld wie heute.

    Tja, dann habt Ihre möglicherweise 20 Jahre unter Euren Möglichkeiten gelebt. Das ist das Problem mit einer Geldanlage in Aktien. Die genaue Rendite kennen wir alle erst irgendwann in der Zukunft.

  • Vielleicht wäre ein Auszahlplan etwas? IKB und die BKM bieten so etwas zum Beispiel an.

    Die BKM sogar über 20, 25 oder 30 Jahre mit aktuell interessanten Zinssätzen.

    Die große Frage wäre aber, ob man eine so große Summe bei nur einer Bank / Bausparkasse liegen haben möchte?

  • Was ist an den gezeigten Zinssätzen interessant?

    ... sehe ich auch so. Solche 'Buden' kriegen von mir keinen einzigen Cent ;)

    Fühl dich frei vergleichbare (bessere) "sichere" Angebote zu posten.

    deutsche Bundesanleigen bringen bei der Laufzeit < 2,4% soweit ich das die letzen Wochen verfolgt habe.


    Ich habe aber definitiv vergessen zu erwähnen, dass es mir um den Teil des "sicher" angelegten Geldes ging.

  • nix wissen ;)

    erst mal Glühstrumpf zur mMn recht komfortablen Lage im Alter. Grundsätzlich sollte man Empfehlungen zur Geldanlage erst dann kommunizieren, wenn die sog. Gesamtsituation halbwegs bekannt ist. Entscheidungen sollten ebenfalls auf dieser Grundlage getroffen werden, ergänzt um das Bauchgefühl...
    ...

    Aus meiner bescheidenen Sicht gehören die Ideen mit Fetzgeldern in dem von euch angedachten Umfang in die Tonne. Zinsbuden würde ich schon erst recht nicht über solche 'Geschwüre' wie die genannten Anbieter wählen.

    ...

    Befasst euch doch mal lieber mit dem Thema von individuell gestalteten (und veränderbaren) Entnahmeplänen!

    Ich würde die 'Rente' für 3 bis 5 Jahre (inkl. Rentensteigerung) Cash vorhalten; für ein Jahr auf einem laufenden Konto ..., den Rest durchaus auf Felstgeldkonten mit unterschiedlichen Anlagezeiträumen.

    Hm. "Fetzgelder" soll der OP in die Tonne treten, dafür eher "Felstgeldkonten" wählen.


    Was sagt mir das jetzt?


    Die Leute hier sind allgemein mächtig verliebt in Festgelder -- und dann wedeln sie noch mit dem hochgeschätzten Gerd Kommer herum, der schreibt: "Die meisten Leute haben nicht auf dem Schirm, daß Girokonten und Festgelder völlig unbesicherte Kredite an die jeweilige Bank sind."


    Jedes Festgeld hat den entscheidenden Nachteil, daß es eben fest ist. Kaufe ich eine normale Rente mit 4 Jahren Restlaufzeit, und ich komme in Not, so habe ich eine Chance, das Papier zu verkaufen. Selbst wenn der Kurs dann schlecht sein sollte, habe ich wenigstens einen Großteil meines Geldes zurück, wenn ich es brauche. Habe ich hingegen ein 4jähriges Festgeld abgeschlossen, habe ich diese Chance nicht. Das Festgeld ist der Rente gegenüber also die schlechtere Alternative. Habe ich dann als Anleger wenigstens beim Zins einen Vorteil? Nein, habe ich nicht, das Festgeld bringt gleichviel Zins oder gar weniger als die Rente. Ich würde nie ein Festgeld abschließen. Never ever. Wenn ich meine, daß ich etwas Rentenähnliches im Portfolio haben müßte, würde ich genau das kaufen: Eine Rente, aber mit Sicherheit kein Festgeld.


    Wir sprechen hier von einer Anlagesumme von 700 Mille. Die Einlagensicherung beträgt 100 Mille. Wenn die eine Bank, bei der der gute Deutsche natürlich komplett all seine Anlagen hält (Klumpenrisiko!), die Beine von sich streckt, bleiben bestenfalls 100 Mille übrig.


    Vom Streuen ist noch kein Anleger gestorben.


    Je nach Gefühl mag der OP einen oder mehrere Jahresverbräuche auf einem Tagesgeldkonto halten. Beim angedachten Jahresbedarf von 35.000 könnte man über 100.000 Tagesgeld als Barreserve reden. Ich persönlich würde das knapper halten, aber es ist schließlich genügend Geld da.


    Was hat der OP denn bisher an Anlagestrategie verfolgt? War das Haus sein einziger großer Vermögenswert? Wer sein Lebtag allenfalls Renten gekauft hat, mag das auch weiter tun, sinnvollerweise in der Laufzeit gestaffelt, (Rest-)Laufzeit maximal 10 Jahre. Wenn etwas fällig wird und man braucht das Geld nicht, verlängert man das rollierend. Man könnte auch einen Rentenfonds kaufen, dann braucht man sich um die Verlängerung nicht zu kümmern. Ich würde natürlich allenfalls einen Renten-ETF wählen, weil ich dem Bankmenschen seine Provision nicht schenken möchte.


    Ich als alter Aktienanleger hätte vermutlich kein Problem damit, z.B. die Hälfte des Betrages in einen konservativen MSCI-World-ETF zu stecken, weil ich hoffe, daß der in den nächsten 20 Jahren besser läuft als irgendwelche Renten. Auf der anderen Seite braucht der OP das Geld vermutlich überhaupt nicht. Es ist egal, wenn das Vermögen wenig oder keinen Ertrag bringt (Wenn er es in Renten anlegt, ist meines Erachtens eine real negative Rendite fast garantiert). Es wäre aber vermutlich auch egal, wenn ein Aktiencrash die Hälfte des Wertes eines Aktien-ETFs vernichtet, weil die andere Hälfte immer noch da wäre.


    Aber ok: Wir reden hier alle nur ins Blaue hinein. Für eine seriöse Anlageberatung muß einiges mehr auf den Tisch.


    Was steht eigentlich dagegen, sich von einem unabhängigen Profi beraten kostenpflichtig zu lassen? Das mag einen Tausender kosten oder zwei, aber dafür hat man eine Einschätzung eines Dienstleisters, den man offen selbst bezahlt hat. Wenn man zum Bank"berater" geht, verkauft der einem Sachen, in denen sicherlich mehr Provision steckt.


    Ich würde das Geld für den Honorarberater natürlich nicht ausgeben, aber für mich ist Geldanlage ja seit langen Jahren mein Hobby. :)

  • Hm. "Fetzgelder" soll der OP in die Tonne treten, dafür eher "Felstgeldkonten" wählen.

    Moin Achim,


    den Begriff "Fetzgeld" nehme ich, weil es in diesem Bereich schon einige Male gefetzt hat... und ich mich des Öfteren schon mit Leuten verbal gefetzt habe, weil sie - leider - nicht in Realzinsen denken wollen.

    Das mit "Felstgeld" war ein Schoibfehler.


    Zum Thead... wir denken da ähnlich. Mein Hinweis mit den Ideen für Festgeldern für die Tonne zu treten, war auf den angedachten Umfang und die ins Spiel gebrachten Mitspieler bezogen. Was ich in diesem Zusammenhang nicht in die Birne bekomme, ist die Neigung Geld anlegen zu wollen, ohne sich weiter darum kümmern zu müssen. Selbst wann 'man' 100k in Termingelder packt und dafür pro Jahr 'nur' zwischen 2 und 3k an Brutto-Zinserträgen bekommt, dann darf man sich mMn sehr aufgeschlossen um die Öcken kümmern. Wie lange muss ein Arbeitnehmer für 2k arbeiten? Ein Ren(n)tier müss ggfs über einen Monat lang auf die nächsten 1 bis 2k warten, oder etwa nicht? Und für 2 bis 3k setzte sogar ich mich ein paar Stunden mit der Geschichte auseinander...


    Also... in diesem Sinne...


    Schöne viele bunte Eier!

  • den Begriff "Fetzgeld" nehme ich, weil es in diesem Bereich schon einige Male gefetzt hat... und ich mich des Öfteren schon mit Leuten verbal gefetzt habe, weil sie - leider - nicht in Realzinsen denken wollen.


    Zum Thread... wir denken da ähnlich.

    Was ich in diesem Zusammenhang nicht in die Birne bekomme, ist die Neigung, Geld anlegen zu wollen, ohne sich weiter darum kümmern zu müssen.

    :) Ich ziehe es ja vor, reich und gesund zu sein. Das ist jedenfalls besser als arm und krank.


    Und was die Geldanlage anlangt, soll es superst sicher sein - aber natürlich muß "mein Geld" auch eine möglichst hohe Rendite abwerfen!


    Das mit dem "Fetzgeld" ist ein schönes Wortspiel. Muß ich eingestehen, habe ich nicht mitbekommen. Ist aber gut.


    Klar: Ein bißchen sollte man sich um sein Geld schon kümmern, da sind wir auf der gleichen Linie. Ich kann mir auch nichts anderes vorstellen, daß ein Mensch, der sich ein Haus gebaut/gekauft und es in Jahrzehnten entschuldet hat, nicht auch zumindest eine grobe Ahnung von der Geldanlage hat. Ich hätte in gleicher Situation jedenfalls nachgedacht, was ich mache, wenn die Schublade nach dem Hausverkauf plötzlich voller Geldscheine ist.